Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Maßgebliches und Unmaßgebliches

Führerarbeit verrichten. Im Gegensatz zu den Pessimisten geht Kindermann mit
einem alle Widerstände überwindenden Optimismus ans Werk:

"Werden wir uns der Größe und Schönheit unserer Zeit so recht bewußt,
um dadurch zu energischem Schaffen angespornt zu werden." "Ist auch niemals
ein unbedingtes Gleichgewicht und Glück zu gewinnen, keine Zeit hat der Reife
sich so genähert, 'wie die unsrige, und läßt uns so hoffnungsvoll, wie diese, in
die Zukunft blicken."

Anders als die Demagogen und Herrenmenschen steht der moderne Führer
als erster unter Gleichen zwischen seinen Volksgenossen. Er ist nicht ausschließlich
aus den oberen Kreisen hervorgegangen. Durchaus nicht. Auch im schlichten
Kleide einer Hausmutter, eines Werkmeisters, eines Oberarbeiters finden wir nicht
selten die Eigenschaften moderner Führer.

Was Kindermann unter einem Führer versteht, was organisatorischer Takt
und moderne gegliederte Gesamtüberzeugung sind und welche Fragen bei der Er¬
ziehung zur leitenden Arbeit hauptsächlich in Betracht kommen, hat der Verfasser
im allgemeinen Teil seines Werkes dargelegt, dessen Lektüre reiche Anregung bietet.
Aber auch im einzelnen giebt es kaum eine Frage des modernen Lebens, die der
Verfasser nicht erwähnte und zu der er nicht Stellung nähme.

Ans der Überfülle wollen wir einige Punkte herausgreifen: WissenschaftlicheZiele.

"Die Hochschulen z. B. dürften sich eine neuzeitliche Organisation geben, die unter
anderem den Privatdozenten mehr aktive Teilnahme am Leben der Hochschule und nach Be¬
währung ihrer Leistungen mehr materielle Sicherstellung gewährt; unwürdige Zustände
herrschen hier teilweise. Man sollte ferner viel weniger Gewicht auf staatliche Orden und
Titel legen. Wir sind für ein enges Zusammenwirken von Wissenschaft und Staat, aber
unter der Idee voller Gleichberechtigung. Unsere höchsten Zierden sind die Liebe und das
Vertrauen unserer Hörer, unseres Volkes, der Kulturwelt. Die Fachschulen sollten ihre
Hörer mit mehr Allgemeinbildung neben der Berufsbildung ausstatten." "Eine einseitige
Fachbildung verführt zu Spezialistentum, Banausentum, Egoistentum."

Von besonderem Interesse ist, was der Verfasser als Nationvlökonom an
einer Landwirtschaftlichen Hochschule über die Landwirtschaft sagt:

"Wegen der Preisnot und Leutenot und der geringeren Fähigkeit zur Selbsthilfe hat
die Landwirtschaft -- in maßvollen Grenzen -- etwas erhöhten Anspruch auf Schutz; in
einer ausreifenden Zeit mit gewaltigem Ansteigen von Industrie und Handel, wie die
unsrige, ist sie am meisten in Gefahr der Rückbildung. Ein Volk, das nur noch Trümmer
von ihr besitzt, ist unweigerlich zum Untergang verurteilt, wie ein Mensch, der seine
natürliche Grundlage untergräbt. Durch den Bund der Landwirte sind zweifellos die
Interessen des Großgrundbesitzers übertrieben durchgesetzt -- das hat die Neichsfinanzreform
von 1S09 bewiesen -- und deshalb ist mit Recht der Hansabund gegründet worden.
Bewahren wir uns aber vor der Unterschätzung der Landwirtschaft; wie eine Religion,
so läßt eine Landwirtschaft in einer hohen Kulturzeit nicht neu sich erzeugen. Ein jeder
Bauer auf eigner Scholle ist ein gewaltiger Wertfaktor; was gäbe England heute um einige
Millionen davon!"

Zum Schluß seines Werkes würdigt Kindermann das Wirken des Führers
im Beruf, in der Familie und im geselligen Kreise. Wirkliche Freunde kann man
als Führer nur sehr wenige haben. In der Jugend erwirbt man als werdender
Führer noch leicht Freunde.

"Wir wollen uns also in der Jugend einen so köstlichen Schatz zu sichern suchen und
ihn treu durch unser Leben behüten. Wer keinen Freund besitzt oder besessen hat, dem fehlt
das Letzte zur Vollkommenheit. Wahre Freunde geben sich die passendsten Gegengewichte;
sie befreien sich von Einseitigkeiten aller Art und kreisen wie ein Doppelgestirn um ein
gemeinsames Zentrum."

