Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Zweites Vierteljahr.Die neue Gcirtcuknnst Kunst an den Resten der antiken Natur. Dies führte, da man bald die Natur Während Goethe so schon im Jahre 1777 die Auswüchse des Natur¬ (Schluß folgt.) Grenzboten II 191116
Die neue Gcirtcuknnst Kunst an den Resten der antiken Natur. Dies führte, da man bald die Natur Während Goethe so schon im Jahre 1777 die Auswüchse des Natur¬ (Schluß folgt.) Grenzboten II 191116
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Die neue Gcirtcuknnst
Kunst an den Resten der antiken Natur. Dies führte, da man bald die Natur
in jeder Vergangenheit oder — was für den seelischen Hingebungstrieb fast das
gleiche ist — in der Ferne fand, zu einer leidenschaftlichen Vorliebe für die
Ruine und zur immer weiteren Aufrollung historischer Bauformen, zur Nach¬
ahmung der „Stile". Neben den antiken Tempel und die zerbrochene Säule
trat bald die chinesische Pagode, neben die egyptische Pyramide bald das gotische
Haus und die mittelalterliche Burgruine, und als man kaum „die Spielereien
des Rokoko" vernichtet hatte, konnte sich Goethes Spott schon über die neuen
Gärten so ergießen:
Während Goethe so schon im Jahre 1777 die Auswüchse des Natur¬
realismus, dem er in der Jugend selbst anheimgegeben war, von sich wies und
noch härter die haltlose Gefühlsschwärmerei im „Triumph der Empfindsamkeit"
geißelte, steigerte sich in den neuen deutschen Gärten diese Sucht des Romantisch-
Theatralischen immer mehr, und ein Aufsatz Schillers „Über den Gartenkalender
auf das Jahr 1795" zeigt deutlich, wie selbst ein so durchdringender Geist von
der Mode der Zeit getäuscht wurde und einen deutlichen Widerspruch zwischen
seiner theoretischen Forderung und einem praktischen Beispiel übersehen konnte.
(Schluß folgt.)
Grenzboten II 191116
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