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Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Erstes Vierteljahr.

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Vie Träger der inneren Kolonisation in Preußen

Gemeinsam ist diesen drei gemeinnützigen Gesellschaften für Pommern,
Ostpreußen und Brandenburg die Beteiligung des preußischen Staates. Hierüber
wird alljährlich dem Landtage eine besondere Denkschrift vorgelegt. (Über die
neueste vgl. "Archiv" Band V, Heft 5.) In diesem Zusammenhange ist auch
auf die angekündigten Regierungsvorlagen zur verstärkten Förderung der inneren
Kolonisation hinzuweisen. Bekanntlich sind 10 Millionen zur Übernahme von
weiteren Stammanteilen bei gemeinnützigen Siedlungsgesellschaften vorgesehen.

Gemeinnützige Siedlungsgesellschaften kleineren Umfanges bestehen dann
noch in Hannover, Holstein und Hessen-Nassau. Die Hannöversche gemeinnützige
Ansiedluugsgesellschaft trat Ende 1907 in Tätigkeit. Sie ist im preußischen
Westen die erste auf gemeinnütziger Grundlage und unter staatlicher Ägide
errichtete Kolonisationsgesellschaft. Der Mitgliederstand betrug am 31. März
1912 388 Genossen mit 1511 Geschäftsanteilen. Sehr lehrreich ist ein Blick
auf die Liste der korporativen Mitglieder. Es sind der Genossenschaft bei¬
getreten: die Provinzialverwaltung, die Haupt- und Residenzstadt Hannover,
von anderen Städten z. B. Aurich, Emden, Geestemünde, Goslar, Osnabrück,
ferner ziemlich alle Landkreise, sowie eine Reihe von Flecken und Landgemeinden.
Es sind ferner Mitglieder die Landesversicherungsanstalt, die Landwirtschafts¬
kammer, die landwirtschaftlichen Hauptvereine nebst zahlreichen Zweigvereinen,
mehrere kommunale Sparkassen sowie die Königliche Klosterkammer. In dem
klassischen deutschen Bauernlande Hannover kann es sich naturgemäß nur in
seltenen Fällen um Aufteilungen zu Besiedlungszwecken handeln. Vielmehr steht
hier im preußischen Nordwesten die Urbarmachung und Besiedlung weiter Heide-
und Moorflächen im Vordergrunde. Gerade die Besiedlung dieser Odländereien,
die neuerdings durch die in Hannover errichtete erste Moorstelle und Mitteln
des Staates und der Provinz tatkräftig gefördert wird, eröffnet für viele Zehn¬
tausende deutscher Bauern die Möglichkeit, hier eine neue Heimstätte zu begründen.
In besonderem Maße kommt ferner in Hannover die Seßhaftmachung von
gewerblichen Arbeitern in Frage. Innerhalb dieses Nahmens findet die
hannoversche Gesellschaft ihren natürlichen Wirkungskreis.

Die Schleswig-Holsteinische gemeinnützige Siedlungsgenossenschaft, e. G.
in. b. H. zu Kiel, wurde 1908 gegründet. Ende 1911 waren hundertundsechs
Genossen vorhanden, darunter der preußische Staat, die Provinz, sechzehn Kreise
und vier Städte.

Im Herbst 1910 wurde die Hessische Siedlungsgesellschaft, G. in. b. H.,
mit einem Gründungskapital von 250000 Mark ins Leben gerufen. Die An¬
regung hierzu ging aus von dem Hessischen Verbände ländlicher Genossenschaften.
Der Zweck der neuen Landbank, die das Ergebnis langjähriger Arbeit und
Erfahrungen darstellt, soll in erster Linie darauf gerichtet sein, einen leistungs¬
fähigen bäuerlichen Besitz zu erhalten und befestigen; weiter ist beabsichtigt,
heimische ländliche Arbeiter anzusiedeln. Endlich sollen notwendige Güter¬
zerstückelungen nach wirtschaftlichen Grundsätzen durchgeführt werden.


