Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Viertes Vierteljahr.Das Glück des Hauses Rottland "Ich denke gar nicht daran. Wir werden ganz en iamille sein. Vielleicht "süperbe! Das ist eine excellente iäee," meinte Frau v. Ödinghoven. "Er , "Aber er wird vor inäiAnation platzen," äußerte Schwester Felizitas mit "Jedenfalls soll er erfahren, daß sein calcul nicht stimmt." Herr Salentin schmunzelte und verließ das Zimmer, um sich seines Staats¬ Die beiden alten Damen lauschten, seufzten und sahen einander kopf¬ "Was sagst du zu dieser desperaten resolution, liebe Netto.?" fragte die Priorin. "Ich bin sprachlos, ma euere!" stöhnte Frau v. Ödinghoven. Aber es "Das ist die Begierde des Fleisches," jammerte Schwester Felizitas. "Das Sie ging an den Wandschrank, holte die Karaffe mit dem Muskateller heraus mit triumphierender Gewalt durch das Haus dröhnte. (Fortsetzung folgt.) Das Glück des Hauses Rottland „Ich denke gar nicht daran. Wir werden ganz en iamille sein. Vielleicht „süperbe! Das ist eine excellente iäee," meinte Frau v. Ödinghoven. „Er , „Aber er wird vor inäiAnation platzen," äußerte Schwester Felizitas mit „Jedenfalls soll er erfahren, daß sein calcul nicht stimmt." Herr Salentin schmunzelte und verließ das Zimmer, um sich seines Staats¬ Die beiden alten Damen lauschten, seufzten und sahen einander kopf¬ „Was sagst du zu dieser desperaten resolution, liebe Netto.?" fragte die Priorin. „Ich bin sprachlos, ma euere!" stöhnte Frau v. Ödinghoven. Aber es „Das ist die Begierde des Fleisches," jammerte Schwester Felizitas. „Das Sie ging an den Wandschrank, holte die Karaffe mit dem Muskateller heraus mit triumphierender Gewalt durch das Haus dröhnte. (Fortsetzung folgt.) <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0094" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/319695"/> <fw type="header" place="top"> Das Glück des Hauses Rottland</fw><lb/> <p xml:id="ID_384"> „Ich denke gar nicht daran. Wir werden ganz en iamille sein. Vielleicht<lb/> noch ein paar Freunde. Aber meinen ober neveu zu Wachendorf werde ich auf<lb/> alle Fälle invitieren."</p><lb/> <p xml:id="ID_385"> „süperbe! Das ist eine excellente iäee," meinte Frau v. Ödinghoven. „Er<lb/> wird die invitaticm natürlich nicht annehmen."</p><lb/> <p xml:id="ID_386"> , „Aber er wird vor inäiAnation platzen," äußerte Schwester Felizitas mit<lb/> Genugtuung.</p><lb/> <p xml:id="ID_387"> „Jedenfalls soll er erfahren, daß sein calcul nicht stimmt."</p><lb/> <p xml:id="ID_388"> Herr Salentin schmunzelte und verließ das Zimmer, um sich seines Staats¬<lb/> kostüms zu entledigen. Er hatte das Gefühl, auf der ganzen Linie gesiegt zu<lb/> haben, und nahm, während er die Treppe hinanstieg, die vierte Strophe seines<lb/> Leibliedes wieder auf.</p><lb/> <p xml:id="ID_389"> Die beiden alten Damen lauschten, seufzten und sahen einander kopf¬<lb/> schüttelnd an.</p><lb/> <p xml:id="ID_390"> „Was sagst du zu dieser desperaten resolution, liebe Netto.?" fragte die Priorin.</p><lb/> <p xml:id="ID_391"> „Ich bin sprachlos, ma euere!" stöhnte Frau v. Ödinghoven. Aber es<lb/> mußte mit ihrer Sprachlosigkeit doch wohl nicht so schlimm sein, denn sie fuhr<lb/> fort: „Ich hätte Salentin alles zugetraut, nur das nicht, daß er uns eine simple<lb/> Bauerndirne als belle-soeur ins Haus bringen würde. Hat man je so etwas<lb/> gehört: ein Friemersheim heiratet ein Mädchen s-ins kamillel Es ist norriblsl<lb/> Wenn das unsere selige Mutter erlebt hätte! Der war eigentlich schon die<lb/> v. Pallandt nicht vornehm genug, denn sie hatte sich immer eine Comtesse als<lb/> belle-MIe gewünscht. Und nun das! Und er hätte doch jede äemoiselle von<lb/> ciistinction bekommen können! Hätte er uns doch nur vorher um unsere opinion<lb/> gefragt, wir würden ihm doch den allerbesten conseil gegeben haben! Bedenke<lb/> nur die elikkerenee im Alter! Er ist zweiundsechzig und sie? Sie kann höchstens<lb/> zwanzig sein. IVlon allen. mon allen!"