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Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Erstes Vierteljahr.

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Ziele und Ergebnisse der Naturschutzbewegung

adler, Uhu, Kolkrabe, Alpendohle, Alpenflühvogel, Mauerläufer, Wiedehopf und
Schneefink bevölkert wird. Ob es gelingen wird, auch den Alpensteinbock und
den Bären wieder heimisch zu machen, dürfte eine Frage der Zeit sein. Vor¬
läufig umfaßt die Reservation das Val Cluoza, das Val Tantermozza, das
Val Müschauns, einen Teil des Val Trupchum und das ganze Gebiet des Piz
d'Ehen. Es wird südwärts durch einen schroffen, zum Teil vergletscherten Grenz¬
kamm abgeschlossen, über den ein schwer zu begehender Paß (?as8v nisi viavel,
2815 Meter) ins italienische Livignotal hinüberführt. Besonders wichtig ist,
daß die italienische Regierung das Gebiet südlich vom Grenzkamm unter ihren
Schutz gestellt hat. Der Pachtschilling für den zurzeit bestehenden Schutzdistrikt
beträgt etwa 30000 Franken; die Polizeibefugnisse werden von der Gemeinde
Zernez ausgeübt. Geplant ist die Ausdehnung des Nationalparks bis zum
Scarltal. also um etwa das Vierfache des gegenwärtig geschützten Teiles. (Vergl.
G. Hegi, "Die Naturschutzbewegung und der Schweizerische Nationalpark".
Zürich 1911.)

Unter den deutschen Bundesstaaten ist Bayern der erste, dessen Regierung
sich der Naturschutzsache angenommen hat. Seit 1905 besteht hier ein Landes¬
ausschuß für Naturpflege. Dann folgte 1906 Preußen mit seiner Staatlichen
Stelle für Naturdenkmalpflege, an deren Spitze der verdiente Gelehrte Geh. Rat
Prof. Dr. Conwentz steht, und 1909 Württemberg mit einem Landesausschuß
für Natur- und Heimatpflege.

Diese staatlichen Stellen werden in ihren Bestrebungen durch eine ganze
Anzahl Provinzial-, Kreis- und städtische Behörden, sowie durch Vereine und
Privatpersonen unterstützt. Besonders rührig hat sich der 1909 gegründete
"Verein Naturschutzpark" (Sitz Stuttgart, Mindestbeitrag jährlich 2 Mark) gezeigt.
Sein Zweck ist die Schaffung und Unterhaltung je eines Naturschutzparkes im
Hochgebirge, im Mittelgebirge und in der norddeutschen Tiefebene. AIs Hoch-
gebirgspark hat er ein mit Arven und Eiden bestandenes, von Gemsen, Alpen¬
hasen, Adlern, Geiern, Falken, Hasel- und Schneehühnern bewohntes, 150 Quadrat¬
kilometer großes Gebiet im steirischsn Oberennstal (Niedertauern) gepachtet. Auch
der Plan eines norddeutschen Parkes ist der Verwirklichung nahe. Dieses Reservat,
das 24000 Hektar groß werden soll, liegt am Wilscder Berg in der Lüneburger Heide
und beherbergt neben zahlreichen charakteristischen Vertretern der Heideflora nicht
weniger als 40 Arten Säugetiere, 200 Arten Vögel, 6 Arten Reptilien, 11 Arten
Amphibien und 40 Arten Fische, also mehr als die Hälfte aller in Deutschland
vorkommenden Arten von Wirbeltieren. Für die Deckung aller Ausgaben ist
ein Betrag von jährlich 84000 Mark erforderlich, der durch Mitgliederbeiträge
und Zuwendungen seitens der Bundesstaaten und Kommunalverbände auf¬
zubringen ist. Zum Ankauf von Ländereien sollen insgesamt 2 700000 Mark
aufgewendet werden, die der Verein aus Mitgliederbeiträgen, Schenkungen und
dem Ertrage einer Geldlotterie zu erhalten gedenkt. Zur Einrichtung des Mittel-
gebirgsparkes ist ein 6700 Hektar großes Waldgebiet im Bayerischen Wald bei


