Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Erstes Vierteljahr.Stützpunkte und Uberseetelegraphen strebende Japan, das aussichtsreiche Australien liegen. Man erinnere sich, daß Für den Schutz unserer ostasiatischen Interessen kann von dem aufblühenden Wurden bisher nur die Schlüsse gegeben aus einem Aufsatz, der lediglich Die Befestigung eines Platzes als Stützpunkt ist nicht nur von Wert für die an Wenn schon ein jeder Krieg eine schwere Schädigung der Erwerbstättgkeit Stützpunkte und Uberseetelegraphen strebende Japan, das aussichtsreiche Australien liegen. Man erinnere sich, daß Für den Schutz unserer ostasiatischen Interessen kann von dem aufblühenden Wurden bisher nur die Schlüsse gegeben aus einem Aufsatz, der lediglich Die Befestigung eines Platzes als Stützpunkt ist nicht nur von Wert für die an Wenn schon ein jeder Krieg eine schwere Schädigung der Erwerbstättgkeit <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0396" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/325266"/> <fw type="header" place="top"> Stützpunkte und Uberseetelegraphen</fw><lb/> <p xml:id="ID_1755" prev="#ID_1754"> strebende Japan, das aussichtsreiche Australien liegen. Man erinnere sich, daß<lb/> dort noch andere Gebiete sind, die allerdings weniger in der Allgemeinheit<lb/> genannt werden, die aber doch nicht geringere Entwicklungsmöglichkeiten bieten:<lb/> Siam, das in seiner Natur keiner indischen Kolonie nachsteht, und der hollän¬<lb/> dische Besitz, für dessen Förderung noch verhältnismäßig recht wenig geschehen<lb/> ist. Erwägt man die Entwicklungsmöglichkeit und die Tatsache, daß der deutsche<lb/> Kaufmann gewohnt ist, an solchen Entwicklungen in weitgehender Weise teilzu¬<lb/> nehmen, so wird man zu dem Schluß kommen, daß es früher oder später nötig<lb/> sein wird, der militärischen Sicherung dieser Interessen ein großzügigeres Gepräge<lb/> zu geben, als sie bisher zeigt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1756"> Für den Schutz unserer ostasiatischen Interessen kann von dem aufblühenden<lb/> Tsingtau aus gesorgt werden, wie es ja jetzt schon in reichem Maße geschieht,<lb/> soweit es die Zahl des bisher verfügbaren Schiffsmaterials erlaubt. Doch<lb/> bedarf das Kolonialgebiet in der Südsee angesichts dieser Zukunftsmöglichkeiten<lb/> einer weitergehenden Berücksichtigung als bisher, also ebenfalls der Errichtung<lb/> eines Stützpunktes; denn gerade durch die Inselwelt unserer Südseegebiete<lb/> laufen jene Schiffahrtslinien, für die man eine starke Belebung erwartet, die von<lb/> Westamerika nach Ostasten und Australien sowie die Ostasten—Australische. Für<lb/> diese beiden Stationen Tsingtau und Südsee würde Ostafrika das nötige Ver¬<lb/> bindungsglied nach der Heimat zu geben.</p><lb/> <p xml:id="ID_1757"> Wurden bisher nur die Schlüsse gegeben aus einem Aufsatz, der lediglich<lb/> strategische Forderungen berücksichtigt, so sei hier noch kurz erörtert, welche weitere<lb/> Dienste eine Befestigung dieser als Stützpunkte gedachten Plätze leisten würde.</p><lb/> <p xml:id="ID_1758"> Die Befestigung eines Platzes als Stützpunkt ist nicht nur von Wert für die an<lb/> kriegerischen Handlungen beteiligten Streitkräfte, sondern auch in recht hohem Maße<lb/> für die ihrem Gewerbe nachgebende Zivileinwohnerschaft des betreffenden Gebietes<lb/> und für die Handelsschiffahrt sowohl des Ortes selbst wie auch der benach¬<lb/> barten Gewässer.