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Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Zweites Vierteljahr.

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Infolgedessen. . . wurden (von der 2. Armee) die Höhen des oberen (rechten) Elbufers
vom Feinde geräumt gefunden. Die Richtung seines Abzuges wurde indessen nicht festgestellt,
die Fühlung mit ihm ging hier ebenso verloren, wie bei der 1. Armee, welche am 30. Juni
den Befehl hatte: "Die 1. Armee rückt ohne Aufenthalt in der Richtung auf Königgrätz vor.
Größere feindliche Streitkräfte in der rechten Flanke dieses Vormarsches soll General von Her-
warth (Elbarmee) angreifen und von der feindlichen Hauptmacht abdrängen. . . (In der
rechten Flanke war aber nichts vom Gegner vorhandenI D. Red.)

Die vom General von Moltke für den 3. Juli*) entworfenen Direktiven bezeichnen es
zunächst als das Wichtigste, die verloren gegangene Fühlung mit dem Gegner wieder zu
gewinnen, um von der Aufstellung der feindlichen Hauptmacht Kenntnis zu erhalten, und
dementsprechend die Armee zum Angriff ansetzen zu können: "Die Meldungen über Terrain¬
verhältnisse und Stand des Feindes sind sofort (nach Gitschin) zu richten. Sollte sich aus
denselben ergeben, daß ein konzentrischer Angriff beider Armeen auf die zwischen Josefstadt
und Königgrätz vorausgesetzte Hauptmacht des Feindes"*) auf allzu große Schwierigkeiten
stößt, oder daß die österreichische Armee jene Gegend überhaupt schon verlassen hat (I), so
wird dann der allgemeine Abmarsch in der Richtung auf Pardubitz fortgesetzt werden."

Am 2. Juli (vgl. Skizze 4) wurde beschlossen, die Armeen auch am 3. Juli in ihren augen¬
blicklichen Stellungen zu belassen und nur Erkundungen vorzunehmen, um über die Aufstellung
des Feindes Klarheit zu gewinnen. Von dem Ergebnis dieser Erkundungen sollte abhängig
gemacht werden, welche von drei Operationsmöglichkeiten man wählen müsse. Im Großen
Hauptquartier verhehlte man sich nicht, daß jede der erwähnten Operationen einem kampf¬
bereit hinter der Elbe stehenden Gegner gegenüber nicht ohne Schwierigkeiten durchzuführen
sein würde____

Die vor der Front der 1. Armee im Laufe des 2. Juli vorgenommenen Erkundungen
brachten volle Gewißheit darüber, daß noch starke österreichische Kräfte . .. drei Armeekorps .. .
sich auf dem rechten Elbufer, hinter der Bistritz, befanden ..., doch schien es auch nicht aus¬
geschlossen, daß die gesamte österreichische (Nord)Armee hinter der Bistritz stand.""*)

Durch den am 3. Juli vom Kronprinzen zum Hauptquartier zurückgekehrten Flügel¬
adjutanten Grafen von Finckenstein hatte man die Gewißheit von dein bevorstehenden Ein¬
greifen der 2. Armee und Kenntnis von den bei dieser getroffenen Anordnungen erlangt.
Ihrem Erscheinen konnte danach etwa um 11 Uhr entgegengesehen werden. Den Anmarsch
wahrzunehmen (vgl. Skizze ö), verhinderte die Geländegestaltung und die schwere trübe Luft,
die, auch nachdem der Regen aufgehört hatte, die Fernsicht behinderte und erst am Nach¬
mittage hellerem Wetter wich. Als sich dann das Eingreifen der 2. Armee Wider Erwarten
verzögerte, die österreichische Artillerie dagegen dauernd die Oberhand behielt, die Verluste
sich bei den jenseits der Bistritz entwickelten preußischen Divisionen zu häufen begannen, und
die 7. Division sich nur noch mit Mühe behauptete, gestaltete sich die Lage der 1. Armee
vorübergehend recht schwer. Um seinen Truppen in erster Linie Entlastung zu gewähren,
ließ Prinz Friedrich Karl gegen 1 Uhr auch die 6. und 6. Infanterie-Division die Bistritz
überschreiten. Von seiner Absicht, diese frischen Truppen zu einem Angriff auf die Höhen von
Lipa(-China) gegen die noch nicht erschütterte mächtige österreichische Artilleriestellung vor¬
gehen zu lassen, stand der Prinz jedoch infolge der vom General von Moltke erhobenen Ein¬
bände ab. Der Chef des Genernlstabes der Armee hatte soeben die Nachricht erhalten, daß
sich die Kolonnen der 2. Armee näherten.-s) Es konnte sich daher jetzt nicht darum handeln,
die noch verfügbaren Reserven der 1. Armee zu einem Frontalangriff einzusetzen, der in jedem
Falle Opfer gefordert hätte, die in keinem Verhältnis zu dem erreichbaren Gewinn standen.






