Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Erstes Vierteljahr.Deutschland und die Erschließung Chinas UM durch die Presse auf die Chinesen einzuwirken. Es find bekannte Tat¬ Die Erfüllung dieser Aufgabe ist um so wichtiger, da in der Hebung Deutschland und die Erschließung Chinas UM durch die Presse auf die Chinesen einzuwirken. Es find bekannte Tat¬ Die Erfüllung dieser Aufgabe ist um so wichtiger, da in der Hebung <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0233" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/325103"/> <fw type="header" place="top"> Deutschland und die Erschließung Chinas</fw><lb/> <p xml:id="ID_853" prev="#ID_852"> UM durch die Presse auf die Chinesen einzuwirken. Es find bekannte Tat¬<lb/> sachen, daß erstens der deutsche Einfluß auf die chinesische Presse gering ist<lb/> und daß zweitens England und Amerika eifrig am Werke sind, durch die ihnen<lb/> zur Verfügung stehende Presse Nachrichten und Mitteilungen zu verbreiten, deren<lb/> Zweck, gelinde ausgedrückt, nicht getade die Hebung des deutschen Ansehens<lb/> und des deutschen Absatzes in China ist. England und die Union befinden<lb/> sich, was die Beeinflussung Chinas durch die Presse anlangt, in einer äußerst<lb/> glücklichen Lage, da in den maßgebenden Beamten- und Handelskreisen die<lb/> englische Sprache verstanden und die englische Schrift gelesen wird. Das er¬<lb/> möglicht ihnen, englische in China hergestellte Zeitungen unter den Chinesen zu<lb/> vertreiben, sie dem chinesischen Verständnis anzupassen und somit durch ihre<lb/> eigene Presse eine intensive Wirksamkeit für ihre Ziele zu entfalten. Das<lb/> Deutsche ist weder Verkehrs- noch Handelssprache und wird einstweilen noch<lb/> von viel zu wenig Chinesen verstanden, um etwa durch deutsche Zeitungen<lb/> auf sie einwirken zu können. Aber wer und was hindert uns eine in<lb/> deutschem Sinne geleitete, in englischer oder, weit besser noch, in chinesischer<lb/> Sprache hergestellte Presse in China ins Leben zu rufen? Daran hindert<lb/> uns doch nichts anderes als fehlende Mittel. — Fehlende Mittel find es<lb/> auch, die uns nicht gestatten, auf die chinesischen Zeitungen den Druck aus¬<lb/> zuüben, der nötig ist, um sie unseren Wünschen und Absichten gefügig zu<lb/> machen. Das Elend wäre ja noch keineswegs so schlimm, wenn die unter<lb/> anglo-amerikanischem Einfluß stehende chinesische Presse rein objektiv über<lb/> Deutschland und seine Absichten in China berichtete; aber sie weiß entweder<lb/> überhaupt nichts über uns zu sagen oder sie berichtet über uns in einer<lb/> unseren Interessen entschieden Abbruch tuenden, die englisch-amerikanischen<lb/> Interessen durchaus fördernden Weise. Es besteht demnach in China eine<lb/> deutsche Pressenot — übrigens besteht sie nicht nur in China —; gelingt es<lb/> uns sie zu überwinden, so wird dadurch das Ansehen Deutschlands im Auslande,<lb/> so wird aber namentlich auch der Export der deutschen Erzeugnisse einen<lb/> großen Vorteil haben. Wir können beides erreichen, so bald wir nur Geld,<lb/> Geld und nochmals Geld schaffen.</p><lb/> <p xml:id="ID_854" next="#ID_855"> Die Erfüllung dieser Aufgabe ist um so wichtiger, da in der Hebung<lb/> unseres Ansehens und in der Steigerung unseres Exports die beste Propaganda<lb/> liegt. Jede deutsche Bahnanlage, jede deutsche Maschine, jedes deutsche Werk¬<lb/> zeug, jede in einer guten und dauerhaften Ware sich darstellende deutsche Arbeit<lb/> und Leistungsfähigkeit ist ein mehr oder weniger großes Stück Propaganda.<lb/> In diesem Sinne ist es ganz gewiß richtig, wenn gesagt worden ist, Tsingtau<lb/> sei eine Art großen Musterkoffers, eine Ausstellung deutscher Arbeit und deutscher<lb/> Kultur. Tsingtau lehrt, was Deutschland leisten kann, und ist daher ein<lb/> Werbemittel ersten Ranges. Aber es bedarf gar keines zweiten so großen und<lb/> so kostspieligen Musterkoffers, um für uns Propaganda zu machen. Jede<lb/> gediegene deutsche Arbeit, die den Beifall der Chinesen findet, macht sie,. und</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0233]
