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Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

[Beginn Spaltensatz]

Fünfzehn und mehr Ämter sind keine Selten¬
heit, und mich der Pastor ist diesem Beispiel
gefolgt^ er antwortet nuf die Frage nach der
Zahl seiner minder "zirka zlvölf", denn "man
kann doch nicht täglich nachzählen". Mit köst¬
lichem Humor werden die tollen Streiche der
heranwachsenden Ingend erzählt, wie sie dem
Schwein Kümmel in den Trog gießt, das;
es die tollsten Kapriolen macht. Wie lustige
Ranken winden sich diese Episoden um den
ernstenGrnndtvn deSBuches, das anch"Simon
Knlpers Glück" heißen könnte. Denn dieses
Glück ist fast sprichwörtlich geworden, "ut nur
KülPerS Frau bemerkt hellseherisch die schlveren
Schatten, die sich ans dies Glück hernbsenken.
"ut wie dnSUnglück kommt.Schritt sürSchrill,
mit unerbittlicher Konsequenz, und mit ihm der
Niedergang des ganzen FischergeiverbeS, das
ist mit so wuchtiger Meisterschaft geschildert,
daß es die Seele aufrührt, wie der Sturm
die Nordsee, deren Ämter die Helden des
w, I. R, Romans sind.

Wilhelm Mi'meh,

der bekannte Pädagoge
der Berliner Universität, hat seinen "Leuten
von ehedem und was ihnen Passiert ist", einen
neue" Band Novellen von eigentümlichem Reiz
folgen lassen. "Seltsame Alltagsmenschen"
< C. H, Bccksche Verlngsbnchhnndlnng, München,
M, 8,50) hat er die Gestalten benannt, ans
denen sein wohlwollender Blick geruht hat und
deren Erleben er in feinen Zügen bor uns
ansspinnt. Seltsam unter sie freilich um, diese
innerlichen und deshalb eigenartigen Leute;
aber Alltagsmenschen sind sie nur durch die
Unscheinbarkeit der ihnen vom Schicksal zu¬
gewiesenen Rollen. Ein scharfsichtiger Menschen¬
kenner und Freund, der schlichte Größe im
Geringen sieht und im versöhnenden Berstehen
seinen Lohn sindet, war bei der Gestaltung
dieses Buches n" der Arbeit. In behäbiger
Ruhe, die dem Nachklang der angeschlagenen
Töne freies Spiel gewährt, nimmt die Er¬
zählung ihren Verlauf, und n" der Wohltnt
der Wirkung läßt sich die Tiefe des seelischen
Gehalts der "seltsamen Alltagsmenschen" er¬
M. R. messen.

Technik [Spaltenumbruch]

moderner Volkswirtschaft." Berlin, Otto
Liebmnn". 8". 164 S. M. K.40. geb. M. 1, - .

Die zweite Hälfte des Titels weist darauf
hin, daß wir es hier nicht mit einem der nach der
Ansicht des Verfassers schon Überreichtich bor-
handenen Kommentare zur Patentgesetzgebniig
zu tun haben; das kleine Werk soll vielmehr
die Öffentlichkeit nuf Änderungen und Ver¬
vollständigung dieser Gesetzgebung vorbereiten,
indem es die Ansichten des Verfassers über
^>weck und Ziel jedes Patentwesen" darlegt.
Es ist also kein Znfnll, daß sein Erscheinen
mit der Einbringung des zurzeit dem Reichs¬
tage vorliegenden KesotzentwnrfS über den
A"sführnngszwang bon Patenten, der in den
zugehörigen Erläuterungen als Vorläufer
einer weitergehenden, grundsätzlichen Änderung
dieses ganzen Zweiges der Gesetzgebung hin¬
gestellt wird, zeitlich zusammenfällt. Der
leitende Gedanke ist: DaS Monopol wird dem
Erfinder nicht als Belohnung für seine Tätig¬
keit, sondern im Interesse der nationalen
Wirtschaft erteilt. Das Erfinden ist etwas
durchaus anderes als jede andere geistige
oder künstlerische Tätigkeit. Diese ist mit dem
Niederschreiben des Gedankens, der Aus-
führung des Bildwerkes, beendet, die Verviel¬
fältigung ist eine rein mechanische Arbeit;
und weil nie zwei Menschen denselben Gedanken
auf genau gleiche Art ausdrücken, denselben
Gegenstand genau gleich darstellen, so hindert
der dem Urheber erteilte Schutz a"es nicht
andere an der freien Entfaltung ihrer Tätig¬
keit. Beim Erfinden dagegen folgt auf das
Fassen und die Mitteilung des Gedankens
noch, die Ausführung als wesentlicher Teil
der Tätigkeit, und das dein Erfinder erteilte
Monopol ist anderen hinderlich. Deshalb
müssen um ihn von dem das Patent erteilenden
Gemeinwesen höhere Ansprüche gestellt werde".
Er hat nationale Pflichten.

