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Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Zweites Vierteljahr.

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Schon wieder ein Gegner der inneren Kolonisation

daß beide Faustpläne ein Vorspiel haben, kann nach dem Vorgang von
Klopstocks Messias kaum mehr beweiskräftig sein; und der in dem Vorspiele
beider angedeutete rettende Ausgang durste dem ins allgemein Menschliche er¬
hobenen Stoff nicht fehlen, wollten die Dichter nicht hoffnungslosen Pessimismus
das Wort reden. Vielleicht darf man auch bei Goethe den rettenden Ausgang
des merkwürdigen alten Schauspieles "Turbo" als bekannt voraussetzen, das sich
überhaupt in manchen Punkten auffällig mit Goethes Faust berührt; seinem
Verfasser I. V. Andrea (f 1654) widmete ja Herder besondere Verehrung.

Aber derartige Einzelheiten mindern nicht den Wert von Jacobys Unter¬
suchung. Mancher nachdenkliche Literaturfreund wird nun in Herder die Züge
selbst aufsuchen, die er mit dem zum Repräsentanten des Menschengeschlechts
typisierten Faust gemein hat; man wird die halbvergessenen Schriften aus
seiner Werdezeit und der Bückeburger Periode wieder lesen, ja, man wird ver¬
sucht sein, sie gewissermaßen als Kommentar zu Goethes Faust zu lesen.




5chon wieder ein Gegner der inneren Aolonisation!
vom Wirklichen Geheimen Dberregierungsrar Dr. Metz,
Präsident des Vber-Landeskulturgerichts in Berlin

Wem zu glauben ist, redlicher Freund,
das kann ich dir sagen:
Glaube dem Leben I ES lehrt ^
Goethe besser als Redner und Buch.

^^as Februarheft der Preußischen Jahrbücher bringt aus der
M Feder des Rittergutsbesitzers Sigismund von Chlapowski auf
Turco unter der Überschrift "Der wirtschaftliche Wert der bäuer-
lichen Kolonisation im Osten" einen Aufsatz, der allgemeines Staunen
erregt. Der Verfasser kritisiert darin die Bedeutung der Preußischen
Ansiedlungspolitik für dieAgrar- und Erwerbsverhältnisse derAnsiedlungsprovinzen.
Und diese Kritik schließt mit einer unbedingten Verurteilung der Ziele und der
Tätigkeit der Ansiedlungskommission, da der Kleingrundbesitz nicht auf der
gleichen Höhe wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit mit dem Großgrundbesitz stehe.
Wäre diese mit den herrschenden Anschauungen im Widerspruch stehende An¬
sicht richtig, so müßten die kolonisatorischen Arbeiten nicht nur in den An-
siedlungsprovinzen, sondern auch in den übrigen Landesteilen einer scharfen
Nachprüfung unterzogen, vielleicht ganz eingestellt werden; denn der Verfasser
sagt selbst (Seite 265), daß nicht alle, aber immerhin viele seiner Unter¬
suchungen auf die Kolonisationsbestrebungen im ganzen preußischen Osten be¬
zogen werden könnten.


Schon wieder ein Gegner der inneren Kolonisation

daß beide Faustpläne ein Vorspiel haben, kann nach dem Vorgang von
Klopstocks Messias kaum mehr beweiskräftig sein; und der in dem Vorspiele
beider angedeutete rettende Ausgang durste dem ins allgemein Menschliche er¬
hobenen Stoff nicht fehlen, wollten die Dichter nicht hoffnungslosen Pessimismus
das Wort reden. Vielleicht darf man auch bei Goethe den rettenden Ausgang
des merkwürdigen alten Schauspieles „Turbo" als bekannt voraussetzen, das sich
überhaupt in manchen Punkten auffällig mit Goethes Faust berührt; seinem
Verfasser I. V. Andrea (f 1654) widmete ja Herder besondere Verehrung.

Aber derartige Einzelheiten mindern nicht den Wert von Jacobys Unter¬
suchung. Mancher nachdenkliche Literaturfreund wird nun in Herder die Züge
selbst aufsuchen, die er mit dem zum Repräsentanten des Menschengeschlechts
typisierten Faust gemein hat; man wird die halbvergessenen Schriften aus
seiner Werdezeit und der Bückeburger Periode wieder lesen, ja, man wird ver¬
sucht sein, sie gewissermaßen als Kommentar zu Goethes Faust zu lesen.




5chon wieder ein Gegner der inneren Aolonisation!
vom Wirklichen Geheimen Dberregierungsrar Dr. Metz,
Präsident des Vber-Landeskulturgerichts in Berlin

Wem zu glauben ist, redlicher Freund,
das kann ich dir sagen:
Glaube dem Leben I ES lehrt ^
Goethe besser als Redner und Buch.

^^as Februarheft der Preußischen Jahrbücher bringt aus der
M Feder des Rittergutsbesitzers Sigismund von Chlapowski auf
Turco unter der Überschrift „Der wirtschaftliche Wert der bäuer-
lichen Kolonisation im Osten" einen Aufsatz, der allgemeines Staunen
erregt. Der Verfasser kritisiert darin die Bedeutung der Preußischen
Ansiedlungspolitik für dieAgrar- und Erwerbsverhältnisse derAnsiedlungsprovinzen.
Und diese Kritik schließt mit einer unbedingten Verurteilung der Ziele und der
Tätigkeit der Ansiedlungskommission, da der Kleingrundbesitz nicht auf der
gleichen Höhe wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit mit dem Großgrundbesitz stehe.
Wäre diese mit den herrschenden Anschauungen im Widerspruch stehende An¬
sicht richtig, so müßten die kolonisatorischen Arbeiten nicht nur in den An-
siedlungsprovinzen, sondern auch in den übrigen Landesteilen einer scharfen
Nachprüfung unterzogen, vielleicht ganz eingestellt werden; denn der Verfasser
sagt selbst (Seite 265), daß nicht alle, aber immerhin viele seiner Unter¬
suchungen auf die Kolonisationsbestrebungen im ganzen preußischen Osten be¬
zogen werden könnten.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_325519/79>, abgerufen am 21.12.2024.