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Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

[Beginn Spaltensatz]

Leser nicht langer mit der vollen Wucht dieses
Springguells bearbeiten.

Prof. Süntel irrt gewaltig, wenn er
meint, daß seine Vorschläge für zu "idealistisch"
gehalten werden könnten; sie sind das gerade
Gegenteil davon: denn sie verwechseln Wissen
des Stoffes mit Bildung. Hier wird das
schon längst bekämpfte Dogma von der Auf¬
rechterhaltung der Lehrziele bis zum Zer¬
springen überspannt.

Die Bezeichnung der Lehrer als "Dilet¬
tanten" ist nicht übel, ich nehme sie an, nur
lege ich in dieses Wort ungefähr alles das
hinein, was die oben angeführten Aussprüche
besagen.

Daß aber unsere Kandidaten zu "welt¬
fremd" seien, dieser Vorwurf ist nur noch zu
einem Teile berechtigt, wir haben deren genug,

[Spaltenumbruch]

die schon recht "weitläufig" sind und rechte
"Unterrichtsbeamte" zu werden versprechen.
Daß dagegen Pädagogisch interessierte, er¬
fahrene Männer aus allen Berufen sich an
der Erziehung unseres Nachwuchses durch Vor¬
träge beteiligen, ist mit großer Freude zu be¬
grüßen, zuerst ist es meines Wissens am
Lüneburger Johanneum geschehen. Ein "Auf¬
erlegen" eines Unterrichtsjahres würde aber
niemand befriedigen, ganz abgesehen von der
Unausführbarkeit dieses "wirklich "Phantasti¬
schen" Vorschlages, der im landläufigen Sinne
dilettantisch genannt werden könnte.

Hermann Schnrig [Ende Spaltensatz]


Nachdruck sämtlicher Aufsätze nur mit ausdrücklicher Erlaubnis des Verlag." gestattet.
WeranlworMch: der Herausgeber George Cleinow in Berlin-Schöneberg. -- Manusrr>pese"d"ngen und Vri-se
werden erbeten unter der Adresse:
An den Herausgeber der Grenzbotr" in Berlin-Frieden"", Hedwiaftr. 1".
Fernsprecher der Schristleitung: Amt Uhland "KM, des Verlags- Amt Lüyow SS10,
Verlag: Verlag der Grenzboten B. in. b. H. in Berlin SV. 11.
Druck: .Der R-ichsbote" ". in. i. H. in Berlin SV. 11, Dessauer Ser-ß- 3S/S7.


Maßgebliches und Unmaßgebliches

[Beginn Spaltensatz]

Leser nicht langer mit der vollen Wucht dieses
Springguells bearbeiten.

Prof. Süntel irrt gewaltig, wenn er
meint, daß seine Vorschläge für zu „idealistisch"
gehalten werden könnten; sie sind das gerade
Gegenteil davon: denn sie verwechseln Wissen
des Stoffes mit Bildung. Hier wird das
schon längst bekämpfte Dogma von der Auf¬
rechterhaltung der Lehrziele bis zum Zer¬
springen überspannt.

Die Bezeichnung der Lehrer als „Dilet¬
tanten" ist nicht übel, ich nehme sie an, nur
lege ich in dieses Wort ungefähr alles das
hinein, was die oben angeführten Aussprüche
besagen.

Daß aber unsere Kandidaten zu „welt¬
fremd" seien, dieser Vorwurf ist nur noch zu
einem Teile berechtigt, wir haben deren genug,

[Spaltenumbruch]

die schon recht „weitläufig" sind und rechte
„Unterrichtsbeamte" zu werden versprechen.
Daß dagegen Pädagogisch interessierte, er¬
fahrene Männer aus allen Berufen sich an
der Erziehung unseres Nachwuchses durch Vor¬
träge beteiligen, ist mit großer Freude zu be¬
grüßen, zuerst ist es meines Wissens am
Lüneburger Johanneum geschehen. Ein „Auf¬
erlegen" eines Unterrichtsjahres würde aber
niemand befriedigen, ganz abgesehen von der
Unausführbarkeit dieses „wirklich „Phantasti¬
schen" Vorschlages, der im landläufigen Sinne
dilettantisch genannt werden könnte.

Hermann Schnrig [Ende Spaltensatz]


Nachdruck sämtlicher Aufsätze nur mit ausdrücklicher Erlaubnis des Verlag.« gestattet.
WeranlworMch: der Herausgeber George Cleinow in Berlin-Schöneberg. — Manusrr>pese»d»ngen und Vri-se
werden erbeten unter der Adresse:
An den Herausgeber der Grenzbotr» in Berlin-Frieden««, Hedwiaftr. 1».
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Druck: .Der R-ichsbote" «. in. i. H. in Berlin SV. 11, Dessauer Ser-ß- 3S/S7.


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[0540] Maßgebliches und Unmaßgebliches Leser nicht langer mit der vollen Wucht dieses Springguells bearbeiten. Prof. Süntel irrt gewaltig, wenn er meint, daß seine Vorschläge für zu „idealistisch" gehalten werden könnten; sie sind das gerade Gegenteil davon: denn sie verwechseln Wissen des Stoffes mit Bildung. Hier wird das schon längst bekämpfte Dogma von der Auf¬ rechterhaltung der Lehrziele bis zum Zer¬ springen überspannt. Die Bezeichnung der Lehrer als „Dilet¬ tanten" ist nicht übel, ich nehme sie an, nur lege ich in dieses Wort ungefähr alles das hinein, was die oben angeführten Aussprüche besagen. Daß aber unsere Kandidaten zu „welt¬ fremd" seien, dieser Vorwurf ist nur noch zu einem Teile berechtigt, wir haben deren genug, die schon recht „weitläufig" sind und rechte „Unterrichtsbeamte" zu werden versprechen. Daß dagegen Pädagogisch interessierte, er¬ fahrene Männer aus allen Berufen sich an der Erziehung unseres Nachwuchses durch Vor¬ träge beteiligen, ist mit großer Freude zu be¬ grüßen, zuerst ist es meines Wissens am Lüneburger Johanneum geschehen. Ein „Auf¬ erlegen" eines Unterrichtsjahres würde aber niemand befriedigen, ganz abgesehen von der Unausführbarkeit dieses „wirklich „Phantasti¬ schen" Vorschlages, der im landläufigen Sinne dilettantisch genannt werden könnte. Hermann Schnrig Nachdruck sämtlicher Aufsätze nur mit ausdrücklicher Erlaubnis des Verlag.« gestattet. WeranlworMch: der Herausgeber George Cleinow in Berlin-Schöneberg. — Manusrr>pese»d»ngen und Vri-se werden erbeten unter der Adresse: An den Herausgeber der Grenzbotr» in Berlin-Frieden««, Hedwiaftr. 1». Fernsprecher der Schristleitung: Amt Uhland «KM, des Verlags- Amt Lüyow SS10, Verlag: Verlag der Grenzboten B. in. b. H. in Berlin SV. 11. Druck: .Der R-ichsbote" «. in. i. H. in Berlin SV. 11, Dessauer Ser-ß- 3S/S7.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_326169/540>, abgerufen am 21.10.2024.