Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Linne verheeren

daß der Mensch untergehen muß, der nicht erstarkt ist zum Ertragen aller
Bitternisse, welche die Menge den: einzelnen immer verursachen muß. Aus der
Fülle muß er für sich Kraft schöpfen, mit festen Armen gilt es den Strom zu
zerteilen. "I^es ViIIe8 1"entacu1aire8" und "l^e8 LampaZnes t^Älluemöe3"
sprechen dieses neue Bewußtsein mit Energie und Nachdruck aus. Theater,
Börse, Kirche, Hafen, Tingeltangel, Fabriken -- alles zieht er in den Bereich
seiner Betrachtungen.

Und nun hat Verhaeren nur auszugestalten, was er erbaut hat. Es folgen
die Bücher "l.L8 Vi8AM8 ac la Vio" und "I^e8 k?oree8 ^uinultueu8ö8".
Hier hellt sich alles Düstre auf, hier waltet innere Ruhe und volle Klarheit.
Freude, Tätigkeit, Wald und Meer, Volk und Begeisterung werden gefeiert; es
ist Tag, freier, lichter, genußreicher Tag! Das Lebensgefühl, bis zur Vollkraft
gesteigert, findet hier seine Entladung. Das Symbol erhält seine große Be¬
deutung und Rechtfertigung. Die Zusammenhange werden gefunden, eine Einheit
muß sich offenbaren, und es wird so ein Pantheismus erzeugt, ein Monismus
hehrster und edelster Art. Die religiöse Inbrunst bricht unaufhaltsam hervor;
das Verlangen, zu Gott, zum Weltgeist emporzustreben. War in "I^e8 )Vwine8"
die Religiosität gewissermaßen objektiv, beschaulich, so wird sie jetzt zum eigensten,
tätigsten Erlebnis. Und das vollendetste Versbuch dieser Gattung "l^a Multiple
Zplenäeur" trägt denn auch unter anderen das Motto: ^ämirs2-vou8 Je3
un8 Is8 autrs8. Eingefügt ist der Mensch in den großen Zusammenhang.
Hoffnung belebt sein Handeln und Denken. Er hat die Notwendigkeit des
vielgestaltigen Lebens begriffen, und nun erkennt und sieht er auch freudigen
Auges seine Schönheit. In dem jubelnden, dankerfüllten Gedicht "Die Freude"
finden sich solche überaus charakteristischen Verse (zitiert nach Stephan Zweig).

Und am Schluß:


Linne verheeren

daß der Mensch untergehen muß, der nicht erstarkt ist zum Ertragen aller
Bitternisse, welche die Menge den: einzelnen immer verursachen muß. Aus der
Fülle muß er für sich Kraft schöpfen, mit festen Armen gilt es den Strom zu
zerteilen. „I^es ViIIe8 1"entacu1aire8" und „l^e8 LampaZnes t^Älluemöe3"
sprechen dieses neue Bewußtsein mit Energie und Nachdruck aus. Theater,
Börse, Kirche, Hafen, Tingeltangel, Fabriken — alles zieht er in den Bereich
seiner Betrachtungen.

Und nun hat Verhaeren nur auszugestalten, was er erbaut hat. Es folgen
die Bücher „l.L8 Vi8AM8 ac la Vio" und „I^e8 k?oree8 ^uinultueu8ö8".
Hier hellt sich alles Düstre auf, hier waltet innere Ruhe und volle Klarheit.
Freude, Tätigkeit, Wald und Meer, Volk und Begeisterung werden gefeiert; es
ist Tag, freier, lichter, genußreicher Tag! Das Lebensgefühl, bis zur Vollkraft
gesteigert, findet hier seine Entladung. Das Symbol erhält seine große Be¬
deutung und Rechtfertigung. Die Zusammenhange werden gefunden, eine Einheit
muß sich offenbaren, und es wird so ein Pantheismus erzeugt, ein Monismus
hehrster und edelster Art. Die religiöse Inbrunst bricht unaufhaltsam hervor;
das Verlangen, zu Gott, zum Weltgeist emporzustreben. War in „I^e8 )Vwine8"
die Religiosität gewissermaßen objektiv, beschaulich, so wird sie jetzt zum eigensten,
tätigsten Erlebnis. Und das vollendetste Versbuch dieser Gattung „l^a Multiple
Zplenäeur" trägt denn auch unter anderen das Motto: ^ämirs2-vou8 Je3
un8 Is8 autrs8. Eingefügt ist der Mensch in den großen Zusammenhang.
Hoffnung belebt sein Handeln und Denken. Er hat die Notwendigkeit des
vielgestaltigen Lebens begriffen, und nun erkennt und sieht er auch freudigen
Auges seine Schönheit. In dem jubelnden, dankerfüllten Gedicht „Die Freude"
finden sich solche überaus charakteristischen Verse (zitiert nach Stephan Zweig).

