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Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Drittes Vierteljahr.

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Das Halt

Banka 15218, Biliton 4457, Australien 3398, die Stans settlements 50724,
Bolivia 8941. Im Jahre 1906 wurden um ganzen 98500 Tonnen Zinn in
der Welt erzeugt, wovon die Straits allein 59375 Tonnen lieferten. Dabei
wurde fast die Hälfte dieser ganzen Produktion allein von den Vereinigten
Staaten von Amerika absorbiert. Wie enorm die Gesamtproduktion und der
Gesamtverbrauch der Welt an Zinn (nach Tonnen bemessen) zwischen den
Jahren 1890 und 1906 zugenommen haben, ergibt sich aus folgender Zusammen¬
stellung :

1890 1893 1895 1897 19"" 1904 19"0
Produkiou 56700 68300 76200 71000 79300 94600 98500
Verbrauch 55700 56600 69600 70600 76 200 83000 ?

Nach dem Jahre 1906 ist der Weltverbrauch an Zinn sicher nicht sonderlich
mehr gestiegen, ja eher zurückgegangen, weil die Lage der Industrie bekanntlich
während der letzten Jahre eine recht gedrückte war. In nächster Zukunft ist
jedoch, weil zurzeit in der Metallindustrie wieder ein reger Geist herrscht, eine
erhebliche Zunahme des Weltkonsums an Zinn zu erwarten.

Interessant ist es nun zu sehen, wie der aus den hier gegebenen Zahlen
ersichtlichen Nachfrage gegenüber die Zinnpreise im Laufe der letzten zwanzig
Jahre gestiegen sind:

Für 100 Kilo Zinn wurden gezahlt
1891 bis 1895 Mark 171,3 1904 Mark 266,8
1896 " 1901 " 186,3 1905 " 303.8
1901 " 246,1 1906 " 383,0
1902 " 252,6 1907 " 365,8
1903 " 266,8 1908 " 285,4
1910 " 298,5

Mag NUN auch infolge der Krisis, welche die Metallindustrie in den letzten
Jahren durchzumachen hatte, der außerordentlich hohe Preis des Zinns nach
dem Jahre 1906 nicht mehr gestiegen, sondern gefallen sein, so ist doch im
großen und ganzen ein enormes Steigen desselben in den letzten Dezennien
nicht zu verkennen. Dabei wird sich voraussichtlich -- wie ich in folgendem
darlegen möchte -- die Nachfrage nach Zinn und damit der Preis nicht nur
in den nächsten Jahren, sondern auch in weiterer Zukunft noch ganz erheblich
erhöhen, ja, er wird bald schon ein so hoher sein, daß die Industrie gezwungen
sein wird, durch andere Metalle bezw. Legierungen oder auch durch organische
Stoffe das Zinn in verschiedenen ihrer Branchen zu ersetzen.

Betrachten wir mun'esse die Zinnerzlagerstätten der Welt in ihrer Gesamt¬
heit, so sehen wir, daß sie wohl ausnahmslos ursprünglich an den Granit und
eine aus ihm hervorgegangene Felsart, den sogenannten Greisen, sowie auch
an gewisse Quarzporphyre gebunden gewesen sind, also nur um geologisch sehr
alte Gesteine. In erstgenannten beiden Felsarten kommt das Zinnerz, der ans
Zinnoxyd oder vielmehr Zinndioxyd bestehende Zinnstein, am häufigsten ein-


Das Halt

Banka 15218, Biliton 4457, Australien 3398, die Stans settlements 50724,
Bolivia 8941. Im Jahre 1906 wurden um ganzen 98500 Tonnen Zinn in
der Welt erzeugt, wovon die Straits allein 59375 Tonnen lieferten. Dabei
wurde fast die Hälfte dieser ganzen Produktion allein von den Vereinigten
Staaten von Amerika absorbiert. Wie enorm die Gesamtproduktion und der
Gesamtverbrauch der Welt an Zinn (nach Tonnen bemessen) zwischen den
Jahren 1890 und 1906 zugenommen haben, ergibt sich aus folgender Zusammen¬
stellung :

1890 1893 1895 1897 19»» 1904 19»0
Produkiou 56700 68300 76200 71000 79300 94600 98500
Verbrauch 55700 56600 69600 70600 76 200 83000 ?

Nach dem Jahre 1906 ist der Weltverbrauch an Zinn sicher nicht sonderlich
mehr gestiegen, ja eher zurückgegangen, weil die Lage der Industrie bekanntlich
während der letzten Jahre eine recht gedrückte war. In nächster Zukunft ist
jedoch, weil zurzeit in der Metallindustrie wieder ein reger Geist herrscht, eine
erhebliche Zunahme des Weltkonsums an Zinn zu erwarten.

Interessant ist es nun zu sehen, wie der aus den hier gegebenen Zahlen
ersichtlichen Nachfrage gegenüber die Zinnpreise im Laufe der letzten zwanzig
Jahre gestiegen sind:

Für 100 Kilo Zinn wurden gezahlt
1891 bis 1895 Mark 171,3 1904 Mark 266,8
1896 „ 1901 „ 186,3 1905 „ 303.8
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1902 „ 252,6 1907 „ 365,8
1903 „ 266,8 1908 „ 285,4
1910 „ 298,5

Mag NUN auch infolge der Krisis, welche die Metallindustrie in den letzten
Jahren durchzumachen hatte, der außerordentlich hohe Preis des Zinns nach
dem Jahre 1906 nicht mehr gestiegen, sondern gefallen sein, so ist doch im
großen und ganzen ein enormes Steigen desselben in den letzten Dezennien
nicht zu verkennen. Dabei wird sich voraussichtlich — wie ich in folgendem
darlegen möchte — die Nachfrage nach Zinn und damit der Preis nicht nur
in den nächsten Jahren, sondern auch in weiterer Zukunft noch ganz erheblich
erhöhen, ja, er wird bald schon ein so hoher sein, daß die Industrie gezwungen
sein wird, durch andere Metalle bezw. Legierungen oder auch durch organische
Stoffe das Zinn in verschiedenen ihrer Branchen zu ersetzen.

Betrachten wir mun'esse die Zinnerzlagerstätten der Welt in ihrer Gesamt¬
heit, so sehen wir, daß sie wohl ausnahmslos ursprünglich an den Granit und
eine aus ihm hervorgegangene Felsart, den sogenannten Greisen, sowie auch
an gewisse Quarzporphyre gebunden gewesen sind, also nur um geologisch sehr
alte Gesteine. In erstgenannten beiden Felsarten kommt das Zinnerz, der ans
Zinnoxyd oder vielmehr Zinndioxyd bestehende Zinnstein, am häufigsten ein-


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[0528] Das Halt Banka 15218, Biliton 4457, Australien 3398, die Stans settlements 50724, Bolivia 8941. Im Jahre 1906 wurden um ganzen 98500 Tonnen Zinn in der Welt erzeugt, wovon die Straits allein 59375 Tonnen lieferten. Dabei wurde fast die Hälfte dieser ganzen Produktion allein von den Vereinigten Staaten von Amerika absorbiert. Wie enorm die Gesamtproduktion und der Gesamtverbrauch der Welt an Zinn (nach Tonnen bemessen) zwischen den Jahren 1890 und 1906 zugenommen haben, ergibt sich aus folgender Zusammen¬ stellung : 1890 1893 1895 1897 19»» 1904 19»0 Produkiou 56700 68300 76200 71000 79300 94600 98500 Verbrauch 55700 56600 69600 70600 76 200 83000 ? Nach dem Jahre 1906 ist der Weltverbrauch an Zinn sicher nicht sonderlich mehr gestiegen, ja eher zurückgegangen, weil die Lage der Industrie bekanntlich während der letzten Jahre eine recht gedrückte war. In nächster Zukunft ist jedoch, weil zurzeit in der Metallindustrie wieder ein reger Geist herrscht, eine erhebliche Zunahme des Weltkonsums an Zinn zu erwarten. Interessant ist es nun zu sehen, wie der aus den hier gegebenen Zahlen ersichtlichen Nachfrage gegenüber die Zinnpreise im Laufe der letzten zwanzig Jahre gestiegen sind: Für 100 Kilo Zinn wurden gezahlt 1891 bis 1895 Mark 171,3 1904 Mark 266,8 1896 „ 1901 „ 186,3 1905 „ 303.8 1901 „ 246,1 1906 „ 383,0 1902 „ 252,6 1907 „ 365,8 1903 „ 266,8 1908 „ 285,4 1910 „ 298,5 Mag NUN auch infolge der Krisis, welche die Metallindustrie in den letzten Jahren durchzumachen hatte, der außerordentlich hohe Preis des Zinns nach dem Jahre 1906 nicht mehr gestiegen, sondern gefallen sein, so ist doch im großen und ganzen ein enormes Steigen desselben in den letzten Dezennien nicht zu verkennen. Dabei wird sich voraussichtlich — wie ich in folgendem darlegen möchte — die Nachfrage nach Zinn und damit der Preis nicht nur in den nächsten Jahren, sondern auch in weiterer Zukunft noch ganz erheblich erhöhen, ja, er wird bald schon ein so hoher sein, daß die Industrie gezwungen sein wird, durch andere Metalle bezw. Legierungen oder auch durch organische Stoffe das Zinn in verschiedenen ihrer Branchen zu ersetzen. Betrachten wir mun'esse die Zinnerzlagerstätten der Welt in ihrer Gesamt¬ heit, so sehen wir, daß sie wohl ausnahmslos ursprünglich an den Granit und eine aus ihm hervorgegangene Felsart, den sogenannten Greisen, sowie auch an gewisse Quarzporphyre gebunden gewesen sind, also nur um geologisch sehr alte Gesteine. In erstgenannten beiden Felsarten kommt das Zinnerz, der ans Zinnoxyd oder vielmehr Zinndioxyd bestehende Zinnstein, am häufigsten ein-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341891_316288/528>, abgerufen am 23.07.2024.