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Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Drittes Vierteljahr.

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Dänische Teute und dänisches Land im Spiegel des Romans

In der Türe zum Geräteschuppen prallte Sandberg zurück. Er war auf
etwas Weiches getreten. Einer der Hunde lag verendet am Boden. Nicht weit
davon streckten die beiden anderen alle Viere von sich. Über ihnen aber am
Balken hing der alte Tommingas.

"Gucken Sie nicht hin!" rief Sandberg, der die Situation blitzschnell
übersehen hatte. Er schloß die Tür hinter sich, zog rasch sein Messer und
durchschnitt den Strick, an dem der Wächter hing. Seine Bemühungen waren
umsonst. Der Kopf des Graubarts sank schwer nach vorn. Er hatte die Wirbel¬
säule gebrochen.

"Tommingas hat sich selbst gerichtet!" sagte Sandberg, schweratmend.

"Entsetzlich, furchtbar!" Die jungen Mädchen hielten die Arme schützend
vor die Augen und rannten hinaus.

"Lassen Sie mich jetzt allein weiter suchen!" bat der Förster. "Ich glaube
bestimmt. Eoi hat sich im Wald versteckt. Wenn sie meinen Pfiff hört, kommt
sie hervor!"

"Lieber Sandberg, nehmen Sie doch wenigstens ein paar Leute mit."
flehte Edda. "Mindestens eine Waffe!" bat Edles.

Das leuchtete ihm ein, und als er die Schwestern bis zum Hause be¬
gleitet hatte, holte er sich den Drilling aus seinem Quartier und verlieh
den Hof.

(Fortsetzung folgt)




Dänische Leute und dänisches Land im Spiegel des
Romans
(Sophus Bauditz) Wilhelm poeck i vonn

meer den Dichtern, bei denen deutscher Geist durch fremdes Sprach¬
gewand hervorschimmert, ist vor allem der dänische Romanschrift¬
steller Sophus Bauditz zu nennen. Seine Bücher lesen sich -- in
der ausgezeichneten Übersetzung der Frau Mann -- wie deutsche,
obwohl sie so dänisch sind wie nur ein Holger Drachmann oder
Pontoppidan. Man kann dänisches Wesen bestimmter Kreise, vor allem des
Adels und mittleren Bürgerstandes, kaum besser kennen lernen als aus den


Dänische Teute und dänisches Land im Spiegel des Romans

In der Türe zum Geräteschuppen prallte Sandberg zurück. Er war auf
etwas Weiches getreten. Einer der Hunde lag verendet am Boden. Nicht weit
davon streckten die beiden anderen alle Viere von sich. Über ihnen aber am
Balken hing der alte Tommingas.

„Gucken Sie nicht hin!" rief Sandberg, der die Situation blitzschnell
übersehen hatte. Er schloß die Tür hinter sich, zog rasch sein Messer und
durchschnitt den Strick, an dem der Wächter hing. Seine Bemühungen waren
umsonst. Der Kopf des Graubarts sank schwer nach vorn. Er hatte die Wirbel¬
säule gebrochen.

„Tommingas hat sich selbst gerichtet!" sagte Sandberg, schweratmend.

„Entsetzlich, furchtbar!" Die jungen Mädchen hielten die Arme schützend
vor die Augen und rannten hinaus.

„Lassen Sie mich jetzt allein weiter suchen!" bat der Förster. „Ich glaube
bestimmt. Eoi hat sich im Wald versteckt. Wenn sie meinen Pfiff hört, kommt
sie hervor!"

„Lieber Sandberg, nehmen Sie doch wenigstens ein paar Leute mit."
flehte Edda. „Mindestens eine Waffe!" bat Edles.

Das leuchtete ihm ein, und als er die Schwestern bis zum Hause be¬
gleitet hatte, holte er sich den Drilling aus seinem Quartier und verlieh
den Hof.

(Fortsetzung folgt)




Dänische Leute und dänisches Land im Spiegel des
Romans
(Sophus Bauditz) Wilhelm poeck i vonn

meer den Dichtern, bei denen deutscher Geist durch fremdes Sprach¬
gewand hervorschimmert, ist vor allem der dänische Romanschrift¬
steller Sophus Bauditz zu nennen. Seine Bücher lesen sich — in
der ausgezeichneten Übersetzung der Frau Mann — wie deutsche,
obwohl sie so dänisch sind wie nur ein Holger Drachmann oder
Pontoppidan. Man kann dänisches Wesen bestimmter Kreise, vor allem des
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[0288] Dänische Teute und dänisches Land im Spiegel des Romans In der Türe zum Geräteschuppen prallte Sandberg zurück. Er war auf etwas Weiches getreten. Einer der Hunde lag verendet am Boden. Nicht weit davon streckten die beiden anderen alle Viere von sich. Über ihnen aber am Balken hing der alte Tommingas. „Gucken Sie nicht hin!" rief Sandberg, der die Situation blitzschnell übersehen hatte. Er schloß die Tür hinter sich, zog rasch sein Messer und durchschnitt den Strick, an dem der Wächter hing. Seine Bemühungen waren umsonst. Der Kopf des Graubarts sank schwer nach vorn. Er hatte die Wirbel¬ säule gebrochen. „Tommingas hat sich selbst gerichtet!" sagte Sandberg, schweratmend. „Entsetzlich, furchtbar!" Die jungen Mädchen hielten die Arme schützend vor die Augen und rannten hinaus. „Lassen Sie mich jetzt allein weiter suchen!" bat der Förster. „Ich glaube bestimmt. Eoi hat sich im Wald versteckt. Wenn sie meinen Pfiff hört, kommt sie hervor!" „Lieber Sandberg, nehmen Sie doch wenigstens ein paar Leute mit." flehte Edda. „Mindestens eine Waffe!" bat Edles. Das leuchtete ihm ein, und als er die Schwestern bis zum Hause be¬ gleitet hatte, holte er sich den Drilling aus seinem Quartier und verlieh den Hof. (Fortsetzung folgt) Dänische Leute und dänisches Land im Spiegel des Romans (Sophus Bauditz) Wilhelm poeck i vonn meer den Dichtern, bei denen deutscher Geist durch fremdes Sprach¬ gewand hervorschimmert, ist vor allem der dänische Romanschrift¬ steller Sophus Bauditz zu nennen. Seine Bücher lesen sich — in der ausgezeichneten Übersetzung der Frau Mann — wie deutsche, obwohl sie so dänisch sind wie nur ein Holger Drachmann oder Pontoppidan. Man kann dänisches Wesen bestimmter Kreise, vor allem des Adels und mittleren Bürgerstandes, kaum besser kennen lernen als aus den

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_326169/288>, abgerufen am 27.12.2024.