Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Zweites Vierteljahr.Gobineaus Renaissance in altem und neuem Gewände v Fritz Friedrich i onn or etwa zehn Jahren konnte man fast jede Woche in irgendeiner ") In vier Bänden. Stuttgart, Fr. Frommanns Verlag (E. Hauff). Kretzer, Joseph Arthur, Graf von Gobineau. Leipzig 1902, Hermann Seemann. -- Mehr zu empfehlen Dreyfus, I^a vio et les pmpneties ein Loute ete (Zobinesu. 1905. Leittiere, I^e dörrte cle (Zobinesu et I'^r^gnisme Kistorique. Paris 1903. Plon-I^ournt et L>e. Grenzvoten II 1918 16
Gobineaus Renaissance in altem und neuem Gewände v Fritz Friedrich i onn or etwa zehn Jahren konnte man fast jede Woche in irgendeiner ") In vier Bänden. Stuttgart, Fr. Frommanns Verlag (E. Hauff). Kretzer, Joseph Arthur, Graf von Gobineau. Leipzig 1902, Hermann Seemann. — Mehr zu empfehlen Dreyfus, I^a vio et les pmpneties ein Loute ete (Zobinesu. 1905. Leittiere, I^e dörrte cle (Zobinesu et I'^r^gnisme Kistorique. Paris 1903. Plon-I^ournt et L>e. Grenzvoten II 1918 16
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0245" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/325765"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341897_325519/figures/grenzboten_341897_325519_325765_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Gobineaus Renaissance in altem und neuem Gewände<lb/> v<note type="byline"> Fritz Friedrich i</note> onn</head><lb/> <p xml:id="ID_971" next="#ID_972"> or etwa zehn Jahren konnte man fast jede Woche in irgendeiner<lb/> Zeitschrift einen Aufsatz über Gobineau finden. Diese Arbeiten,<lb/> zumeist auf einen Ton hoher Bewunderung gestimmt, beschäftigten<lb/> sich hauptsächlich mit Gobineaus wissenschaftlichem (wenn auch<lb/> nicht am wissenschaftlichsten gearbeiteten) Hauptwerk, dem „Ver¬<lb/> such über die Ungleichheit der Menschenrassen", dessen Verdeutschung durch<lb/> Ludwig Schemann eben damals (1901) vollendet war*). Manche mag auch die<lb/> Lektüre von Chamberlains „Grundlagen des neunzehnten Jahrhunderts" zuerst<lb/> auf Gobineau aufmerksam gemacht haben, trotz der pietätlosen Art, in der<lb/> sich Chamberlain über seinen Vorgänger äußert. Damals erschien auch die erste,<lb/> höheren Ansprüchen freilich wenig genügende Biographie Gobineaus**) und bald<lb/> nachher die tiefdringende, geistreiche, zwischen Bewunderung und Abneigung<lb/> seltsam schwankende Studie des Franzosen Seilliere***), eines der ersten An¬<lb/> zeichen dafür, daß auch sein Heimatland dem Denker und Dichter, den es<lb/> lange völlig vergessen zu haben schien, wieder Beachtung zu schenken begann.<lb/> Was Naturen, die gern ihre eignen Wege gehen, zu Gobineau zog, war seine<lb/> heroisch-pessimistische Lebensauffassung. Die Gläubigen des neuen Evange¬<lb/> liums von der Arierherrlichkeit fanden in ihm ihren feurigsten Propheten; die<lb/> Verehrer Nietzsches, mit dem er sonst kaum etwas gemein hat, wurden von den<lb/> ausgeprägt aristokratischen Anschauungen des aller Gleichmacherei abgeneigten<lb/> Mannes angezogen. Jedoch neben dieser anscheinend beständig wachsenden Schar<lb/> von begeisterten Anhängern des Geschichtsphilosophen und Denkers gab es noch<lb/> eine zweite, vielleicht noch zahlreichere, doch weniger betriebsame Gemeinde,<lb/> der Gobineaus Name teuer war. Ihre Huldigung galt dem Dichter, und sie<lb/> Scharte sich um das Banner seiner „Renaissance". Dieses Werk, 1877 er-</p><lb/> <note xml:id="FID_32" place="foot"> ") In vier Bänden. Stuttgart, Fr. Frommanns Verlag (E. Hauff).</note><lb/> <note xml:id="FID_33" place="foot"> Kretzer, Joseph Arthur, Graf von Gobineau. Leipzig 1902, Hermann Seemann. —<lb/> Mehr zu empfehlen Dreyfus, I^a vio et les pmpneties ein Loute ete (Zobinesu. 1905.</note><lb/> <note xml:id="FID_34" place="foot"> Leittiere, I^e dörrte cle (Zobinesu et I'^r^gnisme Kistorique. Paris 1903.<lb/> Plon-I^ournt et L>e.</note><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzvoten II 1918 16</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0245]
[Abbildung]
Gobineaus Renaissance in altem und neuem Gewände
v Fritz Friedrich i onn
or etwa zehn Jahren konnte man fast jede Woche in irgendeiner
Zeitschrift einen Aufsatz über Gobineau finden. Diese Arbeiten,
zumeist auf einen Ton hoher Bewunderung gestimmt, beschäftigten
sich hauptsächlich mit Gobineaus wissenschaftlichem (wenn auch
nicht am wissenschaftlichsten gearbeiteten) Hauptwerk, dem „Ver¬
such über die Ungleichheit der Menschenrassen", dessen Verdeutschung durch
Ludwig Schemann eben damals (1901) vollendet war*). Manche mag auch die
Lektüre von Chamberlains „Grundlagen des neunzehnten Jahrhunderts" zuerst
auf Gobineau aufmerksam gemacht haben, trotz der pietätlosen Art, in der
sich Chamberlain über seinen Vorgänger äußert. Damals erschien auch die erste,
höheren Ansprüchen freilich wenig genügende Biographie Gobineaus**) und bald
nachher die tiefdringende, geistreiche, zwischen Bewunderung und Abneigung
seltsam schwankende Studie des Franzosen Seilliere***), eines der ersten An¬
zeichen dafür, daß auch sein Heimatland dem Denker und Dichter, den es
lange völlig vergessen zu haben schien, wieder Beachtung zu schenken begann.
Was Naturen, die gern ihre eignen Wege gehen, zu Gobineau zog, war seine
heroisch-pessimistische Lebensauffassung. Die Gläubigen des neuen Evange¬
liums von der Arierherrlichkeit fanden in ihm ihren feurigsten Propheten; die
Verehrer Nietzsches, mit dem er sonst kaum etwas gemein hat, wurden von den
ausgeprägt aristokratischen Anschauungen des aller Gleichmacherei abgeneigten
Mannes angezogen. Jedoch neben dieser anscheinend beständig wachsenden Schar
von begeisterten Anhängern des Geschichtsphilosophen und Denkers gab es noch
eine zweite, vielleicht noch zahlreichere, doch weniger betriebsame Gemeinde,
der Gobineaus Name teuer war. Ihre Huldigung galt dem Dichter, und sie
Scharte sich um das Banner seiner „Renaissance". Dieses Werk, 1877 er-
") In vier Bänden. Stuttgart, Fr. Frommanns Verlag (E. Hauff).
Kretzer, Joseph Arthur, Graf von Gobineau. Leipzig 1902, Hermann Seemann. —
Mehr zu empfehlen Dreyfus, I^a vio et les pmpneties ein Loute ete (Zobinesu. 1905.
Leittiere, I^e dörrte cle (Zobinesu et I'^r^gnisme Kistorique. Paris 1903.
Plon-I^ournt et L>e.
Grenzvoten II 1918 16
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |