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Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Erstes Vierteljahr.

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ist und wenn im übrigen alle anderen Abhilfevorschläge, wie Grenzenöffnung,
Herabsetzung der Frachttarife, Erleichterung des Fleischimports versagen oder wegen
der Stabilität unserer Zoll-, Wirtschafts- und Finanzpolitik zurückgewiesen werden,
so scheint die Ergänzung der vorhandenen Futtermittelvorräte durch fett- und
eiweißreiche Futtermittel vom Auslande der einzig gangbare Weg zu sein, der aus
der ewigen Misere hinausführt, zumal da dieser Weg der Tendenz unserer Volks¬
und Weltwirtschaft einigermaßen entspricht.

Nach dem Zolltarif von 1902 sind, abgesehen von einzelnen Leguminosen,
zollpflichtig Futtergerste zu dem gegen früher um 70 Pfennig ermäßigten Zollsatz
von 1,30 Mark und Mais zu dem erhöhten Zollsatz von 3 Mark pro Doppelzentner.
Außerdem haben wir den Haferzoll von 5 Mark. Diese Zölle auf Futtermittel
belasten die Vieh züchtende Landwirtschaft mit etwa 70 bis "0 Millionen Mark,
wozu für die Getreide zulaufenden Landwirte noch die durch den Zollschutz herbei¬
geführte Verteuerung der einheimischen Getreidearten kommt. Die Politik des
Bundes der Landwirte zielte vor dem letzten Zolltarife auf sehr hohe und lücken¬
lose Futtermittelzölle hin: z. B. 7,60 Mark Minimalzoll für Futtergerste, 1 Mark
für Kleie, 1 Mark für Rüben, 50 Pfennig für Ölkuchen usw. -- alles mit der Absicht,
durch den sogenannten lückenlosen Tarif die Ernährung des deutschen Volkes
unabhängig zu machen vom Auslande, sowohl was Brotfrucht als auch Fleisch
und alle sonstigen Erzeugnisse der Landwirtschaft und des Gartenbaus angeht.
Das war ein verkehrtes Exempel, denn in den letzten dreißig Jahren ist der Wert
der Nahrungsmittclzufuhr vom Auslande von etwa 1 Milliarde auf 2V2 Milliarden
Mark pro Jahr gestiegen, und auch hinsichtlich der Futtermittel sind wir, wie schon
eingangs bemerkt wurde, in großem Umfange auf das Ausland angewiesen.
Berechtigt ist in dem Bestreben der Landwirte, auch die Fürsorge für den deutschen
Futtermittelbau nicht zu vergessen; dies Bestreben darf aber nicht zu Zollexperimenten
führen, wobei die beträchtlich größere Zahl der deutschen Viehzüchter notleidend
und die Fleischversorgung auf dem heimischen Markt unmöglich werden würde,
die Gerste- und Haferproduzenten also ihre Erzeugnisse nicht absetzen könnten.
Die gegenteilige Politik wird allgemein segensreich wirken, eine mäßige Herab¬
setzung des Mais-, Gerste- und Haferzolls, soweit diese Futtermittel für Futter¬
zwecke verwendet werden, und eine Herabsetzung der Frachtentarife für Mais,
Ölkuchen usw. auf den Stand von Nottarifen würden unsere Viehproduktion heben,
den südlichen Gerstenbauern und den östlichen Haferproduzenten ebenfalls eine
erweiterte Absatzgelegenheit eröffnen, sie jedenfalls nicht umwerfen. Viehzucht und
Fleischversorgung würden außerordentlich dabei gewinnen.

Man spricht davon, daß, wenn der Bezug ausländischer Futtermittel verbilligt
werde, wir zu einer weiteren Industrialisierung der Landwirtschaft, zu Mästereien,
namentlich Schweinemästereien en Zros gelangen würden. Ganz läßt sich das
nicht von der Hand weisen. Daß die vorhandenen Schweinemästereien Vorteil
davon haben würden, ist richtig; wahrscheinlich auch, daß dieser Betriebszweig
hier und da verstärkt werden würde. Aber ohne das wird es sowieso in der
Zukunft nicht gehen, wenn wir die dauernde Fleischnot überwinden wollen.
Geschäftsleute, die Leitungen industrieller Werke, Gemeinden usw. betreiben
heute schon an manchen Orten Vieh-, besonders Schweinezucht, und sie sind natürlich
auf preiswerte Futtermittel angewiesen, bei denen sich die Produktion lohnt. Aber
daß deshalb die ganze Schweinezucht, die zu 90 Prozent von kleinen und kleinsten
Betrieben besorgt wird, industrialisiert oder kommunalisiert werden könnte, daß sich
überhaupt das Bild der Viehproduktion wesentlich ändern würde, ist Irrtum und
Übertreibung. Dazu ist Viehhaltung ein viel zu riskantes Geschäft; das Auge des


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ist und wenn im übrigen alle anderen Abhilfevorschläge, wie Grenzenöffnung,
Herabsetzung der Frachttarife, Erleichterung des Fleischimports versagen oder wegen
der Stabilität unserer Zoll-, Wirtschafts- und Finanzpolitik zurückgewiesen werden,
so scheint die Ergänzung der vorhandenen Futtermittelvorräte durch fett- und
eiweißreiche Futtermittel vom Auslande der einzig gangbare Weg zu sein, der aus
der ewigen Misere hinausführt, zumal da dieser Weg der Tendenz unserer Volks¬
und Weltwirtschaft einigermaßen entspricht.

Nach dem Zolltarif von 1902 sind, abgesehen von einzelnen Leguminosen,
zollpflichtig Futtergerste zu dem gegen früher um 70 Pfennig ermäßigten Zollsatz
von 1,30 Mark und Mais zu dem erhöhten Zollsatz von 3 Mark pro Doppelzentner.
Außerdem haben wir den Haferzoll von 5 Mark. Diese Zölle auf Futtermittel
belasten die Vieh züchtende Landwirtschaft mit etwa 70 bis »0 Millionen Mark,
wozu für die Getreide zulaufenden Landwirte noch die durch den Zollschutz herbei¬
geführte Verteuerung der einheimischen Getreidearten kommt. Die Politik des
Bundes der Landwirte zielte vor dem letzten Zolltarife auf sehr hohe und lücken¬
lose Futtermittelzölle hin: z. B. 7,60 Mark Minimalzoll für Futtergerste, 1 Mark
für Kleie, 1 Mark für Rüben, 50 Pfennig für Ölkuchen usw. — alles mit der Absicht,
durch den sogenannten lückenlosen Tarif die Ernährung des deutschen Volkes
unabhängig zu machen vom Auslande, sowohl was Brotfrucht als auch Fleisch
und alle sonstigen Erzeugnisse der Landwirtschaft und des Gartenbaus angeht.
Das war ein verkehrtes Exempel, denn in den letzten dreißig Jahren ist der Wert
der Nahrungsmittclzufuhr vom Auslande von etwa 1 Milliarde auf 2V2 Milliarden
Mark pro Jahr gestiegen, und auch hinsichtlich der Futtermittel sind wir, wie schon
eingangs bemerkt wurde, in großem Umfange auf das Ausland angewiesen.
Berechtigt ist in dem Bestreben der Landwirte, auch die Fürsorge für den deutschen
Futtermittelbau nicht zu vergessen; dies Bestreben darf aber nicht zu Zollexperimenten
führen, wobei die beträchtlich größere Zahl der deutschen Viehzüchter notleidend
und die Fleischversorgung auf dem heimischen Markt unmöglich werden würde,
die Gerste- und Haferproduzenten also ihre Erzeugnisse nicht absetzen könnten.
Die gegenteilige Politik wird allgemein segensreich wirken, eine mäßige Herab¬
setzung des Mais-, Gerste- und Haferzolls, soweit diese Futtermittel für Futter¬
zwecke verwendet werden, und eine Herabsetzung der Frachtentarife für Mais,
Ölkuchen usw. auf den Stand von Nottarifen würden unsere Viehproduktion heben,
den südlichen Gerstenbauern und den östlichen Haferproduzenten ebenfalls eine
erweiterte Absatzgelegenheit eröffnen, sie jedenfalls nicht umwerfen. Viehzucht und
Fleischversorgung würden außerordentlich dabei gewinnen.

Man spricht davon, daß, wenn der Bezug ausländischer Futtermittel verbilligt
werde, wir zu einer weiteren Industrialisierung der Landwirtschaft, zu Mästereien,
namentlich Schweinemästereien en Zros gelangen würden. Ganz läßt sich das
nicht von der Hand weisen. Daß die vorhandenen Schweinemästereien Vorteil
davon haben würden, ist richtig; wahrscheinlich auch, daß dieser Betriebszweig
hier und da verstärkt werden würde. Aber ohne das wird es sowieso in der
Zukunft nicht gehen, wenn wir die dauernde Fleischnot überwinden wollen.
Geschäftsleute, die Leitungen industrieller Werke, Gemeinden usw. betreiben
heute schon an manchen Orten Vieh-, besonders Schweinezucht, und sie sind natürlich
auf preiswerte Futtermittel angewiesen, bei denen sich die Produktion lohnt. Aber
daß deshalb die ganze Schweinezucht, die zu 90 Prozent von kleinen und kleinsten
Betrieben besorgt wird, industrialisiert oder kommunalisiert werden könnte, daß sich
überhaupt das Bild der Viehproduktion wesentlich ändern würde, ist Irrtum und
Übertreibung. Dazu ist Viehhaltung ein viel zu riskantes Geschäft; das Auge des


