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Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

[Beginn Spaltensatz]

Dessenungeachtet hat man an der weitaus
größten Anzahl der Bilder eine reine Freude
und einen hohen Genuß, Die Einleitungs¬
worte zu dem Bande über die Schweizer
Alpen hat I, C. Heer geschrieben, der mit
warmer Sachlichkeit auf die Eigenart der
Alpenlandschaft eingeht. In den deutschen
Wald bemüht sich A, Trinius den Leser
durch einen Panegyrikus auf den deutschen
Herbst einzuführen, in dem viel zu viel von
deutschen Eichen, Waldesduft, Wildgänsen,
Eichhörnchen und Rehen die Rede ist. Dieser
lyrisch-romantische Tonfall will zu der
strengen Sachlichkeit und objektiven Ruhe
und Gründlichkeit der photographischen Technik
nicht so recht passen,

Dr. w. Warstat
Alte Literatur

"Cicero im Wandel der Jahrhunderte"
von Th. Zielinski, Professor an der Univer¬
sität Se, Petersburg, Dritte, durchgesehene
Auflage, Verlag von B. G. Teubner. 1912.
-- Die Schlacht um dieses Buch ist bereits
geschlagen, und so kann vielleicht, nachdem die
Berufenen sich über eine ungewöhnliche Er¬
scheinung, wie die vorliegende es ist, aus¬
einandergesetzt haben, auch ein "blutiger Laie"
sein Quentlein Senf spenden. Nach Tische,
wie sichs gebührt. Mehr als sechzehn Jahre
sind verflossen, seit Zielinskis Vortrag zu
Ciceros zweitausendstem Geburtstag deutsch er¬
schien. Was damals gleichsam im Handstreich
genommen wurde, hat die zweite Auflage
<1908) dann in regulären Aufmarsch ver¬
teidigt, wobei aber der geistvolle Verfasser
mit glänzender Offenheit im Vorwort alsbald
die Gefahr anerkannte, die in seinem Verzicht
auf die Kürze lag. Genug: die unfreundliche
Beurteilung Ciceros, die Mommsen in Kurs
brachte, fand in Zielinski einen Gegner, der
imstande war, seine eigene Unabhängigkeit
vom konventionellen Mitdenken, wie es die
Wissenschaftlerei übt, durchgehends zu beweisen.
Das bedeutete schon einen gewaltigen Borten.
Es stellte sich hier auch wirklich von neuem
heraus, daß Historiker, die gewissermassen in
einer engeren Periode der Vergangenheit auf¬

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gehen, bei aller Kenntnis, Logik und Kombi¬
nationskraft doch dahin neigen, einleuchtende
Zerrbilder fertigzubringen. Der große Wurf von
Zielinskis Cicerostudie beruht in dem genialen
Auffangen der Ausstrahlung, die von dem
Lebenswerk des römischen Redners, Stilisten
und Denkers stets neugestaltig erfloß. Es wäre
ein vergebliches Unterfangen, die Ergebnisse
noch in nuce wiedergeben zu wollen. Die
frühchristliche Zeit, die Renaissance, die Auf¬
klärungsperiode und endlich (aber nicht ab¬
schließend) die Revolutionsära: sie zeugen hier
jede in eigentümlicher Weise. Vielleicht hat
Zielinski, vom Verlauf seiner Arbeit bereits
allzusehr gefesselt, die Rolle Ciceronischen Gutes
im Munde und in den Vorstellungen der
Franzosen seit Rousseau und Voltaire unver¬
sehens überlastet. Mit Beginn der Revolu¬
tion ist das Altertum vorwiegend eine Kammer
für Drapierungsmaterial geworden, und es
müßte ein kostbar Büchelchen geben, wollte
jemand die tollen Mißverständnisse in klassischen
Anspielungen oder Zitaten zwischen 1790 und
1813 einmal zusammenlesen, Cicero als
Quelle steht jedoch bei dieser Komödie schnell¬
fertig angeheuchelter Bildung keineswegs voran,
und die Gesamterscheinung läßt sich nicht von
ihm aus beurteilen. Recht ungern aber er¬
wähnt man einen Mißgriff, der Zielinski
gerade bei Vorbereitung der Stimmung für
seine Darlegung begegnet ist, und den eben
diejenigen Leser, auf die er notwendig ge¬
zählt hat, nicht wieder völlig verwinden.
Bei dem an sich feinfühligen Bestreben,
. Ciceros Stilkunst organisch zu entwickeln, die
bequemere Beispielsammlung also zu ver¬
meiden, ist der Verfasser in eine arge Lehr-
haftigkeit hineingeraten. Sie geht so er¬
staunlich und befremdend weit, daß die un¬
willige Frage fällig wird, was Leute, denen
solche Mitteilungen durchaus nicht erspart
werden konnten, dann mit dem Thema über¬
haupt anfangen sollen. Gilt doch der Kampf
dem vornehmen Muster der Ciceronischen
Periode, die vom "Zeitungstil" bedrängt wird.
Gut, aber der Streit ist nicht erst heute ent¬
brannt und auch nicht von? Zaun gebrochen
L. N. worden.