Vie Träger der inneren Kolonisation in Preußen

Gemeinsam ist diesen drei gemeinnützigen Gesellschaften für Pommern,
Ostpreußen und Brandenburg die Beteiligung des preußischen Staates. Hierüber
wird alljährlich dem Landtage eine besondere Denkschrift vorgelegt. (Über die
neueste vgl. „Archiv" Band V, Heft 5.) In diesem Zusammenhange ist auch
auf die angekündigten Regierungsvorlagen zur verstärkten Förderung der inneren
Kolonisation hinzuweisen. Bekanntlich sind 10 Millionen zur Übernahme von
weiteren Stammanteilen bei gemeinnützigen Siedlungsgesellschaften vorgesehen.

Gemeinnützige Siedlungsgesellschaften kleineren Umfanges bestehen dann
noch in Hannover, Holstein und Hessen-Nassau. Die Hannöversche gemeinnützige
Ansiedluugsgesellschaft trat Ende 1907 in Tätigkeit. Sie ist im preußischen
Westen die erste auf gemeinnütziger Grundlage und unter staatlicher Ägide
errichtete Kolonisationsgesellschaft. Der Mitgliederstand betrug am 31. März
1912 388 Genossen mit 1511 Geschäftsanteilen. Sehr lehrreich ist ein Blick
auf die Liste der korporativen Mitglieder. Es sind der Genossenschaft bei¬
getreten: die Provinzialverwaltung, die Haupt- und Residenzstadt Hannover,
von anderen Städten z. B. Aurich, Emden, Geestemünde, Goslar, Osnabrück,
ferner ziemlich alle Landkreise, sowie eine Reihe von Flecken und Landgemeinden.
Es sind ferner Mitglieder die Landesversicherungsanstalt, die Landwirtschafts¬
kammer, die landwirtschaftlichen Hauptvereine nebst zahlreichen Zweigvereinen,
mehrere kommunale Sparkassen sowie die Königliche Klosterkammer. In dem
klassischen deutschen Bauernlande Hannover kann es sich naturgemäß nur in
seltenen Fällen um Aufteilungen zu Besiedlungszwecken handeln. Vielmehr steht
hier im preußischen Nordwesten die Urbarmachung und Besiedlung weiter Heide-
und Moorflächen im Vordergrunde. Gerade die Besiedlung dieser Odländereien,
die neuerdings durch die in Hannover errichtete erste Moorstelle und Mitteln
des Staates und der Provinz tatkräftig gefördert wird, eröffnet für viele Zehn¬
tausende deutscher Bauern die Möglichkeit, hier eine neue Heimstätte zu begründen.
In besonderem Maße kommt ferner in Hannover die Seßhaftmachung von
gewerblichen Arbeitern in Frage. Innerhalb dieses Nahmens findet die
hannoversche Gesellschaft ihren natürlichen Wirkungskreis.

Die Schleswig-Holsteinische gemeinnützige Siedlungsgenossenschaft, e. G.
in. b. H. zu Kiel, wurde 1908 gegründet. Ende 1911 waren hundertundsechs
Genossen vorhanden, darunter der preußische Staat, die Provinz, sechzehn Kreise
und vier Städte.

Im Herbst 1910 wurde die Hessische Siedlungsgesellschaft, G. in. b. H.,
mit einem Gründungskapital von 250000 Mark ins Leben gerufen. Die An¬
regung hierzu ging aus von dem Hessischen Verbände ländlicher Genossenschaften.
Der Zweck der neuen Landbank, die das Ergebnis langjähriger Arbeit und
Erfahrungen darstellt, soll in erster Linie darauf gerichtet sein, einen leistungs¬
fähigen bäuerlichen Besitz zu erhalten und befestigen; weiter ist beabsichtigt,
heimische ländliche Arbeiter anzusiedeln. Endlich sollen notwendige Güter¬
zerstückelungen nach wirtschaftlichen Grundsätzen durchgeführt werden.


