Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Erstes Vierteljahr.Reichsspiegel Südafrikanische Union 60 Prozent Steuer vom Reingewinn der Diamant¬ Bank und Geld Der Bergarbeiterstreik -- Wirtschaftliche Folgen -- Streik und Börsenhausse -- Geld- sorgcn -- Geldteuerung in England -- Die Bill über den Minünallohn -- Die Mincnwertc - - Lage und Aussichten des Goldbcrgbaues in Transvaal Der Streik der Bergarbeiter in Rheinland-Westfalen ist ein hinter Reichsspiegel Südafrikanische Union 60 Prozent Steuer vom Reingewinn der Diamant¬ Bank und Geld Der Bergarbeiterstreik — Wirtschaftliche Folgen — Streik und Börsenhausse — Geld- sorgcn — Geldteuerung in England — Die Bill über den Minünallohn — Die Mincnwertc - - Lage und Aussichten des Goldbcrgbaues in Transvaal Der Streik der Bergarbeiter in Rheinland-Westfalen ist ein hinter <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0599" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/321016"/> <fw type="header" place="top"> Reichsspiegel</fw><lb/> <p xml:id="ID_2783" prev="#ID_2782"> Südafrikanische Union 60 Prozent Steuer vom Reingewinn der Diamant¬<lb/> gesellschaften erhebt. Nach dem Beispiel Transvaals könnte wohl ein Modus<lb/> gefunden werden, bei dem sich die Berechnung der Produktionskosten nach<lb/> einheitlichem Durchschnitt und unter Wahrung der fiskalischen Interessen durch¬<lb/> führen ließe. Jedenfalls bedarf die Frage einer rechtzeitigen, den Grundsätzen<lb/> der Volkswirtschaft Rechnung tragenden Abänderung des jetzigen Diamanten-<lb/> Ausfuhrzolles ernster Erwägung, weil es sich hier um sehr große wirtschaftliche<lb/> Werte handelt, und je eher das jetzige System der Abgabenerhebung eingestellt<lb/> wird, desto günstiger werden die Folgen für das Gedeihen des Schutzgebiets<lb/><note type="byline"> Privatdozent Dr. Zadow</note> fein. </p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Bank und Geld</head><lb/> <note type="argument"> Der Bergarbeiterstreik — Wirtschaftliche Folgen — Streik und Börsenhausse — Geld-<lb/> sorgcn — Geldteuerung in England — Die Bill über den Minünallohn — Die<lb/> Mincnwertc - - Lage und Aussichten des Goldbcrgbaues in Transvaal</note><lb/> <p xml:id="ID_2784" next="#ID_2785"> Der Streik der Bergarbeiter in Rheinland-Westfalen ist ein hinter<lb/> Schlag für die deutsche Volkswirtschaft. Die Bemühungen, ein Übergreifen der<lb/> englischen Lohnbewegung nach Deutschland zu verhindern, haben sich als vergeblich<lb/> erwiesen. Die große Mehrzahl der Belegschaften ist in den Aufstand getreten,<lb/> und wenn auch der christliche Bergarbeiterverband, anders als im Jahr 1905,<lb/> sich offiziell der Bewegung nicht angeschlossen hat, so haben doch auch unter<lb/> seinen Anhängern viele der Parole nicht Folge geleistet und vermehren durch<lb/> ihren Zuzug das Heer der Ausständigen. Die Frage, auf welcher Seite die<lb/> Schuld für den Ausbruch des Streiks zu suchen ist, hat in der Presse wie im<lb/> Reichstag zu lebhaften Erörterungen Anlaß gegeben. Sie mag hier ununter-<lb/> sucht bleiben. Es will aber doch scheinen, als habe man die Notwendigkeit,<lb/> durch Verhandlungen und eine rechtzeitige Vermittlungsaktion einem Ausbruch<lb/> des Streiks und damit einer gefährlichen Wirtschaftskatastrophe vorzubeugen,<lb/> nicht genügend gewürdigt. Sicher nicht auf feiten der Zechenverwaltungen,<lb/> die durch die grundsätzliche Ablehnung der Verhandlungen mit den Arbeiter-<lb/> ausschüssen den formalen Anlaß zur Arbeitseinstellung herbeigeführt haben. Aber<lb/> auch nicht auf feiten der Regierung, die diesmal auffälligerweise vor der<lb/> Übernahme einer Vermittlerrolle zurückschreckt. Und doch handelt es sich hier<lb/> nicht um eine Angelegenheit, die als eine Privatsache der beiden streitenden<lb/> Parteien betrachtet werden kann, sondern um eine der wichtigsten Fragen des<lb/> Gemeinwohls. Selbst wenn man die Ansicht der Zechenverwaltungen, daß der<lb/> Streik in kurzem mit einer Niederlage der Arbeiter enden werde, für zutreffend<lb/> hält — eine Auffassung, die durch das bereits einsetzende Abflauen der Streit¬<lb/> bewegung allerdings unterstützt wird — darf man nicht übersehen, daß selbst<lb/> in dieser kurzen Zeit der deutschen Volkswirtschaft unheilbare Wunden geschlagen<lb/> werden. Man braucht sich nur die Folgen des Streiks vom Jahre 1905 in<lb/> das Gedächtnis zurückzurufen, um darüber ein klares Bild zu gewinnen. Damals<lb/> handelte es sich um einen Aufstand von knapp drei Wochen, bei dem die Zahl</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0599]
Reichsspiegel
Südafrikanische Union 60 Prozent Steuer vom Reingewinn der Diamant¬
gesellschaften erhebt. Nach dem Beispiel Transvaals könnte wohl ein Modus
gefunden werden, bei dem sich die Berechnung der Produktionskosten nach
einheitlichem Durchschnitt und unter Wahrung der fiskalischen Interessen durch¬
führen ließe. Jedenfalls bedarf die Frage einer rechtzeitigen, den Grundsätzen
der Volkswirtschaft Rechnung tragenden Abänderung des jetzigen Diamanten-
Ausfuhrzolles ernster Erwägung, weil es sich hier um sehr große wirtschaftliche
Werte handelt, und je eher das jetzige System der Abgabenerhebung eingestellt
wird, desto günstiger werden die Folgen für das Gedeihen des Schutzgebiets
Privatdozent Dr. Zadow fein.
Bank und Geld
Der Bergarbeiterstreik — Wirtschaftliche Folgen — Streik und Börsenhausse — Geld-
sorgcn — Geldteuerung in England — Die Bill über den Minünallohn — Die
Mincnwertc - - Lage und Aussichten des Goldbcrgbaues in Transvaal
Der Streik der Bergarbeiter in Rheinland-Westfalen ist ein hinter
Schlag für die deutsche Volkswirtschaft. Die Bemühungen, ein Übergreifen der
englischen Lohnbewegung nach Deutschland zu verhindern, haben sich als vergeblich
erwiesen. Die große Mehrzahl der Belegschaften ist in den Aufstand getreten,
und wenn auch der christliche Bergarbeiterverband, anders als im Jahr 1905,
sich offiziell der Bewegung nicht angeschlossen hat, so haben doch auch unter
seinen Anhängern viele der Parole nicht Folge geleistet und vermehren durch
ihren Zuzug das Heer der Ausständigen. Die Frage, auf welcher Seite die
Schuld für den Ausbruch des Streiks zu suchen ist, hat in der Presse wie im
Reichstag zu lebhaften Erörterungen Anlaß gegeben. Sie mag hier ununter-
sucht bleiben. Es will aber doch scheinen, als habe man die Notwendigkeit,
durch Verhandlungen und eine rechtzeitige Vermittlungsaktion einem Ausbruch
des Streiks und damit einer gefährlichen Wirtschaftskatastrophe vorzubeugen,
nicht genügend gewürdigt. Sicher nicht auf feiten der Zechenverwaltungen,
die durch die grundsätzliche Ablehnung der Verhandlungen mit den Arbeiter-
ausschüssen den formalen Anlaß zur Arbeitseinstellung herbeigeführt haben. Aber
auch nicht auf feiten der Regierung, die diesmal auffälligerweise vor der
Übernahme einer Vermittlerrolle zurückschreckt. Und doch handelt es sich hier
nicht um eine Angelegenheit, die als eine Privatsache der beiden streitenden
Parteien betrachtet werden kann, sondern um eine der wichtigsten Fragen des
Gemeinwohls. Selbst wenn man die Ansicht der Zechenverwaltungen, daß der
Streik in kurzem mit einer Niederlage der Arbeiter enden werde, für zutreffend
hält — eine Auffassung, die durch das bereits einsetzende Abflauen der Streit¬
bewegung allerdings unterstützt wird — darf man nicht übersehen, daß selbst
in dieser kurzen Zeit der deutschen Volkswirtschaft unheilbare Wunden geschlagen
werden. Man braucht sich nur die Folgen des Streiks vom Jahre 1905 in
das Gedächtnis zurückzurufen, um darüber ein klares Bild zu gewinnen. Damals
handelte es sich um einen Aufstand von knapp drei Wochen, bei dem die Zahl
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