Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Ans Briefen der Wertherzeit

ich für den Beurtheiler angesehen und werde von Herrn Praesidentv. Msoser^
noch mehr gedrückt und verfolgt. Denn die Landzeitung ist sein Augapfel.
Unter uns gesagt: die Nachrichten aus unserm Lande werden zum Theil hier
in Je>ce> geschrieben und sind bey weitem nicht alle der Wahrheit gemäß. .




Darmstadt, den 25. Oktober 1778.

. . . Herr Kriegsrat Merck hat seit 2 Monathen viel mehr zu thun, als
vorher, da er mit den: Detail der Auszahlung an das hiesige Militaire
beauftragt worden ist, womit bisher ein anderer beschäftigt gewesen. Er
klagt sehr über diese Bürde.




Darmstadt, den 8. Juli 1779.

Hier im Fürstlichen Schlosse ist kürzlich gedruckt worden: Lampedo, ein
Melodrama, von Herrn Oberappellationsrath Lichtenberg, in die Musik gesetzt
von dem Herrn geistlichen Rath Vogler, vor dem Hof aufgeführt zur Feier
des 11. Juli . . . Seas folg. ist nicht zu lesen, ebenso auch einige Zeilen
weiter unten, da der Brief mit andern in einem Bande vereinigt, an dieser
Stelle fest eingebunden ist.^

Lessings Nathan ist in Frankfurt a/M. verboten worden. Das Signal
zu diesem Verbot hat wahrscheinlich die Frankfurter Gelehrte Zeitung gegeben.
In dieser Mr. 43, vom 28. Mai^ ist eine einseitige und schiefe Recension
desselben geliefert worden, über der die Worte: Jndifferentismus in der
Religion mit ellenlangen Buchstaben gedruckt gestanden. --

. . . Seit 3 Wochen ist der geistliche Rath Vogler von Mannheim hier,
giebt dem Erbprinzen und seiner Gemahlin in der Musik Unterricht, speiset
füglich an der Erbprinzlichen Tafel. . .

Herr Kriegsrath Merck ist seit 5 Wochen zu Weimar. Die verwittwete
Herzogin hat ihn eingeladen, dahin zu kommen. Er ist denn auch auf seinem
Schimmel dahin geritten und würde schon wieder zurück seyn, wenn er nicht
wäre gebäten worden, der Aufführung eines neuen Stückes von Göthe
sJphigenie^ vorher noch beyzuwohnen.




Darmstadt, den 26. Juli 1779.

Mit diesem mir zum Geschenk gemachten Melodrama ^Lampedo^I mache
ich Ihnen, liebster Freund! wieder ein Geschenk. Herr Vogler, Ritter des
goldnen Sporns, ist immer noch hier und componiert wieder etwas Neues.
-- Unsere Frau Erbprinzessin hat die Hauptrolle gespielt, wie ich höre,
meisterhaft.

. . . Merck ist an: 22ten auf seinen: Rosse wieder zurückgekommen und
zwar über Göttingen, wo er sich ein paar Tage aufgehalten. Ich habe ihn
auf der Bibliothek vorgestern kurz gesprochen.




Ans Briefen der Wertherzeit

ich für den Beurtheiler angesehen und werde von Herrn Praesidentv. Msoser^
noch mehr gedrückt und verfolgt. Denn die Landzeitung ist sein Augapfel.
Unter uns gesagt: die Nachrichten aus unserm Lande werden zum Theil hier
in Je>ce> geschrieben und sind bey weitem nicht alle der Wahrheit gemäß. .




Darmstadt, den 25. Oktober 1778.

. . . Herr Kriegsrat Merck hat seit 2 Monathen viel mehr zu thun, als
vorher, da er mit den: Detail der Auszahlung an das hiesige Militaire
beauftragt worden ist, womit bisher ein anderer beschäftigt gewesen. Er
klagt sehr über diese Bürde.




Darmstadt, den 8. Juli 1779.