Und am Schluß:


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0336" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/317949"/>
          <fw type="header" place="top"> Linne verheeren</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_1600" prev="#ID_1599"> daß der Mensch untergehen muß, der nicht erstarkt ist zum Ertragen aller<lb/>
Bitternisse, welche die Menge den: einzelnen immer verursachen muß. Aus der<lb/>
Fülle muß er für sich Kraft schöpfen, mit festen Armen gilt es den Strom zu<lb/>
zerteilen. &#x201E;I^es ViIIe8 1"entacu1aire8" und &#x201E;l^e8 LampaZnes t^Älluemöe3"<lb/>
sprechen dieses neue Bewußtsein mit Energie und Nachdruck aus. Theater,<lb/>
Börse, Kirche, Hafen, Tingeltangel, Fabriken &#x2014; alles zieht er in den Bereich<lb/>
seiner Betrachtungen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1601"> Und nun hat Verhaeren nur auszugestalten, was er erbaut hat. Es folgen<lb/>
die Bücher &#x201E;l.L8 Vi8AM8 ac la Vio" und &#x201E;I^e8 k?oree8 ^uinultueu8ö8".<lb/>
Hier hellt sich alles Düstre auf, hier waltet innere Ruhe und volle Klarheit.<lb/>
Freude, Tätigkeit, Wald und Meer, Volk und Begeisterung werden gefeiert; es<lb/>
ist Tag, freier, lichter, genußreicher Tag! Das Lebensgefühl, bis zur Vollkraft<lb/>
gesteigert, findet hier seine Entladung. Das Symbol erhält seine große Be¬<lb/>
deutung und Rechtfertigung. Die Zusammenhange werden gefunden, eine Einheit<lb/>
muß sich offenbaren, und es wird so ein Pantheismus erzeugt, ein Monismus<lb/>
hehrster und edelster Art. Die religiöse Inbrunst bricht unaufhaltsam hervor;<lb/>
das Verlangen, zu Gott, zum Weltgeist emporzustreben. War in &#x201E;I^e8 )Vwine8"<lb/>
die Religiosität gewissermaßen objektiv, beschaulich, so wird sie jetzt zum eigensten,<lb/>
tätigsten Erlebnis. Und das vollendetste Versbuch dieser Gattung &#x201E;l^a Multiple<lb/>
Zplenäeur" trägt denn auch unter anderen das Motto: ^ämirs2-vou8 Je3<lb/>
un8 Is8 autrs8. Eingefügt ist der Mensch in den großen Zusammenhang.<lb/>
Hoffnung belebt sein Handeln und Denken. Er hat die Notwendigkeit des<lb/>
vielgestaltigen Lebens begriffen, und nun erkennt und sieht er auch freudigen<lb/>
Auges seine Schönheit. In dem jubelnden, dankerfüllten Gedicht &#x201E;Die Freude"<lb/>
finden sich solche überaus charakteristischen Verse (zitiert nach Stephan Zweig).</p><lb/>
          <lg xml:id="POEMID_12" type="poem">
            <l/>
          </lg><lb/>
          <p xml:id="ID_1602" next="#ID_1603"> Und am Schluß:</p><lb/>
          <lg xml:id="POEMID_13" type="poem">
            <l/>
          </lg><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0336] Linne verheeren daß der Mensch untergehen muß, der nicht erstarkt ist zum Ertragen aller Bitternisse, welche die Menge den: einzelnen immer verursachen muß. Aus der Fülle muß er für sich Kraft schöpfen, mit festen Armen gilt es den Strom zu zerteilen. „I^es ViIIe8 1"entacu1aire8" und „l^e8 LampaZnes t^Älluemöe3" sprechen dieses neue Bewußtsein mit Energie und Nachdruck aus. Theater, Börse, Kirche, Hafen, Tingeltangel, Fabriken — alles zieht er in den Bereich seiner Betrachtungen. Und nun hat Verhaeren nur auszugestalten, was er erbaut hat. Es folgen die Bücher „l.L8 Vi8AM8 ac la Vio" und „I^e8 k?oree8 ^uinultueu8ö8". Hier hellt sich alles Düstre auf, hier waltet innere Ruhe und volle Klarheit. Freude, Tätigkeit, Wald und Meer, Volk und Begeisterung werden gefeiert; es ist Tag, freier, lichter, genußreicher Tag! Das Lebensgefühl, bis zur Vollkraft gesteigert, findet hier seine Entladung. Das Symbol erhält seine große Be¬ deutung und Rechtfertigung. Die Zusammenhange werden gefunden, eine Einheit muß sich offenbaren, und es wird so ein Pantheismus erzeugt, ein Monismus hehrster und edelster Art. Die religiöse Inbrunst bricht unaufhaltsam hervor; das Verlangen, zu Gott, zum Weltgeist emporzustreben. War in „I^e8 )Vwine8" die Religiosität gewissermaßen objektiv, beschaulich, so wird sie jetzt zum eigensten, tätigsten Erlebnis. Und das vollendetste Versbuch dieser Gattung „l^a Multiple Zplenäeur" trägt denn auch unter anderen das Motto: ^ämirs2-vou8 Je3 un8 Is8 autrs8. Eingefügt ist der Mensch in den großen Zusammenhang. Hoffnung belebt sein Handeln und Denken. Er hat die Notwendigkeit des vielgestaltigen Lebens begriffen, und nun erkennt und sieht er auch freudigen Auges seine Schönheit. In dem jubelnden, dankerfüllten Gedicht „Die Freude" finden sich solche überaus charakteristischen Verse (zitiert nach Stephan Zweig). Und am Schluß:

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341893_317612
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341893_317612/336
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341893_317612/336>, abgerufen am 24.07.2024.