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Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Zweites Vierteljahr.

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Till Lulinispiegel

Welche Frage!


Eulenspiegel:

Sie scheint hier zu grassieren. -- Doch ich bitte.


Die Seebach:

Darf ich's mal seh'n?


Eulenspiegel:

Ich bitt Euch, das Verbot!


Die Seebach:

Ach, nur ganz flüchtig, liebster, bester Meister!


Eulenspiegel

Auch nicht um einen schönen Augenblick.

(anzüglich):

Die Seebach:

Ach, Ihr seid garstig.

Ist das denn ein Wunder,


Eulenspiegel:

Wenn solche schöne Frau zum Maßstab dient?

Ihr Schäker, Ihr! -- Doch könnt Ihr mir's beschreiben?


Die Seebach:

Von A bis Z?


Eulenspiegel:

Nein, sagt mir nur, wo stehe


Die Seebach:

Ich auf dem Bild?


Eulenspiegel:

Nicht neben Seinen Gnaden,

Dem Lüneburger Herzog.


Die Seebach:

Ach, -- Ihr wißt?

Ich weiß nur, schönes Fräulein, was ich darf.


Eulenspiegel:

Das ist?


Die Seebach:

Daß aller Klatsch bei Hose eben -- Klatsch! ,


Eulenspiegel:
Die Seebach:

Ihr seid scharmant! Ich muß gestehn, ich hatte

Euch darauf noch nicht angesehen.

Schade!


Eulenspiegel:

Jedoch vielleicht habt Ihr hinfort die Gunst.


Die Seebach:

Ihr seid ein Kecker!


Eulenspiegel:

Laßt die Tür Ihr offen,

Könnt Ihr mich zahm wie Euren Pagen sehen.


Die Seebach

Warum nicht gar!

(lachend ab):
(Sie läuft dem Hof in die Arme. Der Landgraf, Margarethe v. Sale, der beleibte
Herzog von Lüneburg, Gräfin Marbach, Lanrentia, Albin, Damen und Herren.)

Land gras:

El el, die kleine Seebach I Spaße und lacht

Hier mit dem fremden Maler, läuft uns dann
In unsre Arm' beinah. -- Sie Schelmchen, Sie!
Daß nicht das Bild ein wenig vorlaut plaudere,
Das bitt sie ihren Schöpfer!

Liebe Hoheit,


Die Seebach (
knixend):

Ich hab ein gut Gewissen.


Landgraf

Ja, das hat

(mit dem Finger drohend):

Der Junker Leichtfuß allemal, mein Kind.

Nun, Herr Magister! ? -- Ihr entbotet uns --
'

(zu Eulenspiegel)

Wir sind zur Stelle, und an Euch ists nun
Uns vorzutragen. -- Seht, da kommt ja noch
Magnisizenz der Rektor -- justement
Grad aus der Schmiede!


Lob Wasser:

Hoheit woll'n verzeihen --

Ein neuer Kranker --


Landgraf:

Hin. Ein neuer Fall?

: Doch schon geheilt -- wie mancher andre auch.


Lobwasser
Landgraf:

Das soll mich freuen. -- Neben'n wir indessen Platz.

Komm, Margarethe, hier die Gartenbank. --


Till Lulinispiegel

Welche Frage!


Eulenspiegel:

Sie scheint hier zu grassieren. — Doch ich bitte.


Die Seebach:

Darf ich's mal seh'n?


Eulenspiegel:

Ich bitt Euch, das Verbot!


Die Seebach:

Ach, nur ganz flüchtig, liebster, bester Meister!


Eulenspiegel

Auch nicht um einen schönen Augenblick.

(anzüglich):

Die Seebach:

Ach, Ihr seid garstig.

Ist das denn ein Wunder,


Eulenspiegel:

Wenn solche schöne Frau zum Maßstab dient?

Ihr Schäker, Ihr! — Doch könnt Ihr mir's beschreiben?


Die Seebach:

Von A bis Z?


Eulenspiegel:

Nein, sagt mir nur, wo stehe


Die Seebach:

Ich auf dem Bild?


Eulenspiegel:

Nicht neben Seinen Gnaden,

Dem Lüneburger Herzog.


Die Seebach:

Ach, — Ihr wißt?

Ich weiß nur, schönes Fräulein, was ich darf.


Eulenspiegel:

Das ist?


Die Seebach:

Daß aller Klatsch bei Hose eben — Klatsch! ,


Eulenspiegel:
Die Seebach:

Ihr seid scharmant! Ich muß gestehn, ich hatte

Euch darauf noch nicht angesehen.

Schade!


Eulenspiegel:

Jedoch vielleicht habt Ihr hinfort die Gunst.