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Nachdruck sämtlicher Slufsühc mir mit ausdrücklicher Erlaubnis des Vcrlaaö ncstattct.
WeraiUwortlich: der Herausgeber George Cletnow in Berlin-Schöneberg. -- ManusKiptsendungen und Briefe
werden erbeten unter der Adresse: An den Herausgeber der Grenzbotrn in Berlin "Frieden"", Hedwigstr. 1".
Fernsprecher der Schristleitung: Amt Uhland SWO, de" Verlags: Amt Lützow KS10.
Verlag: Verlag der Erenzboten G. in. b. H. in Berlin SV. 11.
Druck: "Der Reichsbote" <S. in, d. H. in Berlin SV/. II, Dessauer Strasze 3S/Z7.
Maßgebliches und Unmaßgebliches

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Dessenungeachtet hat man an der weitaus
größten Anzahl der Bilder eine reine Freude
und einen hohen Genuß, Die Einleitungs¬
worte zu dem Bande über die Schweizer
Alpen hat I, C. Heer geschrieben, der mit
warmer Sachlichkeit auf die Eigenart der
Alpenlandschaft eingeht. In den deutschen
Wald bemüht sich A, Trinius den Leser
durch einen Panegyrikus auf den deutschen
Herbst einzuführen, in dem viel zu viel von
deutschen Eichen, Waldesduft, Wildgänsen,
Eichhörnchen und Rehen die Rede ist. Dieser
lyrisch-romantische Tonfall will zu der
strengen Sachlichkeit und objektiven Ruhe
und Gründlichkeit der photographischen Technik
nicht so recht passen,

Dr. w. Warstat
Alte Literatur

„Cicero im Wandel der Jahrhunderte"
von Th. Zielinski, Professor an der Univer¬
sität Se, Petersburg, Dritte, durchgesehene
Auflage, Verlag von B. G. Teubner. 1912.
— Die Schlacht um dieses Buch ist bereits
geschlagen, und so kann vielleicht, nachdem die
Berufenen sich über eine ungewöhnliche Er¬
scheinung, wie die vorliegende es ist, aus¬
einandergesetzt haben, auch ein „blutiger Laie"
sein Quentlein Senf spenden. Nach Tische,
wie sichs gebührt. Mehr als sechzehn Jahre
sind verflossen, seit Zielinskis Vortrag zu
Ciceros zweitausendstem Geburtstag deutsch er¬
schien. Was damals gleichsam im Handstreich
genommen wurde, hat die zweite Auflage
<1908) dann in regulären Aufmarsch ver¬
teidigt, wobei aber der geistvolle Verfasser
mit glänzender Offenheit im Vorwort alsbald
die Gefahr anerkannte, die in seinem Verzicht
auf die Kürze lag. Genug: die unfreundliche
Beurteilung Ciceros, die Mommsen in Kurs
brachte, fand in Zielinski einen Gegner, der
imstande war, seine eigene Unabhängigkeit
vom konventionellen Mitdenken, wie es die
Wissenschaftlerei übt, durchgehends zu beweisen.
Das bedeutete schon einen gewaltigen Borten.
Es stellte sich hier auch wirklich von neuem
heraus, daß Historiker, die gewissermassen in
einer engeren Periode der Vergangenheit auf¬

