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Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Zweites Vierteljahr.

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Präludien zu einem Ritt in Persien

Gegen die große, aber trockene Hitze bei Tage sowie gegen die Kälte des
Nachts schützt man sich am besten durch dicke, warme Sachen, so widersinnig
dies auch bezüglich der Tageshitze klingen mag. Viel mehr als die Hitze -- wir
hatten manchmal über 60° L. -- empfindet man die stechenden Sonnenstrahlen,
gegen die nur dicke Kleidungsstücke schützen. Wenngleich der von uns gewählte
Kordstoff sehr haltbar und in? Tragen angenehm ist, so ist doch reine Wolle
mehr zu empfehlen, da sie mehr vor Erkältungen schützt. Auf dem Kopfe
trugen wir einen Tropenhelm mit festem Nackenschutz gegen Sonnenstrahlen.

Eine wichtige Frage war die Ausrüstung der Pferde. Auf den großen
Strecken mußte man alles Nötige bei sich sichren, denn es war darauf zu
rechnen, daß die Bagage manchmal nicht mitkommen würde. Zwischen
dem Wunsche, möglichst viel bei sich zu haben und der Forderung, die Be¬
lastung der Pferde so gering als möglich zu machen, war es schwer, die richtige
goldene Mitte zu finden. Als Sattel wählten wir den sogenannten englischen
Sattel, in der Art, wie er bisher in unserer Armee als Öffiziersattel bekannt
war. Allerdings ließ ich mir noch einige Ösen und ein festes Hinterzwiesel
zum Aufschnallen des Mantels einnieten, in der richtigen Erkenntnis, daß alles,
was nicht niet- und nagelfest ist, mit der Zeit abreißt. Man glaubt ja gar
nicht, wie sehr die Sachen bei einem solchen Ritt leiden, und es empfiehlt sich,
nur neue Kleidungs- und Ausrüstungsstücke vom besten Material mitzunehmen.
Sparsamkeit ist hier gänzlich am'falschen Platze und rächt sich später bitter.

Als Sattelunterlage diente ein großer Woylach, der ja zwar verhältnis¬
mäßig schwer ist, man hatte aber auf diese Weise stets eine geeignete Decke,
die Pferde in den kalten Nächten einzudecken und vor Erkältungen zu schützen.
Die Pferde waren mit unserem Militärzaumzeug, aber ohne Kandare gezäumt,
trugen also nur eine Halfter mit Riemen und eingeknebelter kleiner Trense,
so daß man sie stets, ohne das Zaumzeug abzunehmen, anbinden konnte.
Letztere reicht vollkommen aus. Zwei große Packtaschen, des leichteren Gewichts
wegen aus Segeltuch, hingen vorn an beiden Seiten des Sattels und bargen
die nötigsten Apparate: Zielfernrohr für die Büchse, Teletubus mit Ansatz für
den photographischen Apparat, der in einer Ledertasche auf der rechten Seite
des Sattels hing, so daß man ihn stets leicht zur Hand hatte, Minimal- und
Maximalthermometer, elektrische Taschenlampe, Reservemunition für Büchse,
Gewehr und Pistole und einige andere Kleinigkeiten. Die andere Packtasche
enthielt eine eiserne Portion, bestehend aus Erbskonserven mit Fleisch, etwas
Schokolade, eine Thermosflasche mit heißem Tee, etwas wollene Wäsche, Notiz-
und Reisehandbuch. Routenkompaß, Höhenbarometer und Taschenwörterbuch
führte ich in den verschiedenen, sehr reichlich angebrachten Taschen meines Rockes mit.

Wenngleich das Mitführen der Parabellumpistole, die natürlich immer
geladen war, keine Schwierigkeiten machte, so war die Frage, wie man die
Gewehre am besten transportieren konnte, ebenso schwer zu lösen, wie bei den
Kavallerien aller Armeen. Denn eine wirklich praktische Tragevorrichtung ohne


Präludien zu einem Ritt in Persien

Gegen die große, aber trockene Hitze bei Tage sowie gegen die Kälte des
Nachts schützt man sich am besten durch dicke, warme Sachen, so widersinnig
dies auch bezüglich der Tageshitze klingen mag. Viel mehr als die Hitze — wir
hatten manchmal über 60° L. — empfindet man die stechenden Sonnenstrahlen,
gegen die nur dicke Kleidungsstücke schützen. Wenngleich der von uns gewählte
Kordstoff sehr haltbar und in? Tragen angenehm ist, so ist doch reine Wolle
mehr zu empfehlen, da sie mehr vor Erkältungen schützt. Auf dem Kopfe
trugen wir einen Tropenhelm mit festem Nackenschutz gegen Sonnenstrahlen.

Eine wichtige Frage war die Ausrüstung der Pferde. Auf den großen
Strecken mußte man alles Nötige bei sich sichren, denn es war darauf zu
rechnen, daß die Bagage manchmal nicht mitkommen würde. Zwischen
dem Wunsche, möglichst viel bei sich zu haben und der Forderung, die Be¬
lastung der Pferde so gering als möglich zu machen, war es schwer, die richtige
goldene Mitte zu finden. Als Sattel wählten wir den sogenannten englischen
Sattel, in der Art, wie er bisher in unserer Armee als Öffiziersattel bekannt
war. Allerdings ließ ich mir noch einige Ösen und ein festes Hinterzwiesel
zum Aufschnallen des Mantels einnieten, in der richtigen Erkenntnis, daß alles,
was nicht niet- und nagelfest ist, mit der Zeit abreißt. Man glaubt ja gar
nicht, wie sehr die Sachen bei einem solchen Ritt leiden, und es empfiehlt sich,
nur neue Kleidungs- und Ausrüstungsstücke vom besten Material mitzunehmen.
Sparsamkeit ist hier gänzlich am'falschen Platze und rächt sich später bitter.

Als Sattelunterlage diente ein großer Woylach, der ja zwar verhältnis¬
mäßig schwer ist, man hatte aber auf diese Weise stets eine geeignete Decke,
die Pferde in den kalten Nächten einzudecken und vor Erkältungen zu schützen.
Die Pferde waren mit unserem Militärzaumzeug, aber ohne Kandare gezäumt,
trugen also nur eine Halfter mit Riemen und eingeknebelter kleiner Trense,
so daß man sie stets, ohne das Zaumzeug abzunehmen, anbinden konnte.
Letztere reicht vollkommen aus. Zwei große Packtaschen, des leichteren Gewichts
wegen aus Segeltuch, hingen vorn an beiden Seiten des Sattels und bargen
die nötigsten Apparate: Zielfernrohr für die Büchse, Teletubus mit Ansatz für
den photographischen Apparat, der in einer Ledertasche auf der rechten Seite
des Sattels hing, so daß man ihn stets leicht zur Hand hatte, Minimal- und
Maximalthermometer, elektrische Taschenlampe, Reservemunition für Büchse,
Gewehr und Pistole und einige andere Kleinigkeiten. Die andere Packtasche
enthielt eine eiserne Portion, bestehend aus Erbskonserven mit Fleisch, etwas
Schokolade, eine Thermosflasche mit heißem Tee, etwas wollene Wäsche, Notiz-
und Reisehandbuch. Routenkompaß, Höhenbarometer und Taschenwörterbuch
führte ich in den verschiedenen, sehr reichlich angebrachten Taschen meines Rockes mit.

