Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Drittes Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches [Beginn Spaltensatz] Beihilfe bedarf. Auch liegt die Gefahr einer Zwei Organisationen werden als möglich Wesentlich weiter geht der Lieblingsplan Freilich, manche Schwierigkeiten werden Hörerrechte und keiner Anrechnung der an der DieLebensfähigkcit einer solchen in Deutsch¬ Unter oft nicht unwesentlicher Abänderung Die Universität besteht aus fünf Fakul¬ Auch die für eine Universität notwendigen Maßgebliches und Unmaßgebliches [Beginn Spaltensatz] Beihilfe bedarf. Auch liegt die Gefahr einer Zwei Organisationen werden als möglich Wesentlich weiter geht der Lieblingsplan Freilich, manche Schwierigkeiten werden Hörerrechte und keiner Anrechnung der an der DieLebensfähigkcit einer solchen in Deutsch¬ Unter oft nicht unwesentlicher Abänderung Die Universität besteht aus fünf Fakul¬ Auch die für eine Universität notwendigen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0056" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/326226"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <cb type="start"/> <p xml:id="ID_204" prev="#ID_203"> Beihilfe bedarf. Auch liegt die Gefahr einer<lb/> Abwanderung Leipziger Studenten nach<lb/> Dresden nahe. Zwei Faktoren, die nicht<lb/> ohne weiteres zu übergehen sind. Zunächst<lb/> hat sich der sächsische Staat offenbar noch<lb/> keineswegs allzu wohlwollend zu dem Pro¬<lb/> blem gestellt. Aufgabe der Stadt war es<lb/> daher, die Bedenken zu zerstreuen und der<lb/> Regierung ein Projekt zu unterbreiten,<lb/> das unter Vermeidung allzu hoher Kosten<lb/> sich auf der bereits bestehenden Hochschul¬<lb/> einrichtung aufbaute.</p> <p xml:id="ID_205"> Zwei Organisationen werden als möglich<lb/> hingestellt. Bei beiden sind die in Dresden vor¬<lb/> handenen Hochschulen und Institute (die Tech¬<lb/> nische und die TierärztlicheHochschulen mit ihren<lb/> JnstitutenundLehrkräften,die„Gehe-Stiftung",<lb/> das geplante Hygienemuseum und womöglich<lb/> auch die Königlichen Sammlungen für Kunst<lb/> und Wissenschaft) den Zwecken der Universität<lb/> dienstbar zu machen. Der eine gangbare<lb/> Weg nun ist der, daß neben der Technischen<lb/> Hochschule die Universität Dresden (unter<lb/> Angliederung der Tierärztlichen Hochschule<lb/> an die medizinische Fakultät) als selbständige<lb/> Hochschule errichtet würde. Diese Selbstän¬<lb/> digkeit wäre aber eigentlich als eine nur<lb/> äußerliche zu denken. Im Innern solle eine<lb/> enge Beziehung zwischen beiden Anstalten<lb/> statutarisch festgelegt werden. Die Studenten<lb/> beider Hochschulen sollten zum Hören der<lb/> Vorlesungen auch der Schwesteranstalt be¬<lb/> rechtigt sein, und die Zusammensetzung des<lb/> Lehrkörpers solle sich soweit ergänzen, daß<lb/> dasselbe Fach nicht an beiden Anstalten über¬<lb/> einstimmend vertreten sei. Die Verschieden¬<lb/> heit der Senats- und Prüfungskommissions¬<lb/> einrichtungen lassen diesen» Wege jedoch starke<lb/> Bedenken entgegentreten.</p> <p xml:id="ID_206"> Wesentlich weiter geht der Lieblingsplan<lb/> des Dresdener Oberbürgermeisters, der Plan<lb/> einer Gesanituniversität (universitss littsra-<lb/> rum et srtium). Schon ein Blick auf dies<lb/> Projekt zeigt uns deutlich das amerikanische<lb/> Vorbild, nach dem in Dresden eine Reform<lb/> der deutschen Universität geplant wird. Auf<lb/> die ernsten Bedenken, die sich hiergegen er¬<lb/> heben, komme ich später zurück.