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[0365] Reichsspiegel ist und wenn im übrigen alle anderen Abhilfevorschläge, wie Grenzenöffnung, Herabsetzung der Frachttarife, Erleichterung des Fleischimports versagen oder wegen der Stabilität unserer Zoll-, Wirtschafts- und Finanzpolitik zurückgewiesen werden, so scheint die Ergänzung der vorhandenen Futtermittelvorräte durch fett- und eiweißreiche Futtermittel vom Auslande der einzig gangbare Weg zu sein, der aus der ewigen Misere hinausführt, zumal da dieser Weg der Tendenz unserer Volks¬ und Weltwirtschaft einigermaßen entspricht. Nach dem Zolltarif von 1902 sind, abgesehen von einzelnen Leguminosen, zollpflichtig Futtergerste zu dem gegen früher um 70 Pfennig ermäßigten Zollsatz von 1,30 Mark und Mais zu dem erhöhten Zollsatz von 3 Mark pro Doppelzentner. Außerdem haben wir den Haferzoll von 5 Mark. Diese Zölle auf Futtermittel belasten die Vieh züchtende Landwirtschaft mit etwa 70 bis »0 Millionen Mark, wozu für die Getreide zulaufenden Landwirte noch die durch den Zollschutz herbei¬ geführte Verteuerung der einheimischen Getreidearten kommt. Die Politik des Bundes der Landwirte zielte vor dem letzten Zolltarife auf sehr hohe und lücken¬ lose Futtermittelzölle hin: z. B. 7,60 Mark Minimalzoll für Futtergerste, 1 Mark für Kleie, 1 Mark für Rüben, 50 Pfennig für Ölkuchen usw. — alles mit der Absicht, durch den sogenannten lückenlosen Tarif die Ernährung des deutschen Volkes unabhängig zu machen vom Auslande, sowohl was Brotfrucht als auch Fleisch und alle sonstigen Erzeugnisse der Landwirtschaft und des Gartenbaus angeht. Das war ein verkehrtes Exempel, denn in den letzten dreißig Jahren ist der Wert der Nahrungsmittclzufuhr vom Auslande von etwa 1 Milliarde auf 2V2 Milliarden Mark pro Jahr gestiegen, und auch hinsichtlich der Futtermittel sind wir, wie schon eingangs bemerkt wurde, in großem Umfange auf das Ausland angewiesen. Berechtigt ist in dem Bestreben der Landwirte, auch die Fürsorge für den deutschen Futtermittelbau nicht zu vergessen; dies Bestreben darf aber nicht zu Zollexperimenten führen, wobei die beträchtlich größere Zahl der deutschen Viehzüchter notleidend und die Fleischversorgung auf dem heimischen Markt unmöglich werden würde, die Gerste- und Haferproduzenten also ihre Erzeugnisse nicht absetzen könnten. Die gegenteilige Politik wird allgemein segensreich wirken, eine mäßige Herab¬ setzung des Mais-, Gerste- und Haferzolls, soweit diese Futtermittel für Futter¬ zwecke verwendet werden, und eine Herabsetzung der Frachtentarife für Mais, Ölkuchen usw. auf den Stand von Nottarifen würden unsere Viehproduktion heben, den südlichen Gerstenbauern und den östlichen Haferproduzenten ebenfalls eine erweiterte Absatzgelegenheit eröffnen, sie jedenfalls nicht umwerfen. Viehzucht und Fleischversorgung würden außerordentlich dabei gewinnen. Man spricht davon, daß, wenn der Bezug ausländischer Futtermittel verbilligt werde, wir zu einer weiteren Industrialisierung der Landwirtschaft, zu Mästereien, namentlich Schweinemästereien en Zros gelangen würden. Ganz läßt sich das nicht von der Hand weisen. Daß die vorhandenen Schweinemästereien Vorteil davon haben würden, ist richtig; wahrscheinlich auch, daß dieser Betriebszweig hier und da verstärkt werden würde. Aber ohne das wird es sowieso in der Zukunft nicht gehen, wenn wir die dauernde Fleischnot überwinden wollen. Geschäftsleute, die Leitungen industrieller Werke, Gemeinden usw. betreiben heute schon an manchen Orten Vieh-, besonders Schweinezucht, und sie sind natürlich auf preiswerte Futtermittel angewiesen, bei denen sich die Produktion lohnt. Aber daß deshalb die ganze Schweinezucht, die zu 90 Prozent von kleinen und kleinsten Betrieben besorgt wird, industrialisiert oder kommunalisiert werden könnte, daß sich überhaupt das Bild der Viehproduktion wesentlich ändern würde, ist Irrtum und Übertreibung. Dazu ist Viehhaltung ein viel zu riskantes Geschäft; das Auge des

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341893_317612/365>, abgerufen am 30.12.2024.