Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Erstes Vierteljahr.)in alten Serail von Stambul gehören ganz andere Mittel als die Verweigerung eines wirksamen Kinder¬ Im alten Serail von Stambul Max Larsen vonin icht die Bewunderung architektonischer Meisterwerke macht den Besuch Gibt es noch einen zweiten Königspalast, dessen Terrassen, Mauern und Ganz trocken berichtet die Chronik, Muhammed der Zweite habe auf den Dem innersten Serail vorgelagert sind zwei Höfe, von denen nur der erste, )in alten Serail von Stambul gehören ganz andere Mittel als die Verweigerung eines wirksamen Kinder¬ Im alten Serail von Stambul Max Larsen vonin icht die Bewunderung architektonischer Meisterwerke macht den Besuch Gibt es noch einen zweiten Königspalast, dessen Terrassen, Mauern und Ganz trocken berichtet die Chronik, Muhammed der Zweite habe auf den Dem innersten Serail vorgelagert sind zwei Höfe, von denen nur der erste, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0144" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/325014"/> <fw type="header" place="top"> )in alten Serail von Stambul</fw><lb/> <p xml:id="ID_440" prev="#ID_439"> gehören ganz andere Mittel als die Verweigerung eines wirksamen Kinder¬<lb/> privilegs odereiner gerechten steuerlichen Behandlung desEinkommensderHaushalts-<lb/> angehörigen. Jede Verquickung dieser Fragen mit der Höhe der Kommunal¬<lb/> abgaben muß zu schweren und verhängnisvollen Fehlschlüssen führen. Mögen<lb/> die zur Entscheidung berufenen Faktoren des Landtages und der Staatsregierung<lb/> auf allen für eine gesunde Volksvermehrung in Betracht kommenden Gebieten<lb/> auch auf den der Einkommensteuer rechtzeitig und großzügig das tun, was das<lb/> Interesse des Vaterlandes erfordert!</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Im alten Serail von Stambul<lb/><note type="byline"> Max Larsen </note> vonin </head><lb/> <p xml:id="ID_441"> icht die Bewunderung architektonischer Meisterwerke macht den Besuch<lb/> des alten Serail von Stambul zu einem unvergeßlichen Erlebnis.<lb/> Es ist das Bewußtsein, an Stätten geweilt zu haben, die vier¬<lb/> hundert Jahre lang Macht und Glanz berühmter türkischer Herrscher<lb/> sahen, die noch heute die größten Heiligtümer des Islam bergen,<lb/> und deren Vorhandensein die Phantasie unablässig mit Bildern verfolgt, die<lb/> höchstes Glück und bitterste Verzweiflung in bunter Folge bringen.</p><lb/> <p xml:id="ID_442"> Gibt es noch einen zweiten Königspalast, dessen Terrassen, Mauern und<lb/> Zinnen wie ein einziger gewaltiger Märchenthron den blauen Fluten der See<lb/> entsteigen, dessen Türme und Kuppeln von grüneren Bäumen umrauscht werden,<lb/> über den ein schönerer Himmel sich spannt? Hat je eine Kaiserburg auf historisch<lb/> gleich geheiligten Boden gestanden? Die Akropolis des alten Byzanzl</p><lb/> <p xml:id="ID_443"> Ganz trocken berichtet die Chronik, Muhammed der Zweite habe auf den<lb/> Trümmern des Kaiserpalastes der Byzantiner ein Lustschloß zu bauen begonnen.<lb/> Dieses wurde schon unter Suleiman dem Ersten die Residenz der Sultane und<lb/> hat dann fünfundzwanzig Herrscher in seinen Mauern regieren sehen.</p><lb/> <p xml:id="ID_444" next="#ID_445"> Dem innersten Serail vorgelagert sind zwei Höfe, von denen nur der erste,<lb/> der Janitscharenhof, der Allgemeinheit zugänglich ist. Man betritt ihn, von<lb/> Santa Sofia kommend, bei dem Kaisertor Bab-i-Humayun. Hier zieht bei<lb/> festlichen Gelegenheiten der Sultan noch heute in den Serail ein. Aber dasselbe<lb/> Tor hat auch andere Bilder gesehen. An seinen Pfosten hing man die Köpfe<lb/> der Wesire oder Minister auf, die als Opfer der Eifersucht irgendeines mächtigen<lb/> Paschas oder unzufriedener Janitscharen gefallen waren. Wenn das Volk des<lb/> Morgens hier vorüberkam und sein Gebet für den Padischah stammelte, sah es</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0144]
)in alten Serail von Stambul
gehören ganz andere Mittel als die Verweigerung eines wirksamen Kinder¬
privilegs odereiner gerechten steuerlichen Behandlung desEinkommensderHaushalts-
angehörigen. Jede Verquickung dieser Fragen mit der Höhe der Kommunal¬
abgaben muß zu schweren und verhängnisvollen Fehlschlüssen führen. Mögen
die zur Entscheidung berufenen Faktoren des Landtages und der Staatsregierung
auf allen für eine gesunde Volksvermehrung in Betracht kommenden Gebieten
auch auf den der Einkommensteuer rechtzeitig und großzügig das tun, was das
Interesse des Vaterlandes erfordert!
Im alten Serail von Stambul
Max Larsen vonin
icht die Bewunderung architektonischer Meisterwerke macht den Besuch
des alten Serail von Stambul zu einem unvergeßlichen Erlebnis.
Es ist das Bewußtsein, an Stätten geweilt zu haben, die vier¬
hundert Jahre lang Macht und Glanz berühmter türkischer Herrscher
sahen, die noch heute die größten Heiligtümer des Islam bergen,
und deren Vorhandensein die Phantasie unablässig mit Bildern verfolgt, die
höchstes Glück und bitterste Verzweiflung in bunter Folge bringen.
Gibt es noch einen zweiten Königspalast, dessen Terrassen, Mauern und
Zinnen wie ein einziger gewaltiger Märchenthron den blauen Fluten der See
entsteigen, dessen Türme und Kuppeln von grüneren Bäumen umrauscht werden,
über den ein schönerer Himmel sich spannt? Hat je eine Kaiserburg auf historisch
gleich geheiligten Boden gestanden? Die Akropolis des alten Byzanzl
Ganz trocken berichtet die Chronik, Muhammed der Zweite habe auf den
Trümmern des Kaiserpalastes der Byzantiner ein Lustschloß zu bauen begonnen.
Dieses wurde schon unter Suleiman dem Ersten die Residenz der Sultane und
hat dann fünfundzwanzig Herrscher in seinen Mauern regieren sehen.
Dem innersten Serail vorgelagert sind zwei Höfe, von denen nur der erste,
der Janitscharenhof, der Allgemeinheit zugänglich ist. Man betritt ihn, von
Santa Sofia kommend, bei dem Kaisertor Bab-i-Humayun. Hier zieht bei
festlichen Gelegenheiten der Sultan noch heute in den Serail ein. Aber dasselbe
Tor hat auch andere Bilder gesehen. An seinen Pfosten hing man die Köpfe
der Wesire oder Minister auf, die als Opfer der Eifersucht irgendeines mächtigen
Paschas oder unzufriedener Janitscharen gefallen waren. Wenn das Volk des
Morgens hier vorüberkam und sein Gebet für den Padischah stammelte, sah es
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