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Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Erstes Vierteljahr.

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Ziele und Ergebnisse der Naturschutzbeivegung

Auch in den übrigen europäischen Ländern und deren Kolonien macht der
Naturschutz erfreuliche Fortschritte. In Österreich-Ungarn gibt es zurzeit schon
folgende Freistätten: das Urwaldgebiet Kubanu (Böhmerwald) des Fürsten
Schwarzenberg-Krummau, die Fürstlich Liechtensteinsche Reservation in Mähren,
die vom Baron Rothschild eingerichteten Reservationen bei Durnstein (Nieder¬
österreich) und Gottesgarten bei Zößnitz in Nordböhmen, den 17^ Quadrat¬
kilometer großen Urwalddistrikt an den Hängen des Klekovacagebirges im nord¬
westlichen Bosnien, endlich die ungarische Wasservogelschutzstation Pußta Haraszt.
Schweden besitzt bereits mehrere bedeutende Nationalparks, Dänemark einige
Dünenlandschaftsreservate, Frankreich hat einige Teile des Waldes von Fon-
tainebleau unter den Schutz der Regierung gestellt, England schützt zwölf
"natürliche Landschaftsbilder" und außerdem zwei Waldgebiete in der Nähe
von London. Holland hat eine See- und Sumpflandschaft im Nardermeergebiet
(südlich von der Zuidersee) mit Brutplätzen des Löffelreihers zum Reservat
erklärt und auf Java ein größeres Urwaldgebiet unter die Verwaltung des
botanischen Gartens zu Buitenzorg gestellt, Australien und Neuseeland haben große
Nationalparks bei Sidney und auf dem Wilsonsvorgebirge in Victoria eingerichtet.

Die Frage, wie sich der private Naturfreund auf dem Gebiete des Natur¬
schutzes betätigen kann, ist leicht zu beantworten. Zunächst sei ihm empfohlen,
einem der genannten Vereine beizutreten und durch den überall sehr mäßigen
Jahresbeitrag sein Scherflein zu dem schönen Werke beizusteuern. Sodann aber
mag er in seinem Bekanntenkreise aufklärend wirken und namentlich bei den
Weidmännern ein Wort der Fürsprache für die am meisten gefährdeten und
von der gänzlichen Vernichtung bedrohten Vögel der Heimat, als da sind:
Seeadler, Fischadler, Uhu, Wanderfalke, Kolkrabe, Schwarzstorch, Kranich, Fisch¬
reiher, Eisvogel, Wiedehopf, Blaurake und Wasserstar, einlegen. Endlich aber
mag er sich einmal selbst auf dem nächstliegenden Gebiete des Naturschutzes,
dem des praktischen Vogelschutzes betätigen. Die beste Anleitung dazu findet
er in dem schon erwähnten, geradezu klassischen Handbuch des Vogelschutzes von
Dr. Karl Hennicke (Creutzsche Verlagsbuchhandlung, Magdeburg, geh. M. 6,50,
geb. M. 7,SO), das nicht nur eingehend die fortschreitende Abnahme der Vögel
nachweist und die Notwendigkeit des Vogelschutzes vom ethischen, ästhetischen
und wirtschaftlichen Standpunkte aus begründet, sondern vor allem auch die
Ausführung des Vogelschutzes in seinen verschiedenen Zweigen: Beschaffung von
Nistgelegenheiten, Herrichtung von kleinen Freistätten sür Vögel, Fütterung,
Bade- und Tränkplätze, Maßnahmen gegen Vogelfeinde in der Tierwelt usw.
in außerordentlich ansprechender und überzeugender Form behandelt. Sehr
dankenswert sind ferner die in diesem Buche zum erstenmal versuchte Darstellung
der Geschichte des Vogelschutzes und die Zusammenstellung aller einschlägigen
gesetzlichen Bestimmungen. Eine Anzahl Tafeln nach photographischen Auf¬
nahmen und mehr als zweihundert Textabbildungen erläutern den Text des
Buches in der glücklichsten Weise.




