Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Drittes Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches [Beginn Spaltensatz] dienen. Aber damit ist es auch nichts, weil Emile Verharren: "Rembrandt", "Ru¬ bens" (Insel - Verlag, Leipzig. Jedes Buch Er ist die Vergangenheit, die Gegenwart, Dichter der ki^tlimes Souverains feiert ihn Stefan Zweig besorgte die ausgezeichnete Tagesfragen Die Auseinandersetzungen über die Frage Die soeben erschienene Broschüre von Marve Maßgebliches und Unmaßgebliches [Beginn Spaltensatz] dienen. Aber damit ist es auch nichts, weil Emile Verharren: „Rembrandt", „Ru¬ bens" (Insel - Verlag, Leipzig. Jedes Buch Er ist die Vergangenheit, die Gegenwart, Dichter der ki^tlimes Souverains feiert ihn Stefan Zweig besorgte die ausgezeichnete Tagesfragen Die Auseinandersetzungen über die Frage Die soeben erschienene Broschüre von Marve <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0251" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/326421"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <cb type="start"/> <p xml:id="ID_1198" prev="#ID_1197"> dienen. Aber damit ist es auch nichts, weil<lb/> nur in seltenen Fällen wirklich markante<lb/> Beispiele gewählt sind und weil alle und jede<lb/> Zeitangabe mit der Sorgfalt eines Nicht-<lb/> Kunsthistorikers vermieden worden ist.<lb/> Dr. Paul Ferd, Schmidt in Magdeburg</p> </div> <div n="3"> <head> Emile Verharren: „Rembrandt", „Ru¬</head><lb/> </div> <div n="3"> <head> bens" </head> <p xml:id="ID_1199"> (Insel - Verlag, Leipzig. Jedes Buch<lb/> geb. 3 M.). Die Kunst Emile Verhaerens<lb/> ist aus tiefster Liebe zur Heimat erwachsen.<lb/> Sein erstes Versbuch I^es l^lsmenäss birgt<lb/> Gedichte, die in ihrer landschaftlichen Inti¬<lb/> mität und düsteren Färbung an Rembrandt<lb/> gemahnen, und wiederum andere, welche durch<lb/> den Jubel des Kolorits und die erstaunliche<lb/> Vitalität auf Rubens hinweisen. Es ist<lb/> darum nicht verwunderlich, daß ihm Mono¬<lb/> graphien über diese beiden Maler gelungen<lb/> sind, die groß und einfach wirken, die ohne<lb/> Phrase das sagen, was Rembrandt und Ru¬<lb/> bens für unsere Tage bedeuten. Es wäre<lb/> ein Versehen, wollte man diese Bücher als<lb/> kunsthistorische Arbeiten werten; es sind Be¬<lb/> trachtungen eines sehenden, liebenden Dichters,<lb/> Essays voll Dankbarkeit und staunender Freude.<lb/> Verhaeren vermeidet es, äußerliche, alt¬<lb/> gewohnte Zergliederungen aufzunehmen; „was<lb/> wir versuchen wollen, ist, eine Studie zu<lb/> geben, die nicht von außen, sondern von<lb/> innen zu erfassen strebt." So wächst die<lb/> wundersame, fast legendäre Persönlichkeit<lb/> Rembrandts, des größten Malers, vor un¬<lb/> seren Augen und verliert doch niemals das<lb/> Letzte, den Schauer, welcher immer um das<lb/> Erhabene webt. „Er ist von nirgends her,<lb/> weil er von überall ist. . ."</p> <p xml:id="ID_1200" next="#ID_1201"> Er ist die Vergangenheit, die Gegenwart,<lb/> die Zukunft. Er ist, um es ganz zu sagen,<lb/> einer jener zauberhaften und seltenen Sterb¬<lb/> lichen, in denen jene Vollendung sich atmend<lb/> entwickelt, die sich die Dichter vom Gotte<lb/> machen, und die von Jahrhundert zu Jahr¬<lb/> hundert in der Brust anderer übermenschlichen<lb/> Wesen sich erschließt. — Und daneben Rubens!<lb/> „Das Werk dieses Meisters ist eine gewaltige<lb/> Ode an die Freude." In Flandern, diesem<lb/> schwellenden, übermütigen Lande voll heidni¬<lb/> schen Jubels und Ungestüms, erwuchs dieser<lb/> kraftstrotzende, lebenbejahende Maler. Und<lb/> Verhaeren singt ihm einen Hymnus; der</p> <cb/><lb/> <p xml:id="ID_1201" prev="#ID_1200"> Dichter der ki^tlimes Souverains feiert ihn<lb/> voll Enthusiasmus. „Sein ganzes Werk ent¬<lb/> faltet sich in Prunk und Gepränge; es ist ein<lb/> Zug von Bildern einem letzten Gipfel des<lb/> Ruhmes entgegen, den glühende Sonnen er¬<lb/> leuchten, die kein Verdunkeln kennen." „Als<lb/> Gcsamturteil darf festgestellt werden, daß<lb/> Rubens, wenn nicht der größte, so doch sicher¬<lb/> lich der schöpferischeste aller Maler gewesenist."</p> <p xml:id="ID_1202"> Stefan Zweig besorgte die ausgezeichnete<lb/> Übertragung dieser schönen Bücher und bewies<lb/> aufs neue, daß man ihm Dank schulden muß<lb/> für die Begeisterung, mit welcher er Ver¬<lb/> haerens Werk in Deutschland verkündet und<lb/> ausbreitet. Die Bände sind mit zahlreichen<lb/> Abbildungen geschmückt; leider ist das Format<lb/> für die Reproduktion großer und bewegter<lb/> Gemälde ein zu schmächtiges, so daß manche<lb/> Undeutlichkeiten zu beklagen sind; auch fehlen<lb/> leider einige Bilder, die im Texte besonders<lb/> namhaft gemacht und erläutert sind. Der<lb/> Druck ist klar und angenehm und der Preis<lb/> ein verhältnismäßig geringer. Die Bücher<lb/> bedeuten einen wertvollen Besitz für alle, die<lb/> Verhaeren, Rembrandt und Rubens verstehen,<lb/> bewundern und lieben.</p> <note type="byline"> Ernst Ludwig Schcllenberg </note> </div> </div> <div n="2"> <head> Tagesfragen</head> <p xml:id="ID_1203"> Die Auseinandersetzungen über die Frage<lb/> der Besetzung Philosophischer Professuren mit<lb/> Forschern, deren Arbeitsgebiet in erster Reihe<lb/> die Psychologie ist, nehmen immer schärfere<lb/> Formen an. Durch die Tagespresse ist bekannt<lb/> geworden, daß im Wintersemester 1912/13<lb/> von den Professoren Eucken, Husserl, Natorp,<lb/> Riehl, Windelband und Rickert eine Bewegung<lb/> zugunsten der „reinen Philosophen" eingeleitet<lb/> wurde (vgl. die Grenzboten Ur. 16 d. I.<lb/> S. 93). Das Vorgehen dieser Herren wird<lb/> nun von Professor Marbe in Würzburg einer<lb/> Kritik unterzogen, auf die weite Kreise des<lb/> Publikums aufmerksam gemacht werden müssen,<lb/> weil auch jene Gruppe von Philosophen sich<lb/> an die breite Öffentlichkeit gewandt hat.</p> <p xml:id="ID_1204" next="#ID_1205"> Die soeben erschienene Broschüre von Marve<lb/> „Die Aktion gegen die Psychologie" (Verlag<lb/> von G. B. Teubner, Leipzig und Berlin 1913;<lb/> Preis 0,80 Mark) kennzeichnet die Protest¬<lb/> erklärung der genannten sechs. Professoren,<lb/> für die sie unter den Universitätslehrern</p> <cb type="end"/><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0251]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
dienen. Aber damit ist es auch nichts, weil
nur in seltenen Fällen wirklich markante
Beispiele gewählt sind und weil alle und jede
Zeitangabe mit der Sorgfalt eines Nicht-
Kunsthistorikers vermieden worden ist.
Dr. Paul Ferd, Schmidt in Magdeburg
Emile Verharren: „Rembrandt", „Ru¬
bens" (Insel - Verlag, Leipzig. Jedes Buch
geb. 3 M.). Die Kunst Emile Verhaerens
ist aus tiefster Liebe zur Heimat erwachsen.