Dieses kommt "ach der Ansicht des Ver¬
fassers in der dentschen Kesctzgcbnng, deren
Entwickelungsgang er zunnchsl vorfühi't und
die er mit derjenigen desAnslnndes, namentlich
Englnnds und Amerikas, vergleicht, nicht
genügend zum Ausdruck, was daher rühren
soll, daß bei der Ausarbeitung des dentschen
Patentwesens derVolkswirtschaftler -- daSBnch
ist Gustav v. Schnivller gewidmet - völlig zu¬
rückgetreten ist n"d den ihm gebührenden Platz

[Ende Spaltensatz]

or. zur. F. Dumme, "Der Schlich tech¬
nischer Erfindungen als Erscheinungsform


Maßgebliches und Unmaßgebliches

[Beginn Spaltensatz]

Fünfzehn und mehr Ämter sind keine Selten¬
heit, und mich der Pastor ist diesem Beispiel
gefolgt^ er antwortet nuf die Frage nach der
Zahl seiner minder „zirka zlvölf", denn „man
kann doch nicht täglich nachzählen". Mit köst¬
lichem Humor werden die tollen Streiche der
heranwachsenden Ingend erzählt, wie sie dem
Schwein Kümmel in den Trog gießt, das;
es die tollsten Kapriolen macht. Wie lustige
Ranken winden sich diese Episoden um den
ernstenGrnndtvn deSBuches, das anch„Simon
Knlpers Glück" heißen könnte. Denn dieses
Glück ist fast sprichwörtlich geworden, »ut nur
KülPerS Frau bemerkt hellseherisch die schlveren
Schatten, die sich ans dies Glück hernbsenken.
»ut wie dnSUnglück kommt.Schritt sürSchrill,
mit unerbittlicher Konsequenz, und mit ihm der
Niedergang des ganzen FischergeiverbeS, das
ist mit so wuchtiger Meisterschaft geschildert,
daß es die Seele aufrührt, wie der Sturm
die Nordsee, deren Ämter die Helden des
w, I. R, Romans sind.

Wilhelm Mi'meh,

der bekannte Pädagoge
der Berliner Universität, hat seinen „Leuten
von ehedem und was ihnen Passiert ist", einen
neue» Band Novellen von eigentümlichem Reiz
folgen lassen. „Seltsame Alltagsmenschen"
< C. H, Bccksche Verlngsbnchhnndlnng, München,
M, 8,50) hat er die Gestalten benannt, ans
denen sein wohlwollender Blick geruht hat und
deren Erleben er in feinen Zügen bor uns
ansspinnt. Seltsam unter sie freilich um, diese
innerlichen und deshalb eigenartigen Leute;
aber Alltagsmenschen sind sie nur durch die
Unscheinbarkeit der ihnen vom Schicksal zu¬
gewiesenen Rollen. Ein scharfsichtiger Menschen¬
kenner und Freund, der schlichte Größe im
Geringen sieht und im versöhnenden Berstehen
seinen Lohn sindet, war bei der Gestaltung
dieses Buches n» der Arbeit. In behäbiger
Ruhe, die dem Nachklang der angeschlagenen
Töne freies Spiel gewährt, nimmt die Er¬
zählung ihren Verlauf, und n» der Wohltnt
der Wirkung läßt sich die Tiefe des seelischen
Gehalts der „seltsamen Alltagsmenschen" er¬
M. R. messen.

Technik [Spaltenumbruch]

moderner Volkswirtschaft." Berlin, Otto
Liebmnn». 8". 164 S. M. K.40. geb. M. 1, - .

Die zweite Hälfte des Titels weist darauf
hin, daß wir es hier nicht mit einem der nach der
Ansicht des Verfassers schon Überreichtich bor-
handenen Kommentare zur Patentgesetzgebniig
zu tun haben; das kleine Werk soll vielmehr
die Öffentlichkeit nuf Änderungen und Ver¬
vollständigung dieser Gesetzgebung vorbereiten,
indem es die Ansichten des Verfassers über
^>weck und Ziel jedes Patentwesen» darlegt.
Es ist also kein Znfnll, daß sein Erscheinen
mit der Einbringung des zurzeit dem Reichs¬
tage vorliegenden KesotzentwnrfS über den
A»sführnngszwang bon Patenten, der in den
zugehörigen Erläuterungen als Vorläufer
einer weitergehenden, grundsätzlichen Änderung
dieses ganzen Zweiges der Gesetzgebung hin¬
gestellt wird, zeitlich zusammenfällt. Der
leitende Gedanke ist: DaS Monopol wird dem
Erfinder nicht als Belohnung für seine Tätig¬
keit, sondern im Interesse der nationalen
Wirtschaft erteilt. Das Erfinden ist etwas
durchaus anderes als jede andere geistige
oder künstlerische Tätigkeit. Diese ist mit dem
Niederschreiben des Gedankens, der Aus-
führung des Bildwerkes, beendet, die Verviel¬
fältigung ist eine rein mechanische Arbeit;
und weil nie zwei Menschen denselben Gedanken
auf genau gleiche Art ausdrücken, denselben
Gegenstand genau gleich darstellen, so hindert
der dem Urheber erteilte Schutz a»es nicht
andere an der freien Entfaltung ihrer Tätig¬
keit. Beim Erfinden dagegen folgt auf das
Fassen und die Mitteilung des Gedankens
noch, die Ausführung als wesentlicher Teil
der Tätigkeit, und das dein Erfinder erteilte
Monopol ist anderen hinderlich. Deshalb
müssen um ihn von dem das Patent erteilenden
Gemeinwesen höhere Ansprüche gestellt werde».
Er hat nationale Pflichten.

Dieses kommt »ach der Ansicht des Ver¬
fassers in der dentschen Kesctzgcbnng, deren
Entwickelungsgang er zunnchsl vorfühi't und
die er mit derjenigen desAnslnndes, namentlich
Englnnds und Amerikas, vergleicht, nicht
genügend zum Ausdruck, was daher rühren
soll, daß bei der Ausarbeitung des dentschen
Patentwesens derVolkswirtschaftler — daSBnch
ist Gustav v. Schnivller gewidmet - völlig zu¬
rückgetreten ist n»d den ihm gebührenden Platz

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or. zur. F. Dumme, „Der Schlich tech¬
nischer Erfindungen als Erscheinungsform