Ziele und Ergebnisse der Naturschutzbeivegung

Auch in den übrigen europäischen Ländern und deren Kolonien macht der
Naturschutz erfreuliche Fortschritte. In Österreich-Ungarn gibt es zurzeit schon
folgende Freistätten: das Urwaldgebiet Kubanu (Böhmerwald) des Fürsten
Schwarzenberg-Krummau, die Fürstlich Liechtensteinsche Reservation in Mähren,
die vom Baron Rothschild eingerichteten Reservationen bei Durnstein (Nieder¬
österreich) und Gottesgarten bei Zößnitz in Nordböhmen, den 17^ Quadrat¬
kilometer großen Urwalddistrikt an den Hängen des Klekovacagebirges im nord¬
westlichen Bosnien, endlich die ungarische Wasservogelschutzstation Pußta Haraszt.
Schweden besitzt bereits mehrere bedeutende Nationalparks, Dänemark einige
Dünenlandschaftsreservate, Frankreich hat einige Teile des Waldes von Fon-
tainebleau unter den Schutz der Regierung gestellt, England schützt zwölf
„natürliche Landschaftsbilder" und außerdem zwei Waldgebiete in der Nähe
von London. Holland hat eine See- und Sumpflandschaft im Nardermeergebiet
(südlich von der Zuidersee) mit Brutplätzen des Löffelreihers zum Reservat
erklärt und auf Java ein größeres Urwaldgebiet unter die Verwaltung des
botanischen Gartens zu Buitenzorg gestellt, Australien und Neuseeland haben große
Nationalparks bei Sidney und auf dem Wilsonsvorgebirge in Victoria eingerichtet.

Die Frage, wie sich der private Naturfreund auf dem Gebiete des Natur¬
schutzes betätigen kann, ist leicht zu beantworten. Zunächst sei ihm empfohlen,
einem der genannten Vereine beizutreten und durch den überall sehr mäßigen
Jahresbeitrag sein Scherflein zu dem schönen Werke beizusteuern. Sodann aber
mag er in seinem Bekanntenkreise aufklärend wirken und namentlich bei den
Weidmännern ein Wort der Fürsprache für die am meisten gefährdeten und
von der gänzlichen Vernichtung bedrohten Vögel der Heimat, als da sind:
Seeadler, Fischadler, Uhu, Wanderfalke, Kolkrabe, Schwarzstorch, Kranich, Fisch¬
reiher, Eisvogel, Wiedehopf, Blaurake und Wasserstar, einlegen. Endlich aber
mag er sich einmal selbst auf dem nächstliegenden Gebiete des Naturschutzes,
dem des praktischen Vogelschutzes betätigen. Die beste Anleitung dazu findet
er in dem schon erwähnten, geradezu klassischen Handbuch des Vogelschutzes von
Dr. Karl Hennicke (Creutzsche Verlagsbuchhandlung, Magdeburg, geh. M. 6,50,
geb. M. 7,SO), das nicht nur eingehend die fortschreitende Abnahme der Vögel
nachweist und die Notwendigkeit des Vogelschutzes vom ethischen, ästhetischen
und wirtschaftlichen Standpunkte aus begründet, sondern vor allem auch die
Ausführung des Vogelschutzes in seinen verschiedenen Zweigen: Beschaffung von
Nistgelegenheiten, Herrichtung von kleinen Freistätten sür Vögel, Fütterung,
Bade- und Tränkplätze, Maßnahmen gegen Vogelfeinde in der Tierwelt usw.
in außerordentlich ansprechender und überzeugender Form behandelt. Sehr
dankenswert sind ferner die in diesem Buche zum erstenmal versuchte Darstellung
der Geschichte des Vogelschutzes und die Zusammenstellung aller einschlägigen
gesetzlichen Bestimmungen. Eine Anzahl Tafeln nach photographischen Auf¬
nahmen und mehr als zweihundert Textabbildungen erläutern den Text des
Buches in der glücklichsten Weise.