Von der Familie hängt die natürliche Kraft des sozialen Lebens ab. Sie
leitet wesentlich die erste Erziehung der Jugend und formt in wichtiger Weise am


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Führerarbeit verrichten. Im Gegensatz zu den Pessimisten geht Kindermann mit
einem alle Widerstände überwindenden Optimismus ans Werk:

„Werden wir uns der Größe und Schönheit unserer Zeit so recht bewußt,
um dadurch zu energischem Schaffen angespornt zu werden." „Ist auch niemals
ein unbedingtes Gleichgewicht und Glück zu gewinnen, keine Zeit hat der Reife
sich so genähert, 'wie die unsrige, und läßt uns so hoffnungsvoll, wie diese, in
die Zukunft blicken."

Anders als die Demagogen und Herrenmenschen steht der moderne Führer
als erster unter Gleichen zwischen seinen Volksgenossen. Er ist nicht ausschließlich
aus den oberen Kreisen hervorgegangen. Durchaus nicht. Auch im schlichten
Kleide einer Hausmutter, eines Werkmeisters, eines Oberarbeiters finden wir nicht
selten die Eigenschaften moderner Führer.

Was Kindermann unter einem Führer versteht, was organisatorischer Takt
und moderne gegliederte Gesamtüberzeugung sind und welche Fragen bei der Er¬
ziehung zur leitenden Arbeit hauptsächlich in Betracht kommen, hat der Verfasser
im allgemeinen Teil seines Werkes dargelegt, dessen Lektüre reiche Anregung bietet.
Aber auch im einzelnen giebt es kaum eine Frage des modernen Lebens, die der
Verfasser nicht erwähnte und zu der er nicht Stellung nähme.

Ans der Überfülle wollen wir einige Punkte herausgreifen: WissenschaftlicheZiele.

„Die Hochschulen z. B. dürften sich eine neuzeitliche Organisation geben, die unter
anderem den Privatdozenten mehr aktive Teilnahme am Leben der Hochschule und nach Be¬
währung ihrer Leistungen mehr materielle Sicherstellung gewährt; unwürdige Zustände
herrschen hier teilweise. Man sollte ferner viel weniger Gewicht auf staatliche Orden und
Titel legen. Wir sind für ein enges Zusammenwirken von Wissenschaft und Staat, aber
unter der Idee voller Gleichberechtigung. Unsere höchsten Zierden sind die Liebe und das
Vertrauen unserer Hörer, unseres Volkes, der Kulturwelt. Die Fachschulen sollten ihre
Hörer mit mehr Allgemeinbildung neben der Berufsbildung ausstatten." „Eine einseitige
Fachbildung verführt zu Spezialistentum, Banausentum, Egoistentum."

Von besonderem Interesse ist, was der Verfasser als Nationvlökonom an
einer Landwirtschaftlichen Hochschule über die Landwirtschaft sagt:

„Wegen der Preisnot und Leutenot und der geringeren Fähigkeit zur Selbsthilfe hat
die Landwirtschaft — in maßvollen Grenzen — etwas erhöhten Anspruch auf Schutz; in
einer ausreifenden Zeit mit gewaltigem Ansteigen von Industrie und Handel, wie die
unsrige, ist sie am meisten in Gefahr der Rückbildung. Ein Volk, das nur noch Trümmer
von ihr besitzt, ist unweigerlich zum Untergang verurteilt, wie ein Mensch, der seine
natürliche Grundlage untergräbt. Durch den Bund der Landwirte sind zweifellos die
Interessen des Großgrundbesitzers übertrieben durchgesetzt — das hat die Neichsfinanzreform
von 1S09 bewiesen — und deshalb ist mit Recht der Hansabund gegründet worden.
Bewahren wir uns aber vor der Unterschätzung der Landwirtschaft; wie eine Religion,
so läßt eine Landwirtschaft in einer hohen Kulturzeit nicht neu sich erzeugen. Ein jeder
Bauer auf eigner Scholle ist ein gewaltiger Wertfaktor; was gäbe England heute um einige
Millionen davon!"

Zum Schluß seines Werkes würdigt Kindermann das Wirken des Führers
im Beruf, in der Familie und im geselligen Kreise. Wirkliche Freunde kann man
als Führer nur sehr wenige haben. In der Jugend erwirbt man als werdender
Führer noch leicht Freunde.

