Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Drittes Vierteljahr.Mit dem Kaiser auf Reisen Am nächsten Morgen (15. Juli) gegen 3 Uhr früh erhob sich Wind, und eine Am nächsten Morgen (17. Juli) wurde Kap Statlanded umschifft. Das Mit dem Kaiser auf Reisen Am nächsten Morgen (15. Juli) gegen 3 Uhr früh erhob sich Wind, und eine Am nächsten Morgen (17. Juli) wurde Kap Statlanded umschifft. Das <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0085" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/326255"/> <fw type="header" place="top"> Mit dem Kaiser auf Reisen</fw><lb/> <p xml:id="ID_354" prev="#ID_353"> Am nächsten Morgen (15. Juli) gegen 3 Uhr früh erhob sich Wind, und eine<lb/> starke Dünung aus Nordost brachte das Schiff in ziemlich lebhafte Bewegung.<lb/> Gegen 2 Uhr nachmittags kam die norwegische Küste in Sicht, und die Be¬<lb/> wegung des Schiffes wurde allmählich milder. Gegen 7 Uhr abends kam<lb/> die „Hohenzollern" in die Schären und damit in ruhiges Fahrwasser.<lb/> Bei Kobbervik wurde ein dänisches Kriegsschiff passiert, welches die Kaiser¬<lb/> standarte salutierte. Die Fahrt ging nun durch den romantischen, teilweise<lb/> sehr engen Haugesund. Lebhaft tauchten hier die Erinnerungen an die beiden<lb/> vorhergehenden Nordlandreisen auf in der ersten hellen norwegischen Nacht.<lb/> Das Wetter war außergewöhnlich günstig, die Beleuchtung prachtvoll und die<lb/> Temperatur eine ungemein hohe. Um 10 Uhr abends wurde der 60. Breiten¬<lb/> grad passiert, ein für die Seeoffiziere immer interessanter Moment, da erst von<lb/> hier ab für den Seemann das eigentliche Ausland anfängt und daher die für<lb/> dieses bestimmten Diäten bezahlt werden. Gegen 1 Uhr nachts (Morgen des<lb/> 16. Juli) wurde Bergen erreicht, wo die „Hohenzollern" vor Anker ging. Hier<lb/> kamen die noch fehlenden Gäste Sr. Majestät an Bord, der Reisende Dr. Güß-<lb/> feldt, welcher das ganze Programm für die Nordlandsreise auch dieses Jahr<lb/> wieder entworfen hat und der bekannte und beliebte Marinemaler Dr. Hermann<lb/> Saltzmann. Früh traf der Kabinettskurier Leutnant Caspar ein. und Se. Majestät<lb/> nahm im Laufe des Vormittags die Vorträge des Chefs des Militär- und<lb/> Marinekabinetts sowie des Vertreters des Auswärtigen Amts entgegen. Vor<lb/> der Mittagsmahlzeit, welche an Bord stets um 1 Uhr stattfindet, unternahm<lb/> Se. Majestät mit der Dampfpinasse der „Hohenzollern" eine Rundfahrt im<lb/> Hafen um die verschiedenen dort liegenden Jachten. Nachmittags arbeitete Se.<lb/> Majestät noch längere Zeit für die abends abgehende Kurierexpedition. Um<lb/> V26 Uhr begab sich Se. Majestät an Bord, um nach dem landeinwärts, an<lb/> wundervollem Aussichtspunkt gelegenen Landsitz des Konsuls Mohr, eines der<lb/> größten Getreidehändler Norwegens, zu fahren. Im Kreise der Familie des<lb/> Konsuls verblieb Se. Majestät und ein Teil des Gefolges etwa dreiviertel<lb/> Stunden, um dann an Bord der „Hohenzollern" zurückzukehren. Bald nach<lb/> Rückkehr Sr. Majestät ging die „Hohenzollern", gefolgt von der „Prinzeß<lb/> Wilhelm" in See. um zunächst nach Torghatten zu fahren. In der Nacht<lb/> verließ übrigens die „Prinzeß Wilhelm" die „Hohenzollern", da sie ihres<lb/> größeren Tiefgangs wegen derselben nicht durch die Schären folgen konnte und<lb/> ihren Weg außen herum durch das offene Meer nehmen mußte. Dies kam<lb/> auch in der Folge bei weiterem Verlauf der Reise noch öfters vor. Den herr¬<lb/> lichen Abend verbrachte Se. Majestät an Deck, sich ganz den Eindrücken der<lb/> herrlichen Landschaft hingebend.</p><lb/> <p xml:id="ID_355" next="#ID_356"> Am nächsten Morgen (17. Juli) wurde Kap Statlanded umschifft. Das<lb/> Wetter war wieder auffallend warm und schwül, die Temperatur stieg bis auf<lb/> 21 Grad c. Die Fahrt ging nun an den aus früheren Reisen bekannten<lb/> Fjords vorüber, vorbei an Christmnsund und an Trondjem fort. Es mußten</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0085]
Mit dem Kaiser auf Reisen
Am nächsten Morgen (15. Juli) gegen 3 Uhr früh erhob sich Wind, und eine
starke Dünung aus Nordost brachte das Schiff in ziemlich lebhafte Bewegung.
Gegen 2 Uhr nachmittags kam die norwegische Küste in Sicht, und die Be¬
wegung des Schiffes wurde allmählich milder. Gegen 7 Uhr abends kam
die „Hohenzollern" in die Schären und damit in ruhiges Fahrwasser.
Bei Kobbervik wurde ein dänisches Kriegsschiff passiert, welches die Kaiser¬
standarte salutierte. Die Fahrt ging nun durch den romantischen, teilweise
sehr engen Haugesund. Lebhaft tauchten hier die Erinnerungen an die beiden
vorhergehenden Nordlandreisen auf in der ersten hellen norwegischen Nacht.
Das Wetter war außergewöhnlich günstig, die Beleuchtung prachtvoll und die
Temperatur eine ungemein hohe. Um 10 Uhr abends wurde der 60. Breiten¬
grad passiert, ein für die Seeoffiziere immer interessanter Moment, da erst von
hier ab für den Seemann das eigentliche Ausland anfängt und daher die für
dieses bestimmten Diäten bezahlt werden. Gegen 1 Uhr nachts (Morgen des
16. Juli) wurde Bergen erreicht, wo die „Hohenzollern" vor Anker ging. Hier
kamen die noch fehlenden Gäste Sr. Majestät an Bord, der Reisende Dr. Güß-
feldt, welcher das ganze Programm für die Nordlandsreise auch dieses Jahr
wieder entworfen hat und der bekannte und beliebte Marinemaler Dr. Hermann
Saltzmann. Früh traf der Kabinettskurier Leutnant Caspar ein. und Se. Majestät
nahm im Laufe des Vormittags die Vorträge des Chefs des Militär- und
Marinekabinetts sowie des Vertreters des Auswärtigen Amts entgegen. Vor
der Mittagsmahlzeit, welche an Bord stets um 1 Uhr stattfindet, unternahm
Se. Majestät mit der Dampfpinasse der „Hohenzollern" eine Rundfahrt im
Hafen um die verschiedenen dort liegenden Jachten. Nachmittags arbeitete Se.
Majestät noch längere Zeit für die abends abgehende Kurierexpedition. Um
V26 Uhr begab sich Se. Majestät an Bord, um nach dem landeinwärts, an
wundervollem Aussichtspunkt gelegenen Landsitz des Konsuls Mohr, eines der
größten Getreidehändler Norwegens, zu fahren. Im Kreise der Familie des
Konsuls verblieb Se. Majestät und ein Teil des Gefolges etwa dreiviertel
Stunden, um dann an Bord der „Hohenzollern" zurückzukehren. Bald nach
Rückkehr Sr. Majestät ging die „Hohenzollern", gefolgt von der „Prinzeß
Wilhelm" in See. um zunächst nach Torghatten zu fahren. In der Nacht
verließ übrigens die „Prinzeß Wilhelm" die „Hohenzollern", da sie ihres
größeren Tiefgangs wegen derselben nicht durch die Schären folgen konnte und
ihren Weg außen herum durch das offene Meer nehmen mußte. Dies kam
auch in der Folge bei weiterem Verlauf der Reise noch öfters vor. Den herr¬
lichen Abend verbrachte Se. Majestät an Deck, sich ganz den Eindrücken der
herrlichen Landschaft hingebend.
Am nächsten Morgen (17. Juli) wurde Kap Statlanded umschifft. Das
Wetter war wieder auffallend warm und schwül, die Temperatur stieg bis auf
21 Grad c. Die Fahrt ging nun an den aus früheren Reisen bekannten
Fjords vorüber, vorbei an Christmnsund und an Trondjem fort. Es mußten
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |