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Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Viertes Vierteljahr.

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Aarl Walzer
>Lin Roman
Richard Knies von
(Fünfzehnte Fortsetzung)

Die Kameraden sind bereits im Saale, als er hinkommt. Er setzt sich zu ihnen.

Einen Tisch weiter hat der Fulde-Jean, der Neffe der Hungels - Grek, Platz
genommen. Der sieht den Salzer an und höhnt:

"Na, hast du dein Schmerz überwunden, weil du schon auf die Tanzmusik
gehst?"

Karl gibt ihm keine Antwort und fragt seine Kameraden:

"Na, ihr Barsch, was wird getrunken? Niersteiner oder Oppenheimer?"

Darauf gibt der Fulde-Jean die Antwort:

"Guck mal da, wie nobel treibt's der Bankrottskerl!"

"Halt dein Schlappmaull" heisern die anderen ihn an, "du bist ja net
gefragt I"

Aber der Fuld läßt sich nicht aus der Ruhe bringen:

"Ich will ja auch mit euch nix. Aweil hab ich's mit dem Spitzbubenvolk
zu tun. Wiewohl -- ihr seid auch all mitnander zu bedauern, weil ihr euch mit
so einem Kerl abgeht I"

Da dreht sich Karl mit einem Ruck herum, schluckt einmal heftig, sagt aber
dann ganz gelassen:

"Weißt du, du Lausert, wenn wir net da hin im Tanzsaal wären, tat ich
dir ein paar stoppen, daß du über Kerb genung hättstl"

"Karl, kein Streit auf die Kerb!" beschwichtigen die anderen. "Die Spelzemer
Kerb ist als anständig Kerb bekannt, das muß so bleiben; drum kein Streit an¬
gefangen! Wenn ihr zwei was auszumachen habt, könnt ihr's ja nach der Kerb
auseinander machen!"

Da wirft der Fuld so andeutungsweise hin:

"Jo, nach der Kerb machen als viel Leut große Augen!"

Die Burschen denken, der Fulde-Jean habe wohl schon einen sitzen, denn
was der da will mit den Leuten, die nach der Kerb große Augen machen, das
weiß der Kuckuck. Einer nimmt den Karl am Arm und sagt:

"Da trink, Karl, und laß den Schlechtschwätzer plappern!"

Die Musikanten, die die ganze Zeit über ihre Instrumente gestimmt haben,
fangen nun mit dem Spiele an. Am Nachmittag benutzen sie die Blasinstrumente,
abends und nachts hindurch fiedeln sie.

Man daher, man haha, tibi dumdada dumdada!




Aarl Walzer
>Lin Roman
Richard Knies von
(Fünfzehnte Fortsetzung)

Die Kameraden sind bereits im Saale, als er hinkommt. Er setzt sich zu ihnen.

Einen Tisch weiter hat der Fulde-Jean, der Neffe der Hungels - Grek, Platz
genommen. Der sieht den Salzer an und höhnt:

„Na, hast du dein Schmerz überwunden, weil du schon auf die Tanzmusik
gehst?"

Karl gibt ihm keine Antwort und fragt seine Kameraden:

„Na, ihr Barsch, was wird getrunken? Niersteiner oder Oppenheimer?"

Darauf gibt der Fulde-Jean die Antwort:

„Guck mal da, wie nobel treibt's der Bankrottskerl!"

„Halt dein Schlappmaull" heisern die anderen ihn an, „du bist ja net
gefragt I"

Aber der Fuld läßt sich nicht aus der Ruhe bringen:

„Ich will ja auch mit euch nix. Aweil hab ich's mit dem Spitzbubenvolk
zu tun. Wiewohl — ihr seid auch all mitnander zu bedauern, weil ihr euch mit
so einem Kerl abgeht I"

Da dreht sich Karl mit einem Ruck herum, schluckt einmal heftig, sagt aber
dann ganz gelassen:

„Weißt du, du Lausert, wenn wir net da hin im Tanzsaal wären, tat ich
dir ein paar stoppen, daß du über Kerb genung hättstl"

„Karl, kein Streit auf die Kerb!" beschwichtigen die anderen. „Die Spelzemer
Kerb ist als anständig Kerb bekannt, das muß so bleiben; drum kein Streit an¬
gefangen! Wenn ihr zwei was auszumachen habt, könnt ihr's ja nach der Kerb
auseinander machen!"

Da wirft der Fuld so andeutungsweise hin:

„Jo, nach der Kerb machen als viel Leut große Augen!"

Die Burschen denken, der Fulde-Jean habe wohl schon einen sitzen, denn
was der da will mit den Leuten, die nach der Kerb große Augen machen, das
weiß der Kuckuck. Einer nimmt den Karl am Arm und sagt:

„Da trink, Karl, und laß den Schlechtschwätzer plappern!"

Die Musikanten, die die ganze Zeit über ihre Instrumente gestimmt haben,
fangen nun mit dem Spiele an. Am Nachmittag benutzen sie die Blasinstrumente,
abends und nachts hindurch fiedeln sie.

Man daher, man haha, tibi dumdada dumdada!


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[0525] [Abbildung] Aarl Walzer >Lin Roman Richard Knies von (Fünfzehnte Fortsetzung) Die Kameraden sind bereits im Saale, als er hinkommt. Er setzt sich zu ihnen. Einen Tisch weiter hat der Fulde-Jean, der Neffe der Hungels - Grek, Platz genommen. Der sieht den Salzer an und höhnt: „Na, hast du dein Schmerz überwunden, weil du schon auf die Tanzmusik gehst?" Karl gibt ihm keine Antwort und fragt seine Kameraden: „Na, ihr Barsch, was wird getrunken? Niersteiner oder Oppenheimer?" Darauf gibt der Fulde-Jean die Antwort: „Guck mal da, wie nobel treibt's der Bankrottskerl!" „Halt dein Schlappmaull" heisern die anderen ihn an, „du bist ja net gefragt I" Aber der Fuld läßt sich nicht aus der Ruhe bringen: „Ich will ja auch mit euch nix. Aweil hab ich's mit dem Spitzbubenvolk zu tun. Wiewohl — ihr seid auch all mitnander zu bedauern, weil ihr euch mit so einem Kerl abgeht I" Da dreht sich Karl mit einem Ruck herum, schluckt einmal heftig, sagt aber dann ganz gelassen: „Weißt du, du Lausert, wenn wir net da hin im Tanzsaal wären, tat ich dir ein paar stoppen, daß du über Kerb genung hättstl" „Karl, kein Streit auf die Kerb!" beschwichtigen die anderen. „Die Spelzemer Kerb ist als anständig Kerb bekannt, das muß so bleiben; drum kein Streit an¬ gefangen! Wenn ihr zwei was auszumachen habt, könnt ihr's ja nach der Kerb auseinander machen!" Da wirft der Fuld so andeutungsweise hin: „Jo, nach der Kerb machen als viel Leut große Augen!" Die Burschen denken, der Fulde-Jean habe wohl schon einen sitzen, denn was der da will mit den Leuten, die nach der Kerb große Augen machen, das weiß der Kuckuck. Einer nimmt den Karl am Arm und sagt: „Da trink, Karl, und laß den Schlechtschwätzer plappern!" Die Musikanten, die die ganze Zeit über ihre Instrumente gestimmt haben, fangen nun mit dem Spiele an. Am Nachmittag benutzen sie die Blasinstrumente, abends und nachts hindurch fiedeln sie. Man daher, man haha, tibi dumdada dumdada!

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341895_322400/525>, abgerufen am 15.01.2025.