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[0466] Vie Träger der inneren Kolonisation in Preußen Gemeinsam ist diesen drei gemeinnützigen Gesellschaften für Pommern, Ostpreußen und Brandenburg die Beteiligung des preußischen Staates. Hierüber wird alljährlich dem Landtage eine besondere Denkschrift vorgelegt. (Über die neueste vgl. „Archiv" Band V, Heft 5.) In diesem Zusammenhange ist auch auf die angekündigten Regierungsvorlagen zur verstärkten Förderung der inneren Kolonisation hinzuweisen. Bekanntlich sind 10 Millionen zur Übernahme von weiteren Stammanteilen bei gemeinnützigen Siedlungsgesellschaften vorgesehen. Gemeinnützige Siedlungsgesellschaften kleineren Umfanges bestehen dann noch in Hannover, Holstein und Hessen-Nassau. Die Hannöversche gemeinnützige Ansiedluugsgesellschaft trat Ende 1907 in Tätigkeit. Sie ist im preußischen Westen die erste auf gemeinnütziger Grundlage und unter staatlicher Ägide errichtete Kolonisationsgesellschaft. Der Mitgliederstand betrug am 31. März 1912 388 Genossen mit 1511 Geschäftsanteilen. Sehr lehrreich ist ein Blick auf die Liste der korporativen Mitglieder. Es sind der Genossenschaft bei¬ getreten: die Provinzialverwaltung, die Haupt- und Residenzstadt Hannover, von anderen Städten z. B. Aurich, Emden, Geestemünde, Goslar, Osnabrück, ferner ziemlich alle Landkreise, sowie eine Reihe von Flecken und Landgemeinden. Es sind ferner Mitglieder die Landesversicherungsanstalt, die Landwirtschafts¬ kammer, die landwirtschaftlichen Hauptvereine nebst zahlreichen Zweigvereinen, mehrere kommunale Sparkassen sowie die Königliche Klosterkammer. In dem klassischen deutschen Bauernlande Hannover kann es sich naturgemäß nur in seltenen Fällen um Aufteilungen zu Besiedlungszwecken handeln. Vielmehr steht hier im preußischen Nordwesten die Urbarmachung und Besiedlung weiter Heide- und Moorflächen im Vordergrunde. Gerade die Besiedlung dieser Odländereien, die neuerdings durch die in Hannover errichtete erste Moorstelle und Mitteln des Staates und der Provinz tatkräftig gefördert wird, eröffnet für viele Zehn¬ tausende deutscher Bauern die Möglichkeit, hier eine neue Heimstätte zu begründen. In besonderem Maße kommt ferner in Hannover die Seßhaftmachung von gewerblichen Arbeitern in Frage. Innerhalb dieses Nahmens findet die hannoversche Gesellschaft ihren natürlichen Wirkungskreis. Die Schleswig-Holsteinische gemeinnützige Siedlungsgenossenschaft, e. G. in. b. H. zu Kiel, wurde 1908 gegründet. Ende 1911 waren hundertundsechs Genossen vorhanden, darunter der preußische Staat, die Provinz, sechzehn Kreise und vier Städte. Im Herbst 1910 wurde die Hessische Siedlungsgesellschaft, G. in. b. H., mit einem Gründungskapital von 250000 Mark ins Leben gerufen. Die An¬ regung hierzu ging aus von dem Hessischen Verbände ländlicher Genossenschaften. Der Zweck der neuen Landbank, die das Ergebnis langjähriger Arbeit und Erfahrungen darstellt, soll in erster Linie darauf gerichtet sein, einen leistungs¬ fähigen bäuerlichen Besitz zu erhalten und befestigen; weiter ist beabsichtigt, heimische ländliche Arbeiter anzusiedeln. Endlich sollen notwendige Güter¬ zerstückelungen nach wirtschaftlichen Grundsätzen durchgeführt werden.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_324869/466>, abgerufen am 23.12.2024.