Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Zweites Vierteljahr.Reichsspiegel Afrika, Asien und Südamerika -- unter Anschließung an die von Vigo aus¬ Die Herstellung und Legung des Kabels erfolgte durch die bedeutende eng¬ Bald drängte der steigende Verkehr und die Notwendigkeit eines guten, Äußerst geschickt hat es Deutschland verstanden, die Frage der Subvention Reichsspiegel Afrika, Asien und Südamerika — unter Anschließung an die von Vigo aus¬ Die Herstellung und Legung des Kabels erfolgte durch die bedeutende eng¬ Bald drängte der steigende Verkehr und die Notwendigkeit eines guten, Äußerst geschickt hat es Deutschland verstanden, die Frage der Subvention <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0200" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/318483"/> <fw type="header" place="top"> Reichsspiegel</fw><lb/> <p xml:id="ID_957" prev="#ID_956"> Afrika, Asien und Südamerika — unter Anschließung an die von Vigo aus¬<lb/> strahlenden Kabel der mächtigen englischen „Eastern Telegraph Company" —<lb/> bestimmt. Die Azoren wurden als erster und einziger Stützpunkt des deutsch¬<lb/> amerikanischen Kabels gewählt. Dem ganzen Projekt war natürlich die „Anglo-<lb/> Gesellschaft" äußerst feindlich gesinnt. Da sie auf ihrem ein direktes deutsches<lb/> Kabel ablehnenden Standpunkt verharrte, wurden mit ihrer Gegnerin im atlan¬<lb/> tischen Verkehr, der „Commercial Cable Company" in New Aork, Verhand¬<lb/> lungen angeknüpft, die zu einer Einigung führten. Die Gesellschaft übernahm<lb/> die Bestellung und Annahme der Telegramme in New Aork und verpflichtete sich<lb/> zur Zuführung der Telegramme aus Amerika. Die mit ihr eng verbundene<lb/> amerikanische Landtelegraphengesellschaft, die „Postal Telegraph Company",<lb/> verpflichtete sich zur Weiterbeförderung der deutsch-amerikanischen Telegramme<lb/> in Amerika. Inzwischen war nach mühevollen und zeitraubenden Verhandlungen<lb/> das Landungsrecht an der amerikanischen Küste erlangt. Nunmehr bildete sich<lb/> als Rechtsnachfolgerin der Firma Felder u. Guilleaume in Mülheim (Rhein),<lb/> der vom Neichspostamt die Konzession erteilt worden war, die „Deutsch-<lb/> Atlantische Telegraphengesellschaft" in Köln mit einem — inzwischen<lb/> erhöhten — Aktienkapital von 20 Millionen Mark.</p><lb/> <p xml:id="ID_958"> Die Herstellung und Legung des Kabels erfolgte durch die bedeutende eng¬<lb/> lische „Telegraph Construction and Maintenance Company". Gegen diesen<lb/> Preis hatte man das im Besitz dieser Gesellschaft befindliche Landungsrecht auf<lb/> den Azoren erkaufen müssen. Im Jahre 1900 wurde das Kabel in Betrieb<lb/> genommen. Damit war Deutschland in die Reihe der „Kabelstaaten" größeren<lb/> Stils eingetreten.</p><lb/> <p xml:id="ID_959"> Bald drängte der steigende Verkehr und die Notwendigkeit eines guten,<lb/> eine glatte Abwicklung auch bei Störungen ermöglichenden Ersatzes zu einem<lb/> zweiten deutsch-atlantischen Kabel. Es wurde von der inzwischen gegründeten<lb/> deutschen Seekabelfabrik, den „Norddeutschen Seekabelwerken" in Nordenham an<lb/> der Weser, angefertigt und von deren Kabeldampfer „Stephan" 1903 und 1904<lb/> verlegt. Durch die beiden Verbindungen ist der deutsch-amerikanische Telegramm-<lb/> verkehr voraussichtlich für absehbare Zeit sichergestellt worden.</p><lb/> <p xml:id="ID_960"> Äußerst geschickt hat es Deutschland verstanden, die Frage der Subvention<lb/> der „Deutsch-Atlantischen Telegraphengesellschaft" zu lösen. Das Reich zahlt — nach<lb/> anfänglichen Abweichungen — eine feste Vergütung von jährlich 1710000 Mark.