Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Zweites Vierteljahr.Die Schicksalsstunde der deutschen Landwirtschaft von Dr. mecj. G, N). Schiele le Altmark ist das Kernland der preußischen Monarchie. Hier - Als ich in die Altmark als junger Arzt einzog, sah ich schon im Jahre 1894 Grenzboten II 1912 62
Die Schicksalsstunde der deutschen Landwirtschaft von Dr. mecj. G, N). Schiele le Altmark ist das Kernland der preußischen Monarchie. Hier - Als ich in die Altmark als junger Arzt einzog, sah ich schon im Jahre 1894 Grenzboten II 1912 62
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[Abbildung]
Die Schicksalsstunde der deutschen Landwirtschaft
von Dr. mecj. G, N). Schiele
le Altmark ist das Kernland der preußischen Monarchie. Hier
wohnen die Geschlechter, deren Namen durch die preußische Geschichte
berühmt und um den Erdball hin bekannt geworden sind: Bismarck,
Bülow, Schulenburg, Alvensleben. Aber nicht nur der Adel trägt
diese Namen. Auch der bürgerliche Besitzer, auch der Pferdeknecht
heißt hier Bismark und womöglich Otto Bismarck mit „et". Und zwar leiten sie
ihren Namen von eben daher, woher ihn der Adel genommen hat, von den alten
Ortsbezeichnungen. Das zeigt, wie bodenständig und wie alt das Volk der Märker
ist. Herr und Knecht sind einander blutsverwandt. In dieselben Garderegimenter
treten sie seit Jahrhunderten als Reiter und als Offizier ein und haben seit dem
großen Kurfürsten in denselben Schlachten geblutet. Sie sind einander wert
und einander ähnlich, so ähnlich, daß man scherzweise sagen könnte: Wenn
heute der Adel durch irgendein Unglück verschwände, so könnte man ihn aus
diesem altmärkischen Volk in einigen Generationen mit allen Tugenden und
Fehlern wieder entstehen lassen. Kurz, man könnte dies Land die Männerwiege
der preußischen Geschichte nennen. Um keine Eifersucht aufkommen zu lassen,
will ich gleich hinzufügen, daß es mit den anderen altpreußischen Provinzen
ähnlich steht, ähnlich auch in dem, was nun folgt.
- Als ich in die Altmark als junger Arzt einzog, sah ich schon im Jahre 1894
die schwarzen Horden russisch-galizischer Arbeiter Sonntags an den Straßenecken
stehen und alltags auf den Feldern ihr Tagwerk verrichten. Und ich meinte,
sie nähmen den Einheimischen das Brot weg und seien schuld an der Verödung
des Landes in volkischer Hinsicht. Mit Zorn sagte ich mir: Eines Tages wird
diese Männerwiege leer stehen.
Grenzboten II 1912 62
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