Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Viertes Vierteljahr.Katholizismus und Kultur Verwandtschaft bestanden haben muß); und das an^us reZio, nun8 reliZio habe "Die Werkschullehrer, Aufseher, Wiegemeister und Bergboten sind in weit überwiegender Auch die höhere Besoldung der evangelischen Geistlichen -- viele katholische Katholizismus und Kultur Verwandtschaft bestanden haben muß); und das an^us reZio, nun8 reliZio habe „Die Werkschullehrer, Aufseher, Wiegemeister und Bergboten sind in weit überwiegender Auch die höhere Besoldung der evangelischen Geistlichen — viele katholische <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0221" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/322623"/> <fw type="header" place="top"> Katholizismus und Kultur</fw><lb/> <p xml:id="ID_1009" prev="#ID_1008"> Verwandtschaft bestanden haben muß); und das an^us reZio, nun8 reliZio habe<lb/> dafür gesorgt, daß die überwiegend bäuerlichen Territorien katholisch, die<lb/> gewerblicheren protestantisch geblieben seien. Dem ersten Schlag sei in der<lb/> napoleonischen Zeit ein zweiter gefolgt: die Säkularisation. Diese vernichtete<lb/> mit den geistlichen Fürstentümern achtzehn rein katholische Universitäten und<lb/> viele von Klöstern unterhaltene Bildungsanstalten und brachte den geistlichen<lb/> Grundbesitz, da Katholiken säkularisierte Kirchengüter nicht kaufen dürfen, in<lb/> die Hände von Protestanten und Juden; für Württemberg wird ihr Wert auf<lb/> 300 Millionen Mark, für Preußen auf eine Milliarde geschätzt. Und daß sich<lb/> die Katholiken von diesen Schlägen nicht erholen können, dafür sorge die Im¬<lb/> parität. Es handle sich nicht bloß um den Ausschluß der Katholiken von den<lb/> höheren und höchsten Staatsämtern; schon der Zugang zu den untersten Stufen<lb/> werde den Katholiken versperrt. Über die Praxis der fiskalischen Gruben¬<lb/> verwaltungen im Saarrevier, wo den Z7000 katholischen Bergleuten nur<lb/> 12000 evangelische gegenüberstehen, wird berichtet:</p><lb/> <p xml:id="ID_1010"> „Die Werkschullehrer, Aufseher, Wiegemeister und Bergboten sind in weit überwiegender<lb/> Zahl Protestantisch. Der Löwenanteil der Beamtenstellen von den Direktoren bis zu den<lb/> Obersteigern und Bergboten herab liegt in den Händen der Protestanten. Ein blinder Zufall<lb/> ist natürlich hier nicht im Spiele, sondern bewußte Absicht. Die fast ausschließlich Protestan¬<lb/> tischen Obersteiger wählen die zu Steigern geeigneten jungen Leute. Man läßt die katholischen<lb/> Arbeiter nicht Steiger und Obersteiger werden, weshalb sie auch nicht in der Lage find, ihren<lb/> Kindern eine höhere Bildung zuteil werden zu lassen. Welche Summen von Gehalt, sagt<lb/> der Verfasser einer in Se. Johann erschienenen Broschüre, welches Kapital an Einfluß, welch<lb/> ein Reichtum von Möglichkeiten höher zu kommen, fließen so im Laufe der Jahrzehnte zu<lb/> ungunsten der Katholiken den Protestanten zu, wie dominiert das protestantische Beamtentum!<lb/> Wie setzt sich da instinktiv der Wahn allseitiger Überlegenheit auf der einen Seite fest, während<lb/> sich der andern das dumpfe niederdrückende Gefühl des Zurückgesetztseins bemächtigt. Durch<lb/> Ansiedlung von Beamten werden ganze protestantische Dörfchen geschaffen. Die sehr ver¬<lb/> breitete Zentrumspresse erhält von der Bergverwaltung keine Druckaufträge, während sich die<lb/> liberale protestantische Presse großer Aufträge und Zuwendungen erfreut. Es ist das fürwahr<lb/> eine Enteignungspolitik des Preußischen Staates den Katholiken gegenüber, die jeden ehrlichen<lb/> Menschen entrüsten muß."</p><lb/> <p xml:id="ID_1011"> Auch die höhere Besoldung der evangelischen Geistlichen — viele katholische<lb/> Pfarrer erreichen noch nicht einmal das Einkommen von Subalternbeamten —<lb/> benachteiligt die Katholiken ganz bedeutend. Der Motivierung mit der Familie<lb/> des evangelischen Pfarrers stellt Rost die Ansicht entgegen: gerade deshalb, weil<lb/> die katholischen keine eigenen Kinder haben dürfen, müßten sie mehr bekommen.<lb/> Das evangelische Pfarrhaus sei bekanntlich der wichtigste der Kanäle, durch<lb/> welche Söhne der unteren Schichten in die höheren aufsteigen; da fordere denn<lb/> die ausgleichende Gerechtigkeit, daß den katholischen Geistlichen die Mittel gewährt<lb/> würden, talentvolle arme Jungen ihrer Gemeinden durch Unterstützung in die<lb/> Höhe zu bringen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0221]
