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Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Zweites Vierteljahr.

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Dem Uaiser

in vielen Dingen marschiert Deutschland an der Spitze aller Kulturnationen!
Und das ist erreicht ausschließlich mit friedlichen Mitteln, konnte erreicht werden
lediglich durch die Wucht deutschen Fleißes, deutscher Intelligenz und deutscher
Arbeitstüchtigkeit, die keine anderen Hilfsmittel verwandten, als wie sie der
sorgsam behütete Frieden eines Kulturvolkes schafft. Die einzige Tatsache, daß
Germania heute nicht nur allen ihren eigenen Kindern Brot und Arbeit gibt,
vielmehr auch noch einer Million Fremden, sollte genügen, um das Heil dessen
auszurufen, der fünfundzwanzig Jahre zielsicher am Steuer gestanden hat.

Wilhelm der Zweite hat sich zwar entsprechend den Aufgaben der Zeit kein
weit sichtbares Denkmal von der Gewaltigkeit der Dimensionen setzen können,
wie es einst mit Bismarcks, Moltkes und Roons Hilfe am 18. Januar 1871
zu Versailles errichtet wurde, aber er hat zusammen mit seinem Volke in zäher,
unverdrossener Alltagsarbeit, die er sich durch Kunstgenuß und Reisen mit
romantischem Sinn zu veredeln trachtet, Bausteine geformt, zusammengetragen
und beHauen, und manchen neuen Strebebalken in den alten Bau gefügt.

Möge es ihm vergönnt sein im engen Zusammenwirken mit der Nation,
in weiteren fünfundzwanzig Jahren nun als ein Künstler auf der Höhe seiner
Lebens- und Schaffenskraft jenes gewaltige Werk der Reichsgründung so aus¬
zugestalten, daß alle die hohen Ideale, denen er selbst als Mensch und Staats¬
mann nachhängt, für die Menschheit und für den Staat keine bessere Pflegstätte
finden könnten als im Deutschen Reiche.




Dem Uaiser

in vielen Dingen marschiert Deutschland an der Spitze aller Kulturnationen!
Und das ist erreicht ausschließlich mit friedlichen Mitteln, konnte erreicht werden
lediglich durch die Wucht deutschen Fleißes, deutscher Intelligenz und deutscher
Arbeitstüchtigkeit, die keine anderen Hilfsmittel verwandten, als wie sie der
sorgsam behütete Frieden eines Kulturvolkes schafft. Die einzige Tatsache, daß
Germania heute nicht nur allen ihren eigenen Kindern Brot und Arbeit gibt,
vielmehr auch noch einer Million Fremden, sollte genügen, um das Heil dessen
auszurufen, der fünfundzwanzig Jahre zielsicher am Steuer gestanden hat.

Wilhelm der Zweite hat sich zwar entsprechend den Aufgaben der Zeit kein
weit sichtbares Denkmal von der Gewaltigkeit der Dimensionen setzen können,
wie es einst mit Bismarcks, Moltkes und Roons Hilfe am 18. Januar 1871
zu Versailles errichtet wurde, aber er hat zusammen mit seinem Volke in zäher,
unverdrossener Alltagsarbeit, die er sich durch Kunstgenuß und Reisen mit
romantischem Sinn zu veredeln trachtet, Bausteine geformt, zusammengetragen
und beHauen, und manchen neuen Strebebalken in den alten Bau gefügt.

Möge es ihm vergönnt sein im engen Zusammenwirken mit der Nation,
in weiteren fünfundzwanzig Jahren nun als ein Künstler auf der Höhe seiner
Lebens- und Schaffenskraft jenes gewaltige Werk der Reichsgründung so aus¬
zugestalten, daß alle die hohen Ideale, denen er selbst als Mensch und Staats¬
mann nachhängt, für die Menschheit und für den Staat keine bessere Pflegstätte
finden könnten als im Deutschen Reiche.




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[0502] Dem Uaiser in vielen Dingen marschiert Deutschland an der Spitze aller Kulturnationen! Und das ist erreicht ausschließlich mit friedlichen Mitteln, konnte erreicht werden lediglich durch die Wucht deutschen Fleißes, deutscher Intelligenz und deutscher Arbeitstüchtigkeit, die keine anderen Hilfsmittel verwandten, als wie sie der sorgsam behütete Frieden eines Kulturvolkes schafft. Die einzige Tatsache, daß Germania heute nicht nur allen ihren eigenen Kindern Brot und Arbeit gibt, vielmehr auch noch einer Million Fremden, sollte genügen, um das Heil dessen auszurufen, der fünfundzwanzig Jahre zielsicher am Steuer gestanden hat. Wilhelm der Zweite hat sich zwar entsprechend den Aufgaben der Zeit kein weit sichtbares Denkmal von der Gewaltigkeit der Dimensionen setzen können, wie es einst mit Bismarcks, Moltkes und Roons Hilfe am 18. Januar 1871 zu Versailles errichtet wurde, aber er hat zusammen mit seinem Volke in zäher, unverdrossener Alltagsarbeit, die er sich durch Kunstgenuß und Reisen mit romantischem Sinn zu veredeln trachtet, Bausteine geformt, zusammengetragen und beHauen, und manchen neuen Strebebalken in den alten Bau gefügt. Möge es ihm vergönnt sein im engen Zusammenwirken mit der Nation, in weiteren fünfundzwanzig Jahren nun als ein Künstler auf der Höhe seiner Lebens- und Schaffenskraft jenes gewaltige Werk der Reichsgründung so aus¬ zugestalten, daß alle die hohen Ideale, denen er selbst als Mensch und Staats¬ mann nachhängt, für die Menschheit und für den Staat keine bessere Pflegstätte finden könnten als im Deutschen Reiche.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_325519/502>, abgerufen am 27.07.2024.