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Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Viertes Vierteljahr.

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Reichsspiegel

Mitten in die aufgeregten Tage fielen zwei Zahlungseinstellungen
von Banken, die unter anderen Umständen wohl Anlaß zu größerer Erregung
gegeben hätten. Ein großes englisches Institut, die Bank of Egypt, und ein
kleines deutsches Provinzinstitut, die Göttinger Bank, sind zusammengebrochen.
Der Fall der englischen Bank erregt deshalb besonderes Aufsehen, weil es sich
um ein altangesehenes Unternehmen handelt, in dessen Verwaltung die ersten
Namen vertreten sind; die Gründe für den Zusammenbruch sind in übermäßiger
Festlegung der Mittel im ägyptischen Grundstücksgeschäft zu suchen, also in einer
Verletzung der Grundsätze der Liquidität; das gleiche wird mutatis mutanäis
auch von der Göttinger Bank gelten, bei der nur zu beklagen ist, daß eine nicht
unbeträchtliche Zahl von Spareinlegern (die Depositen betragen ca. 4 Millionen
Mark) Verluste erleiden wird. Der Fall wird wohl wieder dazu dienen müssen,
die bekannten Angriffe auf das Depositengeschäft unserer Banken zu unterstützen.
In der Tat scheint ein Mißgriff des Instituts insofern vorzuliegen, als es seine
Betriebsmittel unter der Bezeichnung "Spargelder" von ländlichen Einlegern
aufsammelte. Das ist ein nicht zu billigender Mißbrauch, der aber auch ziemlich
vereinzelt dastehen dürfte. Die Banken pflegen mit Recht einer derart irre¬
führender Bezeichnung ihrer Einlagegelder aus dem Weg zu gehen, obwohl
doch, wie ziemlich sicher feststeht, auch unter diesen sich wirkliche Spareinlagen
Sxectator bis zur Höhe von 30 Prozent befinden.




Verantwortliche Schriftleiter: für den politischen Teil der Herausgeber George Cleinow-Schöneberg, für den
literarischen Teil und die Redaktion Heinz Amelung-Friedenau. -- Manuskriptsendungen und Briefe werden
anSIchlieblich an die Adresse der Schriftleitung Berlin SV. 11. Bernburger Strasze 22a/23, erbeten, -- Sprechstunden
der Schriftleitung: Montags 10--12 Uhr, Donnerstags 11--1 Uhr.
Verlag: Verlag der Grenzboten G.in.b.H. in Berlin SV. 11.






Druck: "Der Reichsbote G. in, b, H. in Berlin SV. 11, D-ffouer Strasze S7,
Reichsspiegel

Mitten in die aufgeregten Tage fielen zwei Zahlungseinstellungen
von Banken, die unter anderen Umständen wohl Anlaß zu größerer Erregung
gegeben hätten. Ein großes englisches Institut, die Bank of Egypt, und ein
kleines deutsches Provinzinstitut, die Göttinger Bank, sind zusammengebrochen.
Der Fall der englischen Bank erregt deshalb besonderes Aufsehen, weil es sich
um ein altangesehenes Unternehmen handelt, in dessen Verwaltung die ersten
Namen vertreten sind; die Gründe für den Zusammenbruch sind in übermäßiger
Festlegung der Mittel im ägyptischen Grundstücksgeschäft zu suchen, also in einer
Verletzung der Grundsätze der Liquidität; das gleiche wird mutatis mutanäis
auch von der Göttinger Bank gelten, bei der nur zu beklagen ist, daß eine nicht
unbeträchtliche Zahl von Spareinlegern (die Depositen betragen ca. 4 Millionen
Mark) Verluste erleiden wird. Der Fall wird wohl wieder dazu dienen müssen,
die bekannten Angriffe auf das Depositengeschäft unserer Banken zu unterstützen.
In der Tat scheint ein Mißgriff des Instituts insofern vorzuliegen, als es seine
Betriebsmittel unter der Bezeichnung „Spargelder" von ländlichen Einlegern
aufsammelte. Das ist ein nicht zu billigender Mißbrauch, der aber auch ziemlich
vereinzelt dastehen dürfte. Die Banken pflegen mit Recht einer derart irre¬
führender Bezeichnung ihrer Einlagegelder aus dem Weg zu gehen, obwohl
doch, wie ziemlich sicher feststeht, auch unter diesen sich wirkliche Spareinlagen
Sxectator bis zur Höhe von 30 Prozent befinden.




Verantwortliche Schriftleiter: für den politischen Teil der Herausgeber George Cleinow-Schöneberg, für den
literarischen Teil und die Redaktion Heinz Amelung-Friedenau. — Manuskriptsendungen und Briefe werden
anSIchlieblich an die Adresse der Schriftleitung Berlin SV. 11. Bernburger Strasze 22a/23, erbeten, — Sprechstunden
der Schriftleitung: Montags 10—12 Uhr, Donnerstags 11—1 Uhr.
Verlag: Verlag der Grenzboten G.in.b.H. in Berlin SV. 11.






Druck: „Der Reichsbote G. in, b, H. in Berlin SV. 11, D-ffouer Strasze S7,
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[0060] Reichsspiegel Mitten in die aufgeregten Tage fielen zwei Zahlungseinstellungen von Banken, die unter anderen Umständen wohl Anlaß zu größerer Erregung gegeben hätten. Ein großes englisches Institut, die Bank of Egypt, und ein kleines deutsches Provinzinstitut, die Göttinger Bank, sind zusammengebrochen. Der Fall der englischen Bank erregt deshalb besonderes Aufsehen, weil es sich um ein altangesehenes Unternehmen handelt, in dessen Verwaltung die ersten Namen vertreten sind; die Gründe für den Zusammenbruch sind in übermäßiger Festlegung der Mittel im ägyptischen Grundstücksgeschäft zu suchen, also in einer Verletzung der Grundsätze der Liquidität; das gleiche wird mutatis mutanäis auch von der Göttinger Bank gelten, bei der nur zu beklagen ist, daß eine nicht unbeträchtliche Zahl von Spareinlegern (die Depositen betragen ca. 4 Millionen Mark) Verluste erleiden wird. Der Fall wird wohl wieder dazu dienen müssen, die bekannten Angriffe auf das Depositengeschäft unserer Banken zu unterstützen. In der Tat scheint ein Mißgriff des Instituts insofern vorzuliegen, als es seine Betriebsmittel unter der Bezeichnung „Spargelder" von ländlichen Einlegern aufsammelte. Das ist ein nicht zu billigender Mißbrauch, der aber auch ziemlich vereinzelt dastehen dürfte. Die Banken pflegen mit Recht einer derart irre¬ führender Bezeichnung ihrer Einlagegelder aus dem Weg zu gehen, obwohl doch, wie ziemlich sicher feststeht, auch unter diesen sich wirkliche Spareinlagen Sxectator bis zur Höhe von 30 Prozent befinden. Verantwortliche Schriftleiter: für den politischen Teil der Herausgeber George Cleinow-Schöneberg, für den literarischen Teil und die Redaktion Heinz Amelung-Friedenau. — Manuskriptsendungen und Briefe werden anSIchlieblich an die Adresse der Schriftleitung Berlin SV. 11. Bernburger Strasze 22a/23, erbeten, — Sprechstunden der Schriftleitung: Montags 10—12 Uhr, Donnerstags 11—1 Uhr. Verlag: Verlag der Grenzboten G.in.b.H. in Berlin SV. 11. Druck: „Der Reichsbote G. in, b, H. in Berlin SV. 11, D-ffouer Strasze S7,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341893_319600/60>, abgerufen am 03.07.2024.