Wenngleich das Mitführen der Parabellumpistole, die natürlich immer
geladen war, keine Schwierigkeiten machte, so war die Frage, wie man die
Gewehre am besten transportieren konnte, ebenso schwer zu lösen, wie bei den
Kavallerien aller Armeen. Denn eine wirklich praktische Tragevorrichtung ohne


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[0201] Präludien zu einem Ritt in Persien Gegen die große, aber trockene Hitze bei Tage sowie gegen die Kälte des Nachts schützt man sich am besten durch dicke, warme Sachen, so widersinnig dies auch bezüglich der Tageshitze klingen mag. Viel mehr als die Hitze — wir hatten manchmal über 60° L. — empfindet man die stechenden Sonnenstrahlen, gegen die nur dicke Kleidungsstücke schützen. Wenngleich der von uns gewählte Kordstoff sehr haltbar und in? Tragen angenehm ist, so ist doch reine Wolle mehr zu empfehlen, da sie mehr vor Erkältungen schützt. Auf dem Kopfe trugen wir einen Tropenhelm mit festem Nackenschutz gegen Sonnenstrahlen. Eine wichtige Frage war die Ausrüstung der Pferde. Auf den großen Strecken mußte man alles Nötige bei sich sichren, denn es war darauf zu rechnen, daß die Bagage manchmal nicht mitkommen würde. Zwischen dem Wunsche, möglichst viel bei sich zu haben und der Forderung, die Be¬ lastung der Pferde so gering als möglich zu machen, war es schwer, die richtige goldene Mitte zu finden. Als Sattel wählten wir den sogenannten englischen Sattel, in der Art, wie er bisher in unserer Armee als Öffiziersattel bekannt war. Allerdings ließ ich mir noch einige Ösen und ein festes Hinterzwiesel zum Aufschnallen des Mantels einnieten, in der richtigen Erkenntnis, daß alles, was nicht niet- und nagelfest ist, mit der Zeit abreißt. Man glaubt ja gar nicht, wie sehr die Sachen bei einem solchen Ritt leiden, und es empfiehlt sich, nur neue Kleidungs- und Ausrüstungsstücke vom besten Material mitzunehmen. Sparsamkeit ist hier gänzlich am'falschen Platze und rächt sich später bitter. Als Sattelunterlage diente ein großer Woylach, der ja zwar verhältnis¬ mäßig schwer ist, man hatte aber auf diese Weise stets eine geeignete Decke, die Pferde in den kalten Nächten einzudecken und vor Erkältungen zu schützen. Die Pferde waren mit unserem Militärzaumzeug, aber ohne Kandare gezäumt, trugen also nur eine Halfter mit Riemen und eingeknebelter kleiner Trense, so daß man sie stets, ohne das Zaumzeug abzunehmen, anbinden konnte. Letztere reicht vollkommen aus. Zwei große Packtaschen, des leichteren Gewichts wegen aus Segeltuch, hingen vorn an beiden Seiten des Sattels und bargen die nötigsten Apparate: Zielfernrohr für die Büchse, Teletubus mit Ansatz für den photographischen Apparat, der in einer Ledertasche auf der rechten Seite des Sattels hing, so daß man ihn stets leicht zur Hand hatte, Minimal- und Maximalthermometer, elektrische Taschenlampe, Reservemunition für Büchse, Gewehr und Pistole und einige andere Kleinigkeiten. Die andere Packtasche enthielt eine eiserne Portion, bestehend aus Erbskonserven mit Fleisch, etwas Schokolade, eine Thermosflasche mit heißem Tee, etwas wollene Wäsche, Notiz- und Reisehandbuch. Routenkompaß, Höhenbarometer und Taschenwörterbuch führte ich in den verschiedenen, sehr reichlich angebrachten Taschen meines Rockes mit. Wenngleich das Mitführen der Parabellumpistole, die natürlich immer geladen war, keine Schwierigkeiten machte, so war die Frage, wie man die Gewehre am besten transportieren konnte, ebenso schwer zu lösen, wie bei den Kavallerien aller Armeen. Denn eine wirklich praktische Tragevorrichtung ohne

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_325519/201>, abgerufen am 22.12.2024.