Katholizismus und Kultur
Verwandtschaft bestanden haben muß); und das an^us reZio, nun8 reliZio habe
dafür gesorgt, daß die überwiegend bäuerlichen Territorien katholisch, die
gewerblicheren protestantisch geblieben seien. Dem ersten Schlag sei in der
napoleonischen Zeit ein zweiter gefolgt: die Säkularisation. Diese vernichtete
mit den geistlichen Fürstentümern achtzehn rein katholische Universitäten und
viele von Klöstern unterhaltene Bildungsanstalten und brachte den geistlichen
Grundbesitz, da Katholiken säkularisierte Kirchengüter nicht kaufen dürfen, in
die Hände von Protestanten und Juden; für Württemberg wird ihr Wert auf
300 Millionen Mark, für Preußen auf eine Milliarde geschätzt. Und daß sich
die Katholiken von diesen Schlägen nicht erholen können, dafür sorge die Im¬
parität. Es handle sich nicht bloß um den Ausschluß der Katholiken von den
höheren und höchsten Staatsämtern; schon der Zugang zu den untersten Stufen
werde den Katholiken versperrt. Über die Praxis der fiskalischen Gruben¬
verwaltungen im Saarrevier, wo den Z7000 katholischen Bergleuten nur
12000 evangelische gegenüberstehen, wird berichtet:
„Die Werkschullehrer, Aufseher, Wiegemeister und Bergboten sind in weit überwiegender
Zahl Protestantisch. Der Löwenanteil der Beamtenstellen von den Direktoren bis zu den
Obersteigern und Bergboten herab liegt in den Händen der Protestanten. Ein blinder Zufall
ist natürlich hier nicht im Spiele, sondern bewußte Absicht. Die fast ausschließlich Protestan¬
tischen Obersteiger wählen die zu Steigern geeigneten jungen Leute. Man läßt die katholischen
Arbeiter nicht Steiger und Obersteiger werden, weshalb sie auch nicht in der Lage find, ihren
Kindern eine höhere Bildung zuteil werden zu lassen. Welche Summen von Gehalt, sagt
der Verfasser einer in Se. Johann erschienenen Broschüre, welches Kapital an Einfluß, welch
ein Reichtum von Möglichkeiten höher zu kommen, fließen so im Laufe der Jahrzehnte zu
ungunsten der Katholiken den Protestanten zu, wie dominiert das protestantische Beamtentum!
Wie setzt sich da instinktiv der Wahn allseitiger Überlegenheit auf der einen Seite fest, während
sich der andern das dumpfe niederdrückende Gefühl des Zurückgesetztseins bemächtigt. Durch
Ansiedlung von Beamten werden ganze protestantische Dörfchen geschaffen. Die sehr ver¬
breitete Zentrumspresse erhält von der Bergverwaltung keine Druckaufträge, während sich die
liberale protestantische Presse großer Aufträge und Zuwendungen erfreut. Es ist das fürwahr
eine Enteignungspolitik des Preußischen Staates den Katholiken gegenüber, die jeden ehrlichen
Menschen entrüsten muß."
Auch die höhere Besoldung der evangelischen Geistlichen — viele katholische
Pfarrer erreichen noch nicht einmal das Einkommen von Subalternbeamten —
benachteiligt die Katholiken ganz bedeutend. Der Motivierung mit der Familie
des evangelischen Pfarrers stellt Rost die Ansicht entgegen: gerade deshalb, weil
die katholischen keine eigenen Kinder haben dürfen, müßten sie mehr bekommen.
Das evangelische Pfarrhaus sei bekanntlich der wichtigste der Kanäle, durch
welche Söhne der unteren Schichten in die höheren aufsteigen; da fordere denn
die ausgleichende Gerechtigkeit, daß den katholischen Geistlichen die Mittel gewährt
würden, talentvolle arme Jungen ihrer Gemeinden durch Unterstützung in die
Höhe zu bringen.
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