Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Zweites Vierteljahr.Till Lnlcnspiegcl Ehristof: Schon fertig? Ich übcrgeb es heute Semen Gnaden Eulenspiegel: Dein Landgraf. Und Ihr könnt nicht länger bleiben? Focke: Eulenspiegel: Zwar hat mich Seine Gnaden aufgefordert, Noch länger bei ihm Gast im Schloß zu sein, -- Doch werde ich erwartet. Frieder ( Anderswo? ciufnltig): Eulenspiegel! Am Hof zu Lüneburg.' Christof: ne weite Reise!' Und unbegnein dazu! Wißt, Fürstengunst Eulenspiegel: Macht uns zu einer Münze, und man geht Als selten Schaustück rasch von Hand zu Hand. Lorenz: Doch malt Ihr auch gewiß süperb! O bitte, Eulenspiegel: Man lernt Bescheidenheit, wenn man wie ich Bei Meister Tizian in die Schule ging. Frieder: El, das ist Euer Lehrer!? Eulenspiegel: Und manch anderer: Korreggio, Rciffael "ut Giorgione, Auch Palma Vecchio hat mich unterwiesen; In Spanien saß ich zu Vclasquez Füßen Und wär vielleicht noch dort -- ich schätz ihn sehr! -- Hätt ein Duellium mich nicht dort vertrieben. Ihr hattet ein Duellium? Oh, erzählt! Focke: Studenten: Ach bitte, ja, erzählt! Die Herrn sind sehr gespannt, doch wirklich ist Eulenspiegel: Nichts weiter dran, als daß ein Kavalier Mir auf die Klinge rannte, dessen Ehweib Mir Liebes hat getan. -- Das nahm mir dorten Die Ruh zur Malerei. Ihr meint, der Boden Lorenz: Würd' Euch zu heiß. Sehr wahr! Denn seht, in Spcini Eulenspiegel: Ist stets der Boden heiß. Sie kochen dort Im Sand die Eier. Frieder: Wie, im Sand die Eier? Ehristof: Ihr scherzet wohl? Scheint's euch verwunderlich? Eulenspiegel: Da bitt ich euch, in Afrika -- wart ihr Schon einmal dort? -- Christof: Wir? Frieder: Ach nein! Nicht? Eulenspiegel: Ihr solltet einmal hingehn. -- Seht, dort brauchen Sie Feuer nicht zum Kochen. Wie, kein Feuer? Christof: Ach nein. Frieder: Eulenspiegel: Doch, doch! Sie schütten in den Kessel Einfach 'ne Hand voll Wüstensand hinein -- Das Wasser kocht davon. Grenzboten II 1S11t!S
Till Lnlcnspiegcl Ehristof: Schon fertig? Ich übcrgeb es heute Semen Gnaden Eulenspiegel: Dein Landgraf. Und Ihr könnt nicht länger bleiben? Focke: Eulenspiegel: Zwar hat mich Seine Gnaden aufgefordert, Noch länger bei ihm Gast im Schloß zu sein, — Doch werde ich erwartet. Frieder ( Anderswo? ciufnltig): Eulenspiegel! Am Hof zu Lüneburg.' Christof: ne weite Reise!' Und unbegnein dazu! Wißt, Fürstengunst Eulenspiegel: Macht uns zu einer Münze, und man geht Als selten Schaustück rasch von Hand zu Hand. Lorenz: Doch malt Ihr auch gewiß süperb! O bitte, Eulenspiegel: Man lernt Bescheidenheit, wenn man wie ich Bei Meister Tizian in die Schule ging. Frieder: El, das ist Euer Lehrer!? Eulenspiegel: Und manch anderer: Korreggio, Rciffael »ut Giorgione, Auch Palma Vecchio hat mich unterwiesen; In Spanien saß ich zu Vclasquez Füßen Und wär vielleicht noch dort — ich schätz ihn sehr! — Hätt ein Duellium