<lb/> Es erhält für jedes im Verkehr zwischen Deutschland und Nordamerika und<lb/> deren Hinterländern beförderte vorausbezahlte Wort einen Gebührenanteil von<lb/> 16 Pf. von der Kabelrate, und zwar bis zu einer bestimmten Wortzahl. Steigt<lb/> letztere, so erhält das Reich einen weiteren Wortanteil von 50 Pf. wieder bis<lb/> zu einer gewissen Zahl, bei deren Überschreitung dieser besondere Anteil wieder<lb/> fortfällt. Dem Reiche fließt also bei günstigen Verkehrsverhültnissen ein erheb¬<lb/> licher Anteil am Gewinne zu, während die Gesellschaft in ungünstigen Zeiten die<lb/> Subvention erhält, ohne daß ihr Interesse an starker Verkehrssteigerung erlahmt.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0200]
Reichsspiegel
Afrika, Asien und Südamerika — unter Anschließung an die von Vigo aus¬
strahlenden Kabel der mächtigen englischen „Eastern Telegraph Company" —
bestimmt. Die Azoren wurden als erster und einziger Stützpunkt des deutsch¬
amerikanischen Kabels gewählt. Dem ganzen Projekt war natürlich die „Anglo-
Gesellschaft" äußerst feindlich gesinnt. Da sie auf ihrem ein direktes deutsches
Kabel ablehnenden Standpunkt verharrte, wurden mit ihrer Gegnerin im atlan¬
tischen Verkehr, der „Commercial Cable Company" in New Aork, Verhand¬
lungen angeknüpft, die zu einer Einigung führten. Die Gesellschaft übernahm
die Bestellung und Annahme der Telegramme in New Aork und verpflichtete sich
zur Zuführung der Telegramme aus Amerika. Die mit ihr eng verbundene
amerikanische Landtelegraphengesellschaft, die „Postal Telegraph Company",
verpflichtete sich zur Weiterbeförderung der deutsch-amerikanischen Telegramme
in Amerika. Inzwischen war nach mühevollen und zeitraubenden Verhandlungen
das Landungsrecht an der amerikanischen Küste erlangt. Nunmehr bildete sich
als Rechtsnachfolgerin der Firma Felder u. Guilleaume in Mülheim (Rhein),
der vom Neichspostamt die Konzession erteilt worden war, die „Deutsch-
Atlantische Telegraphengesellschaft" in Köln mit einem — inzwischen
erhöhten — Aktienkapital von 20 Millionen Mark.
Die Herstellung und Legung des Kabels erfolgte durch die bedeutende eng¬
lische „Telegraph Construction and Maintenance Company". Gegen diesen
Preis hatte man das im Besitz dieser Gesellschaft befindliche Landungsrecht auf
den Azoren erkaufen müssen. Im Jahre 1900 wurde das Kabel in Betrieb
genommen. Damit war Deutschland in die Reihe der „Kabelstaaten" größeren
Stils eingetreten.
Bald drängte der steigende Verkehr und die Notwendigkeit eines guten,
eine glatte Abwicklung auch bei Störungen ermöglichenden Ersatzes zu einem
zweiten deutsch-atlantischen Kabel. Es wurde von der inzwischen gegründeten
deutschen Seekabelfabrik, den „Norddeutschen Seekabelwerken" in Nordenham an
der Weser, angefertigt und von deren Kabeldampfer „Stephan" 1903 und 1904
verlegt. Durch die beiden Verbindungen ist der deutsch-amerikanische Telegramm-
verkehr voraussichtlich für absehbare Zeit sichergestellt worden.
Äußerst geschickt hat es Deutschland verstanden, die Frage der Subvention
der „Deutsch-Atlantischen Telegraphengesellschaft" zu lösen. Das Reich zahlt — nach
anfänglichen Abweichungen — eine feste Vergütung von jährlich 1710000 Mark.
Es erhält für jedes im Verkehr zwischen Deutschland und Nordamerika und
deren Hinterländern beförderte vorausbezahlte Wort einen Gebührenanteil von
16 Pf. von der Kabelrate, und zwar bis zu einer bestimmten Wortzahl. Steigt
letztere, so erhält das Reich einen weiteren Wortanteil von 50 Pf. wieder bis
zu einer gewissen Zahl, bei deren Überschreitung dieser besondere Anteil wieder
fortfällt. Dem Reiche fließt also bei günstigen Verkehrsverhültnissen ein erheb¬
licher Anteil am Gewinne zu, während die Gesellschaft in ungünstigen Zeiten die
Subvention erhält, ohne daß ihr Interesse an starker Verkehrssteigerung erlahmt.
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