</p> <p xml:id="ID_207" next="#ID_208"> Freilich, manche Schwierigkeiten werden<lb/> gehoben, denen wir auf dem eben erörterten<lb/> Wege begegnen: es bedarf keiner fingierten</p> <cb/><lb/> <p xml:id="ID_208" prev="#ID_207"> Hörerrechte und keiner Anrechnung der an der<lb/> Schwesteranstalt gehörten Vorlesungen. Auch<lb/> die Berücksichtigung der Interessen dieser<lb/> Schwesteranstalt braucht nicht statutarisch fest¬<lb/> gelegt, die Teilnahme von Professoren der<lb/> einen Anstalt an Prüfungen der anderen nicht<lb/> vorbehalten zu werden. Die Gesamtuniver¬<lb/> sität ist eben eine einheitliche Anstalt.</p> <p xml:id="ID_209"> DieLebensfähigkcit einer solchen in Deutsch¬<lb/> land bisher unbekannten Gesamtuniversität<lb/> würde dadurch bedingt sein, daß die bisher<lb/> bei uns bestehenden Sonderhochschulen die an<lb/> ihr bestandenen Prüfungen und die von ihr<lb/> verliehenen Grade anerkennen.</p> <p xml:id="ID_210"> Unter oft nicht unwesentlicher Abänderung<lb/> der bei den meisten deutschen Universitäten<lb/> bestehenden Fakullätseinrichtungen ist die Ge-<lb/> samtuniversität folgendermaßen geplant:</p> <p xml:id="ID_211"> Die Universität besteht aus fünf Fakul¬<lb/> täten: 1. der rechts- und staatswissenschaft¬<lb/> licher, 2. der medizinischen mit der veterinär¬<lb/> medizinischen Sektion, 3. der Philosophischen,<lb/> 4. der naturwissenschaftlichen und 5. der tech¬<lb/> nischen Fakultät, die sich wiederum gliedert<lb/> in die Hochbau-, die Ingenieur-, die mecha¬<lb/> nische und die chemische Abteilung. Auf die<lb/> Einzelheiten der Zusammensetzung hier ein¬<lb/> zugehen, würde zu weit führen. Die Leitung<lb/> liegt nach Universitätsbrauch in den Händen<lb/> eines Rektors Magnifikus, dem ein aus Ab¬<lb/> geordneten der Fakultäten zusammengesetzter<lb/> Senat zur Seite steht. Die Leitung der ein¬<lb/> zelnen Fakultäten steht bei den gewählten De¬<lb/> kanen (der Dekan der technischen Fakultät hat<lb/> noch einen aus Delegierten der einzelnen Ab¬<lb/> teilungen gebildeten Fakultätssenat zur Seite).<lb/> Auch die Rechte der Extraordinarien, die ein<lb/> selbständiges Fach vertreten, sollen an dieser<lb/> Universität die ihnen zukommende Erweiterung<lb/> erfahren, die Prüfungsgeld- und die Kolleg¬<lb/> honorarfragen, die solange schon brennend sind,<lb/> sollen einer verständigen Reform unterzogen<lb/> werden.</p> <p xml:id="ID_212" next="#ID_213"> Auch die für eine Universität notwendigen<lb/> Institute würden sich an bereits bestehende<lb/> Einrichtungen anschließen können; das gilt vor<lb/> allem für die Universitätsbibliothek, für die<lb/> in der Bibliothek der Gehe-Stiftung ein sehr<lb/> Wertvoller Grundstock vorhanden ist, der na-<lb/> türlichnach den verschiedensten Richtungen völlig<lb/> ausgebaut werden müßte, und für die uedl-</p> <cb type="end"/><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0056]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
Beihilfe bedarf. Auch liegt die Gefahr einer
Abwanderung Leipziger Studenten nach
Dresden nahe. Zwei Faktoren, die nicht
ohne weiteres zu übergehen sind. Zunächst
hat sich der sächsische Staat offenbar noch
keineswegs allzu wohlwollend zu dem Pro¬
blem gestellt. Aufgabe der Stadt war es
daher, die Bedenken zu zerstreuen und der
Regierung ein Projekt zu unterbreiten,
das unter Vermeidung allzu hoher Kosten
sich auf der bereits bestehenden Hochschul¬
einrichtung aufbaute.