„Wir wollen uns also in der Jugend einen so köstlichen Schatz zu sichern suchen und
ihn treu durch unser Leben behüten. Wer keinen Freund besitzt oder besessen hat, dem fehlt
das Letzte zur Vollkommenheit. Wahre Freunde geben sich die passendsten Gegengewichte;
sie befreien sich von Einseitigkeiten aller Art und kreisen wie ein Doppelgestirn um ein
gemeinsames Zentrum."

Von der Familie hängt die natürliche Kraft des sozialen Lebens ab. Sie
leitet wesentlich die erste Erziehung der Jugend und formt in wichtiger Weise am


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0054" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/315051"/>
            <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_138" prev="#ID_137"> Führerarbeit verrichten. Im Gegensatz zu den Pessimisten geht Kindermann mit<lb/>
einem alle Widerstände überwindenden Optimismus ans Werk:</p><lb/>
            <p xml:id="ID_139"> &#x201E;Werden wir uns der Größe und Schönheit unserer Zeit so recht bewußt,<lb/>
um dadurch zu energischem Schaffen angespornt zu werden." &#x201E;Ist auch niemals<lb/>
ein unbedingtes Gleichgewicht und Glück zu gewinnen, keine Zeit hat der Reife<lb/>
sich so genähert, 'wie die unsrige, und läßt uns so hoffnungsvoll, wie diese, in<lb/>
die Zukunft blicken."</p><lb/>
            <p xml:id="ID_140"> Anders als die Demagogen und Herrenmenschen steht der moderne Führer<lb/>
als erster unter Gleichen zwischen seinen Volksgenossen. Er ist nicht ausschließlich<lb/>
aus den oberen Kreisen hervorgegangen. Durchaus nicht. Auch im schlichten<lb/>
Kleide einer Hausmutter, eines Werkmeisters, eines Oberarbeiters finden wir nicht<lb/>
selten die Eigenschaften moderner Führer.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_141"> Was Kindermann unter einem Führer versteht, was organisatorischer Takt<lb/>
und moderne gegliederte Gesamtüberzeugung sind und welche Fragen bei der Er¬<lb/>
ziehung zur leitenden Arbeit hauptsächlich in Betracht kommen, hat der Verfasser<lb/>
im allgemeinen Teil seines Werkes dargelegt, dessen Lektüre reiche Anregung bietet.<lb/>
Aber auch im einzelnen giebt es kaum eine Frage des modernen Lebens, die der<lb/>
Verfasser nicht erwähnte und zu der er nicht Stellung nähme.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_142"> Ans der Überfülle wollen wir einige Punkte herausgreifen: WissenschaftlicheZiele.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_143"> &#x201E;Die Hochschulen z. B. dürften sich eine neuzeitliche Organisation geben, die unter<lb/>
anderem den Privatdozenten mehr aktive Teilnahme am Leben der Hochschule und nach Be¬<lb/>
währung ihrer Leistungen mehr materielle Sicherstellung gewährt; unwürdige Zustände<lb/>
herrschen hier teilweise. Man sollte ferner viel weniger Gewicht auf staatliche Orden und<lb/>
Titel legen. Wir sind für ein enges Zusammenwirken von Wissenschaft und Staat, aber<lb/>
unter der Idee voller Gleichberechtigung. Unsere höchsten Zierden sind die Liebe und das<lb/>
Vertrauen unserer Hörer, unseres Volkes, der Kulturwelt. Die Fachschulen sollten ihre<lb/>
Hörer mit mehr Allgemeinbildung neben der Berufsbildung ausstatten." &#x201E;Eine einseitige<lb/>
Fachbildung verführt zu Spezialistentum, Banausentum, Egoistentum."</p><lb/>
            <p xml:id="ID_144"> Von besonderem Interesse ist, was der Verfasser als Nationvlökonom an<lb/>
einer Landwirtschaftlichen Hochschule über die Landwirtschaft sagt:</p><lb/>
            <p xml:id="ID_145"> &#x201E;Wegen der Preisnot und Leutenot und der geringeren Fähigkeit zur Selbsthilfe hat<lb/>
die Landwirtschaft &#x2014; in maßvollen Grenzen &#x2014; etwas erhöhten Anspruch auf Schutz; in<lb/>
einer ausreifenden Zeit mit gewaltigem Ansteigen von Industrie und Handel, wie die<lb/>
unsrige, ist sie am meisten in Gefahr der Rückbildung. Ein Volk, das nur noch Trümmer<lb/>
von ihr besitzt, ist unweigerlich zum Untergang verurteilt, wie ein Mensch, der seine<lb/>
