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Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Erstes Vierteljahr.

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Deutsche Romane

je nach ihrer Besonderheit als Schöpfungen Gottes kennen, fürchten und lieben
lernen. Es weht freie und starke Bergluft in dein schönen Werk."

Ricarda Huch hat eine Erzählung in Briefen "Der letzte Sommer (Stutt¬
gart und Leipzig, Deutsche Verlagsanstalt) geschrieben. Ein junger Angehöriger der
russischen Revolutionspartei gelangt als Privatsekretär auf das Landgut des
Gouverneurs, der in einen: Prozeß gegen gefangene Kommilitonen den Vorsitz
führt. Der Auftrag des jungen Mannes, den die Angst der Gouverneursfrau
zum Schutze des bedrohten Gatten aufgenommen hat, ist es, den verhaßten Mann
aus dem Leben schaffen. Briefe gehen hin und her, zwischen der Familie des
Beamten und ihren Angehörigen in der Stadt, zwischen dem Verräter und einem
Freunde und Mitschwörcr. Der junge Lju umstrickt alle, den Sohn wie die
Töchter des Hauses, aber auch ihn selbst umfängt es mit feinen Fäden, ihn
selbst ergreift das innige Familienleben, zumal die Liebe der Gouverueuriu zu
ihrem Mann und das ganze gütige, väterliche Wesen des im Dienst strengen
Beamten. Aber sein Auftrag muß erfüllt werden und wird erfüllt mit dem
ganzen Raffinement, das wir aus der Geschichte des russischen Terrors kennen.
Und wir lesen den letzten Brief, den der Gouverneur aus dein nun ganz ein¬
samen Hause an die Kinder schreibt, während die Fran hinter ihm steht, und
der abbricht bei dein ersten Buchstaben seines Namens, weil, wie wir wissen,
bei dem Druck auf diese Letter der Schreibmaschine das Höllenwerk, das sie
birgt, sich entzündet. Nichts von den tiefern Untergründen der Revolution und
ihrer Gegnerschaft wird hier gegeben, nur ein in blassen Herbstfarben gemaltes
Abschiedsbild, lyrisch gefärbt und wohl mit Absicht nirgends bis zu tiefer
Charakteristik durchgeführt, sondern eben nur hingestellt als' ein letzter Ausklang
eines Glücks, das sich innerhalb gärender politischer Kämpfe nicht behaupten darf.

Fast so fremdartig, wie diese Erzählung, die in Rußland spielt, ihrem
Milieu nach auf uns wirkt und wirken soll, wirkt auch Thomas Manns neuer
Roman "Königliche Hoheit" (Berlin, S. Fischer) -- freilich nicht durch die darin
geschilderten Persönlichkeiten und Zustände. Denn er spielt an einem mittleren
deutschen Fürstenhöfe in Verhältnissen, die keineswegs aus den: Rahmen des
Gewöhnlichen heraustreten, es sei denn im Augenblick, da die reiche amerikanische
Erbin nicht nur die Gemahlin, sondern die ebenbürtige Gemahlin des Tron-
folgers wird: die Fremdartigkeit des Ganzen liegt vielmehr in der besondern
Art Mannscher Darstellung. Ich sage "Mannscher", weil auch Heinrich Mann
diesen Hauch und (ich leugne es nicht) Reiz des Fremdartigen aufweist, freilich
in greller Überleuchtung durch ein leidenschaftlich suchendes Temperament, während
bei Thomas Mann eine unbefriedigte Kühle die Farben ein wenig bleiern macht.
Diese Kühle wohnte, wenn man scharf zusah, schon in den "Buddenbrooks",
einem außergewöhnlichen und mit Recht berühmt gewordnen Werk, an dessen
Haltbarkeit ich freilich nicht glaube, denn schon hier war nichts mit wirklicher
Liebe umfangen, schou hier erwies sich, daß Thomas Mann keine seiner Gestalten
mit dem Herzen hielt, daß er vielmehr ihnen allen mit einer leisen Fremdheit
gegenüberstand, die sich nicht selten bis zur Ironie steigerte. Man braucht uicht
einmal bis zu Raabe, Keller und Fontane emporzusteigendes genügt, die Gestalten
der in ihrer (dein Realismus gegenüber) weltfremden Art ein wenig verwandten
Ricarda Huch (etwa im "Ursleü") heranzuziehen, um das Gegenbild zu haben --
warme Anschließung fremdartiger Gestalten. Diese Ironie steigerte sich in spätern
novellistischen Werken Manns nicht selten bis zur Blasiertheit; die monture
Kühle erstarrte völlig und sog deu sich bewegenden Gestalten das Leben aus.
Nun kann man vom Apfelbaum keine Birnen verlangen und muß bis zu einem


Grenzboten I 1910 6
Deutsche Romane

je nach ihrer Besonderheit als Schöpfungen Gottes kennen, fürchten und lieben
lernen. Es weht freie und starke Bergluft in dein schönen Werk."

Ricarda Huch hat eine Erzählung in Briefen „Der letzte Sommer (Stutt¬
gart und Leipzig, Deutsche Verlagsanstalt) geschrieben. Ein junger Angehöriger der
russischen Revolutionspartei gelangt als Privatsekretär auf das Landgut des
Gouverneurs, der in einen: Prozeß gegen gefangene Kommilitonen den Vorsitz
führt. Der Auftrag des jungen Mannes, den die Angst der Gouverneursfrau
zum Schutze des bedrohten Gatten aufgenommen hat, ist es, den verhaßten Mann
aus dem Leben schaffen. Briefe gehen hin und her, zwischen der Familie des
Beamten und ihren Angehörigen in der Stadt, zwischen dem Verräter und einem
Freunde und Mitschwörcr. Der junge Lju umstrickt alle, den Sohn wie die
Töchter des Hauses, aber auch ihn selbst umfängt es mit feinen Fäden, ihn
selbst ergreift das innige Familienleben, zumal die Liebe der Gouverueuriu zu
ihrem Mann und das ganze gütige, väterliche Wesen des im Dienst strengen
Beamten. Aber sein Auftrag muß erfüllt werden und wird erfüllt mit dem
ganzen Raffinement, das wir aus der Geschichte des russischen Terrors kennen.
Und wir lesen den letzten Brief, den der Gouverneur aus dein nun ganz ein¬
samen Hause an die Kinder schreibt, während die Fran hinter ihm steht, und
der abbricht bei dein ersten Buchstaben seines Namens, weil, wie wir wissen,
bei dem Druck auf diese Letter der Schreibmaschine das Höllenwerk, das sie
birgt, sich entzündet. Nichts von den tiefern Untergründen der Revolution und
ihrer Gegnerschaft wird hier gegeben, nur ein in blassen Herbstfarben gemaltes
Abschiedsbild, lyrisch gefärbt und wohl mit Absicht nirgends bis zu tiefer
Charakteristik durchgeführt, sondern eben nur hingestellt als' ein letzter Ausklang
eines Glücks, das sich innerhalb gärender politischer Kämpfe nicht behaupten darf.

Fast so fremdartig, wie diese Erzählung, die in Rußland spielt, ihrem
Milieu nach auf uns wirkt und wirken soll, wirkt auch Thomas Manns neuer
Roman „Königliche Hoheit" (Berlin, S. Fischer) — freilich nicht durch die darin
geschilderten Persönlichkeiten und Zustände. Denn er spielt an einem mittleren
deutschen Fürstenhöfe in Verhältnissen, die keineswegs aus den: Rahmen des
Gewöhnlichen heraustreten, es sei denn im Augenblick, da die reiche amerikanische
Erbin nicht nur die Gemahlin, sondern die ebenbürtige Gemahlin des Tron-
folgers wird: die Fremdartigkeit des Ganzen liegt vielmehr in der besondern
Art Mannscher Darstellung. Ich sage „Mannscher", weil auch Heinrich Mann
diesen Hauch und (ich leugne es nicht) Reiz des Fremdartigen aufweist, freilich
in greller Überleuchtung durch ein leidenschaftlich suchendes Temperament, während
bei Thomas Mann eine unbefriedigte Kühle die Farben ein wenig bleiern macht.
Diese Kühle wohnte, wenn man scharf zusah, schon in den „Buddenbrooks",
einem außergewöhnlichen und mit Recht berühmt gewordnen Werk, an dessen
Haltbarkeit ich freilich nicht glaube, denn schon hier war nichts mit wirklicher
Liebe umfangen, schou hier erwies sich, daß Thomas Mann keine seiner Gestalten
mit dem Herzen hielt, daß er vielmehr ihnen allen mit einer leisen Fremdheit
gegenüberstand, die sich nicht selten bis zur Ironie steigerte. Man braucht uicht
einmal bis zu Raabe, Keller und Fontane emporzusteigendes genügt, die Gestalten
der in ihrer (dein Realismus gegenüber) weltfremden Art ein wenig verwandten
Ricarda Huch (etwa im „Ursleü") heranzuziehen, um das Gegenbild zu haben —
warme Anschließung fremdartiger Gestalten. Diese Ironie steigerte sich in spätern
novellistischen Werken Manns nicht selten bis zur Blasiertheit; die monture
Kühle erstarrte völlig und sog deu sich bewegenden Gestalten das Leben aus.
Nun kann man vom Apfelbaum keine Birnen verlangen und muß bis zu einem


Grenzboten I 1910 6
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341891_314996/69>, abgerufen am 22.12.2024.