Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Viertes Vierteljahr.,,^Ve weint iciesls!" demokraten und ausgesprochen reaktionäre Bestrebungen. Sie will weder Einstweilen steht die neue Partei noch in ihren Anfängen. Aber schon ihr "XVe xvant iäeals!" Zur gegenwärtigen Lage der klassischen Studien in Amerika Prof. Dr. L, Grünwald- von Gymiiasialdirektor ährend die klassischen Sprachen in anderen europäischen Ländern ,,^Ve weint iciesls!" demokraten und ausgesprochen reaktionäre Bestrebungen. Sie will weder Einstweilen steht die neue Partei noch in ihren Anfängen. Aber schon ihr „XVe xvant iäeals!" Zur gegenwärtigen Lage der klassischen Studien in Amerika Prof. Dr. L, Grünwald- von Gymiiasialdirektor ährend die klassischen Sprachen in anderen europäischen Ländern <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0170" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/322572"/> <fw type="header" place="top"> ,,^Ve weint iciesls!"</fw><lb/> <p xml:id="ID_778" prev="#ID_777"> demokraten und ausgesprochen reaktionäre Bestrebungen. Sie will weder<lb/> gouvernemental noch antigouvernemental sein, sondern wird die Regierung ohne<lb/> Rücksicht auf demagogische Umtriebe überall unterstützen, wo sie ihre Pflicht als<lb/> deutsche und als elsaß-lothringische Regierung tut. Sie wird ihr aber auch<lb/> mit allem Nachdruck entgegentreten, wenn sie sich in großen oder in kleinen Dingen<lb/> von den Bahnen abdrängen lassen sollte, die ihr sowohl durch die bundesstaat¬<lb/> liche Selbständigkeit des Landes, wie auch durch ihren Charakter als deutsche<lb/> Negierung vorgezeichnet sind.</p><lb/> <p xml:id="ID_779"> Einstweilen steht die neue Partei noch in ihren Anfängen. Aber schon ihr<lb/> Erscheinen hat dazu beigetragen, daß manche extreme Forderung der radikalen<lb/> Richtung mit beschwichtigenden Erklärungen beiseite geschoben wurde. Die<lb/> Gegner bezeichnen sie als totgeborenes Unternehmen, bekämpfen sie aber mit<lb/> Waffen, die man nur einem Feinde gegenüber anwendet, den man fürchtet.<lb/> Man weiß, daß die Elsaß-Lothringische Mittelpartei tatsächlich nur da einsetzen<lb/> will, wo die natürliche Parteientwicklung nach der Verfassungsreform aus tak¬<lb/> tischen Rücksichten gewaltsam abgebrochen wurde, und daß sie ein durchaus<lb/> logisches Ergebnis der Verfassungsreform und ihrer politischen Wirkungen ist.<lb/> Und das ist vielleicht das Erfreulichste in der ganzen einjährigen Entwicklung<lb/> Elsaß-Lothringens unter der neuen Verfassung, daß sich endlich Männer gefunden<lb/> haben, die in offener politischer Wirksamkeit die Bahnen einschlagen wollen, die<lb/> schließlich allein zum Ausgleich der zwischen Elsaß-Lothringen und dem Reich<lb/> noch bestehenden Gegensätze und damit auch zur endgültigen Überwindung des<lb/> Nationalitütenhaders im Lande selbst führen können.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> „XVe xvant iäeals!"<lb/> Zur gegenwärtigen Lage der klassischen Studien in Amerika<lb/><note type="byline"> Prof. Dr. L, Grünwald-</note> von Gymiiasialdirektor </head><lb/> <p xml:id="ID_780" next="#ID_781"> ährend die klassischen Sprachen in anderen europäischen Ländern<lb/> entweder vom Lehrplan der höheren Schulen ganz verschwunden<lb/> sind, oder infolge starker Verminderung der ihnen gewidmeten Lehr¬<lb/> stunden nur noch ein Schattendasein führen, oder endlich unter<lb/> dem Zugeständnis mehr oder weniger schrankenloser Freiheit in<lb/> der Wahl des Studienganges starke Einbußen an Interessenten erlitten haben,<lb/> bilden sie in Deutschland noch immer auf der guten Hälfte seiner höheren<lb/> Lehranstalten das Kernstück des Unterrichts. Und selbst in Preußen, das im<lb/> Anfange des Jahrhunderts dem Gymnasium sein Privileg, alleinige Vor¬<lb/> bereitungsstätte für die Hochschule zu sein, nahm, stehen auch noch etwa drei-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0170]
,,^Ve weint iciesls!"
demokraten und ausgesprochen reaktionäre Bestrebungen. Sie will weder
gouvernemental noch antigouvernemental sein, sondern wird die Regierung ohne
Rücksicht auf demagogische Umtriebe überall unterstützen, wo sie ihre Pflicht als
deutsche und als elsaß-lothringische Regierung tut. Sie wird ihr aber auch
mit allem Nachdruck entgegentreten, wenn sie sich in großen oder in kleinen Dingen
von den Bahnen abdrängen lassen sollte, die ihr sowohl durch die bundesstaat¬
liche Selbständigkeit des Landes, wie auch durch ihren Charakter als deutsche
Negierung vorgezeichnet sind.
Einstweilen steht die neue Partei noch in ihren Anfängen. Aber schon ihr
Erscheinen hat dazu beigetragen, daß manche extreme Forderung der radikalen
Richtung mit beschwichtigenden Erklärungen beiseite geschoben wurde. Die
Gegner bezeichnen sie als totgeborenes Unternehmen, bekämpfen sie aber mit
Waffen, die man nur einem Feinde gegenüber anwendet, den man fürchtet.
Man weiß, daß die Elsaß-Lothringische Mittelpartei tatsächlich nur da einsetzen
will, wo die natürliche Parteientwicklung nach der Verfassungsreform aus tak¬
tischen Rücksichten gewaltsam abgebrochen wurde, und daß sie ein durchaus
logisches Ergebnis der Verfassungsreform und ihrer politischen Wirkungen ist.
Und das ist vielleicht das Erfreulichste in der ganzen einjährigen Entwicklung
Elsaß-Lothringens unter der neuen Verfassung, daß sich endlich Männer gefunden
haben, die in offener politischer Wirksamkeit die Bahnen einschlagen wollen, die
schließlich allein zum Ausgleich der zwischen Elsaß-Lothringen und dem Reich
noch bestehenden Gegensätze und damit auch zur endgültigen Überwindung des
Nationalitütenhaders im Lande selbst führen können.
„XVe xvant iäeals!"
Zur gegenwärtigen Lage der klassischen Studien in Amerika
Prof. Dr. L, Grünwald- von Gymiiasialdirektor
ährend die klassischen Sprachen in anderen europäischen Ländern
entweder vom Lehrplan der höheren Schulen ganz verschwunden
sind, oder infolge starker Verminderung der ihnen gewidmeten Lehr¬
stunden nur noch ein Schattendasein führen, oder endlich unter
dem Zugeständnis mehr oder weniger schrankenloser Freiheit in
der Wahl des Studienganges starke Einbußen an Interessenten erlitten haben,
bilden sie in Deutschland noch immer auf der guten Hälfte seiner höheren
Lehranstalten das Kernstück des Unterrichts. Und selbst in Preußen, das im
Anfange des Jahrhunderts dem Gymnasium sein Privileg, alleinige Vor¬
bereitungsstätte für die Hochschule zu sein, nahm, stehen auch noch etwa drei-
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