Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Drittes Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches [Beginn Spaltensatz] Unterschriften gesammelt und die sie dann an dungen" (Verlag von G. B. Teubner in Marbe läßt es bei einer theoretischen Aus¬ Nachdruck sämtlicher Aufsätze nur mit -"Sdritcklicher Erlaubnis deS Verlags gestattet, ""rantwortlich: der Herausgeber Georg" Eleinow in Berlin-Schönebirg. -- Manuslriptsendungen und Brief" werden erbeten unter der Adresse: >" l"e" Herausgeber "er Grruzbotr" i" Berlin-Frieden"", Hedwigstr. 1", Pernsprecher der Schristleitnng: Amt llhland WM, de" Verlag": Amt Lützo" SS10. Verlag: Verlag der "renzboten ". in. i. H. in Berlin SV. 11. "niet: .Der Reichi-Sol"' ".in.i.H. in Berlin SV. 11. ivessau-r Serail" SS/S7. Maßgebliches und Unmaßgebliches [Beginn Spaltensatz] Unterschriften gesammelt und die sie dann an dungen" (Verlag von G. B. Teubner in Marbe läßt es bei einer theoretischen Aus¬ Nachdruck sämtlicher Aufsätze nur mit -«Sdritcklicher Erlaubnis deS Verlags gestattet, »»rantwortlich: der Herausgeber Georg« Eleinow in Berlin-Schönebirg. — Manuslriptsendungen und Brief» werden erbeten unter der Adresse: >« l»e« Herausgeber »er Grruzbotr» i» Berlin-Frieden»«, Hedwigstr. 1», Pernsprecher der Schristleitnng: Amt llhland WM, de» Verlag«: Amt Lützo» SS10. Verlag: Verlag der «renzboten «. in. i. H. in Berlin SV. 11. »niet: .Der Reichi-Sol«' «.in.i.H. in Berlin SV. 11. ivessau-r Serail« SS/S7. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0252" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/326422"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <cb type="start"/> <p xml:id="ID_1205" prev="#ID_1204" next="#ID_1206"> Unterschriften gesammelt und die sie dann an<lb/> die deutschen philosophischen Fakultäten Öster¬<lb/> reichs, der Schweiz und Deutschlands, sowie<lb/> an die den Fakultäten vorgesetzten Verwal¬<lb/> tungsbehörden verschickt haben, als eine Schä¬<lb/> digung der Psychologie und ihrer Vertreter.<lb/> Die „Erklärung" fordert zwar nur eine rein¬<lb/> liche Trennung der Philosophie und Psycho¬<lb/> logie durch Errichtung eigener Lehrstühle für<lb/> die Psychologie — eine Forderung, die auch<lb/> von vielen Psychologen für die Zukunft er¬<lb/> hoben wird, aber beim gegenwärtigen Stand<lb/> der Dinge für die Psychologie verhängnisvoll<lb/> wäre. Gegenwärtig gehört nur die Philo¬<lb/> sophie zu den Pflichtfächern, die Psychologie<lb/> wird nur im Nahmen der Philosophie ge¬<lb/> prüft, ihre Bedeutung als Lehrfach würde<lb/> also herabgesetzt, wenn nur „reine Philo¬<lb/> sophen" die Philosophischen Lehrstühle ein¬<lb/> nehmen könnten. Die Regierungen werden<lb/> sich hüten, an allen Universitäten Professuren<lb/> für ein Fach zu errichten, das als Lehrfach<lb/> vollständig brach liegt, zumal die Einrichtung<lb/> psychologischer Professuren im Geiste moderner<lb/> Wissenschaft sehr kostspielig ist, weil ein In-<lb/> stitut mit entsprechenden Apparaten und Hilfs¬<lb/> personal dazu gehört. Würden also von nun<lb/> an im Sinne der „Erklärung" Gelehrte, die<lb/> sich vornehmlich oder ausschließlich mit der<lb/> modernen Psychologie beschäftigen, nicht mehr<lb/> auf philosophische Lehrstühle berufen, so wäre<lb/> für sie überhaupt kein Raum und damit wäre<lb/> naturgemäß die Entwicklung der