Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Zweites Vierteljahr.Zur Geschichte der modernen Arbeiterbewegung Die im Punkte der Mitgliederzahl stärkste Zentralorganisation ist der im Seit November 1890 besteht in der "Generalkommission der Gewerkschaften Infolge des Mitgliederrückganges des Krisenjahres 1908, der starken In¬ Während man in den Anfängen der freien Gewerkschaften in Deutschland Zur Geschichte der modernen Arbeiterbewegung Die im Punkte der Mitgliederzahl stärkste Zentralorganisation ist der im Seit November 1890 besteht in der „Generalkommission der Gewerkschaften Infolge des Mitgliederrückganges des Krisenjahres 1908, der starken In¬ Während man in den Anfängen der freien Gewerkschaften in Deutschland <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0609" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/326129"/> <fw type="header" place="top"> Zur Geschichte der modernen Arbeiterbewegung</fw><lb/> <p xml:id="ID_2890"> Die im Punkte der Mitgliederzahl stärkste Zentralorganisation ist der im<lb/> Jahre 1892 zu Frankfurt a. M. gegründete „Deutsche Metallarbeiterverband",<lb/> dessen Mitgliederzahl seit seiner Begründung von 23215 auf 85014 im Jahre<lb/> 1899 und 515145 im Jahre 1911 stieg. Eine weitere größere Zentralorgani-<lb/> sation ist der im Jahre 1891 zu Gotha gegründete „Zentralverband der Maurer<lb/> Deutschlands", dessen Mitgliederzahl seit seiner Begründung von 13 515 auf<lb/> 60175 im Jahre 1898 und 295688 im Jahre 1911 stieg; ferner der 1893<lb/> gegründete „Deutsche Holzarbeiterverband", dessen Mitgliederzahl seit seiner Be¬<lb/> gründung von 23774 auf 70630 im Jahre 1900 und auf 182750 stieg usw.</p><lb/> <p xml:id="ID_2891"> Seit November 1890 besteht in der „Generalkommission der Gewerkschaften<lb/> Deutschlands" eine Zentralisation der freien Gewerkschaften in Deutschland.</p><lb/> <p xml:id="ID_2892"> Infolge des Mitgliederrückganges des Krisenjahres 1908, der starken In¬<lb/> anspruchnahme der Unterstützungseinrichtungen und last not least des immer<lb/> festeren Zusammenschlusses der Arbeitgeber ist man in neuester Zeit dazu über¬<lb/> gegangen, die bestehenden Zentralorganisationen zu großen Jndustrieverbänden<lb/> zu vereinigen. Schon im Jahre 1903 hatte bereits der Verband der Handschuh¬<lb/> macher seine Verschmelzung mit dem Lederarbeiterverband vollzogen. Im Jahre<lb/> 1909 wurde ferner die Verschmelzung des Verbandes der Portefeuiller mit den:<lb/> Sattlerverband verwirklicht. Im Jahre 1910 erfolgte ferner der Zusammen¬<lb/> schluß der Verbände der Maurer, der Bauhilfsarbeiter und der Stukkateure zu<lb/> einer großen Einheitsorganisation, dem „Verband der Bauarbeiter Deutsch¬<lb/> lands", sowie der Verbände der Handels-, Transport- und Verkehrsarbeiter,<lb/> der Hafenarbeiter und der Seeleute, zu dem „Deutschen Transportarbeiter<lb/> verband".</p><lb/> <p xml:id="ID_2893"> Während man in den Anfängen der freien Gewerkschaften in Deutschland<lb/> mit der Einführung der Unterstützungseinrichtungen die den Organisationen<lb/> fernstehenden Berufsangehörigen heranziehen wollte, geht man heute bei der<lb/> Machtentfaltung der Organisationen dazu über, die bestehenden Unterstützungs¬<lb/> einrichtungen im Interesse der Kampfeseinrichtungen zu beschneiden. In einigen<lb/> Ländern hat man hier schon vom Anfang an vorgebeugt. So haben z. B. die<lb/> internationalen Arbeiterorganisationen Österreichs nur ganz minimale Einrichtungen<lb/> für reine Unterstützungszwecke ihrer Mitglieder, dagegen gut aufgebaute Ein¬<lb/> richtungen für reine Kampfeszwecke. Wir sprechen davon im nächsten Heft.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0609]
Zur Geschichte der modernen Arbeiterbewegung
Die im Punkte der Mitgliederzahl stärkste Zentralorganisation ist der im
Jahre 1892 zu Frankfurt a. M. gegründete „Deutsche Metallarbeiterverband",
dessen Mitgliederzahl seit seiner Begründung von 23215 auf 85014 im Jahre
1899 und 515145 im Jahre 1911 stieg. Eine weitere größere Zentralorgani-
sation ist der im Jahre 1891 zu Gotha gegründete „Zentralverband der Maurer
Deutschlands", dessen Mitgliederzahl seit seiner Begründung von 13 515 auf
60175 im Jahre 1898 und 295688 im Jahre 1911 stieg; ferner der 1893
gegründete „Deutsche Holzarbeiterverband", dessen Mitgliederzahl seit seiner Be¬
gründung von 23774 auf 70630 im Jahre 1900 und auf 182750 stieg usw.
Seit November 1890 besteht in der „Generalkommission der Gewerkschaften
Deutschlands" eine Zentralisation der freien Gewerkschaften in Deutschland.
Infolge des Mitgliederrückganges des Krisenjahres 1908, der starken In¬
anspruchnahme der Unterstützungseinrichtungen und last not least des immer
festeren Zusammenschlusses der Arbeitgeber ist man in neuester Zeit dazu über¬
gegangen, die bestehenden Zentralorganisationen zu großen Jndustrieverbänden
zu vereinigen. Schon im Jahre 1903 hatte bereits der Verband der Handschuh¬
macher seine Verschmelzung mit dem Lederarbeiterverband vollzogen. Im Jahre
1909 wurde ferner die Verschmelzung des Verbandes der Portefeuiller mit den:
Sattlerverband verwirklicht. Im Jahre 1910 erfolgte ferner der Zusammen¬
schluß der Verbände der Maurer, der Bauhilfsarbeiter und der Stukkateure zu
einer großen Einheitsorganisation, dem „Verband der Bauarbeiter Deutsch¬
lands", sowie der Verbände der Handels-, Transport- und Verkehrsarbeiter,
der Hafenarbeiter und der Seeleute, zu dem „Deutschen Transportarbeiter
verband".
Während man in den Anfängen der freien Gewerkschaften in Deutschland
mit der Einführung der Unterstützungseinrichtungen die den Organisationen
fernstehenden Berufsangehörigen heranziehen wollte, geht man heute bei der
Machtentfaltung der Organisationen dazu über, die bestehenden Unterstützungs¬
einrichtungen im Interesse der Kampfeseinrichtungen zu beschneiden. In einigen
Ländern hat man hier schon vom Anfang an vorgebeugt. So haben z. B. die
internationalen Arbeiterorganisationen Österreichs nur ganz minimale Einrichtungen
für reine Unterstützungszwecke ihrer Mitglieder, dagegen gut aufgebaute Ein¬
richtungen für reine Kampfeszwecke. Wir sprechen davon im nächsten Heft.
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