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Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Zweites Vierteljahr.

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Der wirtschaftliche Wert der bäuerlichen Kolonisation
im Osten
Dr. Lrich Reup i Vonn , ,

M
"icht weil die unter diesem Titel erschienenen Ausführungen des
Polnischen Rittergutsbesitzers von CHKlpowski im Februarheft der
Preußischen Jahrbücher an sich bedeutsam genug wären, daß sie über¬
haupt eine eingehende Widerlegung verdienten, sondern lediglich weil
sie in hohemMaße geeignet sind eine unberechtigteVerwirrungbei allen
Sachunkundigen anzurichten, soll ihnen hier nochmals entgegengetreten werden/)

Chlapowski sucht den Beweis zu erbringen, daß die in Posen-Westpreutzen
voni Staate unter großen Geldopfern geschaffenen Nentengüter in ihrer Produkti¬
vität und ihrer Bedeutung für den inländischen Markt weit hinter dem Durch¬
schnitt der dortigen Großbetriebe zurückständen. Seine Absicht ist durchsichtig:
denn wäre diese seine Behauptung richtig, so müßte eine starke innere Kolo¬
nisation jedem Nationalpolitiker große Bedenken erregen, da das durch alle
agrarpolitischen Maßnahmen letzten Endes angestrebte Ziel, das deutsche Volk
in seiner Ernährung vom Auslande unabhängig zu machen^ dadurch in steigendem
Maße gefährdet würde. Um dieser Konsequenzen willen ist es angebracht, nach¬
zuprüfen, wieweit in der Beweisführung CHIapowskis wirkliche Tatsachen sprechen
und wieweit lediglich der Wunsch des polnischen Großgrundbesitzers die Feder
geführt hat. '"

Tatsächliches Material liegt mit Ausnahme von Reinertragsfeststellungen
für vier Großbetriebe, die aber bei der Maßgebenden Berechnung nicht ver¬
wandt worden sind, überhaupt nicht vor. Wahrscheinlich hat der Verfasser
doch nicht gewagt, selbst eineni Luienpublikum die Resultate dieser vier Güter
als durchschnittliche darzubieten. Er läßt sie über auf den Leser wirken, Um
eine günstige Folie für die etwas niedriger gegriffene Berechnung des durch¬
schnittlichen Reinertrages der Großgüter Posens zu gewinne". Daß es sich



,,,'") Herr Präsident,or. Metz hat bereits am Schlüsse seiner vorzüglichen Ausführungen
in Heft Is d. Jahrg. der Grenzboten dieses weitere Eingehen auf die Frage angekündigt und
auch schon auf die einschlägigen, ausgedehnten Untersuchungen des Verfassers der folgenden
Zeilen sowie des Herrn Se. Muster hingewiesen. Eine eingehende Berücksichtigung der Er¬
gebnisse dieser Arbeiten war ihm indes wegen der erst teilweise erfolgten Veröffentlichung
damals noch nichts möglich. . . ' ' ., > -


Der wirtschaftliche Wert der bäuerlichen Kolonisation
im Osten
Dr. Lrich Reup i Vonn , ,

M
«icht weil die unter diesem Titel erschienenen Ausführungen des
Polnischen Rittergutsbesitzers von CHKlpowski im Februarheft der
Preußischen Jahrbücher an sich bedeutsam genug wären, daß sie über¬
haupt eine eingehende Widerlegung verdienten, sondern lediglich weil
sie in hohemMaße geeignet sind eine unberechtigteVerwirrungbei allen
Sachunkundigen anzurichten, soll ihnen hier nochmals entgegengetreten werden/)

Chlapowski sucht den Beweis zu erbringen, daß die in Posen-Westpreutzen
voni Staate unter großen Geldopfern geschaffenen Nentengüter in ihrer Produkti¬
vität und ihrer Bedeutung für den inländischen Markt weit hinter dem Durch¬
schnitt der dortigen Großbetriebe zurückständen. Seine Absicht ist durchsichtig:
denn wäre diese seine Behauptung richtig, so müßte eine starke innere Kolo¬
nisation jedem Nationalpolitiker große Bedenken erregen, da das durch alle
agrarpolitischen Maßnahmen letzten Endes angestrebte Ziel, das deutsche Volk
in seiner Ernährung vom Auslande unabhängig zu machen^ dadurch in steigendem
Maße gefährdet würde. Um dieser Konsequenzen willen ist es angebracht, nach¬
zuprüfen, wieweit in der Beweisführung CHIapowskis wirkliche Tatsachen sprechen
und wieweit lediglich der Wunsch des polnischen Großgrundbesitzers die Feder
geführt hat. '"

