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Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Drittes Vierteljahr.

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Die Deutsche Komnmnalbank

beschlossen, die Verhandlungen und die dabei gemachten Vorschläge dem Vor¬
stande des deutschen Städtetages zur Prüfung und weiteren Veranlassung zu
überweisen. Der Vorstand hatte zu diesem Zweck eine besondere Kommission
gewählt. Diese Vorgänge regten in den Kreisen und kleineren Kommunen den
Wunsch an, auch für sich eine Verbesserung des Kommunalkredits zu erstreben.

Der Wunsch wurde auch dadurch verstärkt, weil in der Literatur mehrfach
davon die Rede war, daß die Kreditorganisation auf die Städte beschränkt und
die anderen Kommunen davon ausgeschlossen bleiben sollten. Von einer Seite
wurde sogar eine Beschränkung auf die Städte über fünfzigtausend Einwohner
vorgeschlagen. In: Februar 1909 trat ein Komitee von preußischen Landräten
zusammen, die in ihrer Eigenschaft als Leiter von Kreiskommunalverbänden die
Verbesserung des Kommunalkredits für die Kreise und die kreisangehörigen
Kommunen in nähere Erwägung nahmen. Das Komitee gelangte zu der Über¬
zeugung, daß die Gründung einer allgemeinen kommunalen Kreditanstalt allen
Kommunen größere Vorteile bringen müsse, als verschiedene Sonderinstitute, den
Städten insbesondere dadurch, daß der Kreditanstalt ein regelmäßiger Kunden¬
kreis gesichert würde, der die bisher zweifelhaften Fragen der Zwangsverpflichtung
und Solidarhaft in zweckmäßiger Weise zu lösen geeignet sei. Zugleich ergab
A). daß es vorteilhaft sein müsse, die ebenfalls seit etwa fünfzehn Jahren von
den deutschen Sparkassen verfolgten Bestrebungen nach Schaffung eines Zentral¬
instituts für die mannigfachen Zwecke des Geldausgleichs. Übertragbarkeitsverkehrs
und Giroverkehrs mit der Verbesserung des Kommunalkredits in Zusammenhang
Zu bringen.

Eine solche Verbindung war bereits in den auf Veranlassung des Deutschen
Sparkassenverbandes ausgearbeiteten und in Ur. 417 der Zeitschrift "Die
Sparkasse" vom 15. Juli 1899 veröffentlichten Grundzügen für ein Zentral-
mstitut der Sparkassen vorgesehen. Der Wunsch nach einer Sparkassen-Zentrale
hat einen Antrieb erhalten durch die Einrichtung des Sächsischen Giroverbandes,
an dessen Spitze Bürgermeister Dr. Eberle in Rossen steht, und durch die Mit¬
gliederversammlung des Deutschen Sparkassenverbandes von: 4. Dezember 1909,
in der beschlossen wurde, auf die Einführung des Giroverkehrs nach sächsischem
Muster bei allen deutschen Sparkassen hinzuwirken.

Aus diesen Erwägungen erwuchs der Plan der Deutschen Kommunalbank.
Unter Beteiligung aller Kommune-?, die eine Beteiligung wünschen, soll sie den Geld¬
interessen aller Kommunen und ihrer Anstalten zu dienen bestimmt sein und
den kommunalen Finanzen in ähnlicher Weise als Stütze und Vertreterin auf
dem Geldmarkt zur Seite stehen, wie die Kreditbanken den Interessen des
Großhandels und der Industrie, die Preußische Seehandlung den Interessen
der preußischen Staatsfinanzen, die Preußische Zeutralgeuossenschaftskasse den
Interessen der Genossenschaften.

Das Konntee der Landkreise wählte im Juni 1909 einen geschäftsführenden
Ausschuß zum weiteren Ausbau dieses Planes. Der Ausschuß hielt es für


Die Deutsche Komnmnalbank

beschlossen, die Verhandlungen und die dabei gemachten Vorschläge dem Vor¬
stande des deutschen Städtetages zur Prüfung und weiteren Veranlassung zu
überweisen. Der Vorstand hatte zu diesem Zweck eine besondere Kommission
gewählt. Diese Vorgänge regten in den Kreisen und kleineren Kommunen den
Wunsch an, auch für sich eine Verbesserung des Kommunalkredits zu erstreben.

Der Wunsch wurde auch dadurch verstärkt, weil in der Literatur mehrfach
davon die Rede war, daß die Kreditorganisation auf die Städte beschränkt und
die anderen Kommunen davon ausgeschlossen bleiben sollten. Von einer Seite
wurde sogar eine Beschränkung auf die Städte über fünfzigtausend Einwohner
vorgeschlagen. In: Februar 1909 trat ein Komitee von preußischen Landräten
zusammen, die in ihrer Eigenschaft als Leiter von Kreiskommunalverbänden die
Verbesserung des Kommunalkredits für die Kreise und die kreisangehörigen
Kommunen in nähere Erwägung nahmen. Das Komitee gelangte zu der Über¬
zeugung, daß die Gründung einer allgemeinen kommunalen Kreditanstalt allen
Kommunen größere Vorteile bringen müsse, als verschiedene Sonderinstitute, den
Städten insbesondere dadurch, daß der Kreditanstalt ein regelmäßiger Kunden¬
kreis gesichert würde, der die bisher zweifelhaften Fragen der Zwangsverpflichtung
und Solidarhaft in zweckmäßiger Weise zu lösen geeignet sei. Zugleich ergab
A). daß es vorteilhaft sein müsse, die ebenfalls seit etwa fünfzehn Jahren von
den deutschen Sparkassen verfolgten Bestrebungen nach Schaffung eines Zentral¬
instituts für die mannigfachen Zwecke des Geldausgleichs. Übertragbarkeitsverkehrs
und Giroverkehrs mit der Verbesserung des Kommunalkredits in Zusammenhang
Zu bringen.

Eine solche Verbindung war bereits in den auf Veranlassung des Deutschen
Sparkassenverbandes ausgearbeiteten und in Ur. 417 der Zeitschrift „Die
Sparkasse" vom 15. Juli 1899 veröffentlichten Grundzügen für ein Zentral-
mstitut der Sparkassen vorgesehen. Der Wunsch nach einer Sparkassen-Zentrale
hat einen Antrieb erhalten durch die Einrichtung des Sächsischen Giroverbandes,
an dessen Spitze Bürgermeister Dr. Eberle in Rossen steht, und durch die Mit¬
gliederversammlung des Deutschen Sparkassenverbandes von: 4. Dezember 1909,
in der beschlossen wurde, auf die Einführung des Giroverkehrs nach sächsischem
Muster bei allen deutschen Sparkassen hinzuwirken.

Aus diesen Erwägungen erwuchs der Plan der Deutschen Kommunalbank.
Unter Beteiligung aller Kommune-?, die eine Beteiligung wünschen, soll sie den Geld¬
interessen aller Kommunen und ihrer Anstalten zu dienen bestimmt sein und
den kommunalen Finanzen in ähnlicher Weise als Stütze und Vertreterin auf
dem Geldmarkt zur Seite stehen, wie die Kreditbanken den Interessen des
Großhandels und der Industrie, die Preußische Seehandlung den Interessen
der preußischen Staatsfinanzen, die Preußische Zeutralgeuossenschaftskasse den
Interessen der Genossenschaften.

Das Konntee der Landkreise wählte im Juni 1909 einen geschäftsführenden
Ausschuß zum weiteren Ausbau dieses Planes. Der Ausschuß hielt es für


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341891_316288/281>, abgerufen am 23.07.2024.