Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Zweites Vierteljahr.aus einer ersten Not geborenen Flugapparate rein militärischer Konstruktion Hauptmann von Herwarth hält es ferner für besser, wenn das gesamte Der Verfasser kritisiert ferner noch, daß man in letzter Zeit ein System Der Verfasser glaubt aus seiner Erfahrung mitteilen zu sollen, daß in aus einer ersten Not geborenen Flugapparate rein militärischer Konstruktion Hauptmann von Herwarth hält es ferner für besser, wenn das gesamte Der Verfasser kritisiert ferner noch, daß man in letzter Zeit ein System Der Verfasser glaubt aus seiner Erfahrung mitteilen zu sollen, daß in <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0271" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/321354"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_1118" prev="#ID_1117"> aus einer ersten Not geborenen Flugapparate rein militärischer Konstruktion<lb/> verschwunden. Kaum hat man das eingesehen, so taucht auch schon die Nachricht<lb/> auf, daß man auf der Werft des Luftschifferbataillons II schon wieder den<lb/> neuen Typ eines Lenkballons entwerfe. Jeder weiß, wie teuer das Militär<lb/> baut, und jetzt wird unser gutes Geld wieder gewissermaßen hinausgeworfen.<lb/> Warum macht man sich die Erfahrungen nicht zunutze, welche die Artillerie im<lb/> Geschützbau unter schweren Opfern gemacht hat?</p><lb/> <p xml:id="ID_1119"> Hauptmann von Herwarth hält es ferner für besser, wenn das gesamte<lb/> militärische Lustfahrtwesen dem bisherigen Wirkungsbereich der Generalinspektion<lb/> des Militärverkehrswesens entzogen würde. Die dafür angeführte Begründung<lb/> leuchtet allerdings sehr ein. In zwölf Jahren ihres Bestehens hat, wie er<lb/> mitteilt, diese Behörde nicht einen Sachverständigen für Luftfahrt in ihrem Stäbe<lb/> gehabt, sondern das Gebiet durch Offiziere einer anderen Spezialtruppe bearbeiten<lb/> lassen, die auf ihreni Sondergebiet Hervorragendes geleistet haben, nicht aber<lb/> in der Luftfahrt. Nicht einmal eines der Führerexamen für Lustfahrzeuge haben<lb/> diese Offiziere gemacht; deshalb erscheint es ihm wohl erst recht als ein bedenk¬<lb/> licher Umstand, daß auch der Inspekteur der 1911 neugeschaffenen Stelle für<lb/> Luft- und Kraftfahrweseu keinerlei praktische Vorbildung als Luftfahrer erhalten<lb/> hat. Die Beteiligung an Luftfahrten als Passagier kann niemals die Erfahrungen<lb/> des praktischen Dienstes ersetzen. Aus diesem allen würde man unter gewöhn¬<lb/> lichen Umstünden die Schlußfolgerung ziehen, daß eben bei der Generalinspektion<lb/> des Militärverkehrswesens ein Sachverständiger für Luftfahrt einzusetzen, und<lb/> die Stelle des Inspekteurs für Lustfahrtwesen einem erfahrenen, bei der Luft¬<lb/> schiffertruppe bewährten Offizier zu übertragen sei, zumal es an solchen orga¬<lb/> nisatorisch auch schon bewährten Männern nicht fehlt, und diese Männer auch<lb/> ihrem Range nach für die Stelle geeignet wären.</p><lb/> <p xml:id="ID_1120"> Der Verfasser kritisiert ferner noch, daß man in letzter Zeit ein System<lb/> eingeführt hat, daß darauf hinausläuft, nach Möglichkeit nur Offiziere der<lb/> Spezialtruppen zu Luftfahrern heranzubilden. Das französische Militär-Luft¬<lb/> fahrtgesetz vom 21. März bestimmt ausdrücklich, daß die Luftfahrt kein Reservat¬<lb/> gebiet für Techniker bilden dürfe. Es hebt eindringlich und mustergültig hervor,<lb/> daß für den Dienst im Luftfahrtwesen in erster Linie Offiziere aller Waffen mit-<lb/> Generalstabseigenschaften tätig sein müssen; nur in den Reparaturwerkstätten<lb/> müßten naturgemäß die Techniker überwiegen. Es ist eine eigentümliche<lb/> Duplizität der Fälle, daß der Verfasser, der während seiner Dienstzeit Gelegenheit<lb/> hatte, sich bei den verschiedenen höchsten Behörden umzusehen, auf ähnliche<lb/> Gesichtspunkte hinaus will. Auch ihm schwebt der mustergültige Gedanke einer<lb/> nur „technischen" Zentralisation und sonstigen Dezentralisation vor.</p><lb/> <p xml:id="ID_1121" next="#ID_1122"> Der Verfasser glaubt aus seiner Erfahrung mitteilen zu sollen, daß in<lb/> technischen Truppen die Intendanturen am leichtesten verknöchern und bei ihrer<lb/> ausschließlichen Burecmtütigkeit mit den Fortschritten des Luftfahrtwesen nicht recht<lb/> gleichen Schritt halten können. Er hat ferner die unzweifelhaft richtige Bemerkung</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0271]
aus einer ersten Not geborenen Flugapparate rein militärischer Konstruktion
verschwunden. Kaum hat man das eingesehen, so taucht auch schon die Nachricht
auf, daß man auf der Werft des Luftschifferbataillons II schon wieder den
neuen Typ eines Lenkballons entwerfe. Jeder weiß, wie teuer das Militär
baut, und jetzt wird unser gutes Geld wieder gewissermaßen hinausgeworfen.