</p><lb/> <p xml:id="ID_1759" next="#ID_1760"> Wenn schon ein jeder Krieg eine schwere Schädigung der Erwerbstättgkeit<lb/> der gesamten Bevölkerung mit sich bringen wird, so ist es doch Sache des<lb/> Staates, Vorkehrungen zu treffen, daß diese in so geringen Grenzen wie möglich<lb/> gehalten wird. Schon das Interesse der Kriegführung selbst verlangt es, denn<lb/> ohne die Erwerbstätigkeit der Zivilbevölkerung würde in kürzester Zeit die Vor¬<lb/> bedingung jeder Waffentätigkeit, der Strom des Geldes, infolge der zurück¬<lb/> gehenden Steuerkraft des Volkes versiegen und der Staat wie unter innerer<lb/> Auszehrung zusammenbrechen. Die Erwerbstätigkeit einer Hafenstadt beruht<lb/> nun aber daheim wie in den Kolonien auf der Schiffahrt. Sowohl das Wirken<lb/> des Großkaufnmnns wie des Plantagenbesttzers, des weißen Kleinkrämers wie<lb/> des schwarzen Hafenarbeiters findet ein Ende, wenn die Dampfer ausbleiben,<lb/> die bestimmt sind, das eingelieferte Erz in Europa in bar Geld umzusetzen,<lb/> und welche die zum Verkauf an die Eingeborenen bestimmten europäischen<lb/> Industrieartikel herbeischaffen sollen. Wird der Hafevplatz in seiner Tätigkeit</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0396]
Stützpunkte und Uberseetelegraphen
strebende Japan, das aussichtsreiche Australien liegen. Man erinnere sich, daß
dort noch andere Gebiete sind, die allerdings weniger in der Allgemeinheit
genannt werden, die aber doch nicht geringere Entwicklungsmöglichkeiten bieten:
Siam, das in seiner Natur keiner indischen Kolonie nachsteht, und der hollän¬
dische Besitz, für dessen Förderung noch verhältnismäßig recht wenig geschehen
ist. Erwägt man die Entwicklungsmöglichkeit und die Tatsache, daß der deutsche
Kaufmann gewohnt ist, an solchen Entwicklungen in weitgehender Weise teilzu¬
nehmen, so wird man zu dem Schluß kommen, daß es früher oder später nötig
sein wird, der militärischen Sicherung dieser Interessen ein großzügigeres Gepräge
zu geben, als sie bisher zeigt.
Für den Schutz unserer ostasiatischen Interessen kann von dem aufblühenden
Tsingtau aus gesorgt werden, wie es ja jetzt schon in reichem Maße geschieht,
soweit es die Zahl des bisher verfügbaren Schiffsmaterials erlaubt. Doch
bedarf das Kolonialgebiet in der Südsee angesichts dieser Zukunftsmöglichkeiten
einer weitergehenden Berücksichtigung als bisher, also ebenfalls der Errichtung
eines Stützpunktes; denn gerade durch die Inselwelt unserer Südseegebiete
laufen jene Schiffahrtslinien, für die man eine starke Belebung erwartet, die von
Westamerika nach Ostasten und Australien sowie die Ostasten—Australische. Für
diese beiden Stationen Tsingtau und Südsee würde Ostafrika das nötige Ver¬
bindungsglied nach der Heimat zu geben.
Wurden bisher nur die Schlüsse gegeben aus einem Aufsatz, der lediglich
strategische Forderungen berücksichtigt, so sei hier noch kurz erörtert, welche weitere
Dienste eine Befestigung dieser als Stützpunkte gedachten Plätze leisten würde.
Die Befestigung eines Platzes als Stützpunkt ist nicht nur von Wert für die an
kriegerischen Handlungen beteiligten Streitkräfte, sondern auch in recht hohem Maße
für die ihrem Gewerbe nachgebende Zivileinwohnerschaft des betreffenden Gebietes
und für die Handelsschiffahrt sowohl des Ortes selbst wie auch der benach¬
barten Gewässer.
Wenn schon ein jeder Krieg eine schwere Schädigung der Erwerbstättgkeit
der gesamten Bevölkerung mit sich bringen wird, so ist es doch Sache des
Staates, Vorkehrungen zu treffen, daß diese in so geringen Grenzen wie möglich
gehalten wird. Schon das Interesse der Kriegführung selbst verlangt es, denn
ohne die Erwerbstätigkeit der Zivilbevölkerung würde in kürzester Zeit die Vor¬
bedingung jeder Waffentätigkeit, der Strom des Geldes, infolge der zurück¬
gehenden Steuerkraft des Volkes versiegen und der Staat wie unter innerer
Auszehrung zusammenbrechen. Die Erwerbstätigkeit einer Hafenstadt beruht
nun aber daheim wie in den Kolonien auf der Schiffahrt. Sowohl das Wirken
des Großkaufnmnns wie des Plantagenbesttzers, des weißen Kleinkrämers wie
des schwarzen Hafenarbeiters findet ein Ende, wenn die Dampfer ausbleiben,
die bestimmt sind, das eingelieferte Erz in Europa in bar Geld umzusetzen,
und welche die zum Verkauf an die Eingeborenen bestimmten europäischen
Industrieartikel herbeischaffen sollen. Wird der Hafevplatz in seiner Tätigkeit
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