") Also für den Tag, an dem nachher die Schlacht von Königgrätz geschlagen wurde.
**) Sie stand an der Bistritz.
*"'
") Letzteres war der Fall, vgl. Skizze 4.
f) Also 3 Stunden später als erwartet.
Grenzboten II 1912 61
Leistungen moderner Lustfahrzeuge

Infolgedessen. . . wurden (von der 2. Armee) die Höhen des oberen (rechten) Elbufers
vom Feinde geräumt gefunden. Die Richtung seines Abzuges wurde indessen nicht festgestellt,
die Fühlung mit ihm ging hier ebenso verloren, wie bei der 1. Armee, welche am 30. Juni
den Befehl hatte: „Die 1. Armee rückt ohne Aufenthalt in der Richtung auf Königgrätz vor.
Größere feindliche Streitkräfte in der rechten Flanke dieses Vormarsches soll General von Her-
warth (Elbarmee) angreifen und von der feindlichen Hauptmacht abdrängen. . . (In der
rechten Flanke war aber nichts vom Gegner vorhandenI D. Red.)

Die vom General von Moltke für den 3. Juli*) entworfenen Direktiven bezeichnen es
zunächst als das Wichtigste, die verloren gegangene Fühlung mit dem Gegner wieder zu
gewinnen, um von der Aufstellung der feindlichen Hauptmacht Kenntnis zu erhalten, und
dementsprechend die Armee zum Angriff ansetzen zu können: „Die Meldungen über Terrain¬
verhältnisse und Stand des Feindes sind sofort (nach Gitschin) zu richten. Sollte sich aus
denselben ergeben, daß ein konzentrischer Angriff beider Armeen auf die zwischen Josefstadt
und Königgrätz vorausgesetzte Hauptmacht des Feindes"*) auf allzu große Schwierigkeiten
stößt, oder daß die österreichische Armee jene Gegend überhaupt schon verlassen hat (I), so
wird dann der allgemeine Abmarsch in der Richtung auf Pardubitz fortgesetzt werden."

Am 2. Juli (vgl. Skizze 4) wurde beschlossen, die Armeen auch am 3. Juli in ihren augen¬
blicklichen Stellungen zu belassen und nur Erkundungen vorzunehmen, um über die Aufstellung
des Feindes Klarheit zu gewinnen. Von dem Ergebnis dieser Erkundungen sollte abhängig
gemacht werden, welche von drei Operationsmöglichkeiten man wählen müsse. Im Großen
Hauptquartier verhehlte man sich nicht, daß jede der erwähnten Operationen einem kampf¬
bereit hinter der Elbe stehenden Gegner gegenüber nicht ohne Schwierigkeiten durchzuführen
sein würde____

Die vor der Front der 1. Armee im Laufe des 2. Juli vorgenommenen Erkundungen
brachten volle Gewißheit darüber, daß noch starke österreichische Kräfte . .. drei Armeekorps .. .
sich auf dem rechten Elbufer, hinter der Bistritz, befanden ..., doch schien es auch nicht aus¬
geschlossen, daß die gesamte österreichische (Nord)Armee hinter der Bistritz stand.«"*)

Durch den am 3. Juli vom Kronprinzen zum Hauptquartier zurückgekehrten Flügel¬
adjutanten Grafen von Finckenstein hatte man die Gewißheit von dein bevorstehenden Ein¬
greifen der 2. Armee und Kenntnis von den bei dieser getroffenen Anordnungen erlangt.
Ihrem Erscheinen konnte danach etwa um 11 Uhr entgegengesehen werden. Den Anmarsch
wahrzunehmen (vgl. Skizze ö), verhinderte die Geländegestaltung und die schwere trübe Luft,
die, auch nachdem der Regen aufgehört hatte, die Fernsicht behinderte und erst am Nach¬
mittage hellerem Wetter wich. Als sich dann das Eingreifen der 2. Armee Wider Erwarten
verzögerte, die österreichische Artillerie dagegen dauernd die Oberhand behielt, die Verluste
sich bei den jenseits der Bistritz entwickelten preußischen Divisionen zu häufen begannen, und
die 7. Division sich nur noch mit Mühe behauptete, gestaltete sich die Lage der 1. Armee
vorübergehend recht schwer. Um seinen Truppen in erster Linie Entlastung zu gewähren,
ließ Prinz Friedrich Karl gegen 1 Uhr auch die 6. und 6. Infanterie-Division die Bistritz
überschreiten. Von seiner Absicht, diese frischen Truppen zu einem Angriff auf die Höhen von
Lipa(-China) gegen die noch nicht erschütterte mächtige österreichische Artilleriestellung vor¬
gehen zu lassen, stand der Prinz jedoch infolge der vom General von Moltke erhobenen Ein¬
bände ab. Der Chef des Genernlstabes der Armee hatte soeben die Nachricht erhalten, daß
sich die Kolonnen der 2. Armee näherten.-s) Es konnte sich daher jetzt nicht darum handeln,
die noch verfügbaren Reserven der 1. Armee zu einem Frontalangriff einzusetzen, der in jedem
Falle Opfer gefordert hätte, die in keinem Verhältnis zu dem erreichbaren Gewinn standen.






") Also für den Tag, an dem nachher die Schlacht von Königgrätz geschlagen wurde.
**) Sie stand an der Bistritz.
*"'
") Letzteres war der Fall, vgl. Skizze 4.
f) Also 3 Stunden später als erwartet.
Grenzboten II 1912 61
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[0489] Leistungen moderner Lustfahrzeuge Infolgedessen. . . wurden (von der 2. Armee) die Höhen des oberen (rechten) Elbufers vom Feinde geräumt gefunden. Die Richtung seines Abzuges wurde indessen nicht festgestellt, die Fühlung mit ihm ging hier ebenso verloren, wie bei der 1. Armee, welche am 30. Juni den Befehl hatte: „Die 1. Armee rückt ohne Aufenthalt in der Richtung auf Königgrätz vor. Größere feindliche Streitkräfte in der rechten Flanke dieses Vormarsches soll General von Her- warth (Elbarmee) angreifen und von der feindlichen Hauptmacht abdrängen. . . (In der rechten Flanke war aber nichts vom Gegner vorhandenI D. Red.) Die vom General von Moltke für den 3. Juli*) entworfenen Direktiven bezeichnen es zunächst als das Wichtigste, die verloren gegangene Fühlung mit dem Gegner wieder zu gewinnen, um von der Aufstellung der feindlichen Hauptmacht Kenntnis zu erhalten, und dementsprechend die Armee zum Angriff ansetzen zu können: „Die Meldungen über Terrain¬ verhältnisse und Stand des Feindes sind sofort (nach Gitschin) zu richten. Sollte sich aus denselben ergeben, daß ein konzentrischer Angriff beider Armeen auf die zwischen Josefstadt und Königgrätz vorausgesetzte Hauptmacht des Feindes"*) auf allzu große Schwierigkeiten stößt, oder daß die österreichische Armee jene Gegend überhaupt schon verlassen hat (I), so wird dann der allgemeine Abmarsch in der Richtung auf Pardubitz fortgesetzt werden." Am 2. Juli (vgl. Skizze 4) wurde beschlossen, die Armeen auch am 3. Juli in ihren augen¬ blicklichen Stellungen zu belassen und nur Erkundungen vorzunehmen, um über die Aufstellung des Feindes Klarheit zu gewinnen. Von dem Ergebnis dieser Erkundungen sollte abhängig gemacht werden, welche von drei Operationsmöglichkeiten man wählen müsse. Im Großen Hauptquartier verhehlte man sich nicht, daß jede der erwähnten Operationen einem kampf¬ bereit hinter der Elbe stehenden Gegner gegenüber nicht ohne Schwierigkeiten durchzuführen sein würde____ Die vor der Front der 1. Armee im Laufe des 2. Juli vorgenommenen Erkundungen brachten volle Gewißheit darüber, daß noch starke österreichische Kräfte . .. drei Armeekorps .. . sich auf dem rechten Elbufer, hinter der Bistritz, befanden ..., doch schien es auch nicht aus¬ geschlossen, daß die gesamte österreichische (Nord)Armee hinter der Bistritz stand.«"*) Durch den am 3. Juli vom Kronprinzen zum Hauptquartier zurückgekehrten Flügel¬ adjutanten Grafen von Finckenstein hatte man die Gewißheit von dein bevorstehenden Ein¬ greifen der 2. Armee und Kenntnis von den bei dieser getroffenen Anordnungen erlangt. Ihrem Erscheinen konnte danach etwa um 11 Uhr entgegengesehen werden. Den Anmarsch wahrzunehmen (vgl. Skizze ö), verhinderte die Geländegestaltung und die schwere trübe Luft, die, auch nachdem der Regen aufgehört hatte, die Fernsicht behinderte und erst am Nach¬ mittage hellerem Wetter wich. Als sich dann das Eingreifen der 2. Armee Wider Erwarten verzögerte, die österreichische Artillerie dagegen dauernd die Oberhand behielt, die Verluste sich bei den jenseits der Bistritz entwickelten preußischen Divisionen zu häufen begannen, und die 7. Division sich nur noch mit Mühe behauptete, gestaltete sich die Lage der 1. Armee vorübergehend recht schwer. Um seinen Truppen in erster Linie Entlastung zu gewähren, ließ Prinz Friedrich Karl gegen 1 Uhr auch die 6. und 6. Infanterie-Division die Bistritz überschreiten. Von seiner Absicht, diese frischen Truppen zu einem Angriff auf die Höhen von Lipa(-China) gegen die noch nicht erschütterte mächtige österreichische Artilleriestellung vor¬ gehen zu lassen, stand der Prinz jedoch infolge der vom General von Moltke erhobenen Ein¬ bände ab. Der Chef des Genernlstabes der Armee hatte soeben die Nachricht erhalten, daß sich die Kolonnen der 2. Armee näherten.-s) Es konnte sich daher jetzt nicht darum handeln, die noch verfügbaren Reserven der 1. Armee zu einem Frontalangriff einzusetzen, der in jedem Falle Opfer gefordert hätte, die in keinem Verhältnis zu dem erreichbaren Gewinn standen. ") Also für den Tag, an dem nachher die Schlacht von Königgrätz geschlagen wurde. **) Sie stand an der Bistritz. *"' ") Letzteres war der Fall, vgl. Skizze 4. f) Also 3 Stunden später als erwartet. Grenzboten II 1912 61

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341895_321082/489>, abgerufen am 23.07.2024.