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Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Drittes Vierteljahr.

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Zur Zprachkritik

ac3 as I'Juan8tre an Latiment), welcher am 1. Juli 1907
aus verschiedenen Berufsverbänden gegründet wurde. Die Mitgliederzahl dieses
Verbandes stieg von 26613 im Jahre 1907 aus 90000 im Jahre 1910. Vor
dem Jahre 1907 war die Organisation der Bauarbeiter in Frankreich als keine
besonders nennenswerte zu bezeichnen. Die erste gemeinschaftliche Organisation,-
welche alle Berufe der Baubranche umfaßte, und im Jahre 1893 gegründet
wurde, zerfiel im Jahre 1901 bereits wieder. Die Ursachen des Zerfalles
sollen in der Erhöhung des Zentralbeitrages gelegen haben. Das Werden und
Vergehen der Organisationen ist überhaupt einer der charakteristischen Züge der
anarchistischen Arbeiterbewegung. So zerfiel z. B. die am 5. Oktober 1882
gegründete "Bruderliebe Union der Zimmerer Frankreichs" bereits im Jahre
1834. Die am 12. Januar 1899 gegründete Organisation "Der Zimmerer an
der Seine" wurde im Juli 1900 schon wieder aufgelöst.

(Fortsetzung folgt.)




Zur Sprachkritik v Rie von Larloroitz - Hartitzsch onin

ohl nie ist das Absichtsvolle des Buchtitels so seltsam in die Irre
gegangen wie in Fritz Mauthners: "Wörterbuch der Philosophie"
(Georg Müller, München, zwei Bände, broschiert 30 Mark). Wer
es dafür kauft, wird ebenso wie der getäuscht werden, der an ihm
um dieses Titels willen achtlos vorübergeht. Nun gar "das
Wörterbuch der Philosophie", wie es Mauthner erst nennen wollte, ist es nicht
geworden: dazu enthält es vieles zu wenig und noch mehr zu viel. Alle
bewegenden Fragen unserer Kultur sind hier im Brennpunkt einer starken und
rücksichtslos offenen Persönlichkeit gesammelt. Gerade der negative Charakter
seiner theoretischen Philosophie drängt ihn, ihre Berechtigung durch vielseitige
Beziehung auf praktische Forderungen des Tages auch positiv zu erweisen. Das
Wort Mauthner ist ein Programm. Mit der Monomanie eines großes Geistes
hat er die Antwort auf alle Fragen, die er mit der Leidenschaft des meta¬
physischen Bedürfnisses empfindet, in einer neuen Problemstellung gefunden:
der Sprachkritik. Ansätze dazu haben wir zwar seit dem berühmten dritten Buche
von Lockes Essay. Aber die Gerechtigkeit erfordert, zuzugestehen, daß Mauthner
sie erst nach Begründung und Konsequenz zu einer neuen Disziplin erhoben hat.
Zu seiner dreibändigen "Kritik der Sprache", in der er seine Hauptarbeit


Zur Zprachkritik

ac3 as I'Juan8tre an Latiment), welcher am 1. Juli 1907
aus verschiedenen Berufsverbänden gegründet wurde. Die Mitgliederzahl dieses
Verbandes stieg von 26613 im Jahre 1907 aus 90000 im Jahre 1910. Vor
dem Jahre 1907 war die Organisation der Bauarbeiter in Frankreich als keine
besonders nennenswerte zu bezeichnen. Die erste gemeinschaftliche Organisation,-
welche alle Berufe der Baubranche umfaßte, und im Jahre 1893 gegründet
wurde, zerfiel im Jahre 1901 bereits wieder. Die Ursachen des Zerfalles
sollen in der Erhöhung des Zentralbeitrages gelegen haben. Das Werden und
Vergehen der Organisationen ist überhaupt einer der charakteristischen Züge der
anarchistischen Arbeiterbewegung. So zerfiel z. B. die am 5. Oktober 1882
gegründete „Bruderliebe Union der Zimmerer Frankreichs" bereits im Jahre
1834. Die am 12. Januar 1899 gegründete Organisation „Der Zimmerer an
der Seine" wurde im Juli 1900 schon wieder aufgelöst.

(Fortsetzung folgt.)




Zur Sprachkritik v Rie von Larloroitz - Hartitzsch onin

ohl nie ist das Absichtsvolle des Buchtitels so seltsam in die Irre
gegangen wie in Fritz Mauthners: „Wörterbuch der Philosophie"
(Georg Müller, München, zwei Bände, broschiert 30 Mark). Wer
es dafür kauft, wird ebenso wie der getäuscht werden, der an ihm
um dieses Titels willen achtlos vorübergeht. Nun gar „das
Wörterbuch der Philosophie", wie es Mauthner erst nennen wollte, ist es nicht
geworden: dazu enthält es vieles zu wenig und noch mehr zu viel. Alle
bewegenden Fragen unserer Kultur sind hier im Brennpunkt einer starken und
rücksichtslos offenen Persönlichkeit gesammelt. Gerade der negative Charakter
seiner theoretischen Philosophie drängt ihn, ihre Berechtigung durch vielseitige
Beziehung auf praktische Forderungen des Tages auch positiv zu erweisen. Das
Wort Mauthner ist ein Programm. Mit der Monomanie eines großes Geistes
hat er die Antwort auf alle Fragen, die er mit der Leidenschaft des meta¬
physischen Bedürfnisses empfindet, in einer neuen Problemstellung gefunden:
der Sprachkritik. Ansätze dazu haben wir zwar seit dem berühmten dritten Buche
von Lockes Essay. Aber die Gerechtigkeit erfordert, zuzugestehen, daß Mauthner
sie erst nach Begründung und Konsequenz zu einer neuen Disziplin erhoben hat.
Zu seiner dreibändigen „Kritik der Sprache", in der er seine Hauptarbeit


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[0039] Zur Zprachkritik ac3 as I'Juan8tre an Latiment), welcher am 1. Juli 1907 aus verschiedenen Berufsverbänden gegründet wurde. Die Mitgliederzahl dieses Verbandes stieg von 26613 im Jahre 1907 aus 90000 im Jahre 1910. Vor dem Jahre 1907 war die Organisation der Bauarbeiter in Frankreich als keine besonders nennenswerte zu bezeichnen. Die erste gemeinschaftliche Organisation,- welche alle Berufe der Baubranche umfaßte, und im Jahre 1893 gegründet wurde, zerfiel im Jahre 1901 bereits wieder. Die Ursachen des Zerfalles sollen in der Erhöhung des Zentralbeitrages gelegen haben. Das Werden und Vergehen der Organisationen ist überhaupt einer der charakteristischen Züge der anarchistischen Arbeiterbewegung. So zerfiel z. B. die am 5. Oktober 1882 gegründete „Bruderliebe Union der Zimmerer Frankreichs" bereits im Jahre 1834. Die am 12. Januar 1899 gegründete Organisation „Der Zimmerer an der Seine" wurde im Juli 1900 schon wieder aufgelöst. (Fortsetzung folgt.) Zur Sprachkritik v Rie von Larloroitz - Hartitzsch onin ohl nie ist das Absichtsvolle des Buchtitels so seltsam in die Irre gegangen wie in Fritz Mauthners: „Wörterbuch der Philosophie" (Georg Müller, München, zwei Bände, broschiert 30 Mark). Wer es dafür kauft, wird ebenso wie der getäuscht werden, der an ihm um dieses Titels willen achtlos vorübergeht. Nun gar „das Wörterbuch der Philosophie", wie es Mauthner erst nennen wollte, ist es nicht geworden: dazu enthält es vieles zu wenig und noch mehr zu viel. Alle bewegenden Fragen unserer Kultur sind hier im Brennpunkt einer starken und rücksichtslos offenen Persönlichkeit gesammelt. Gerade der negative Charakter seiner theoretischen Philosophie drängt ihn, ihre Berechtigung durch vielseitige Beziehung auf praktische Forderungen des Tages auch positiv zu erweisen. Das Wort Mauthner ist ein Programm. Mit der Monomanie eines großes Geistes hat er die Antwort auf alle Fragen, die er mit der Leidenschaft des meta¬ physischen Bedürfnisses empfindet, in einer neuen Problemstellung gefunden: der Sprachkritik. Ansätze dazu haben wir zwar seit dem berühmten dritten Buche von Lockes Essay. Aber die Gerechtigkeit erfordert, zuzugestehen, daß Mauthner sie erst nach Begründung und Konsequenz zu einer neuen Disziplin erhoben hat. Zu seiner dreibändigen „Kritik der Sprache", in der er seine Hauptarbeit

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_326169/39>, abgerufen am 19.10.2024.