Tatsächliches Material liegt mit Ausnahme von Reinertragsfeststellungen
für vier Großbetriebe, die aber bei der Maßgebenden Berechnung nicht ver¬
wandt worden sind, überhaupt nicht vor. Wahrscheinlich hat der Verfasser
doch nicht gewagt, selbst eineni Luienpublikum die Resultate dieser vier Güter
als durchschnittliche darzubieten. Er läßt sie über auf den Leser wirken, Um
eine günstige Folie für die etwas niedriger gegriffene Berechnung des durch¬
schnittlichen Reinertrages der Großgüter Posens zu gewinne». Daß es sich



,,,'«) Herr Präsident,or. Metz hat bereits am Schlüsse seiner vorzüglichen Ausführungen
in Heft Is d. Jahrg. der Grenzboten dieses weitere Eingehen auf die Frage angekündigt und
auch schon auf die einschlägigen, ausgedehnten Untersuchungen des Verfassers der folgenden
Zeilen sowie des Herrn Se. Muster hingewiesen. Eine eingehende Berücksichtigung der Er¬
gebnisse dieser Arbeiten war ihm indes wegen der erst teilweise erfolgten Veröffentlichung
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[0163] [Abbildung] Der wirtschaftliche Wert der bäuerlichen Kolonisation im Osten Dr. Lrich Reup i Vonn , , M «icht weil die unter diesem Titel erschienenen Ausführungen des Polnischen Rittergutsbesitzers von CHKlpowski im Februarheft der Preußischen Jahrbücher an sich bedeutsam genug wären, daß sie über¬ haupt eine eingehende Widerlegung verdienten, sondern lediglich weil sie in hohemMaße geeignet sind eine unberechtigteVerwirrungbei allen Sachunkundigen anzurichten, soll ihnen hier nochmals entgegengetreten werden/) Chlapowski sucht den Beweis zu erbringen, daß die in Posen-Westpreutzen voni Staate unter großen Geldopfern geschaffenen Nentengüter in ihrer Produkti¬ vität und ihrer Bedeutung für den inländischen Markt weit hinter dem Durch¬ schnitt der dortigen Großbetriebe zurückständen. Seine Absicht ist durchsichtig: denn wäre diese seine Behauptung richtig, so müßte eine starke innere Kolo¬ nisation jedem Nationalpolitiker große Bedenken erregen, da das durch alle agrarpolitischen Maßnahmen letzten Endes angestrebte Ziel, das deutsche Volk in seiner Ernährung vom Auslande unabhängig zu machen^ dadurch in steigendem Maße gefährdet würde. Um dieser Konsequenzen willen ist es angebracht, nach¬ zuprüfen, wieweit in der Beweisführung CHIapowskis wirkliche Tatsachen sprechen und wieweit lediglich der Wunsch des polnischen Großgrundbesitzers die Feder geführt hat. '" Tatsächliches Material liegt mit Ausnahme von Reinertragsfeststellungen für vier Großbetriebe, die aber bei der Maßgebenden Berechnung nicht ver¬ wandt worden sind, überhaupt nicht vor. Wahrscheinlich hat der Verfasser doch nicht gewagt, selbst eineni Luienpublikum die Resultate dieser vier Güter als durchschnittliche darzubieten. Er läßt sie über auf den Leser wirken, Um eine günstige Folie für die etwas niedriger gegriffene Berechnung des durch¬ schnittlichen Reinertrages der Großgüter Posens zu gewinne». Daß es sich ,,,'«) Herr Präsident,or. Metz hat bereits am Schlüsse seiner vorzüglichen Ausführungen in Heft Is d. Jahrg. der Grenzboten dieses weitere Eingehen auf die Frage angekündigt und auch schon auf die einschlägigen, ausgedehnten Untersuchungen des Verfassers der folgenden Zeilen sowie des Herrn Se. Muster hingewiesen. Eine eingehende Berücksichtigung der Er¬ gebnisse dieser Arbeiten war ihm indes wegen der erst teilweise erfolgten Veröffentlichung damals noch nichts möglich. . . ' ' ., > -

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_325519/163>, abgerufen am 21.12.2024.