mich nicht dort vertrieben. Ihr hattet ein Duellium? Oh, erzählt! Focke: Studenten: Ach bitte, ja, erzählt! Die Herrn sind sehr gespannt, doch wirklich ist Eulenspiegel: Nichts weiter dran, als daß ein Kavalier Mir auf die Klinge rannte, dessen Ehweib Mir Liebes hat getan. — Das nahm mir dorten Die Ruh zur Malerei. Ihr meint, der Boden Lorenz: Würd' Euch zu heiß. Sehr wahr! Denn seht, in Spcini Eulenspiegel: Ist stets der Boden heiß. Sie kochen dort Im Sand die Eier. Frieder: Wie, im Sand die Eier? Ehristof: Ihr scherzet wohl? Scheint's euch verwunderlich? Eulenspiegel: Da bitt ich euch, in Afrika — wart ihr Schon einmal dort? — Christof: Wir? Frieder: Ach nein! Nicht? Eulenspiegel: Ihr solltet einmal hingehn. — Seht, dort brauchen Sie Feuer nicht zum Kochen. Wie, kein Feuer? Christof: Ach nein. Frieder: Eulenspiegel: Doch, doch! Sie schütten in den Kessel Einfach 'ne Hand voll Wüstensand hinein — Das Wasser kocht davon. Grenzboten II 1S11t!S
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Dein Landgraf.
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Eulenspiegel:
Zwar hat mich Seine Gnaden aufgefordert,
Noch länger bei ihm Gast im Schloß zu sein, —
Doch werde ich erwartet.
Frieder (
Anderswo?
ciufnltig):
Eulenspiegel!
Am Hof zu Lüneburg.'
Christof:
ne weite Reise!'
Und unbegnein dazu! Wißt, Fürstengunst
Eulenspiegel:
Macht uns zu einer Münze, und man geht
Als selten Schaustück rasch von Hand zu Hand.
Lorenz:
Doch malt Ihr auch gewiß süperb!
O bitte,
Eulenspiegel:
Man lernt Bescheidenheit, wenn man wie ich
Bei Meister Tizian in die Schule ging.
Frieder:
El, das ist Euer Lehrer!?
Eulenspiegel:
Und manch anderer:
Korreggio, Rciffael »ut Giorgione,
Auch Palma Vecchio hat mich unterwiesen;
In Spanien saß ich zu Vclasquez Füßen
Und wär vielleicht noch dort — ich schätz ihn sehr! —
Hätt ein Duellium mich nicht dort vertrieben.
Ihr hattet ein Duellium? Oh, erzählt!
Focke:
Studenten:
Ach bitte, ja, erzählt!
Die Herrn sind sehr gespannt, doch wirklich ist
Eulenspiegel:
Nichts weiter dran, als daß ein Kavalier
Mir auf die Klinge rannte, dessen Ehweib
Mir Liebes hat getan. — Das nahm mir dorten
Die Ruh zur Malerei.
Ihr meint, der Boden
Lorenz:
Würd' Euch zu heiß.
Sehr wahr! Denn seht, in Spcini
Eulenspiegel:
Ist stets der Boden heiß. Sie kochen dort
Im Sand die Eier.
Frieder:
Wie, im Sand die Eier?
Ehristof:
Ihr scherzet wohl?
Scheint's euch verwunderlich?
Eulenspiegel:
Da bitt ich euch, in Afrika — wart ihr
Schon einmal dort? —
Christof:
Wir?
Frieder:
Ach nein!
Nicht?
Eulenspiegel:
Ihr solltet einmal hingehn. — Seht, dort brauchen
Sie Feuer nicht zum Kochen.
Wie, kein Feuer?
Christof:
Ach nein.
Frieder:
Eulenspiegel:
Doch, doch! Sie schütten in den Kessel
Einfach 'ne Hand voll Wüstensand hinein —
Das Wasser kocht davon.
Grenzboten II 1S11t!S
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