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Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

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dem farbigen Autochrom farbige Abzüge in
genügender Anzahl anzufertigen.

Man ist also beim Betrachten der farbigen
Platten auf die Durchsicht unter Benutzung
von Lichtspiegeln oder direkt gegen die Licht¬
quelle angewiesen oder auf die Projektion
mittels geeigneter Apparate. Besonders der
letztere Weg, die Vorführung von Auto¬
chromen mittels des Projektionsapparates,
erscheint bisher als der Weg, der zu einem
am meisten ungetrübten Genuß der Farben
in der Photographie führt. Die Farben er¬
scheinen auf der Leinwand mit einem wunder¬
baren Glanz; allerdings liegt häufig über
dem Ganzen ein Stich ins Bläuliche, der
Wohl auf die Zusammensetzung der Farben
im Farbraster zurückzuführen ist. Dieser Stich
ins Bläuliche läßt sich aber beseitigen durch die
Verwendung goldgelber Projektionsschirme.

Für die Reproduktion von farbigen Auto¬
chromen ist man noch immer auf den Drei¬
bzw. Vierfarbendruck angewiesen, bei dem
die Farben nicht zwangsläufig erscheinen,
sondern vom Drucker derart ausgewählt
werden müssen, wie sie seiner Meinung nach
die farbige Erscheinung der Vorlage am
besten wiedergeben.

Es sind in letzter Zeit eine ganze Anzahl
von Sammlungen solcher Reproduktionen
nach Farbenphotographien erschienen, von
denen wir hier auf zwei näher eingehen
wollen. Es sind zwei Mappen "Herbststudie"
in den Schweizer Alpen" und "Herliststudien
im teuschen Wald", je zehn Kunstblätter
nach farbenphotographischen Aufnahmen von
Hans Hildcnbrand.")

Den Photographen hat bei seinen Auf¬
nahmen die Freude an der Farbe geleitet,
er wollte die neue Technik, stolz auf ihre
Kraft, benutzen, um die Farbensymphonien
des Herbstes einzufangen. Das ne ihm im
großen und ganzen gelungen, und er hat
sogar die Gefahr nach Möglichkeit zu ver¬
meiden gewußt, die bei aller Farbenphoto-
grnphie dem ästhetischen und künstlerischen
Gesamteindruck der Aufnahme droht.

Auf den verhältnismäßig engen Raum
der Platte wird bei der Farbenphotographie

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die gesamte Fülle an farbigen Einzelheiten
zusammengedrängt, so daß namentlich bei
Photographien in kleinem Format die Qber-
füllung des Bildraumes mit farbigen Gegen¬
ständen nicht nur unkünstlerisch, sondern sogar
unnatürlich wirkt. Die Originale der Auto-
chromphotographie oder Reproduktionen in
allzu kleinem Format sehen daher häufig wie
angetuscht aus.

Bei der Projektion von Autochromen auf
den Leinwandschirm schwindet diese Gefahr
durch die starke Vergrößerung des Bildes.
In den beiden erwähnten Mappen hat der
Verlag sie verringert durch die Wahl eines
ziemlich großen Formates für die Bilder.
Das Hauptverdienst allerdings für die Über¬
windung dieser Gefahr kommt dem Verfasser
der Photographien selber zu. Er hat sich in
der Wahl seiner farbigen Motive zu be¬
schränken gewußt und sie nach Möglichkeit auf
einige wenige, meistens zwei Grundfarben
und ihre Nuancen hin angelegt. Er zaubert uns
einen kühlen Herbstabend im deutschen Walde
mit den Farben Gelb und Grün als Grund¬
akkord vor, er schwelgt in allen Nuancen
herbstlichen Laubes vom hellen Gelb bis zum
satten Braunrot, er baut aber auch eine
Schweizer Gebirgslandschaft aus dem stäh¬
lernen Blau des Himmels und der Berge,
dem dunklen Grün der Arven und dein
Violett der Heide auf. Die Freude an der
Farbe und ihrem Zusammenklange spricht
aus allen Blättern.

In der Reproduktion erscheinen die rot¬
braunen Farbentöne als am wenigsten ge¬
lungen. Sie wirken oft zu schwer, zu
massig und wenig locker, so daß sie alle feine
Modellierung der Gegenstände verwischen.
Außerdem hat man bei der Reproduktion
vielfach zu satte Farben gewählt, und da¬
durch wird die Lustperspektive zum Teil
ganz beseitigt. Die Farbenflächen stehen
zu hart und unvermittelt neben ein¬
ander, es fehlen die feinen Nuancen, die
durch das verbindende Medium, die Luft,
hervorgerufen werden. Die dadurch gelegent¬
lich erzielte Kälte in der Stimmung Paßt
vielleicht garnicht übel zu den gewählten
Herbstmotiven, ist aber auf einen technischen
Mangel zurückzuführen, der mit leichter Mühe
abzustellen wäre.