Warum macht man sich die Erfahrungen nicht zunutze, welche die Artillerie im
Geschützbau unter schweren Opfern gemacht hat?
Hauptmann von Herwarth hält es ferner für besser, wenn das gesamte
militärische Lustfahrtwesen dem bisherigen Wirkungsbereich der Generalinspektion
des Militärverkehrswesens entzogen würde. Die dafür angeführte Begründung
leuchtet allerdings sehr ein. In zwölf Jahren ihres Bestehens hat, wie er
mitteilt, diese Behörde nicht einen Sachverständigen für Luftfahrt in ihrem Stäbe
gehabt, sondern das Gebiet durch Offiziere einer anderen Spezialtruppe bearbeiten
lassen, die auf ihreni Sondergebiet Hervorragendes geleistet haben, nicht aber
in der Luftfahrt. Nicht einmal eines der Führerexamen für Lustfahrzeuge haben
diese Offiziere gemacht; deshalb erscheint es ihm wohl erst recht als ein bedenk¬
licher Umstand, daß auch der Inspekteur der 1911 neugeschaffenen Stelle für
Luft- und Kraftfahrweseu keinerlei praktische Vorbildung als Luftfahrer erhalten
hat. Die Beteiligung an Luftfahrten als Passagier kann niemals die Erfahrungen
des praktischen Dienstes ersetzen. Aus diesem allen würde man unter gewöhn¬
lichen Umstünden die Schlußfolgerung ziehen, daß eben bei der Generalinspektion
des Militärverkehrswesens ein Sachverständiger für Luftfahrt einzusetzen, und
die Stelle des Inspekteurs für Lustfahrtwesen einem erfahrenen, bei der Luft¬
schiffertruppe bewährten Offizier zu übertragen sei, zumal es an solchen orga¬
nisatorisch auch schon bewährten Männern nicht fehlt, und diese Männer auch
ihrem Range nach für die Stelle geeignet wären.
Der Verfasser kritisiert ferner noch, daß man in letzter Zeit ein System
eingeführt hat, daß darauf hinausläuft, nach Möglichkeit nur Offiziere der
Spezialtruppen zu Luftfahrern heranzubilden. Das französische Militär-Luft¬
fahrtgesetz vom 21. März bestimmt ausdrücklich, daß die Luftfahrt kein Reservat¬
gebiet für Techniker bilden dürfe. Es hebt eindringlich und mustergültig hervor,
daß für den Dienst im Luftfahrtwesen in erster Linie Offiziere aller Waffen mit-
Generalstabseigenschaften tätig sein müssen; nur in den Reparaturwerkstätten
müßten naturgemäß die Techniker überwiegen. Es ist eine eigentümliche
Duplizität der Fälle, daß der Verfasser, der während seiner Dienstzeit Gelegenheit
hatte, sich bei den verschiedenen höchsten Behörden umzusehen, auf ähnliche
Gesichtspunkte hinaus will. Auch ihm schwebt der mustergültige Gedanke einer
nur „technischen" Zentralisation und sonstigen Dezentralisation vor.
Der Verfasser glaubt aus seiner Erfahrung mitteilen zu sollen, daß in
technischen Truppen die Intendanturen am leichtesten verknöchern und bei ihrer
ausschließlichen Burecmtütigkeit mit den Fortschritten des Luftfahrtwesen nicht recht
gleichen Schritt halten können. Er hat ferner die unzweifelhaft richtige Bemerkung
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