Psychologie<lb/> unterdrückt. Was aber die moderne Psycho¬<lb/> logie, abgesehen von der theoretischen Spe-<lb/> zialforschung, als Hilfswissenschaft für die<lb/> übrigen Wissenschaften und für die Praxis be¬<lb/> deutet, hat Marbe im ersten Hefte der von<lb/> ihm kürzlich begründeten Zeitschrift „Fort¬<lb/> schritte der Psychologie und ihrer Anwen¬</p> <cb/><lb/> <p xml:id="ID_1206" prev="#ID_1205"> dungen" (Verlag von G. B. Teubner in<lb/> Leipzig und Berlin) in fesselnder Weise dar¬<lb/> getan. Die Lektüre dieser Schrift, die von<lb/> dem glänzenden Aufschwünge der jungen<lb/> Wissenschaft zeugt, führt uns vor Augen, was<lb/> für einen Verlust an geistigen Schätzen<lb/> eine durch äußere Umstände bedingte Be¬<lb/> einträchtigung ihrer Entwicklung nach sich<lb/> ziehen würde.</p> <p xml:id="ID_1207"> Marbe läßt es bei einer theoretischen Aus¬<lb/> einandersetzung mit der „Erklärung" nicht<lb/> bewenden, er untersucht sie auch — man ist<lb/> versucht zu sagen: experimentell! Dabei stellt<lb/> sich heraus, daß die Unterschriften, die die<lb/> Erklärung gefunden hat, Wohl kaum ein zu¬<lb/> treffendes Bild von der tatsächlich herrschen¬<lb/> den Stimmung in den beteiligten Kreisen<lb/> geben. Ihre große Anzahl — die trotzdem<lb/> eine Minorität der ordentlichen Professoren<lb/> der Philosophie bedeutet — beweist nicht viel,<lb/> weil nur 7 Prozent der Unterzeichner gegen<lb/> 61 Prozent der NichtUnterzeichner Psycho¬<lb/> logische Forschungen im modernen Sinne ver¬<lb/> öffentlicht haben, und da überdies die Zahl<lb/> der abgehaltenen Vorlesungen im Laufe der<lb/> letzten Jahrzehnte bei jenen viel geringer ist<lb/> als bei diesen, muß angenommen werden,<lb/> daß die NichtUnterzeichner in Sachen der<lb/> Psychologie die kompetenteren Beurteiler sind.<lb/> Marbe bestreitet, daß sich irgendwelche sach¬<lb/> lichen Gründe für die Verdrängung der<lb/> Psychologen aus den Ordinariaten für Phi¬<lb/> losophie geltend machen lassen und wünscht,<lb/> daß die Frage der Errichtung spezieller Psy¬<lb/> chologischer Professuren nicht mit Hilfe der<lb/> Gegner der Psychologie gelöst werde. Die<lb/> Besetzung der philosophischen Lehrstühle soll<lb/> wie bisher lediglich von der Tüchtigkeit der<lb/> Persönlichkeit abhängig gemacht werden.</p> <note type="byline"> M. A.</note> <cb type="end"/><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <note type="byline"> Nachdruck sämtlicher Aufsätze nur mit -«Sdritcklicher Erlaubnis deS Verlags gestattet,<lb/> »»rantwortlich: der Herausgeber Georg« Eleinow in Berlin-Schönebirg. — Manuslriptsendungen und Brief»<lb/> werden erbeten unter der Adresse:<lb/> >« l»e« Herausgeber »er Grruzbotr» i» Berlin-Frieden»«, Hedwigstr. 1»,<lb/> Pernsprecher der Schristleitnng: Amt llhland WM, de» Verlag«: Amt Lützo» SS10.<lb/> Verlag: Verlag der «renzboten «. in. i. H. in Berlin SV. 11.<lb/> »niet: .Der Reichi-Sol«' «.in.i.H. in Berlin SV. 11. ivessau-r Serail« SS/S7.</note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0252]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
Unterschriften gesammelt und die sie dann an
die deutschen philosophischen Fakultäten Öster¬
reichs, der Schweiz und Deutschlands, sowie
an die den Fakultäten vorgesetzten Verwal¬
tungsbehörden verschickt haben, als eine Schä¬
digung der Psychologie und ihrer Vertreter.