Die Seebach:

Ihr seid ein Kecker!


Eulenspiegel:

Laßt die Tür Ihr offen,

Könnt Ihr mich zahm wie Euren Pagen sehen.


Die Seebach

Warum nicht gar!

(lachend ab):
(Sie läuft dem Hof in die Arme. Der Landgraf, Margarethe v. Sale, der beleibte
Herzog von Lüneburg, Gräfin Marbach, Lanrentia, Albin, Damen und Herren.)

Land gras:

El el, die kleine Seebach I Spaße und lacht

Hier mit dem fremden Maler, läuft uns dann
In unsre Arm' beinah. — Sie Schelmchen, Sie!
Daß nicht das Bild ein wenig vorlaut plaudere,
Das bitt sie ihren Schöpfer!

Liebe Hoheit,


Die Seebach (
knixend):

Ich hab ein gut Gewissen.


Landgraf

Ja, das hat

(mit dem Finger drohend):

Der Junker Leichtfuß allemal, mein Kind.

Nun, Herr Magister! ? — Ihr entbotet uns —
'

(zu Eulenspiegel)

Wir sind zur Stelle, und an Euch ists nun
Uns vorzutragen. — Seht, da kommt ja noch
Magnisizenz der Rektor — justement
Grad aus der Schmiede!


Lob Wasser:

Hoheit woll'n verzeihen —

Ein neuer Kranker —


Landgraf:

Hin. Ein neuer Fall?

: Doch schon geheilt — wie mancher andre auch.


Lobwasser
Landgraf:

Das soll mich freuen. — Neben'n wir indessen Platz.

Komm, Margarethe, hier die Gartenbank. —


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[0586] Till Lulinispiegel Welche Frage! Eulenspiegel: Sie scheint hier zu grassieren. — Doch ich bitte. Die Seebach: Darf ich's mal seh'n? Eulenspiegel: Ich bitt Euch, das Verbot! Die Seebach: Ach, nur ganz flüchtig, liebster, bester Meister! Eulenspiegel Auch nicht um einen schönen Augenblick. (anzüglich): Die Seebach: Ach, Ihr seid garstig. Ist das denn ein Wunder, Eulenspiegel: Wenn solche schöne Frau zum Maßstab dient? Ihr Schäker, Ihr! — Doch könnt Ihr mir's beschreiben? Die Seebach: Von A bis Z? Eulenspiegel: Nein, sagt mir nur, wo stehe Die Seebach: Ich auf dem Bild? Eulenspiegel: Nicht neben Seinen Gnaden, Dem Lüneburger Herzog. Die Seebach: Ach, — Ihr wißt? Ich weiß nur, schönes Fräulein, was ich darf. Eulenspiegel: Das ist? Die Seebach: Daß aller Klatsch bei Hose eben — Klatsch! , Eulenspiegel: Die Seebach: Ihr seid scharmant! Ich muß gestehn, ich hatte Euch darauf noch nicht angesehen. Schade! Eulenspiegel: Jedoch vielleicht habt Ihr hinfort die Gunst. Die Seebach: Ihr seid ein Kecker! Eulenspiegel: Laßt die Tür Ihr offen, Könnt Ihr mich zahm wie Euren Pagen sehen. Die Seebach Warum nicht gar! (lachend ab): (Sie läuft dem Hof in die Arme. Der Landgraf, Margarethe v. Sale, der beleibte Herzog von Lüneburg, Gräfin Marbach, Lanrentia, Albin, Damen und Herren.) Land gras: El el, die kleine Seebach I Spaße und lacht Hier mit dem fremden Maler, läuft uns dann In unsre Arm' beinah. — Sie Schelmchen, Sie! Daß nicht das Bild ein wenig vorlaut plaudere, Das bitt sie ihren Schöpfer! Liebe Hoheit, Die Seebach ( knixend): Ich hab ein gut Gewissen. Landgraf Ja, das hat (mit dem Finger drohend): Der Junker Leichtfuß allemal, mein Kind. Nun, Herr Magister! ? — Ihr entbotet uns — ' (zu Eulenspiegel) Wir sind zur Stelle, und an Euch ists nun Uns vorzutragen. — Seht, da kommt ja noch Magnisizenz der Rektor — justement Grad aus der Schmiede! Lob Wasser: Hoheit woll'n verzeihen — Ein neuer Kranker — Landgraf: Hin. Ein neuer Fall? : Doch schon geheilt — wie mancher andre auch. Lobwasser Landgraf: Das soll mich freuen. — Neben'n wir indessen Platz. Komm, Margarethe, hier die Gartenbank. —

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341893_318282/586>, abgerufen am 23.07.2024.