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Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

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sich in die Kämpfe der fallenden Um- mit
der aufsteigenden Chou-Dynastie (im zwölften
Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung) mischen.
Obwohl also auf eine bestimmte, wenn auch
nur halbhistorische, Zeit und auf bestimmte
Vorgänge bezogen, ist der Inhalt der Er¬
zählungen durchaus Phantastisch und voller
Anachronismen. Aus diesem Grunde und
auch deshalb, weil das Buch, wie die Klasse
der chinesischen Volisromane überhaupt, im
niederen Stil geschrieben ist, erfreut es sich
in der chinesischen Literatur keines Ansehens.
Genau gesprochen: von" chinesischen Stand¬
punkte aus betrachtet steht es außerhalb der
Literatur.

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Inhaltsangabe des nicht übersetzten Textteiles
eine notwendige Ergänzung. Noch eine Be¬
merkung sei gestattet: die im Texte auf¬
tretenden Personen gehören größtenteils den:
taoistischcn Götterkreise an. Insofern ist der
Index von großem Werte, da man in ihm
die wichtigsten taoistischen Götter zusammen¬
gestellt findet. Doch würde man dem Buche
unrecht tun, wenn man es als ein Hilfs¬
mittel für das Studium des Taoismus be¬
trachten und beurteilen wollte; das kann und
soll es nicht sein. Als einen weiteren wert¬
vollen Beitrag zur chinesischen Volkskunde
wollen wir es entgegennehmen, mit dem Ge¬
fühl des Dankes gegen den verewigten großen
Dr. Mi. L. Haenisch- Forscher.

Arm um alant drop ologie

K"reit"i, l)r. Hans, Anthropologie "ut
Strafrecht. Würzburg, Curt Kabitzsch, 1912.
Brvsch. 2 M.

Wir finden in der vorliegenden Broschüre
zwei Vorträge vereinigt. Der erste ist als
Nachruf für Lombroso gedacht und im vorigen
Jahre auf dem Vit. Internationalen Kongreß
für Kriminalanthropologie zu Gehör gebracht
worden, der zweite bietet einen Überblick über
die Verhandlungen dieses Kongresses. Es
handelt sich jedoch hier nicht lediglich um ein
Referat, vielmehr hat der Verfasser sich be¬
fleißigt, zu einzelnen Darlegungen kritisch
Stellung zu nehmen. Die klare Form des
Berichtes, der sich auf die wichtigsten und
aktuellsten der erörterten Fragen beschränkt,
ist Wohl geeignet, weite Kreise über den Stand
der Diskussion zu orientieren. Und dies ist
angesichts der Strafrechlsreform wichtig. Der
Verfasser vermutet, daß der Reichstag, der
sich mit dem Entwurf zum neuen Deutschen
Strafgesetzbuch zu befassen haben wird, direkt'
oder indirekt auch die Kritik berücksichtigen
müssen wird, die der Vorentwurf in zahl¬
reichen seiner Bestimmungen durch politisch
den verschiedensten Richtungen angehörige
Männer von zweifelloser Bedeutung aus dem
Kölner Kongreß gefunden hat. Wir möchten
A. das kleine Buch warm empfehlen.

[Ende Spaltensatz]

Ganz anders muß der Standpunkt des
europäischen Forschers sein. Eine Lektüre,
welche so zum täglichen Brot des Volkes ge¬
hört und in einer Statistik der in China
meistgelesenen Bücher einen der ersten Plätze
belegen würde, verdient an sich das Interesse
des Folkloristen. Man trete abends in die
Dienerräume und frage, was die Leute sich
vorlesen, man nehme dein chinesischen Mit¬
reisenden auf Schiff oder Eisenbahn das Buch
aus der Hand, man erkundige sich im Theater
bei der Wiedergabe eines antiken Stückes
nach dem zugrunde liegenden Texte: in der
Mehrzahl der Fälle wird es sich um das
l^SnA-fusil-^um-i oder einen ähnlichen Roman
handeln. Diese außerordentliche Volkstüm¬
lichkeit des Buches wird auch Wilhelm Grube,
besten Sondergebiet ja die chinesische Volks¬
kunde bildete, zu seiner Aufgabe geführt
haben. Die Verdeutschung eines svlchenTertes
bietet ungewöhnliche Schwierigkeiten, trotz der
leichten Sprache, in welcher er geschrieben
ist. Man kann sagen: es gehört schon ein so
hervorragender Sinologe und vor allem ein
so glänzender Stilist wie Grube dazu, um uns
einen chinesischen Volksroman verständlich und
lesbar zu machen. In der vorliegenden Über¬
setzung ist das in trefflicher Weise gelungen, so
daß der Leser sich nicht nur mit Interesse, son¬
dern auch mit Vergnügen der Lektüre hingeben
kann. Die von Herbert Müller dem Texte
vorangestellten Ausführungen geben eine wert¬
volle Einleitung, die angefügte kurzgedrängte




Maßgebliches und Unmaßgebliches

[Beginn Spaltensatz]

sich in die Kämpfe der fallenden Um- mit
der aufsteigenden Chou-Dynastie (im zwölften
Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung) mischen.
Obwohl also auf eine bestimmte, wenn auch
nur halbhistorische, Zeit und auf bestimmte
Vorgänge bezogen, ist der Inhalt der Er¬
zählungen durchaus Phantastisch und voller
Anachronismen. Aus diesem Grunde und
auch deshalb, weil das Buch, wie die Klasse
der chinesischen Volisromane überhaupt, im
niederen Stil geschrieben ist, erfreut es sich
in der chinesischen Literatur keines Ansehens.
Genau gesprochen: von» chinesischen Stand¬
punkte aus betrachtet steht es außerhalb der
Literatur.