Hier im Fürstlichen Schlosse ist kürzlich gedruckt worden: Lampedo, ein
Melodrama, von Herrn Oberappellationsrath Lichtenberg, in die Musik gesetzt
von dem Herrn geistlichen Rath Vogler, vor dem Hof aufgeführt zur Feier
des 11. Juli . . . Seas folg. ist nicht zu lesen, ebenso auch einige Zeilen
weiter unten, da der Brief mit andern in einem Bande vereinigt, an dieser
Stelle fest eingebunden ist.^

Lessings Nathan ist in Frankfurt a/M. verboten worden. Das Signal
zu diesem Verbot hat wahrscheinlich die Frankfurter Gelehrte Zeitung gegeben.
In dieser Mr. 43, vom 28. Mai^ ist eine einseitige und schiefe Recension
desselben geliefert worden, über der die Worte: Jndifferentismus in der
Religion mit ellenlangen Buchstaben gedruckt gestanden. —

. . . Seit 3 Wochen ist der geistliche Rath Vogler von Mannheim hier,
giebt dem Erbprinzen und seiner Gemahlin in der Musik Unterricht, speiset
füglich an der Erbprinzlichen Tafel. . .

Herr Kriegsrath Merck ist seit 5 Wochen zu Weimar. Die verwittwete
Herzogin hat ihn eingeladen, dahin zu kommen. Er ist denn auch auf seinem
Schimmel dahin geritten und würde schon wieder zurück seyn, wenn er nicht
wäre gebäten worden, der Aufführung eines neuen Stückes von Göthe
sJphigenie^ vorher noch beyzuwohnen.




Darmstadt, den 26. Juli 1779.

Mit diesem mir zum Geschenk gemachten Melodrama ^Lampedo^I mache
ich Ihnen, liebster Freund! wieder ein Geschenk. Herr Vogler, Ritter des
goldnen Sporns, ist immer noch hier und componiert wieder etwas Neues.
— Unsere Frau Erbprinzessin hat die Hauptrolle gespielt, wie ich höre,
meisterhaft.

. . . Merck ist an: 22ten auf seinen: Rosse wieder zurückgekommen und
zwar über Göttingen, wo er sich ein paar Tage aufgehalten. Ich habe ihn
auf der Bibliothek vorgestern kurz gesprochen.




