Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Drittes Vierteljahr.Sprüche spürte immer noch den Druck von Wieschens feiner starker Hand. Er spähte Die Regime begegnete den Blicken des Florentin, hob die Hand nach ihm Sprüche Ernst Ludwig Schclleuberg von Sprüche spürte immer noch den Druck von Wieschens feiner starker Hand. Er spähte Die Regime begegnete den Blicken des Florentin, hob die Hand nach ihm Sprüche Ernst Ludwig Schclleuberg von <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0099" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/321846"/> <fw type="header" place="top"> Sprüche</fw><lb/> <p xml:id="ID_358" prev="#ID_357"> spürte immer noch den Druck von Wieschens feiner starker Hand. Er spähte<lb/> über die Hecken die Straße hinunter, wo sie gegangen war, als erwarte er sie<lb/> ungeduldig zurück, um mit der Heimkehr den Mittagsgruß von ihrer Hand zu<lb/> haben. Wie er so spähte, sah er die Nolterschlucht liegen, das Wirthaus an<lb/> der Straße aus massivem Sandsteinbau. Er hielt der Wirtschaft keinen Zu¬<lb/> spruch und kam nur zu seltener Gärtnerarbeit hin, zum Blumenpflanzen und<lb/> zum Beschneiden der Linden, die als Spaliere vor dem Hause zur Straße hin<lb/> standen. Er hatte die kleine Hintere Haustür im Auge und sah die Kellnerin<lb/> und Magd aus der Nolterschlucht, die rote Regime, heraustreten. Es war nur<lb/> ein paar Felderbreiten zwischen diesem und dem Kleyshause, und der Florentin<lb/> sah das Haar des Mädchens leuchten wie einen Brandfunken, der in einer<lb/> heißen, dürren Zeit allein genug ist, Feuer und Flamme zu bringen, wohin<lb/> er fällt.</p><lb/> <p xml:id="ID_359"> Die Regime begegnete den Blicken des Florentin, hob die Hand nach ihm<lb/> und winkte. Er wußte nicht, wie er ihr den Gruß zurückgeben sollte, weil er<lb/> keinen Hut auf hatte; er hätte ihr mit der Hand nicht winken mögen, die eben<lb/> das Wieschen gedrückt hatte. So duckte er sich unter die Hecke und saß eine<lb/> lange säumende Weile auf dem Holzrande der Frühbeete. Die Glasfelder<lb/> blitzten in der Sonne, daß er mit den Augen zwinkern mußte, und er zwinkerte<lb/> noch, als er dann aus der Sonntagshelle in das Haus und zum Mittags-<lb/> tisch trat. (Fortsetzung folgt)</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Sprüche<lb/><note type="byline"> Ernst Ludwig Schclleuberg</note> von</head><lb/> <lg xml:id="POEMID_1" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg xml:id="POEMID_2" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg xml:id="POEMID_3" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0099]
Sprüche
spürte immer noch den Druck von Wieschens feiner starker Hand. Er spähte
über die Hecken die Straße hinunter, wo sie gegangen war, als erwarte er sie
ungeduldig zurück, um mit der Heimkehr den Mittagsgruß von ihrer Hand zu
haben. Wie er so spähte, sah er die Nolterschlucht liegen, das Wirthaus an
der Straße aus massivem Sandsteinbau. Er hielt der Wirtschaft keinen Zu¬
spruch und kam nur zu seltener Gärtnerarbeit hin, zum Blumenpflanzen und
zum Beschneiden der Linden, die als Spaliere vor dem Hause zur Straße hin
standen. Er hatte die kleine Hintere Haustür im Auge und sah die Kellnerin
und Magd aus der Nolterschlucht, die rote Regime, heraustreten. Es war nur
ein paar Felderbreiten zwischen diesem und dem Kleyshause, und der Florentin
sah das Haar des Mädchens leuchten wie einen Brandfunken, der in einer
heißen, dürren Zeit allein genug ist, Feuer und Flamme zu bringen, wohin
er fällt.
Die Regime begegnete den Blicken des Florentin, hob die Hand nach ihm
und winkte. Er wußte nicht, wie er ihr den Gruß zurückgeben sollte, weil er
keinen Hut auf hatte; er hätte ihr mit der Hand nicht winken mögen, die eben
das Wieschen gedrückt hatte. So duckte er sich unter die Hecke und saß eine
lange säumende Weile auf dem Holzrande der Frühbeete. Die Glasfelder
blitzten in der Sonne, daß er mit den Augen zwinkern mußte, und er zwinkerte
noch, als er dann aus der Sonntagshelle in das Haus und zum Mittags-
tisch trat. (Fortsetzung folgt)
Sprüche
Ernst Ludwig Schclleuberg von
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