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Inhaltsangabe des nicht übersetzten Textteiles
eine notwendige Ergänzung. Noch eine Be¬
merkung sei gestattet: die im Texte auf¬
tretenden Personen gehören größtenteils den:
taoistischcn Götterkreise an. Insofern ist der
Index von großem Werte, da man in ihm
die wichtigsten taoistischen Götter zusammen¬
gestellt findet. Doch würde man dem Buche
unrecht tun, wenn man es als ein Hilfs¬
mittel für das Studium des Taoismus be¬
trachten und beurteilen wollte; das kann und
soll es nicht sein. Als einen weiteren wert¬
vollen Beitrag zur chinesischen Volkskunde
wollen wir es entgegennehmen, mit dem Ge¬
fühl des Dankes gegen den verewigten großen
Dr. Mi. L. Haenisch- Forscher.

Arm um alant drop ologie

K»reit«i, l)r. Hans, Anthropologie «ut
Strafrecht. Würzburg, Curt Kabitzsch, 1912.
Brvsch. 2 M.

Wir finden in der vorliegenden Broschüre
zwei Vorträge vereinigt. Der erste ist als
Nachruf für Lombroso gedacht und im vorigen
Jahre auf dem Vit. Internationalen Kongreß
für Kriminalanthropologie zu Gehör gebracht
worden, der zweite bietet einen Überblick über
die Verhandlungen dieses Kongresses. Es
handelt sich jedoch hier nicht lediglich um ein
Referat, vielmehr hat der Verfasser sich be¬
fleißigt, zu einzelnen Darlegungen kritisch
Stellung zu nehmen. Die klare Form des
Berichtes, der sich auf die wichtigsten und
aktuellsten der erörterten Fragen beschränkt,
ist Wohl geeignet, weite Kreise über den Stand
der Diskussion zu orientieren. Und dies ist
angesichts der Strafrechlsreform wichtig. Der
Verfasser vermutet, daß der Reichstag, der
sich mit dem Entwurf zum neuen Deutschen
Strafgesetzbuch zu befassen haben wird, direkt'
oder indirekt auch die Kritik berücksichtigen
müssen wird, die der Vorentwurf in zahl¬
reichen seiner Bestimmungen durch politisch
den verschiedensten Richtungen angehörige
Männer von zweifelloser Bedeutung aus dem
Kölner Kongreß gefunden hat. Wir möchten
A. das kleine Buch warm empfehlen.

[Ende Spaltensatz]

Ganz anders muß der Standpunkt des
europäischen Forschers sein. Eine Lektüre,
welche so zum täglichen Brot des Volkes ge¬
hört und in einer Statistik der in China
meistgelesenen Bücher einen der ersten Plätze
belegen würde, verdient an sich das Interesse
des Folkloristen. Man trete abends in die
Dienerräume und frage, was die Leute sich
vorlesen, man nehme dein chinesischen Mit¬
reisenden auf Schiff oder Eisenbahn das Buch
aus der Hand, man erkundige sich im Theater
bei der Wiedergabe eines antiken Stückes
nach dem zugrunde liegenden Texte: in der
Mehrzahl der Fälle wird es sich um das
l^SnA-fusil-^um-i oder einen ähnlichen Roman
handeln. Diese außerordentliche Volkstüm¬
lichkeit des Buches wird auch Wilhelm Grube,
besten Sondergebiet ja die chinesische Volks¬
kunde bildete, zu seiner Aufgabe geführt
haben. Die Verdeutschung eines svlchenTertes
bietet ungewöhnliche Schwierigkeiten, trotz der
leichten Sprache, in welcher er geschrieben
ist. Man kann sagen: es gehört schon ein so
hervorragender Sinologe und vor allem ein
so glänzender Stilist wie Grube dazu, um uns
einen chinesischen Volksroman verständlich und
lesbar zu machen. In der vorliegenden Über¬
setzung ist das in trefflicher Weise gelungen, so
daß der Leser sich nicht nur mit Interesse, son¬
dern auch mit Vergnügen der Lektüre hingeben
kann. Die von Herbert Müller dem Texte
vorangestellten Ausführungen geben eine wert¬
volle Einleitung, die angefügte kurzgedrängte




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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341895_322400/595>, abgerufen am 15.01.2025.