</p><lb/> <p xml:id="ID_392"> „Das ist die Begierde des Fleisches," jammerte Schwester Felizitas. „Das<lb/> Erschrecklichste ist, daß auch wir nicht frei von Schuld sind. Wir haben immer<lb/> nur für seine leibliche prosperits gebetet, nicht für sein Seelenheil. Nun schickt<lb/> uns Gott die Strafe."</p><lb/> <p xml:id="ID_393"> Sie ging an den Wandschrank, holte die Karaffe mit dem Muskateller heraus<lb/> und schenkte sich mit bekümmerten Mienen ein Gläschen des süßen Trankes ein.<lb/> Und während sie den würzigen Trost mit zitternder Hand an die Lippen führte,<lb/> hörte sie, wie im oberen Stockwerk ein Paar schwerer Stiefel polternd und sporen¬<lb/> klirrend auf die Diele flog, und wie der Kehrreim:</p><lb/> <lg xml:id="POEMID_3" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <p xml:id="ID_394"> mit triumphierender Gewalt durch das Haus dröhnte. (Fortsetzung folgt.)</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0094]
Das Glück des Hauses Rottland
„Ich denke gar nicht daran. Wir werden ganz en iamille sein. Vielleicht
noch ein paar Freunde. Aber meinen ober neveu zu Wachendorf werde ich auf
alle Fälle invitieren."
„süperbe! Das ist eine excellente iäee," meinte Frau v. Ödinghoven. „Er
wird die invitaticm natürlich nicht annehmen."
, „Aber er wird vor inäiAnation platzen," äußerte Schwester Felizitas mit
Genugtuung.
„Jedenfalls soll er erfahren, daß sein calcul nicht stimmt."
Herr Salentin schmunzelte und verließ das Zimmer, um sich seines Staats¬
kostüms zu entledigen. Er hatte das Gefühl, auf der ganzen Linie gesiegt zu
haben, und nahm, während er die Treppe hinanstieg, die vierte Strophe seines
Leibliedes wieder auf.
Die beiden alten Damen lauschten, seufzten und sahen einander kopf¬
schüttelnd an.
„Was sagst du zu dieser desperaten resolution, liebe Netto.?" fragte die Priorin.
„Ich bin sprachlos, ma euere!" stöhnte Frau v. Ödinghoven. Aber es
mußte mit ihrer Sprachlosigkeit doch wohl nicht so schlimm sein, denn sie fuhr
fort: „Ich hätte Salentin alles zugetraut, nur das nicht, daß er uns eine simple
Bauerndirne als belle-soeur ins Haus bringen würde. Hat man je so etwas
gehört: ein Friemersheim heiratet ein Mädchen s-ins kamillel Es ist norriblsl
Wenn das unsere selige Mutter erlebt hätte! Der war eigentlich schon die
v. Pallandt nicht vornehm genug, denn sie hatte sich immer eine Comtesse als
belle-MIe gewünscht. Und nun das! Und er hätte doch jede äemoiselle von
ciistinction bekommen können! Hätte er uns doch nur vorher um unsere opinion
gefragt, wir würden ihm doch den allerbesten conseil gegeben haben! Bedenke
nur die elikkerenee im Alter! Er ist zweiundsechzig und sie? Sie kann höchstens
zwanzig sein. IVlon allen. mon allen!"
„Das ist die Begierde des Fleisches," jammerte Schwester Felizitas. „Das
Erschrecklichste ist, daß auch wir nicht frei von Schuld sind. Wir haben immer
nur für seine leibliche prosperits gebetet, nicht für sein Seelenheil. Nun schickt
uns Gott die Strafe."
Sie ging an den Wandschrank, holte die Karaffe mit dem Muskateller heraus
und schenkte sich mit bekümmerten Mienen ein Gläschen des süßen Trankes ein.
Und während sie den würzigen Trost mit zitternder Hand an die Lippen führte,
hörte sie, wie im oberen Stockwerk ein Paar schwerer Stiefel polternd und sporen¬
klirrend auf die Diele flog, und wie der Kehrreim:
mit triumphierender Gewalt durch das Haus dröhnte. (Fortsetzung folgt.)
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |