Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Erstes Vierteljahr.Astrid Und wirklich: die Nachricht bestätigte sich im vollsten Umfange, der ver¬ Das ungebundene und wüste Leben in den Goldgräber- und Goldwäscher¬ Den äußeren Anlaß aber zur abermaligen Verlegung seines Wirkungs¬ Astrid Nordische Ballade Harry vosberg von "O Gisli, Bruder, rette geschwind, Rette dein Leben! Es liegt das Gesind Im Hofe erschlagen! Der rächende Feind Rüttelt am Tore -- zerbrochen dein Schwert! Fliehe!" -- "Was ist mir das Leben wert!?" -- "So denke an mich!" -- "Ha, darum die Not! Kannst ihn nicht frei'n, schlug dein Buhle mich tot!" -- Höhnend entspringt er; ihr zittern die Knie: "Wicht! Daß ich dich der Rache entziehe!" -- Da wurde die Tür aufgerissen. Und vor ihr steht Helgi, dess' werdender Glut Die Spröde sich wehrend entzogen. "Entwischt! Dann war die Mühe umsonst! Astrid Und wirklich: die Nachricht bestätigte sich im vollsten Umfange, der ver¬ Das ungebundene und wüste Leben in den Goldgräber- und Goldwäscher¬ Den äußeren Anlaß aber zur abermaligen Verlegung seines Wirkungs¬ Astrid Nordische Ballade Harry vosberg von „O Gisli, Bruder, rette geschwind, Rette dein Leben! Es liegt das Gesind Im Hofe erschlagen! Der rächende Feind Rüttelt am Tore — zerbrochen dein Schwert! Fliehe!" — „Was ist mir das Leben wert!?" — „So denke an mich!" — „Ha, darum die Not! Kannst ihn nicht frei'n, schlug dein Buhle mich tot!" — Höhnend entspringt er; ihr zittern die Knie: „Wicht! Daß ich dich der Rache entziehe!" — Da wurde die Tür aufgerissen. Und vor ihr steht Helgi, dess' werdender Glut Die Spröde sich wehrend entzogen. „Entwischt! Dann war die Mühe umsonst! <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0046" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/320463"/> <fw type="header" place="top"> Astrid</fw><lb/> <p xml:id="ID_134"> Und wirklich: die Nachricht bestätigte sich im vollsten Umfange, der ver¬<lb/> bummelte Student von ehedem und spätere Advokat wirkte jetzt in Parras als<lb/> „Lüi-a Fischer"!</p><lb/> <p xml:id="ID_135"> Das ungebundene und wüste Leben in den Goldgräber- und Goldwäscher¬<lb/> lagern Kaliforniens hatte dem Ex-Advokaten auf die Dauer wohl nicht behagt,<lb/> wenn ihm auch die Strapazen nicht zu groß gewesen waren, die seine stahl¬<lb/> harte Gesundheit und seine zähe Lebenskraft wohl leicht überwunden hätten.</p><lb/> <p xml:id="ID_136"> Den äußeren Anlaß aber zur abermaligen Verlegung seines Wirkungs¬<lb/> kreises soll — einem allerdings nur schwer kontrollierbaren Gerüchte nach —<lb/> eine Meinungsverschiedenheit beim Glücksspiel um einen Beutel Goldstaub<lb/> gegeben haben, wobei sich Fischer als der schnellere erwiesen haben soll,<lb/> nämlich als der schnellere im Revolverziehen. Es heißt auch, Fischer habe sich<lb/> wieder nach Texas zurückgesehnt, und er habe sich — wenn auch nicht in<lb/> Neu-Braunfels, so doch in dem rasch aufblühenden San Antonio als Advokat<lb/> niederlassen wollen. Über die bewußte alte Geschichte in Neu-Braunfels war<lb/> a ohnehin längst Gras gewachsen, da seine alte Freundin schon seit Jahren<lb/> als getreue Gattin im Hause dessen schaltete und waltete, der ihn damals mit<lb/> der Schrotflinte „gesucht" hatte. (Schluß folgt)</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head><note type="pt"> Astrid<lb/> Nordische Ballade</note><note type="byline"> Harry vosberg</note> von</head><lb/> <lg xml:id="POEMID_2" type="poem"> <l> „O Gisli, Bruder, rette geschwind,<lb/> Rette dein Leben! Es liegt das Gesind<lb/> Im Hofe erschlagen! Der rächende Feind<lb/> Rüttelt am Tore — zerbrochen dein Schwert!<lb/> Fliehe!" — „Was ist mir das Leben wert!?" —<lb/> „So denke an mich!" — „Ha, darum die Not!<lb/> Kannst ihn nicht frei'n, schlug dein Buhle mich tot!" —<lb/> Höhnend entspringt er; ihr zittern die Knie:<lb/> „Wicht! Daß ich dich der Rache entziehe!" —<lb/> Da wurde die Tür aufgerissen.</l> <l> Und vor ihr steht Helgi, dess' werdender Glut<lb/> Die Spröde sich wehrend entzogen.<lb/> „Entwischt! Dann war die Mühe umsonst!</l> </lg><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0046]
Astrid
Und wirklich: die Nachricht bestätigte sich im vollsten Umfange, der ver¬
bummelte Student von ehedem und spätere Advokat wirkte jetzt in Parras als
„Lüi-a Fischer"!
Das ungebundene und wüste Leben in den Goldgräber- und Goldwäscher¬
lagern Kaliforniens hatte dem Ex-Advokaten auf die Dauer wohl nicht behagt,
wenn ihm auch die Strapazen nicht zu groß gewesen waren, die seine stahl¬
harte Gesundheit und seine zähe Lebenskraft wohl leicht überwunden hätten.
Den äußeren Anlaß aber zur abermaligen Verlegung seines Wirkungs¬
kreises soll — einem allerdings nur schwer kontrollierbaren Gerüchte nach —
eine Meinungsverschiedenheit beim Glücksspiel um einen Beutel Goldstaub
gegeben haben, wobei sich Fischer als der schnellere erwiesen haben soll,
nämlich als der schnellere im Revolverziehen. Es heißt auch, Fischer habe sich
wieder nach Texas zurückgesehnt, und er habe sich — wenn auch nicht in
Neu-Braunfels, so doch in dem rasch aufblühenden San Antonio als Advokat
niederlassen wollen. Über die bewußte alte Geschichte in Neu-Braunfels war
a ohnehin längst Gras gewachsen, da seine alte Freundin schon seit Jahren
als getreue Gattin im Hause dessen schaltete und waltete, der ihn damals mit
der Schrotflinte „gesucht" hatte. (Schluß folgt)
Astrid
Nordische Ballade Harry vosberg von
„O Gisli, Bruder, rette geschwind,
Rette dein Leben! Es liegt das Gesind
Im Hofe erschlagen! Der rächende Feind
Rüttelt am Tore — zerbrochen dein Schwert!
Fliehe!" — „Was ist mir das Leben wert!?" —
„So denke an mich!" — „Ha, darum die Not!
Kannst ihn nicht frei'n, schlug dein Buhle mich tot!" —
Höhnend entspringt er; ihr zittern die Knie:
„Wicht! Daß ich dich der Rache entziehe!" —
Da wurde die Tür aufgerissen. Und vor ihr steht Helgi, dess' werdender Glut
Die Spröde sich wehrend entzogen.
„Entwischt! Dann war die Mühe umsonst!
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