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gehen, bei aller Kenntnis, Logik und Kombi¬
nationskraft doch dahin neigen, einleuchtende
Zerrbilder fertigzubringen. Der große Wurf von
Zielinskis Cicerostudie beruht in dem genialen
Auffangen der Ausstrahlung, die von dem
Lebenswerk des römischen Redners, Stilisten
und Denkers stets neugestaltig erfloß. Es wäre
ein vergebliches Unterfangen, die Ergebnisse
noch in nuce wiedergeben zu wollen. Die
frühchristliche Zeit, die Renaissance, die Auf¬
klärungsperiode und endlich (aber nicht ab¬
schließend) die Revolutionsära: sie zeugen hier
jede in eigentümlicher Weise. Vielleicht hat
Zielinski, vom Verlauf seiner Arbeit bereits
allzusehr gefesselt, die Rolle Ciceronischen Gutes
im Munde und in den Vorstellungen der
Franzosen seit Rousseau und Voltaire unver¬
sehens überlastet. Mit Beginn der Revolu¬
tion ist das Altertum vorwiegend eine Kammer
für Drapierungsmaterial geworden, und es
müßte ein kostbar Büchelchen geben, wollte
jemand die tollen Mißverständnisse in klassischen
Anspielungen oder Zitaten zwischen 1790 und
1813 einmal zusammenlesen, Cicero als
Quelle steht jedoch bei dieser Komödie schnell¬
fertig angeheuchelter Bildung keineswegs voran,
und die Gesamterscheinung läßt sich nicht von
ihm aus beurteilen. Recht ungern aber er¬
wähnt man einen Mißgriff, der Zielinski
gerade bei Vorbereitung der Stimmung für
seine Darlegung begegnet ist, und den eben
diejenigen Leser, auf die er notwendig ge¬
zählt hat, nicht wieder völlig verwinden.
Bei dem an sich feinfühligen Bestreben,
. Ciceros Stilkunst organisch zu entwickeln, die
bequemere Beispielsammlung also zu ver¬
meiden, ist der Verfasser in eine arge Lehr-
haftigkeit hineingeraten. Sie geht so er¬
staunlich und befremdend weit, daß die un¬
willige Frage fällig wird, was Leute, denen
solche Mitteilungen durchaus nicht erspart
werden konnten, dann mit dem Thema über¬
haupt anfangen sollen. Gilt doch der Kampf
dem vornehmen Muster der Ciceronischen
Periode, die vom „Zeitungstil" bedrängt wird.
Gut, aber der Streit ist nicht erst heute ent¬
brannt und auch nicht von? Zaun gebrochen
L. N. worden.

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Nachdruck sämtlicher Slufsühc mir mit ausdrücklicher Erlaubnis des Vcrlaaö ncstattct.
WeraiUwortlich: der Herausgeber George Cletnow in Berlin-Schöneberg. — ManusKiptsendungen und Briefe
werden erbeten unter der Adresse: An den Herausgeber der Grenzbotrn in Berlin »Frieden««, Hedwigstr. 1».
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Verlag: Verlag der Erenzboten G. in. b. H. in Berlin SV. 11.
Druck: „Der Reichsbote" <S. in, d. H. in Berlin SV/. II, Dessauer Strasze 3S/Z7.
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[0308] Maßgebliches und Unmaßgebliches Dessenungeachtet hat man an der weitaus größten Anzahl der Bilder eine reine Freude und einen hohen Genuß, Die Einleitungs¬ worte zu dem Bande über die Schweizer Alpen hat I, C. Heer geschrieben, der mit warmer Sachlichkeit auf die Eigenart der Alpenlandschaft eingeht. In den deutschen Wald bemüht sich A, Trinius den Leser durch einen Panegyrikus auf den deutschen Herbst einzuführen, in dem viel zu viel von deutschen Eichen, Waldesduft, Wildgänsen, Eichhörnchen und Rehen die Rede ist. Dieser lyrisch-romantische Tonfall will zu der strengen Sachlichkeit und objektiven Ruhe und Gründlichkeit der photographischen Technik nicht so recht passen, Dr. w. Warstat Alte Literatur „Cicero im Wandel der Jahrhunderte" von Th. Zielinski, Professor an der Univer¬ sität Se, Petersburg, Dritte, durchgesehene Auflage, Verlag von B. G. Teubner. 1912. — Die Schlacht um dieses Buch ist bereits geschlagen, und so kann vielleicht, nachdem die Berufenen sich über eine ungewöhnliche Er¬ scheinung, wie die vorliegende es ist, aus¬ einandergesetzt haben, auch ein „blutiger Laie" sein Quentlein Senf spenden. Nach Tische, wie sichs gebührt. Mehr als sechzehn Jahre sind verflossen, seit Zielinskis Vortrag zu Ciceros zweitausendstem Geburtstag deutsch er¬ schien. Was damals gleichsam im Handstreich genommen wurde, hat die zweite Auflage <1908) dann in regulären Aufmarsch ver¬ teidigt, wobei aber der geistvolle Verfasser mit glänzender Offenheit im Vorwort alsbald die Gefahr anerkannte, die in seinem Verzicht auf die Kürze lag. Genug: die unfreundliche Beurteilung Ciceros, die Mommsen in Kurs brachte, fand in Zielinski einen Gegner, der imstande war, seine eigene Unabhängigkeit vom konventionellen Mitdenken, wie es die Wissenschaftlerei übt, durchgehends zu beweisen. Das bedeutete schon einen gewaltigen Borten. Es stellte sich hier auch wirklich von neuem heraus, daß Historiker, die gewissermassen in einer engeren Periode der Vergangenheit auf¬ gehen, bei aller Kenntnis, Logik und Kombi¬ nationskraft doch dahin neigen, einleuchtende Zerrbilder fertigzubringen. Der große Wurf von Zielinskis Cicerostudie beruht in dem genialen Auffangen der Ausstrahlung, die von dem Lebenswerk des römischen Redners, Stilisten und Denkers stets neugestaltig erfloß. Es wäre ein vergebliches Unterfangen, die Ergebnisse noch in nuce wiedergeben zu wollen. Die frühchristliche Zeit, die Renaissance, die Auf¬ klärungsperiode und endlich (aber nicht ab¬ schließend) die Revolutionsära: sie zeugen hier jede in eigentümlicher Weise. Vielleicht hat Zielinski, vom Verlauf seiner Arbeit bereits allzusehr gefesselt, die Rolle Ciceronischen Gutes im Munde und in den Vorstellungen der Franzosen seit Rousseau und Voltaire unver¬ sehens überlastet. Mit Beginn der Revolu¬ tion ist das Altertum vorwiegend eine Kammer für Drapierungsmaterial geworden, und es müßte ein kostbar Büchelchen geben, wollte jemand die tollen Mißverständnisse in klassischen Anspielungen oder Zitaten zwischen 1790 und 1813 einmal zusammenlesen, Cicero als Quelle steht jedoch bei dieser Komödie schnell¬ fertig angeheuchelter Bildung keineswegs voran, und die Gesamterscheinung läßt sich nicht von ihm aus beurteilen. Recht ungern aber er¬ wähnt man einen Mißgriff, der Zielinski gerade bei Vorbereitung der Stimmung für seine Darlegung begegnet ist, und den eben diejenigen Leser, auf die er notwendig ge¬ zählt hat, nicht wieder völlig verwinden. Bei dem an sich feinfühligen Bestreben, . Ciceros Stilkunst organisch zu entwickeln, die bequemere Beispielsammlung also zu ver¬ meiden, ist der Verfasser in eine arge Lehr- haftigkeit hineingeraten. Sie geht so er¬ staunlich und befremdend weit, daß die un¬ willige Frage fällig wird, was Leute, denen solche Mitteilungen durchaus nicht erspart werden konnten, dann mit dem Thema über¬ haupt anfangen sollen. Gilt doch der Kampf dem vornehmen Muster der Ciceronischen Periode, die vom „Zeitungstil" bedrängt wird. Gut, aber der Streit ist nicht erst heute ent¬ brannt und auch nicht von? Zaun gebrochen L. N. worden. Nachdruck sämtlicher Slufsühc mir mit ausdrücklicher Erlaubnis des Vcrlaaö ncstattct. WeraiUwortlich: der Herausgeber George Cletnow in Berlin-Schöneberg. — ManusKiptsendungen und Briefe werden erbeten unter der Adresse: An den Herausgeber der Grenzbotrn in Berlin »Frieden««, Hedwigstr. 1». Fernsprecher der Schristleitung: Amt Uhland SWO, de» Verlags: Amt Lützow KS10. Verlag: Verlag der Erenzboten G. in. b. H. in Berlin SV. 11. Druck: „Der Reichsbote" <S. in, d. H. in Berlin SV/. II, Dessauer Strasze 3S/Z7.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_325519/308>, abgerufen am 30.12.2024.