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[0051] Ziele und Ergebnisse der Naturschutzbeivegung Auch in den übrigen europäischen Ländern und deren Kolonien macht der Naturschutz erfreuliche Fortschritte. In Österreich-Ungarn gibt es zurzeit schon folgende Freistätten: das Urwaldgebiet Kubanu (Böhmerwald) des Fürsten Schwarzenberg-Krummau, die Fürstlich Liechtensteinsche Reservation in Mähren, die vom Baron Rothschild eingerichteten Reservationen bei Durnstein (Nieder¬ österreich) und Gottesgarten bei Zößnitz in Nordböhmen, den 17^ Quadrat¬ kilometer großen Urwalddistrikt an den Hängen des Klekovacagebirges im nord¬ westlichen Bosnien, endlich die ungarische Wasservogelschutzstation Pußta Haraszt. Schweden besitzt bereits mehrere bedeutende Nationalparks, Dänemark einige Dünenlandschaftsreservate, Frankreich hat einige Teile des Waldes von Fon- tainebleau unter den Schutz der Regierung gestellt, England schützt zwölf „natürliche Landschaftsbilder" und außerdem zwei Waldgebiete in der Nähe von London. Holland hat eine See- und Sumpflandschaft im Nardermeergebiet (südlich von der Zuidersee) mit Brutplätzen des Löffelreihers zum Reservat erklärt und auf Java ein größeres Urwaldgebiet unter die Verwaltung des botanischen Gartens zu Buitenzorg gestellt, Australien und Neuseeland haben große Nationalparks bei Sidney und auf dem Wilsonsvorgebirge in Victoria eingerichtet. Die Frage, wie sich der private Naturfreund auf dem Gebiete des Natur¬ schutzes betätigen kann, ist leicht zu beantworten. Zunächst sei ihm empfohlen, einem der genannten Vereine beizutreten und durch den überall sehr mäßigen Jahresbeitrag sein Scherflein zu dem schönen Werke beizusteuern. Sodann aber mag er in seinem Bekanntenkreise aufklärend wirken und namentlich bei den Weidmännern ein Wort der Fürsprache für die am meisten gefährdeten und von der gänzlichen Vernichtung bedrohten Vögel der Heimat, als da sind: Seeadler, Fischadler, Uhu, Wanderfalke, Kolkrabe, Schwarzstorch, Kranich, Fisch¬ reiher, Eisvogel, Wiedehopf, Blaurake und Wasserstar, einlegen. Endlich aber mag er sich einmal selbst auf dem nächstliegenden Gebiete des Naturschutzes, dem des praktischen Vogelschutzes betätigen. Die beste Anleitung dazu findet er in dem schon erwähnten, geradezu klassischen Handbuch des Vogelschutzes von Dr. Karl Hennicke (Creutzsche Verlagsbuchhandlung, Magdeburg, geh. M. 6,50, geb. M. 7,SO), das nicht nur eingehend die fortschreitende Abnahme der Vögel nachweist und die Notwendigkeit des Vogelschutzes vom ethischen, ästhetischen und wirtschaftlichen Standpunkte aus begründet, sondern vor allem auch die Ausführung des Vogelschutzes in seinen verschiedenen Zweigen: Beschaffung von Nistgelegenheiten, Herrichtung von kleinen Freistätten sür Vögel, Fütterung, Bade- und Tränkplätze, Maßnahmen gegen Vogelfeinde in der Tierwelt usw. in außerordentlich ansprechender und überzeugender Form behandelt. Sehr dankenswert sind ferner die in diesem Buche zum erstenmal versuchte Darstellung der Geschichte des Vogelschutzes und die Zusammenstellung aller einschlägigen gesetzlichen Bestimmungen. Eine Anzahl Tafeln nach photographischen Auf¬ nahmen und mehr als zweihundert Textabbildungen erläutern den Text des Buches in der glücklichsten Weise.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_324869/51>, abgerufen am 22.07.2024.