[Ende Spaltensatz]
*) Verlag der Farbenphotogr. Gesellschaft
ni. b. H. in Stuttgart. Pr. pro Mappe M. 10.--.
Maßgebliches und Unmaßgebliches

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dem farbigen Autochrom farbige Abzüge in
genügender Anzahl anzufertigen.

Man ist also beim Betrachten der farbigen
Platten auf die Durchsicht unter Benutzung
von Lichtspiegeln oder direkt gegen die Licht¬
quelle angewiesen oder auf die Projektion
mittels geeigneter Apparate. Besonders der
letztere Weg, die Vorführung von Auto¬
chromen mittels des Projektionsapparates,
erscheint bisher als der Weg, der zu einem
am meisten ungetrübten Genuß der Farben
in der Photographie führt. Die Farben er¬
scheinen auf der Leinwand mit einem wunder¬
baren Glanz; allerdings liegt häufig über
dem Ganzen ein Stich ins Bläuliche, der
Wohl auf die Zusammensetzung der Farben
im Farbraster zurückzuführen ist. Dieser Stich
ins Bläuliche läßt sich aber beseitigen durch die
Verwendung goldgelber Projektionsschirme.

Für die Reproduktion von farbigen Auto¬
chromen ist man noch immer auf den Drei¬
bzw. Vierfarbendruck angewiesen, bei dem
die Farben nicht zwangsläufig erscheinen,
sondern vom Drucker derart ausgewählt
werden müssen, wie sie seiner Meinung nach
die farbige Erscheinung der Vorlage am
besten wiedergeben.

Es sind in letzter Zeit eine ganze Anzahl
von Sammlungen solcher Reproduktionen
nach Farbenphotographien erschienen, von
denen wir hier auf zwei näher eingehen
wollen. Es sind zwei Mappen „Herbststudie»
in den Schweizer Alpen" und „Herliststudien
im teuschen Wald", je zehn Kunstblätter
nach farbenphotographischen Aufnahmen von
Hans Hildcnbrand.")

Den Photographen hat bei seinen Auf¬
nahmen die Freude an der Farbe geleitet,
er wollte die neue Technik, stolz auf ihre
Kraft, benutzen, um die Farbensymphonien
des Herbstes einzufangen. Das ne ihm im
großen und ganzen gelungen, und er hat
sogar die Gefahr nach Möglichkeit zu ver¬
meiden gewußt, die bei aller Farbenphoto-
grnphie dem ästhetischen und künstlerischen
Gesamteindruck der Aufnahme droht.

Auf den verhältnismäßig engen Raum
der Platte wird bei der Farbenphotographie

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die gesamte Fülle an farbigen Einzelheiten
zusammengedrängt, so daß namentlich bei
Photographien in kleinem Format die Qber-
füllung des Bildraumes mit farbigen Gegen¬
ständen nicht nur unkünstlerisch, sondern sogar
unnatürlich wirkt. Die Originale der Auto-
chromphotographie oder Reproduktionen in
allzu kleinem Format sehen daher häufig wie
angetuscht aus.

Bei der Projektion von Autochromen auf
den Leinwandschirm schwindet diese Gefahr
durch die starke Vergrößerung des Bildes.
In den beiden erwähnten Mappen hat der
Verlag sie verringert durch die Wahl eines
ziemlich großen Formates für die Bilder.
Das Hauptverdienst allerdings für die Über¬
windung dieser Gefahr kommt dem Verfasser
der Photographien selber zu. Er hat sich in
der Wahl seiner farbigen Motive zu be¬
schränken gewußt und sie nach Möglichkeit auf
einige wenige, meistens zwei Grundfarben
und ihre Nuancen hin angelegt. Er zaubert uns
einen kühlen Herbstabend im deutschen Walde
mit den Farben Gelb und Grün als Grund¬
akkord vor, er schwelgt in allen Nuancen
herbstlichen Laubes vom hellen Gelb bis zum
satten Braunrot, er baut aber auch eine
Schweizer Gebirgslandschaft aus dem stäh¬
lernen Blau des Himmels und der Berge,
dem dunklen Grün der Arven und dein
Violett der Heide auf. Die Freude an der
Farbe und ihrem Zusammenklange spricht
aus allen Blättern.

In der Reproduktion erscheinen die rot¬
braunen Farbentöne als am wenigsten ge¬
lungen. Sie wirken oft zu schwer, zu
massig und wenig locker, so daß sie alle feine
Modellierung der Gegenstände verwischen.
Außerdem hat man bei der Reproduktion
vielfach zu satte Farben gewählt, und da¬
durch wird die Lustperspektive zum Teil
ganz beseitigt. Die Farbenflächen stehen
zu hart und unvermittelt neben ein¬
ander, es fehlen die feinen Nuancen, die
durch das verbindende Medium, die Luft,
hervorgerufen werden. Die dadurch gelegent¬
lich erzielte Kälte in der Stimmung Paßt
vielleicht garnicht übel zu den gewählten
Herbstmotiven, ist aber auf einen technischen
Mangel zurückzuführen, der mit leichter Mühe
abzustellen wäre.

[Ende Spaltensatz]
*) Verlag der Farbenphotogr. Gesellschaft
ni. b. H. in Stuttgart. Pr. pro Mappe M. 10.—.
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[0307] Maßgebliches und Unmaßgebliches dem farbigen Autochrom farbige Abzüge in genügender Anzahl anzufertigen. Man ist also beim Betrachten der farbigen Platten auf die Durchsicht unter Benutzung von Lichtspiegeln oder direkt gegen die Licht¬ quelle angewiesen oder auf die Projektion mittels geeigneter Apparate. Besonders der letztere Weg, die Vorführung von Auto¬ chromen mittels des Projektionsapparates, erscheint bisher als der Weg, der zu einem am meisten ungetrübten Genuß der Farben in der Photographie führt. Die Farben er¬ scheinen auf der Leinwand mit einem wunder¬ baren Glanz; allerdings liegt häufig über dem Ganzen ein Stich ins Bläuliche, der Wohl auf die Zusammensetzung der Farben im Farbraster zurückzuführen ist. Dieser Stich ins Bläuliche läßt sich aber beseitigen durch die Verwendung goldgelber Projektionsschirme. Für die Reproduktion von farbigen Auto¬ chromen ist man noch immer auf den Drei¬ bzw. Vierfarbendruck angewiesen, bei dem die Farben nicht zwangsläufig erscheinen, sondern vom Drucker derart ausgewählt werden müssen, wie sie seiner Meinung nach die farbige Erscheinung der Vorlage am besten wiedergeben. Es sind in letzter Zeit eine ganze Anzahl von Sammlungen solcher Reproduktionen nach Farbenphotographien erschienen, von denen wir hier auf zwei näher eingehen wollen. Es sind zwei Mappen „Herbststudie» in den Schweizer Alpen" und „Herliststudien im teuschen Wald", je zehn Kunstblätter nach farbenphotographischen Aufnahmen von Hans Hildcnbrand.") Den Photographen hat bei seinen Auf¬ nahmen die Freude an der Farbe geleitet, er wollte die neue Technik, stolz auf ihre Kraft, benutzen, um die Farbensymphonien des Herbstes einzufangen. Das ne ihm im großen und ganzen gelungen, und er hat sogar die Gefahr nach Möglichkeit zu ver¬ meiden gewußt, die bei aller Farbenphoto- grnphie dem ästhetischen und künstlerischen Gesamteindruck der Aufnahme droht. Auf den verhältnismäßig engen Raum der Platte wird bei der Farbenphotographie die gesamte Fülle an farbigen Einzelheiten zusammengedrängt, so daß namentlich bei Photographien in kleinem Format die Qber- füllung des Bildraumes mit farbigen Gegen¬ ständen nicht nur unkünstlerisch, sondern sogar unnatürlich wirkt. Die Originale der Auto- chromphotographie oder Reproduktionen in allzu kleinem Format sehen daher häufig wie angetuscht aus. Bei der Projektion von Autochromen auf den Leinwandschirm schwindet diese Gefahr durch die starke Vergrößerung des Bildes. In den beiden erwähnten Mappen hat der Verlag sie verringert durch die Wahl eines ziemlich großen Formates für die Bilder. Das Hauptverdienst allerdings für die Über¬ windung dieser Gefahr kommt dem Verfasser der Photographien selber zu. Er hat sich in der Wahl seiner farbigen Motive zu be¬ schränken gewußt und sie nach Möglichkeit auf einige wenige, meistens zwei Grundfarben und ihre Nuancen hin angelegt. Er zaubert uns einen kühlen Herbstabend im deutschen Walde mit den Farben Gelb und Grün als Grund¬ akkord vor, er schwelgt in allen Nuancen herbstlichen Laubes vom hellen Gelb bis zum satten Braunrot, er baut aber auch eine Schweizer Gebirgslandschaft aus dem stäh¬ lernen Blau des Himmels und der Berge, dem dunklen Grün der Arven und dein Violett der Heide auf. Die Freude an der Farbe und ihrem Zusammenklange spricht aus allen Blättern. In der Reproduktion erscheinen die rot¬ braunen Farbentöne als am wenigsten ge¬ lungen. Sie wirken oft zu schwer, zu massig und wenig locker, so daß sie alle feine Modellierung der Gegenstände verwischen. Außerdem hat man bei der Reproduktion vielfach zu satte Farben gewählt, und da¬ durch wird die Lustperspektive zum Teil ganz beseitigt. Die Farbenflächen stehen zu hart und unvermittelt neben ein¬ ander, es fehlen die feinen Nuancen, die durch das verbindende Medium, die Luft, hervorgerufen werden. Die dadurch gelegent¬ lich erzielte Kälte in der Stimmung Paßt vielleicht garnicht übel zu den gewählten Herbstmotiven, ist aber auf einen technischen Mangel zurückzuführen, der mit leichter Mühe abzustellen wäre. *) Verlag der Farbenphotogr. Gesellschaft ni. b. H. in Stuttgart. Pr. pro Mappe M. 10.—.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_325519/307>, abgerufen am 27.07.2024.