Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Drittes Vierteljahr.Das Glück des Hauses Rottland Roman von Julius R. Haarhaus III. Der Freiherr war nicht wenig erfreut, als er bei seinem Eintritt den Pater "Was ist denn das für ein Paket?" fragte er, indem er mit dem Fuße daran Der Pater lächelte geheimnisvoll. "Eine Muskete gerade nicht," sagte er, Der Freiherr schaute ihn überrascht an. "Etwas für die Naturalienkammer?" "Sie haben es erraten." "Packen Sie aus, Pater, packen Sie aus! Ich sterbe vor Lunositel" Mit dieser Behauptung hatte Herr v. Friemersheim nicht so ganz unrecht. Pater Ambrosius schickte sich an, den Bindfaden aufzuknüpfen. Er tat es Der Freiherr war vor Freude sprachlos. "Ein verspätetes kleines Ostergeschenk," bemerkte der Pater, "und ich würde "Wo haben Sie diese Rarität aufgetrieben?" fragte Herr Salentin, indem Das Glück des Hauses Rottland Roman von Julius R. Haarhaus III. Der Freiherr war nicht wenig erfreut, als er bei seinem Eintritt den Pater „Was ist denn das für ein Paket?" fragte er, indem er mit dem Fuße daran Der Pater lächelte geheimnisvoll. „Eine Muskete gerade nicht," sagte er, Der Freiherr schaute ihn überrascht an. „Etwas für die Naturalienkammer?" „Sie haben es erraten." „Packen Sie aus, Pater, packen Sie aus! Ich sterbe vor Lunositel" Mit dieser Behauptung hatte Herr v. Friemersheim nicht so ganz unrecht. Pater Ambrosius schickte sich an, den Bindfaden aufzuknüpfen. Er tat es Der Freiherr war vor Freude sprachlos. „Ein verspätetes kleines Ostergeschenk," bemerkte der Pater, „und ich würde „Wo haben Sie diese Rarität aufgetrieben?" fragte Herr Salentin, indem <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0626" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/319573"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341893_318948/figures/grenzboten_341893_318948_319573_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Das Glück des Hauses Rottland<lb/> Roman<lb/><note type="byline"> von Julius R. Haarhaus</note> III. </head><lb/> <p xml:id="ID_2909"> Der Freiherr war nicht wenig erfreut, als er bei seinem Eintritt den Pater<lb/> Ambrosius vorfand. Er begrüßte ihn mit einem derben Händedruck und meinte<lb/> mit verstecktem Spott, die Schwestern würden den Besuch eines so lieben Freundes<lb/> wohl geahnt und deshalb auf die beabsichtigte Ausfahrt verzichtet haben. Als er<lb/> dann, hungrig wie ein Wolf und scheltend, daß der Tisch noch nicht gedeckt<lb/> war, in der Stube auf- und niederwanderte, entdeckte er das Bündel, das der<lb/> geistliche Herr mitgebracht hatte.</p><lb/> <p xml:id="ID_2910"> „Was ist denn das für ein Paket?" fragte er, indem er mit dem Fuße daran<lb/> stieß. „Da ist wohl eine Muskete drin?"</p><lb/> <p xml:id="ID_2911"> Der Pater lächelte geheimnisvoll. „Eine Muskete gerade nicht," sagte er,<lb/> „aber eine andere Waffe, wenn auch nur die einer unvernünftigen Kreatur."</p><lb/> <p xml:id="ID_2912"> Der Freiherr schaute ihn überrascht an.</p><lb/> <p xml:id="ID_2913"> „Etwas für die Naturalienkammer?"</p><lb/> <p xml:id="ID_2914"> „Sie haben es erraten."</p><lb/> <p xml:id="ID_2915"> „Packen Sie aus, Pater, packen Sie aus! Ich sterbe vor Lunositel"</p><lb/> <p xml:id="ID_2916"> Mit dieser Behauptung hatte Herr v. Friemersheim nicht so ganz unrecht.<lb/> Die kleine Sammlung von Naturmerkwürdigkeiten, die er seine Naturalienkammer<lb/> oder sein Kabinett nannte, und deren Rettung aus Kriegsgefahr ihn über die<lb/> Zerstörung des Burghauses getröstet hatte, war sein Steckenpferd, dem er in glück¬<lb/> licheren Zeiten zum Ärger seiner Schwestern mit Freuden jedes Opfer zu bringen<lb/> bereit gewesen war.</p><lb/> <p xml:id="ID_2917"> Pater Ambrosius schickte sich an, den Bindfaden aufzuknüpfen. Er tat es<lb/> mit Ruhe und Bedachtsamkeit, um die Erwartung des Freundes aufs Höchste zu<lb/> spannen. Endlich fiel die letzte Papierhülle, und außer zwei kleineren, wiederum<lb/> sorgfältig eingepackten Gegenständen kam ein stattlicher Narwalzahn zum Vorschein.</p><lb/> <p xml:id="ID_2918"> Der Freiherr war vor Freude sprachlos.</p><lb/> <p xml:id="ID_2919"> „Ein verspätetes kleines Ostergeschenk," bemerkte der Pater, „und ich würde<lb/> mich glücklich schätzen, wenn es Ihnen einiges Mihir bereitete."</p><lb/> <p xml:id="ID_2920"> „Wo haben Sie diese Rarität aufgetrieben?" fragte Herr Salentin, indem<lb/> er den Finger über die gewundenen Riefen des Zahnes gleiten ließ.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0626]
[Abbildung]
Das Glück des Hauses Rottland
Roman
von Julius R. Haarhaus III.
Der Freiherr war nicht wenig erfreut, als er bei seinem Eintritt den Pater
Ambrosius vorfand. Er begrüßte ihn mit einem derben Händedruck und meinte
mit verstecktem Spott, die Schwestern würden den Besuch eines so lieben Freundes
wohl geahnt und deshalb auf die beabsichtigte Ausfahrt verzichtet haben. Als er
dann, hungrig wie ein Wolf und scheltend, daß der Tisch noch nicht gedeckt
war, in der Stube auf- und niederwanderte, entdeckte er das Bündel, das der
geistliche Herr mitgebracht hatte.
„Was ist denn das für ein Paket?" fragte er, indem er mit dem Fuße daran
stieß. „Da ist wohl eine Muskete drin?"
Der Pater lächelte geheimnisvoll. „Eine Muskete gerade nicht," sagte er,
„aber eine andere Waffe, wenn auch nur die einer unvernünftigen Kreatur."
Der Freiherr schaute ihn überrascht an.
„Etwas für die Naturalienkammer?"
„Sie haben es erraten."
„Packen Sie aus, Pater, packen Sie aus! Ich sterbe vor Lunositel"
Mit dieser Behauptung hatte Herr v. Friemersheim nicht so ganz unrecht.
Die kleine Sammlung von Naturmerkwürdigkeiten, die er seine Naturalienkammer
oder sein Kabinett nannte, und deren Rettung aus Kriegsgefahr ihn über die
Zerstörung des Burghauses getröstet hatte, war sein Steckenpferd, dem er in glück¬
licheren Zeiten zum Ärger seiner Schwestern mit Freuden jedes Opfer zu bringen
bereit gewesen war.
Pater Ambrosius schickte sich an, den Bindfaden aufzuknüpfen. Er tat es
mit Ruhe und Bedachtsamkeit, um die Erwartung des Freundes aufs Höchste zu
spannen. Endlich fiel die letzte Papierhülle, und außer zwei kleineren, wiederum
sorgfältig eingepackten Gegenständen kam ein stattlicher Narwalzahn zum Vorschein.
Der Freiherr war vor Freude sprachlos.
„Ein verspätetes kleines Ostergeschenk," bemerkte der Pater, „und ich würde
mich glücklich schätzen, wenn es Ihnen einiges Mihir bereitete."
„Wo haben Sie diese Rarität aufgetrieben?" fragte Herr Salentin, indem
er den Finger über die gewundenen Riefen des Zahnes gleiten ließ.
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