Deutschland und die Erschließung Chinas
UM durch die Presse auf die Chinesen einzuwirken. Es find bekannte Tat¬
sachen, daß erstens der deutsche Einfluß auf die chinesische Presse gering ist
und daß zweitens England und Amerika eifrig am Werke sind, durch die ihnen
zur Verfügung stehende Presse Nachrichten und Mitteilungen zu verbreiten, deren
Zweck, gelinde ausgedrückt, nicht getade die Hebung des deutschen Ansehens
und des deutschen Absatzes in China ist. England und die Union befinden
sich, was die Beeinflussung Chinas durch die Presse anlangt, in einer äußerst
glücklichen Lage, da in den maßgebenden Beamten- und Handelskreisen die
englische Sprache verstanden und die englische Schrift gelesen wird. Das er¬
möglicht ihnen, englische in China hergestellte Zeitungen unter den Chinesen zu
vertreiben, sie dem chinesischen Verständnis anzupassen und somit durch ihre
eigene Presse eine intensive Wirksamkeit für ihre Ziele zu entfalten. Das
Deutsche ist weder Verkehrs- noch Handelssprache und wird einstweilen noch
von viel zu wenig Chinesen verstanden, um etwa durch deutsche Zeitungen
auf sie einwirken zu können. Aber wer und was hindert uns eine in
deutschem Sinne geleitete, in englischer oder, weit besser noch, in chinesischer
Sprache hergestellte Presse in China ins Leben zu rufen? Daran hindert
uns doch nichts anderes als fehlende Mittel. — Fehlende Mittel find es
auch, die uns nicht gestatten, auf die chinesischen Zeitungen den Druck aus¬
zuüben, der nötig ist, um sie unseren Wünschen und Absichten gefügig zu
machen. Das Elend wäre ja noch keineswegs so schlimm, wenn die unter
anglo-amerikanischem Einfluß stehende chinesische Presse rein objektiv über
Deutschland und seine Absichten in China berichtete; aber sie weiß entweder
überhaupt nichts über uns zu sagen oder sie berichtet über uns in einer
unseren Interessen entschieden Abbruch tuenden, die englisch-amerikanischen
Interessen durchaus fördernden Weise. Es besteht demnach in China eine
deutsche Pressenot — übrigens besteht sie nicht nur in China —; gelingt es
uns sie zu überwinden, so wird dadurch das Ansehen Deutschlands im Auslande,
so wird aber namentlich auch der Export der deutschen Erzeugnisse einen
großen Vorteil haben. Wir können beides erreichen, so bald wir nur Geld,
Geld und nochmals Geld schaffen.
Die Erfüllung dieser Aufgabe ist um so wichtiger, da in der Hebung
unseres Ansehens und in der Steigerung unseres Exports die beste Propaganda
liegt. Jede deutsche Bahnanlage, jede deutsche Maschine, jedes deutsche Werk¬
zeug, jede in einer guten und dauerhaften Ware sich darstellende deutsche Arbeit
und Leistungsfähigkeit ist ein mehr oder weniger großes Stück Propaganda.
In diesem Sinne ist es ganz gewiß richtig, wenn gesagt worden ist, Tsingtau
sei eine Art großen Musterkoffers, eine Ausstellung deutscher Arbeit und deutscher
Kultur. Tsingtau lehrt, was Deutschland leisten kann, und ist daher ein
Werbemittel ersten Ranges. Aber es bedarf gar keines zweiten so großen und
so kostspieligen Musterkoffers, um für uns Propaganda zu machen. Jede
gediegene deutsche Arbeit, die den Beifall der Chinesen findet, macht sie,. und
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