Die „Erklärung" fordert zwar nur eine rein¬
liche Trennung der Philosophie und Psycho¬
logie durch Errichtung eigener Lehrstühle für
die Psychologie — eine Forderung, die auch
von vielen Psychologen für die Zukunft er¬
hoben wird, aber beim gegenwärtigen Stand
der Dinge für die Psychologie verhängnisvoll
wäre. Gegenwärtig gehört nur die Philo¬
sophie zu den Pflichtfächern, die Psychologie
wird nur im Nahmen der Philosophie ge¬
prüft, ihre Bedeutung als Lehrfach würde
also herabgesetzt, wenn nur „reine Philo¬
sophen" die Philosophischen Lehrstühle ein¬
nehmen könnten. Die Regierungen werden
sich hüten, an allen Universitäten Professuren
für ein Fach zu errichten, das als Lehrfach
vollständig brach liegt, zumal die Einrichtung
psychologischer Professuren im Geiste moderner
Wissenschaft sehr kostspielig ist, weil ein In-
stitut mit entsprechenden Apparaten und Hilfs¬
personal dazu gehört. Würden also von nun
an im Sinne der „Erklärung" Gelehrte, die
sich vornehmlich oder ausschließlich mit der
modernen Psychologie beschäftigen, nicht mehr
auf philosophische Lehrstühle berufen, so wäre
für sie überhaupt kein Raum und damit wäre
naturgemäß die Entwicklung der Psychologie
unterdrückt. Was aber die moderne Psycho¬
logie, abgesehen von der theoretischen Spe-
zialforschung, als Hilfswissenschaft für die
übrigen Wissenschaften und für die Praxis be¬
deutet, hat Marbe im ersten Hefte der von
ihm kürzlich begründeten Zeitschrift „Fort¬
schritte der Psychologie und ihrer Anwen¬
dungen" (Verlag von G. B. Teubner in
Leipzig und Berlin) in fesselnder Weise dar¬
getan. Die Lektüre dieser Schrift, die von
dem glänzenden Aufschwünge der jungen
Wissenschaft zeugt, führt uns vor Augen, was
für einen Verlust an geistigen Schätzen
eine durch äußere Umstände bedingte Be¬
einträchtigung ihrer Entwicklung nach sich
ziehen würde.
Marbe läßt es bei einer theoretischen Aus¬
einandersetzung mit der „Erklärung" nicht
bewenden, er untersucht sie auch — man ist
versucht zu sagen: experimentell! Dabei stellt
sich heraus, daß die Unterschriften, die die
Erklärung gefunden hat, Wohl kaum ein zu¬
treffendes Bild von der tatsächlich herrschen¬
den Stimmung in den beteiligten Kreisen
geben. Ihre große Anzahl — die trotzdem
eine Minorität der ordentlichen Professoren
der Philosophie bedeutet — beweist nicht viel,
weil nur 7 Prozent der Unterzeichner gegen
61 Prozent der NichtUnterzeichner Psycho¬
logische Forschungen im modernen Sinne ver¬
öffentlicht haben, und da überdies die Zahl
der abgehaltenen Vorlesungen im Laufe der
letzten Jahrzehnte bei jenen viel geringer ist
als bei diesen, muß angenommen werden,
daß die NichtUnterzeichner in Sachen der
Psychologie die kompetenteren Beurteiler sind.
Marbe bestreitet, daß sich irgendwelche sach¬
lichen Gründe für die Verdrängung der
Psychologen aus den Ordinariaten für Phi¬
losophie geltend machen lassen und wünscht,
daß die Frage der Errichtung spezieller Psy¬
chologischer Professuren nicht mit Hilfe der
Gegner der Psychologie gelöst werde. Die
Besetzung der philosophischen Lehrstühle soll
wie bisher lediglich von der Tüchtigkeit der
Persönlichkeit abhängig gemacht werden.
M. A.
Nachdruck sämtlicher Aufsätze nur mit -«Sdritcklicher Erlaubnis deS Verlags gestattet,
»»rantwortlich: der Herausgeber Georg« Eleinow in Berlin-Schönebirg. — Manuslriptsendungen und Brief»
werden erbeten unter der Adresse:
>« l»e« Herausgeber »er Grruzbotr» i» Berlin-Frieden»«, Hedwigstr. 1»,
Pernsprecher der Schristleitnng: Amt llhland WM, de» Verlag«: Amt Lützo» SS10.
Verlag: Verlag der «renzboten «. in. i. H. in Berlin SV. 11.
»niet: .Der Reichi-Sol«' «.in.i.H. in Berlin SV. 11. ivessau-r Serail« SS/S7.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |