Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Zweites Vierteljahr.Die "Kunst" des Lichtspieltheaters forderungen des praktischen Lebens einerseits und doch auch wieder zu den So zeigt sich auch in den Einzelheiten jener Geist der Freiheit, der in der Die "Aunst" des Lichtspieltheaters Professor Dr. Aonrad Lange Von in Zum Thema "Kinematograph" brachten die Grenzboten folgende Die Schriftleitung. s ist nachgerade höchste Zeit, daß die Auswüchse des Kinemato¬ 33
Die „Kunst" des Lichtspieltheaters forderungen des praktischen Lebens einerseits und doch auch wieder zu den So zeigt sich auch in den Einzelheiten jener Geist der Freiheit, der in der Die „Aunst" des Lichtspieltheaters Professor Dr. Aonrad Lange Von in Zum Thema „Kinematograph" brachten die Grenzboten folgende Die Schriftleitung. s ist nachgerade höchste Zeit, daß die Auswüchse des Kinemato¬ 33
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0519" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/326039"/> <fw type="header" place="top"> Die „Kunst" des Lichtspieltheaters</fw><lb/> <p xml:id="ID_2385" prev="#ID_2384"> forderungen des praktischen Lebens einerseits und doch auch wieder zu den<lb/> Kräften und Bedürfnissen der Jugend zu halten. Auch hier ist größere Elastizität<lb/> nötig, als die heutige Organisation sie schaffen kann; auch hier würde eine<lb/> freie, aber ständig arbeitende Kommission leichter einen wünschenswerten Aus¬<lb/> gleich schaffen können.</p><lb/> <p xml:id="ID_2386"> So zeigt sich auch in den Einzelheiten jener Geist der Freiheit, der in der<lb/> Althoffschen Ära die führenden Männer beseelt hat. Möge sie keine bloße<lb/> Episode in der Geschichte unseres Unterrichtswesens bleiben, möge jener Geist<lb/> unserer Unterrichtsverwaltung nicht wieder abhanden kommen! Mögen sich<lb/> Männer finden, die sich als wahre Nachfolger derer, die vom Schauplatz der<lb/> entscheidenden praktischen Arbeit abgetreten sind, fühlen dürfen! Das ist alles,,<lb/> was wir unserem Staate und seinem Schulwesen wünschen können.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die „Aunst" des Lichtspieltheaters<lb/><note type="byline"> Professor Dr. Aonrad Lange </note> Von in</head><lb/> <p xml:id="ID_2387"> Zum Thema „Kinematograph" brachten die Grenzboten folgende<lb/> Aufsätze: Vom „Geschmack" der Völker. Von Dr, Warstat. 1912. Heft S.<lb/> — Zwischen Kino und Theater. Von Dr. Warstat. 1912. Heft 23.<lb/> — Städtische Musterlichtbildbühnen. Bon Dr. Warstat. 1912. Heft 39.<lb/> — Kino-Dramaturgie. Von Dr. Goldstein. 1913. Heft Is. — Schund¬<lb/> film und Filmzensur. Von Dr. Hellwig. 1913. Heft 16.</p><lb/> <note type="byline"> Die Schriftleitung.</note><lb/> <p xml:id="ID_2388" next="#ID_2389"> s ist nachgerade höchste Zeit, daß die Auswüchse des Kinemato¬<lb/> graphen beschnitten werden. Man sollte sie nicht nur literarisch<lb/> bekämpfen, sondern auch auf dem Wege der Gesetzgebung ein¬<lb/> dämmen und beseitigen. Denn die Erfahrung hat gelehrt, daß<lb/> die so beliebte „Aufklärung des Volkes" ja doch nicht ausreicht.<lb/> Seit zwanzig Jahren und mehr arbeitet man an der künstlerischen Erziehung<lb/> der Jugend, der Arbeiter und des mittleren Bürgerstandes. Und das Ergebnis<lb/> ist. wenn man aufrichtig sein soll, gleich Null. Das heißt, es ist ein absoluter<lb/> Tiefstand des künstlerischen Urteils festzustellen. Auf dem Gebiete der Malerei<lb/> haben wir den Futurismus, auf dem des Theaters den Kino. Die Mehrzahl<lb/> der Menschen ist ästhetisch noch nicht einmal so gebildet, daß sie den Schwindel<lb/> des Futurismus als solchen durchschaut. Und sie ist mit ihrem Kunstverständnis<lb/> noch nicht einmal so weit gekommen, daß sie das Unkünstlerische an den so-<lb/> genannten Dramen im Lichtspieltheater erkennt. Aber freilich, wenn man in der<lb/> '</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> 33</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0519]
Die „Kunst" des Lichtspieltheaters
forderungen des praktischen Lebens einerseits und doch auch wieder zu den
Kräften und Bedürfnissen der Jugend zu halten. Auch hier ist größere Elastizität
nötig, als die heutige Organisation sie schaffen kann; auch hier würde eine
freie, aber ständig arbeitende Kommission leichter einen wünschenswerten Aus¬
gleich schaffen können.
So zeigt sich auch in den Einzelheiten jener Geist der Freiheit, der in der
Althoffschen Ära die führenden Männer beseelt hat. Möge sie keine bloße
Episode in der Geschichte unseres Unterrichtswesens bleiben, möge jener Geist
unserer Unterrichtsverwaltung nicht wieder abhanden kommen! Mögen sich
Männer finden, die sich als wahre Nachfolger derer, die vom Schauplatz der
entscheidenden praktischen Arbeit abgetreten sind, fühlen dürfen! Das ist alles,,
was wir unserem Staate und seinem Schulwesen wünschen können.
Die „Aunst" des Lichtspieltheaters
Professor Dr. Aonrad Lange Von in
Zum Thema „Kinematograph" brachten die Grenzboten folgende
Aufsätze: Vom „Geschmack" der Völker. Von Dr, Warstat. 1912. Heft S.
— Zwischen Kino und Theater. Von Dr. Warstat. 1912. Heft 23.
— Städtische Musterlichtbildbühnen. Bon Dr. Warstat. 1912. Heft 39.
— Kino-Dramaturgie. Von Dr. Goldstein. 1913. Heft Is. — Schund¬
film und Filmzensur. Von Dr. Hellwig. 1913. Heft 16.
Die Schriftleitung.
s ist nachgerade höchste Zeit, daß die Auswüchse des Kinemato¬
graphen beschnitten werden. Man sollte sie nicht nur literarisch
bekämpfen, sondern auch auf dem Wege der Gesetzgebung ein¬
dämmen und beseitigen. Denn die Erfahrung hat gelehrt, daß
die so beliebte „Aufklärung des Volkes" ja doch nicht ausreicht.
Seit zwanzig Jahren und mehr arbeitet man an der künstlerischen Erziehung
der Jugend, der Arbeiter und des mittleren Bürgerstandes. Und das Ergebnis
ist. wenn man aufrichtig sein soll, gleich Null. Das heißt, es ist ein absoluter
Tiefstand des künstlerischen Urteils festzustellen. Auf dem Gebiete der Malerei
haben wir den Futurismus, auf dem des Theaters den Kino. Die Mehrzahl
der Menschen ist ästhetisch noch nicht einmal so gebildet, daß sie den Schwindel
des Futurismus als solchen durchschaut. Und sie ist mit ihrem Kunstverständnis
noch nicht einmal so weit gekommen, daß sie das Unkünstlerische an den so-
genannten Dramen im Lichtspieltheater erkennt. Aber freilich, wenn man in der
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