Ziele und Ergebnisse der Naturschutzbewegung

adler, Uhu, Kolkrabe, Alpendohle, Alpenflühvogel, Mauerläufer, Wiedehopf und
Schneefink bevölkert wird. Ob es gelingen wird, auch den Alpensteinbock und
den Bären wieder heimisch zu machen, dürfte eine Frage der Zeit sein. Vor¬
läufig umfaßt die Reservation das Val Cluoza, das Val Tantermozza, das
Val Müschauns, einen Teil des Val Trupchum und das ganze Gebiet des Piz
d'Ehen. Es wird südwärts durch einen schroffen, zum Teil vergletscherten Grenz¬
kamm abgeschlossen, über den ein schwer zu begehender Paß (?as8v nisi viavel,
2815 Meter) ins italienische Livignotal hinüberführt. Besonders wichtig ist,
daß die italienische Regierung das Gebiet südlich vom Grenzkamm unter ihren
Schutz gestellt hat. Der Pachtschilling für den zurzeit bestehenden Schutzdistrikt
beträgt etwa 30000 Franken; die Polizeibefugnisse werden von der Gemeinde
Zernez ausgeübt. Geplant ist die Ausdehnung des Nationalparks bis zum
Scarltal. also um etwa das Vierfache des gegenwärtig geschützten Teiles. (Vergl.
G. Hegi, „Die Naturschutzbewegung und der Schweizerische Nationalpark".
Zürich 1911.)

Unter den deutschen Bundesstaaten ist Bayern der erste, dessen Regierung
sich der Naturschutzsache angenommen hat. Seit 1905 besteht hier ein Landes¬
ausschuß für Naturpflege. Dann folgte 1906 Preußen mit seiner Staatlichen
Stelle für Naturdenkmalpflege, an deren Spitze der verdiente Gelehrte Geh. Rat
Prof. Dr. Conwentz steht, und 1909 Württemberg mit einem Landesausschuß
für Natur- und Heimatpflege.

Diese staatlichen Stellen werden in ihren Bestrebungen durch eine ganze
Anzahl Provinzial-, Kreis- und städtische Behörden, sowie durch Vereine und
Privatpersonen unterstützt. Besonders rührig hat sich der 1909 gegründete
„Verein Naturschutzpark" (Sitz Stuttgart, Mindestbeitrag jährlich 2 Mark) gezeigt.
Sein Zweck ist die Schaffung und Unterhaltung je eines Naturschutzparkes im
Hochgebirge, im Mittelgebirge und in der norddeutschen Tiefebene. AIs Hoch-
gebirgspark hat er ein mit Arven und Eiden bestandenes, von Gemsen, Alpen¬
hasen, Adlern, Geiern, Falken, Hasel- und Schneehühnern bewohntes, 150 Quadrat¬
kilometer großes Gebiet im steirischsn Oberennstal (Niedertauern) gepachtet. Auch
der Plan eines norddeutschen Parkes ist der Verwirklichung nahe. Dieses Reservat,
das 24000 Hektar groß werden soll, liegt am Wilscder Berg in der Lüneburger Heide
und beherbergt neben zahlreichen charakteristischen Vertretern der Heideflora nicht
weniger als 40 Arten Säugetiere, 200 Arten Vögel, 6 Arten Reptilien, 11 Arten
Amphibien und 40 Arten Fische, also mehr als die Hälfte aller in Deutschland
vorkommenden Arten von Wirbeltieren. Für die Deckung aller Ausgaben ist
ein Betrag von jährlich 84000 Mark erforderlich, der durch Mitgliederbeiträge
und Zuwendungen seitens der Bundesstaaten und Kommunalverbände auf¬
zubringen ist. Zum Ankauf von Ländereien sollen insgesamt 2 700000 Mark
aufgewendet werden, die der Verein aus Mitgliederbeiträgen, Schenkungen und
dem Ertrage einer Geldlotterie zu erhalten gedenkt. Zur Einrichtung des Mittel-
gebirgsparkes ist ein 6700 Hektar großes Waldgebiet im Bayerischen Wald bei


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_324869/48>, abgerufen am 22.12.2024.