Sein erstes Versbuch I^es l^lsmenäss birgt
Gedichte, die in ihrer landschaftlichen Inti¬
mität und düsteren Färbung an Rembrandt
gemahnen, und wiederum andere, welche durch
den Jubel des Kolorits und die erstaunliche
Vitalität auf Rubens hinweisen. Es ist
darum nicht verwunderlich, daß ihm Mono¬
graphien über diese beiden Maler gelungen
sind, die groß und einfach wirken, die ohne
Phrase das sagen, was Rembrandt und Ru¬
bens für unsere Tage bedeuten. Es wäre
ein Versehen, wollte man diese Bücher als
kunsthistorische Arbeiten werten; es sind Be¬
trachtungen eines sehenden, liebenden Dichters,
Essays voll Dankbarkeit und staunender Freude.
Verhaeren vermeidet es, äußerliche, alt¬
gewohnte Zergliederungen aufzunehmen; „was
wir versuchen wollen, ist, eine Studie zu
geben, die nicht von außen, sondern von
innen zu erfassen strebt." So wächst die
wundersame, fast legendäre Persönlichkeit
Rembrandts, des größten Malers, vor un¬
seren Augen und verliert doch niemals das
Letzte, den Schauer, welcher immer um das
Erhabene webt. „Er ist von nirgends her,
weil er von überall ist. . ."
Er ist die Vergangenheit, die Gegenwart,
die Zukunft. Er ist, um es ganz zu sagen,
einer jener zauberhaften und seltenen Sterb¬
lichen, in denen jene Vollendung sich atmend
entwickelt, die sich die Dichter vom Gotte
machen, und die von Jahrhundert zu Jahr¬
hundert in der Brust anderer übermenschlichen
Wesen sich erschließt. — Und daneben Rubens!
„Das Werk dieses Meisters ist eine gewaltige
Ode an die Freude." In Flandern, diesem
schwellenden, übermütigen Lande voll heidni¬
schen Jubels und Ungestüms, erwuchs dieser
kraftstrotzende, lebenbejahende Maler. Und
Verhaeren singt ihm einen Hymnus; der
Dichter der ki^tlimes Souverains feiert ihn
voll Enthusiasmus. „Sein ganzes Werk ent¬
faltet sich in Prunk und Gepränge; es ist ein
Zug von Bildern einem letzten Gipfel des
Ruhmes entgegen, den glühende Sonnen er¬
leuchten, die kein Verdunkeln kennen." „Als
Gcsamturteil darf festgestellt werden, daß
Rubens, wenn nicht der größte, so doch sicher¬
lich der schöpferischeste aller Maler gewesenist."
Stefan Zweig besorgte die ausgezeichnete
Übertragung dieser schönen Bücher und bewies
aufs neue, daß man ihm Dank schulden muß
für die Begeisterung, mit welcher er Ver¬
haerens Werk in Deutschland verkündet und
ausbreitet. Die Bände sind mit zahlreichen
Abbildungen geschmückt; leider ist das Format
für die Reproduktion großer und bewegter
Gemälde ein zu schmächtiges, so daß manche
Undeutlichkeiten zu beklagen sind; auch fehlen
leider einige Bilder, die im Texte besonders
namhaft gemacht und erläutert sind. Der
Druck ist klar und angenehm und der Preis
ein verhältnismäßig geringer. Die Bücher
bedeuten einen wertvollen Besitz für alle, die
Verhaeren, Rembrandt und Rubens verstehen,
bewundern und lieben.
Ernst Ludwig Schcllenberg Tagesfragen Die Auseinandersetzungen über die Frage
der Besetzung Philosophischer Professuren mit
Forschern, deren Arbeitsgebiet in erster Reihe
die Psychologie ist, nehmen immer schärfere
Formen an. Durch die Tagespresse ist bekannt
geworden, daß im Wintersemester 1912/13
von den Professoren Eucken, Husserl, Natorp,
Riehl, Windelband und Rickert eine Bewegung
zugunsten der „reinen Philosophen" eingeleitet
wurde (vgl. die Grenzboten Ur. 16 d. I.
S. 93). Das Vorgehen dieser Herren wird
nun von Professor Marbe in Würzburg einer
Kritik unterzogen, auf die weite Kreise des
Publikums aufmerksam gemacht werden müssen,
weil auch jene Gruppe von Philosophen sich
an die breite Öffentlichkeit gewandt hat.
Die soeben erschienene Broschüre von Marve
„Die Aktion gegen die Psychologie" (Verlag
von G. B. Teubner, Leipzig und Berlin 1913;
Preis 0,80 Mark) kennzeichnet die Protest¬
erklärung der genannten sechs. Professoren,
für die sie unter den Universitätslehrern
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