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Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Drittes Vierteljahr.

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Briefe und Memoiren

"Die große Seele Deutschlands, die viele Menschenalter hindurch wie ein
Gespenst in der Weltgeschichte umging, hat endlich wieder einen Körper gefunden,
gewaltig wie sie selbst. Die blinkende Helmspitze der Germania ist sichtbar von
allen Punkten des Erdballs, und ein Gefühl, welches der Deutsche lange nicht
gekannt, durchströmt jetzt jede deutsche Brust in allen Landen: das stolze freudige
Gefühl das Kind einer großen Nation zu sein . . . Möge es eine edle Frucht
tragen. Möge es im Herzen eines jeden Deutschen nicht das Strohfeuer eitler,
knabenhafter Überhebung entzünden, sondern das ernste Bewußtsein unserer
Pflicht, uns der großen Mutter würdig zu zeigen.

. . . Zeigen wir denn, daß wir als intelligente, überzeugungstreue und
tatkräftige Werkleute bei dem Ausbau eines freien und sittlichen Staatslebens
mitzuarbeiten verstehen. Und wenn ich jetzt auf die Bewegung blicke, die sich
in allen Kreisen des Deutschtums geltend macht.... so wird mir täglich klarer,
daß die Masse der deutschen Bürger bereits im Geiste in die Reihen derer
getreten ist, welche die Wahrheit ehrlich zu erkennen streben und nach bester
Erkenntnis handeln wollen.

Die große Mehrheit der Deutschen hat ja ohnehin der sogenannten praktischen
Politik, d. h. der selbstsüchtigen Ausbeutung der von einer Partei gewonnenen
Vorteile immer ferner gestanden. . . . Der gewissenhafte, unabhängige Geist lebt
in ihnen; geben Sie ihm die Tatkraft, die ihn fruchtbar macht.

. . . Ich sage auch nicht: Folgt mir! Glaubt blindlings meinen Worten!
Aber ich sage euch: Folgt niemandem blindlings! Vertraut nicht, sondern
denkt! Schafft euch in dem Widerstreit der Meinungen mit gewissenhafter Sorge
die eigene Überzeugung! Wenn ihr aber diese Überzeugung gewonnen habt,
so fordere ich von euch, habt auch den Mut. als freie Männer danach zu handeln.
Nicht daß wir alle immer gleich denken und handeln, sondern daß wir alle
immer ehrlich denken und handeln, wird uns einen segensreichen Einfluß auf
die Geschicke dieses Landes geben."




Briefe und Memoiren

„Die große Seele Deutschlands, die viele Menschenalter hindurch wie ein
Gespenst in der Weltgeschichte umging, hat endlich wieder einen Körper gefunden,
gewaltig wie sie selbst. Die blinkende Helmspitze der Germania ist sichtbar von
allen Punkten des Erdballs, und ein Gefühl, welches der Deutsche lange nicht
gekannt, durchströmt jetzt jede deutsche Brust in allen Landen: das stolze freudige
Gefühl das Kind einer großen Nation zu sein . . . Möge es eine edle Frucht
tragen. Möge es im Herzen eines jeden Deutschen nicht das Strohfeuer eitler,
knabenhafter Überhebung entzünden, sondern das ernste Bewußtsein unserer
Pflicht, uns der großen Mutter würdig zu zeigen.

. . . Zeigen wir denn, daß wir als intelligente, überzeugungstreue und
tatkräftige Werkleute bei dem Ausbau eines freien und sittlichen Staatslebens
mitzuarbeiten verstehen. Und wenn ich jetzt auf die Bewegung blicke, die sich
in allen Kreisen des Deutschtums geltend macht.... so wird mir täglich klarer,
daß die Masse der deutschen Bürger bereits im Geiste in die Reihen derer
getreten ist, welche die Wahrheit ehrlich zu erkennen streben und nach bester
Erkenntnis handeln wollen.

Die große Mehrheit der Deutschen hat ja ohnehin der sogenannten praktischen
Politik, d. h. der selbstsüchtigen Ausbeutung der von einer Partei gewonnenen
Vorteile immer ferner gestanden. . . . Der gewissenhafte, unabhängige Geist lebt
in ihnen; geben Sie ihm die Tatkraft, die ihn fruchtbar macht.

. . . Ich sage auch nicht: Folgt mir! Glaubt blindlings meinen Worten!
Aber ich sage euch: Folgt niemandem blindlings! Vertraut nicht, sondern
denkt! Schafft euch in dem Widerstreit der Meinungen mit gewissenhafter Sorge
die eigene Überzeugung! Wenn ihr aber diese Überzeugung gewonnen habt,
so fordere ich von euch, habt auch den Mut. als freie Männer danach zu handeln.
Nicht daß wir alle immer gleich denken und handeln, sondern daß wir alle
immer ehrlich denken und handeln, wird uns einen segensreichen Einfluß auf
die Geschicke dieses Landes geben."




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[0585] Briefe und Memoiren „Die große Seele Deutschlands, die viele Menschenalter hindurch wie ein Gespenst in der Weltgeschichte umging, hat endlich wieder einen Körper gefunden, gewaltig wie sie selbst. Die blinkende Helmspitze der Germania ist sichtbar von allen Punkten des Erdballs, und ein Gefühl, welches der Deutsche lange nicht gekannt, durchströmt jetzt jede deutsche Brust in allen Landen: das stolze freudige Gefühl das Kind einer großen Nation zu sein . . . Möge es eine edle Frucht tragen. Möge es im Herzen eines jeden Deutschen nicht das Strohfeuer eitler, knabenhafter Überhebung entzünden, sondern das ernste Bewußtsein unserer Pflicht, uns der großen Mutter würdig zu zeigen. . . . Zeigen wir denn, daß wir als intelligente, überzeugungstreue und tatkräftige Werkleute bei dem Ausbau eines freien und sittlichen Staatslebens mitzuarbeiten verstehen. Und wenn ich jetzt auf die Bewegung blicke, die sich in allen Kreisen des Deutschtums geltend macht.... so wird mir täglich klarer, daß die Masse der deutschen Bürger bereits im Geiste in die Reihen derer getreten ist, welche die Wahrheit ehrlich zu erkennen streben und nach bester Erkenntnis handeln wollen. Die große Mehrheit der Deutschen hat ja ohnehin der sogenannten praktischen Politik, d. h. der selbstsüchtigen Ausbeutung der von einer Partei gewonnenen Vorteile immer ferner gestanden. . . . Der gewissenhafte, unabhängige Geist lebt in ihnen; geben Sie ihm die Tatkraft, die ihn fruchtbar macht. . . . Ich sage auch nicht: Folgt mir! Glaubt blindlings meinen Worten! Aber ich sage euch: Folgt niemandem blindlings! Vertraut nicht, sondern denkt! Schafft euch in dem Widerstreit der Meinungen mit gewissenhafter Sorge die eigene Überzeugung! Wenn ihr aber diese Überzeugung gewonnen habt, so fordere ich von euch, habt auch den Mut. als freie Männer danach zu handeln. Nicht daß wir alle immer gleich denken und handeln, sondern daß wir alle immer ehrlich denken und handeln, wird uns einen segensreichen Einfluß auf die Geschicke dieses Landes geben."

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_326169/585>, abgerufen am 28.12.2024.