<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0630" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/318243"/>
          <fw type="header" place="top"> Ans Briefen der Wertherzeit</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_2830" prev="#ID_2829"> ich für den Beurtheiler angesehen und werde von Herrn Praesidentv. Msoser^<lb/>
noch mehr gedrückt und verfolgt. Denn die Landzeitung ist sein Augapfel.<lb/>
Unter uns gesagt: die Nachrichten aus unserm Lande werden zum Theil hier<lb/>
in Je&gt;ce&gt; geschrieben und sind bey weitem nicht alle der Wahrheit gemäß. .</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p xml:id="ID_2831"> Darmstadt, den 25. Oktober 1778.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2832"> . . . Herr Kriegsrat Merck hat seit 2 Monathen viel mehr zu thun, als<lb/>
vorher, da er mit den: Detail der Auszahlung an das hiesige Militaire<lb/>
beauftragt worden ist, womit bisher ein anderer beschäftigt gewesen. Er<lb/>
klagt sehr über diese Bürde.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p xml:id="ID_2833"> Darmstadt, den 8. Juli 1779.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2834"> Hier im Fürstlichen Schlosse ist kürzlich gedruckt worden: Lampedo, ein<lb/>
Melodrama, von Herrn Oberappellationsrath Lichtenberg, in die Musik gesetzt<lb/>
von dem Herrn geistlichen Rath Vogler, vor dem Hof aufgeführt zur Feier<lb/>
des 11. Juli . . . Seas folg. ist nicht zu lesen, ebenso auch einige Zeilen<lb/>
weiter unten, da der Brief mit andern in einem Bande vereinigt, an dieser<lb/>
Stelle fest eingebunden ist.^</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2835"> Lessings Nathan ist in Frankfurt a/M. verboten worden. Das Signal<lb/>
zu diesem Verbot hat wahrscheinlich die Frankfurter Gelehrte Zeitung gegeben.<lb/>
In dieser Mr. 43, vom 28. Mai^ ist eine einseitige und schiefe Recension<lb/>
desselben geliefert worden, über der die Worte: Jndifferentismus in der<lb/>
Religion mit ellenlangen Buchstaben gedruckt gestanden. &#x2014;</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2836"> . . . Seit 3 Wochen ist der geistliche Rath Vogler von Mannheim hier,<lb/>
giebt dem Erbprinzen und seiner Gemahlin in der Musik Unterricht, speiset<lb/>
füglich an der Erbprinzlichen Tafel. . .</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2837"> Herr Kriegsrath Merck ist seit 5 Wochen zu Weimar. Die verwittwete<lb/>
Herzogin hat ihn eingeladen, dahin zu kommen. Er ist denn auch auf seinem<lb/>
Schimmel dahin geritten und würde schon wieder zurück seyn, wenn er nicht<lb/>
wäre gebäten worden, der Aufführung eines neuen Stückes von Göthe<lb/>
sJphigenie^ vorher noch beyzuwohnen.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p xml:id="ID_2838"> Darmstadt, den 26. Juli 1779.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2839"> Mit diesem mir zum Geschenk gemachten Melodrama ^Lampedo^I mache<lb/>
ich Ihnen, liebster Freund! wieder ein Geschenk. Herr Vogler, Ritter des<lb/>
goldnen Sporns, ist immer noch hier und componiert wieder etwas Neues.<lb/>
&#x2014; Unsere Frau Erbprinzessin hat die Hauptrolle gespielt, wie ich höre,<lb/>
meisterhaft.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2840"> . . . Merck ist an: 22ten auf seinen: Rosse wieder zurückgekommen und<lb/>
zwar über Göttingen, wo er sich ein paar Tage aufgehalten. Ich habe ihn<lb/>
auf der Bibliothek vorgestern kurz gesprochen.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0630] Ans Briefen der Wertherzeit ich für den Beurtheiler angesehen und werde von Herrn Praesidentv. Msoser^ noch mehr gedrückt und verfolgt. Denn die Landzeitung ist sein Augapfel. Unter uns gesagt: die Nachrichten aus unserm Lande werden zum Theil hier in Je>ce> geschrieben und sind bey weitem nicht alle der Wahrheit gemäß. . Darmstadt, den 25. Oktober 1778. . . . Herr Kriegsrat Merck hat seit 2 Monathen viel mehr zu thun, als vorher, da er mit den: Detail der Auszahlung an das hiesige Militaire beauftragt worden ist, womit bisher ein anderer beschäftigt gewesen. Er klagt sehr über diese Bürde. Darmstadt, den 8. Juli 1779. Hier im Fürstlichen Schlosse ist kürzlich gedruckt worden: Lampedo, ein Melodrama, von Herrn Oberappellationsrath Lichtenberg, in die Musik gesetzt von dem Herrn geistlichen Rath Vogler, vor dem Hof aufgeführt zur Feier des 11. Juli . . . Seas folg. ist nicht zu lesen, ebenso auch einige Zeilen weiter unten, da der Brief mit andern in einem Bande vereinigt, an dieser Stelle fest eingebunden ist.^ Lessings Nathan ist in Frankfurt a/M. verboten worden. Das Signal zu diesem Verbot hat wahrscheinlich die Frankfurter Gelehrte Zeitung gegeben. In dieser Mr. 43, vom 28. Mai^ ist eine einseitige und schiefe Recension desselben geliefert worden, über der die Worte: Jndifferentismus in der Religion mit ellenlangen Buchstaben gedruckt gestanden. — . . . Seit 3 Wochen ist der geistliche Rath Vogler von Mannheim hier, giebt dem Erbprinzen und seiner Gemahlin in der Musik Unterricht, speiset füglich an der Erbprinzlichen Tafel. . . Herr Kriegsrath Merck ist seit 5 Wochen zu Weimar. Die verwittwete Herzogin hat ihn eingeladen, dahin zu kommen. Er ist denn auch auf seinem Schimmel dahin geritten und würde schon wieder zurück seyn, wenn er nicht wäre gebäten worden, der Aufführung eines neuen Stückes von Göthe sJphigenie^ vorher noch beyzuwohnen. Darmstadt, den 26. Juli 1779. Mit diesem mir zum Geschenk gemachten Melodrama ^Lampedo^I mache ich Ihnen, liebster Freund! wieder ein Geschenk. Herr Vogler, Ritter des goldnen Sporns, ist immer noch hier und componiert wieder etwas Neues. — Unsere Frau Erbprinzessin hat die Hauptrolle gespielt, wie ich höre, meisterhaft. . . . Merck ist an: 22ten auf seinen: Rosse wieder zurückgekommen und zwar über Göttingen, wo er sich ein paar Tage aufgehalten. Ich habe ihn auf der Bibliothek vorgestern kurz gesprochen.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341893_317612
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341893_317612/630
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341893_317612/630>, abgerufen am 24.07.2024.