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Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Viertes Vierteljahr.

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Das Projekt einer deutschen Rommnnalbcmk

daß die Kreise zunächst nur Anschluß an die von den Städten geplante Städte¬
bank gesucht und es als selbstverständlich angesehen haben, daß in dieser bedeut¬
samen Angelegenheit den Großstädten die Führung überlassen bleiben müsse.
Es besteht kein Zweifel, daß nur einmütiges, auf die Förderung der wirtschaft¬
lichen Interessen der angeschlossenen Kommunen gerichtetes Wirken den gewünschten
Erfolg verbürgt und allein sowohl dem Staatswohl wie den Interessen der
städtischen und ländlichen Kreisangehörigen dienen kann. Sicherlich wird es
auch nicht schwer fallen, zu einer Einigung mit den Kommunen zu gelangen,
sobald die schwebende Vorfrage, mit welcher Stelle verhandelt werden soll, geklärt
ist und in gemeinsame sachliche Beratungen eingetreten sein wird.

Wie das genannte Rundschreiben weiter erkennen läßt, hat das Projekt bei den
Provinzialverwaltungen teilweise Zustimmung und Förderung, teilweise, namentlich
in: Westen, Widerspruch erfahren, der besonders von den Direktoren der rheini¬
schen und westfälischen Landesbank ausgeht. Namentlich der Direktor der
Landesbank der Rheinprovinz, Geheimer Regierungsrat Dr. Lohe, hat, wie die
Denkschrift ausführt, den Ausschuß mit einer Feindseligkeit angegriffen, wie sie
von keiner Seite auch nur annähernd zutage getreten ist, Er hat Ende Februar
ein gedrucktes Rundschreiben an die Landräte, Provinziallandtagsabgeord-
neten usw. der Rheinprovinz verbreitet und das Projekt der Begründung einer
deutschen Kommunalbank einer sehr scharfen Kritik unterzogen. In verschiedenen
Zeitungen erschienen Artikel, die den Gedankengang des Rundschreibens so genau
wiedergaben, daß sie vom Ausschuß direkt oder auch indirekt aus Herrn Dr.
Lohe zurückgeführt werden. Schließlich veröffentlichte er im "Bankarchiv" am
15. April und 1. Mai d. Is. eine auch in Sonderabdrücken verbreitete Streit¬
schrift, in welcher er die Angriffe in scharfer Form fortsetzte.

Eine Erwiderung auf das erste Rundschreiben, in der die Angriffe des
Herrn Dr. Lohe widerlegt worden, ist Mitte März in der Rheinprovinz ver¬
breitet worden, ihr Inhalt ist in den Hauptpunkten in dem ersten Artikel in
den "Grenzboten" wiedergegeben und besprochen worden; eine weitere Preßfehde
wird seitens des Ausschusses zunächst nicht für erforderlich gehalten. Dagegen
hat dieser sich über die Kampfesweise des Direktors der Landesbank bei dem Landes¬
hauptmann der Rheinprovinz beschwert. Letzterer hat darauf mitteilen lassen, daß
die Provinzialverwaltung diesen Angriffen sern stehe und sich neutral verhalte.

In anderen Formen und unter Betonung des Konkurrenzstandpunktes,
aber vorwiegend mit Verwertung der Argumente des Rundschreibens des Herrn
Dr. Lohe haben die Zentralinstitute von Westfalen und Schlesien gegen das
Unternehmen Stellung genommen. Dagegen haben die brandenburgische, die
pommersche und die westpreußische Provinzialverwaltung sich über das Projekt
sympathisch geäußert und sind zum Teil mit dem Komitee der Gründer der
Deutschen Kommunalbank in einleitende Verhandlungen eingetreten.

In dem Rundschreiben wird dann noch auf eine Reihe von Vorteilen hin¬
gewiesen, welche der Verkehr mit der Kommunalbank gegenüber den jetzigen


Das Projekt einer deutschen Rommnnalbcmk

daß die Kreise zunächst nur Anschluß an die von den Städten geplante Städte¬
bank gesucht und es als selbstverständlich angesehen haben, daß in dieser bedeut¬
samen Angelegenheit den Großstädten die Führung überlassen bleiben müsse.
Es besteht kein Zweifel, daß nur einmütiges, auf die Förderung der wirtschaft¬
lichen Interessen der angeschlossenen Kommunen gerichtetes Wirken den gewünschten
Erfolg verbürgt und allein sowohl dem Staatswohl wie den Interessen der
städtischen und ländlichen Kreisangehörigen dienen kann. Sicherlich wird es
auch nicht schwer fallen, zu einer Einigung mit den Kommunen zu gelangen,
sobald die schwebende Vorfrage, mit welcher Stelle verhandelt werden soll, geklärt
ist und in gemeinsame sachliche Beratungen eingetreten sein wird.

Wie das genannte Rundschreiben weiter erkennen läßt, hat das Projekt bei den
Provinzialverwaltungen teilweise Zustimmung und Förderung, teilweise, namentlich
in: Westen, Widerspruch erfahren, der besonders von den Direktoren der rheini¬
schen und westfälischen Landesbank ausgeht. Namentlich der Direktor der
Landesbank der Rheinprovinz, Geheimer Regierungsrat Dr. Lohe, hat, wie die
Denkschrift ausführt, den Ausschuß mit einer Feindseligkeit angegriffen, wie sie
von keiner Seite auch nur annähernd zutage getreten ist, Er hat Ende Februar
ein gedrucktes Rundschreiben an die Landräte, Provinziallandtagsabgeord-
neten usw. der Rheinprovinz verbreitet und das Projekt der Begründung einer
deutschen Kommunalbank einer sehr scharfen Kritik unterzogen. In verschiedenen
Zeitungen erschienen Artikel, die den Gedankengang des Rundschreibens so genau
wiedergaben, daß sie vom Ausschuß direkt oder auch indirekt aus Herrn Dr.
Lohe zurückgeführt werden. Schließlich veröffentlichte er im „Bankarchiv" am
15. April und 1. Mai d. Is. eine auch in Sonderabdrücken verbreitete Streit¬
schrift, in welcher er die Angriffe in scharfer Form fortsetzte.

Eine Erwiderung auf das erste Rundschreiben, in der die Angriffe des
Herrn Dr. Lohe widerlegt worden, ist Mitte März in der Rheinprovinz ver¬
breitet worden, ihr Inhalt ist in den Hauptpunkten in dem ersten Artikel in
den „Grenzboten" wiedergegeben und besprochen worden; eine weitere Preßfehde
wird seitens des Ausschusses zunächst nicht für erforderlich gehalten. Dagegen
hat dieser sich über die Kampfesweise des Direktors der Landesbank bei dem Landes¬
hauptmann der Rheinprovinz beschwert. Letzterer hat darauf mitteilen lassen, daß
die Provinzialverwaltung diesen Angriffen sern stehe und sich neutral verhalte.

In anderen Formen und unter Betonung des Konkurrenzstandpunktes,
aber vorwiegend mit Verwertung der Argumente des Rundschreibens des Herrn
Dr. Lohe haben die Zentralinstitute von Westfalen und Schlesien gegen das
Unternehmen Stellung genommen. Dagegen haben die brandenburgische, die
pommersche und die westpreußische Provinzialverwaltung sich über das Projekt
sympathisch geäußert und sind zum Teil mit dem Komitee der Gründer der
Deutschen Kommunalbank in einleitende Verhandlungen eingetreten.

In dem Rundschreiben wird dann noch auf eine Reihe von Vorteilen hin¬
gewiesen, welche der Verkehr mit der Kommunalbank gegenüber den jetzigen


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341891_316950/528>, abgerufen am 23.07.2024.