Zwei Organisationen werden als möglich
hingestellt. Bei beiden sind die in Dresden vor¬
handenen Hochschulen und Institute (die Tech¬
nische und die TierärztlicheHochschulen mit ihren
JnstitutenundLehrkräften,die„Gehe-Stiftung",
das geplante Hygienemuseum und womöglich
auch die Königlichen Sammlungen für Kunst
und Wissenschaft) den Zwecken der Universität
dienstbar zu machen. Der eine gangbare
Weg nun ist der, daß neben der Technischen
Hochschule die Universität Dresden (unter
Angliederung der Tierärztlichen Hochschule
an die medizinische Fakultät) als selbständige
Hochschule errichtet würde. Diese Selbstän¬
digkeit wäre aber eigentlich als eine nur
äußerliche zu denken. Im Innern solle eine
enge Beziehung zwischen beiden Anstalten
statutarisch festgelegt werden. Die Studenten
beider Hochschulen sollten zum Hören der
Vorlesungen auch der Schwesteranstalt be¬
rechtigt sein, und die Zusammensetzung des
Lehrkörpers solle sich soweit ergänzen, daß
dasselbe Fach nicht an beiden Anstalten über¬
einstimmend vertreten sei. Die Verschieden¬
heit der Senats- und Prüfungskommissions¬
einrichtungen lassen diesen» Wege jedoch starke
Bedenken entgegentreten.
Wesentlich weiter geht der Lieblingsplan
des Dresdener Oberbürgermeisters, der Plan
einer Gesanituniversität (universitss littsra-
rum et srtium). Schon ein Blick auf dies
Projekt zeigt uns deutlich das amerikanische
Vorbild, nach dem in Dresden eine Reform
der deutschen Universität geplant wird. Auf
die ernsten Bedenken, die sich hiergegen er¬
heben, komme ich später zurück.
Freilich, manche Schwierigkeiten werden
gehoben, denen wir auf dem eben erörterten
Wege begegnen: es bedarf keiner fingierten
Hörerrechte und keiner Anrechnung der an der
Schwesteranstalt gehörten Vorlesungen. Auch
die Berücksichtigung der Interessen dieser
Schwesteranstalt braucht nicht statutarisch fest¬
gelegt, die Teilnahme von Professoren der
einen Anstalt an Prüfungen der anderen nicht
vorbehalten zu werden. Die Gesamtuniver¬
sität ist eben eine einheitliche Anstalt.
DieLebensfähigkcit einer solchen in Deutsch¬
land bisher unbekannten Gesamtuniversität
würde dadurch bedingt sein, daß die bisher
bei uns bestehenden Sonderhochschulen die an
ihr bestandenen Prüfungen und die von ihr
verliehenen Grade anerkennen.
Unter oft nicht unwesentlicher Abänderung
der bei den meisten deutschen Universitäten
bestehenden Fakullätseinrichtungen ist die Ge-
samtuniversität folgendermaßen geplant:
Die Universität besteht aus fünf Fakul¬
täten: 1. der rechts- und staatswissenschaft¬
licher, 2. der medizinischen mit der veterinär¬
medizinischen Sektion, 3. der Philosophischen,
4. der naturwissenschaftlichen und 5. der tech¬
nischen Fakultät, die sich wiederum gliedert
in die Hochbau-, die Ingenieur-, die mecha¬
nische und die chemische Abteilung. Auf die
Einzelheiten der Zusammensetzung hier ein¬
zugehen, würde zu weit führen. Die Leitung
liegt nach Universitätsbrauch in den Händen
eines Rektors Magnifikus, dem ein aus Ab¬
geordneten der Fakultäten zusammengesetzter
Senat zur Seite steht. Die Leitung der ein¬
zelnen Fakultäten steht bei den gewählten De¬
kanen (der Dekan der technischen Fakultät hat
noch einen aus Delegierten der einzelnen Ab¬
teilungen gebildeten Fakultätssenat zur Seite).
Auch die Rechte der Extraordinarien, die ein
selbständiges Fach vertreten, sollen an dieser
Universität die ihnen zukommende Erweiterung
erfahren, die Prüfungsgeld- und die Kolleg¬
honorarfragen, die solange schon brennend sind,
sollen einer verständigen Reform unterzogen
werden.
Auch die für eine Universität notwendigen
Institute würden sich an bereits bestehende
Einrichtungen anschließen können; das gilt vor
allem für die Universitätsbibliothek, für die
in der Bibliothek der Gehe-Stiftung ein sehr
Wertvoller Grundstock vorhanden ist, der na-
türlichnach den verschiedensten Richtungen völlig
ausgebaut werden müßte, und für die uedl-
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