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Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Erstes Vierteljahr.

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Zwei INenschcn der Nrz^'it

Magnon bei Tayac in der Dordogne), die sich im jüngeren Diluvium von Mentone
bis nach Mähren erstreckt und ihre Überreste in verschiedenen Stämmen Nord¬
afrikas hinterlassen hat. Man darf jetzt bereits als ziemlich sicher annehmen,
daß der rlomo /mriAnacen8i8 einen der Vorfahren der Cro-Magnon-Rasse
darstellt, die dann ein Mischprodukt mit den Neandertalern wäre. Woher die
neue Bevölkerung kam, wer vermöchte es zu sagen? Die eine Möglichkeit
wäre von Osten her, die andere über Nordafrika. Die Cro-Magnon-Rasse, in
Verbindung mit der Grimaldi-Nasse (benannt nach den Funden in den
Grimaldigrotten bei Mentone, auch italienischer Boden), war noch zur
Magdalenienzeit (zirka 25 000 bis 15 000 v. Chr.) in Europa und zeitigte
in dieser letzten Eiszeit jene eigenartige Kultur, die uns so auffallend hübsche
Zeichnungen ans Renntierknochen und jene originellen Frauenfigürchen hinterlassen
hat, wie sie Piette bei Brafsempouy fand. Schon ans den Beigaben des ttomo
^uriAnacen8l3 läßt sich die kulturelle Weiterentwicklung erkennen. Wir haben es
hier zweifelsohne mit einer Bestattung zu tun; die Beine der Leiche -- es mochte
ein etwa 50 Jahre alter Mann gewesen sein -- sind leicht angezogen, so daß die
Lage schon flüchtig um die Hockergräberstellnng erinnert. Besonders interessant
ist aber, daß um den Kopf sich 18 durchbohrte Schneckengehäuse fanden, die
wohl ehedem zu einer Halskette oder einem Kopfschmuck verbunden waren. Das
Cro-Magnon-Skelett der Höhle von Mentone hatte beispielsweise einen Kopfputz
von 200 solchen Schneckengehäusen und 12 Hirschzähnen, aus denen ehedem
wohl eine netzartige Kopfbedeckung gearbeitet worden war. Außerdem fanden
sich beim Homo ^uriZnac:en8i8 an der rechten Kopfseite Kratzer und Schaber,
am rechten Oberschenkel 2 große Schaber, am rechten Unterschenkel 5 ähnliche
Stcingeräte und an den Füßen 2 Steinkeile. Wohl aus den oberen Schichte"
(Lolutreen) stammen 10 Steingeräte, die verschiedene Typen aufweisen.

Herrn Häuser gebührt besonderer Dank, daß er trotz weit höheren
Angebotes seitens Amerika? dafür sorgte, daß diese Funde ersten Ranges
Deutschland zugefallen sind.




Zwei INenschcn der Nrz^'it

Magnon bei Tayac in der Dordogne), die sich im jüngeren Diluvium von Mentone
bis nach Mähren erstreckt und ihre Überreste in verschiedenen Stämmen Nord¬
afrikas hinterlassen hat. Man darf jetzt bereits als ziemlich sicher annehmen,
daß der rlomo /mriAnacen8i8 einen der Vorfahren der Cro-Magnon-Rasse
darstellt, die dann ein Mischprodukt mit den Neandertalern wäre. Woher die
neue Bevölkerung kam, wer vermöchte es zu sagen? Die eine Möglichkeit
wäre von Osten her, die andere über Nordafrika. Die Cro-Magnon-Rasse, in
Verbindung mit der Grimaldi-Nasse (benannt nach den Funden in den
Grimaldigrotten bei Mentone, auch italienischer Boden), war noch zur
Magdalenienzeit (zirka 25 000 bis 15 000 v. Chr.) in Europa und zeitigte
in dieser letzten Eiszeit jene eigenartige Kultur, die uns so auffallend hübsche
Zeichnungen ans Renntierknochen und jene originellen Frauenfigürchen hinterlassen
hat, wie sie Piette bei Brafsempouy fand. Schon ans den Beigaben des ttomo
^uriAnacen8l3 läßt sich die kulturelle Weiterentwicklung erkennen. Wir haben es
hier zweifelsohne mit einer Bestattung zu tun; die Beine der Leiche — es mochte
ein etwa 50 Jahre alter Mann gewesen sein — sind leicht angezogen, so daß die
Lage schon flüchtig um die Hockergräberstellnng erinnert. Besonders interessant
ist aber, daß um den Kopf sich 18 durchbohrte Schneckengehäuse fanden, die
wohl ehedem zu einer Halskette oder einem Kopfschmuck verbunden waren. Das
Cro-Magnon-Skelett der Höhle von Mentone hatte beispielsweise einen Kopfputz
von 200 solchen Schneckengehäusen und 12 Hirschzähnen, aus denen ehedem
wohl eine netzartige Kopfbedeckung gearbeitet worden war. Außerdem fanden
sich beim Homo ^uriZnac:en8i8 an der rechten Kopfseite Kratzer und Schaber,
am rechten Oberschenkel 2 große Schaber, am rechten Unterschenkel 5 ähnliche
Stcingeräte und an den Füßen 2 Steinkeile. Wohl aus den oberen Schichte»
(Lolutreen) stammen 10 Steingeräte, die verschiedene Typen aufweisen.