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[0314] Maßgebliches und Unmaßgebliches Fünfzehn und mehr Ämter sind keine Selten¬ heit, und mich der Pastor ist diesem Beispiel gefolgt^ er antwortet nuf die Frage nach der Zahl seiner minder „zirka zlvölf", denn „man kann doch nicht täglich nachzählen". Mit köst¬ lichem Humor werden die tollen Streiche der heranwachsenden Ingend erzählt, wie sie dem Schwein Kümmel in den Trog gießt, das; es die tollsten Kapriolen macht. Wie lustige Ranken winden sich diese Episoden um den ernstenGrnndtvn deSBuches, das anch„Simon Knlpers Glück" heißen könnte. Denn dieses Glück ist fast sprichwörtlich geworden, »ut nur KülPerS Frau bemerkt hellseherisch die schlveren Schatten, die sich ans dies Glück hernbsenken. »ut wie dnSUnglück kommt.Schritt sürSchrill, mit unerbittlicher Konsequenz, und mit ihm der Niedergang des ganzen FischergeiverbeS, das ist mit so wuchtiger Meisterschaft geschildert, daß es die Seele aufrührt, wie der Sturm die Nordsee, deren Ämter die Helden des w, I. R, Romans sind. Wilhelm Mi'meh, der bekannte Pädagoge der Berliner Universität, hat seinen „Leuten von ehedem und was ihnen Passiert ist", einen neue» Band Novellen von eigentümlichem Reiz folgen lassen. „Seltsame Alltagsmenschen" < C. H, Bccksche Verlngsbnchhnndlnng, München, M, 8,50) hat er die Gestalten benannt, ans denen sein wohlwollender Blick geruht hat und deren Erleben er in feinen Zügen bor uns ansspinnt. Seltsam unter sie freilich um, diese innerlichen und deshalb eigenartigen Leute; aber Alltagsmenschen sind sie nur durch die Unscheinbarkeit der ihnen vom Schicksal zu¬ gewiesenen Rollen. Ein scharfsichtiger Menschen¬ kenner und Freund, der schlichte Größe im Geringen sieht und im versöhnenden Berstehen seinen Lohn sindet, war bei der Gestaltung dieses Buches n» der Arbeit. In behäbiger Ruhe, die dem Nachklang der angeschlagenen Töne freies Spiel gewährt, nimmt die Er¬ zählung ihren Verlauf, und n» der Wohltnt der Wirkung läßt sich die Tiefe des seelischen Gehalts der „seltsamen Alltagsmenschen" er¬ M. R. messen. Technik moderner Volkswirtschaft." Berlin, Otto Liebmnn». 8". 164 S. M. K.40. geb. M. 1, - . Die zweite Hälfte des Titels weist darauf hin, daß wir es hier nicht mit einem der nach der Ansicht des Verfassers schon Überreichtich bor- handenen Kommentare zur Patentgesetzgebniig zu tun haben; das kleine Werk soll vielmehr die Öffentlichkeit nuf Änderungen und Ver¬ vollständigung dieser Gesetzgebung vorbereiten, indem es die Ansichten des Verfassers über ^>weck und Ziel jedes Patentwesen» darlegt. Es ist also kein Znfnll, daß sein Erscheinen mit der Einbringung des zurzeit dem Reichs¬ tage vorliegenden KesotzentwnrfS über den A»sführnngszwang bon Patenten, der in den zugehörigen Erläuterungen als Vorläufer einer weitergehenden, grundsätzlichen Änderung dieses ganzen Zweiges der Gesetzgebung hin¬ gestellt wird, zeitlich zusammenfällt. Der leitende Gedanke ist: DaS Monopol wird dem Erfinder nicht als Belohnung für seine Tätig¬ keit, sondern im Interesse der nationalen Wirtschaft erteilt. Das Erfinden ist etwas durchaus anderes als jede andere geistige oder künstlerische Tätigkeit. Diese ist mit dem Niederschreiben des Gedankens, der Aus- führung des Bildwerkes, beendet, die Verviel¬ fältigung ist eine rein mechanische Arbeit; und weil nie zwei Menschen denselben Gedanken auf genau gleiche Art ausdrücken, denselben Gegenstand genau gleich darstellen, so hindert der dem Urheber erteilte Schutz a»es nicht andere an der freien Entfaltung ihrer Tätig¬ keit. Beim Erfinden dagegen folgt auf das Fassen und die Mitteilung des Gedankens noch, die Ausführung als wesentlicher Teil der Tätigkeit, und das dein Erfinder erteilte Monopol ist anderen hinderlich. Deshalb müssen um ihn von dem das Patent erteilenden Gemeinwesen höhere Ansprüche gestellt werde». Er hat nationale Pflichten. Dieses kommt »ach der Ansicht des Ver¬ fassers in der dentschen Kesctzgcbnng, deren Entwickelungsgang er zunnchsl vorfühi't und die er mit derjenigen desAnslnndes, namentlich Englnnds und Amerikas, vergleicht, nicht genügend zum Ausdruck, was daher rühren soll, daß bei der Ausarbeitung des dentschen Patentwesens derVolkswirtschaftler — daSBnch ist Gustav v. Schnivller gewidmet - völlig zu¬ rückgetreten ist n»d den ihm gebührenden Platz or. zur. F. Dumme, „Der Schlich tech¬ nischer Erfindungen als Erscheinungsform

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341893_317612/314>, abgerufen am 24.07.2024.