Herrn Häuser gebührt besonderer Dank, daß er trotz weit höheren
Angebotes seitens Amerika? dafür sorgte, daß diese Funde ersten Ranges
Deutschland zugefallen sind.




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[0563] Zwei INenschcn der Nrz^'it Magnon bei Tayac in der Dordogne), die sich im jüngeren Diluvium von Mentone bis nach Mähren erstreckt und ihre Überreste in verschiedenen Stämmen Nord¬ afrikas hinterlassen hat. Man darf jetzt bereits als ziemlich sicher annehmen, daß der rlomo /mriAnacen8i8 einen der Vorfahren der Cro-Magnon-Rasse darstellt, die dann ein Mischprodukt mit den Neandertalern wäre. Woher die neue Bevölkerung kam, wer vermöchte es zu sagen? Die eine Möglichkeit wäre von Osten her, die andere über Nordafrika. Die Cro-Magnon-Rasse, in Verbindung mit der Grimaldi-Nasse (benannt nach den Funden in den Grimaldigrotten bei Mentone, auch italienischer Boden), war noch zur Magdalenienzeit (zirka 25 000 bis 15 000 v. Chr.) in Europa und zeitigte in dieser letzten Eiszeit jene eigenartige Kultur, die uns so auffallend hübsche Zeichnungen ans Renntierknochen und jene originellen Frauenfigürchen hinterlassen hat, wie sie Piette bei Brafsempouy fand. Schon ans den Beigaben des ttomo ^uriAnacen8l3 läßt sich die kulturelle Weiterentwicklung erkennen. Wir haben es hier zweifelsohne mit einer Bestattung zu tun; die Beine der Leiche — es mochte ein etwa 50 Jahre alter Mann gewesen sein — sind leicht angezogen, so daß die Lage schon flüchtig um die Hockergräberstellnng erinnert. Besonders interessant ist aber, daß um den Kopf sich 18 durchbohrte Schneckengehäuse fanden, die wohl ehedem zu einer Halskette oder einem Kopfschmuck verbunden waren. Das Cro-Magnon-Skelett der Höhle von Mentone hatte beispielsweise einen Kopfputz von 200 solchen Schneckengehäusen und 12 Hirschzähnen, aus denen ehedem wohl eine netzartige Kopfbedeckung gearbeitet worden war. Außerdem fanden sich beim Homo ^uriZnac:en8i8 an der rechten Kopfseite Kratzer und Schaber, am rechten Oberschenkel 2 große Schaber, am rechten Unterschenkel 5 ähnliche Stcingeräte und an den Füßen 2 Steinkeile. Wohl aus den oberen Schichte» (Lolutreen) stammen 10 Steingeräte, die verschiedene Typen aufweisen. Herrn Häuser gebührt besonderer Dank, daß er trotz weit höheren Angebotes seitens Amerika? dafür sorgte, daß diese Funde ersten Ranges Deutschland zugefallen sind.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341891_314996/563>, abgerufen am 22.12.2024.