natürliche Grundlage untergräbt. Durch den Bund der Landwirte sind zweifellos die<lb/>
Interessen des Großgrundbesitzers übertrieben durchgesetzt &#x2014; das hat die Neichsfinanzreform<lb/>
von 1S09 bewiesen &#x2014; und deshalb ist mit Recht der Hansabund gegründet worden.<lb/>
Bewahren wir uns aber vor der Unterschätzung der Landwirtschaft; wie eine Religion,<lb/>
so läßt eine Landwirtschaft in einer hohen Kulturzeit nicht neu sich erzeugen. Ein jeder<lb/>
Bauer auf eigner Scholle ist ein gewaltiger Wertfaktor; was gäbe England heute um einige<lb/>
Millionen davon!"</p><lb/>
            <p xml:id="ID_146"> Zum Schluß seines Werkes würdigt Kindermann das Wirken des Führers<lb/>
im Beruf, in der Familie und im geselligen Kreise. Wirkliche Freunde kann man<lb/>
als Führer nur sehr wenige haben. In der Jugend erwirbt man als werdender<lb/>
Führer noch leicht Freunde.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_147"> &#x201E;Wir wollen uns also in der Jugend einen so köstlichen Schatz zu sichern suchen und<lb/>
ihn treu durch unser Leben behüten. Wer keinen Freund besitzt oder besessen hat, dem fehlt<lb/>
das Letzte zur Vollkommenheit. Wahre Freunde geben sich die passendsten Gegengewichte;<lb/>
sie befreien sich von Einseitigkeiten aller Art und kreisen wie ein Doppelgestirn um ein<lb/>
gemeinsames Zentrum."</p><lb/>
            <p xml:id="ID_148" next="#ID_149"> Von der Familie hängt die natürliche Kraft des sozialen Lebens ab. Sie<lb/>
leitet wesentlich die erste Erziehung der Jugend und formt in wichtiger Weise am</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0054] Maßgebliches und Unmaßgebliches Führerarbeit verrichten. Im Gegensatz zu den Pessimisten geht Kindermann mit einem alle Widerstände überwindenden Optimismus ans Werk: „Werden wir uns der Größe und Schönheit unserer Zeit so recht bewußt, um dadurch zu energischem Schaffen angespornt zu werden." „Ist auch niemals ein unbedingtes Gleichgewicht und Glück zu gewinnen, keine Zeit hat der Reife sich so genähert, 'wie die unsrige, und läßt uns so hoffnungsvoll, wie diese, in die Zukunft blicken." Anders als die Demagogen und Herrenmenschen steht der moderne Führer als erster unter Gleichen zwischen seinen Volksgenossen. Er ist nicht ausschließlich aus den oberen Kreisen hervorgegangen. Durchaus nicht. Auch im schlichten Kleide einer Hausmutter, eines Werkmeisters, eines Oberarbeiters finden wir nicht selten die Eigenschaften moderner Führer. Was Kindermann unter einem Führer versteht, was organisatorischer Takt und moderne gegliederte Gesamtüberzeugung sind und welche Fragen bei der Er¬ ziehung zur leitenden Arbeit hauptsächlich in Betracht kommen, hat der Verfasser im allgemeinen Teil seines Werkes dargelegt, dessen Lektüre reiche Anregung bietet. Aber auch im einzelnen giebt es kaum eine Frage des modernen Lebens, die der Verfasser nicht erwähnte und zu der er nicht Stellung nähme. Ans der Überfülle wollen wir einige Punkte herausgreifen: WissenschaftlicheZiele. „Die Hochschulen z. B. dürften sich eine neuzeitliche Organisation geben, die unter anderem den Privatdozenten mehr aktive Teilnahme am Leben der Hochschule und nach Be¬ währung ihrer Leistungen mehr materielle Sicherstellung gewährt; unwürdige Zustände herrschen hier teilweise. Man sollte ferner viel weniger Gewicht auf staatliche Orden und Titel legen. Wir sind für ein enges Zusammenwirken von Wissenschaft und Staat, aber unter der Idee voller Gleichberechtigung. Unsere höchsten Zierden sind die Liebe und das Vertrauen unserer Hörer, unseres Volkes, der Kulturwelt. Die Fachschulen sollten ihre Hörer mit mehr Allgemeinbildung neben der Berufsbildung ausstatten." „Eine einseitige Fachbildung verführt zu Spezialistentum, Banausentum, Egoistentum." Von besonderem Interesse ist, was der Verfasser als Nationvlökonom an einer Landwirtschaftlichen Hochschule über die Landwirtschaft sagt: „Wegen der Preisnot und Leutenot und der geringeren Fähigkeit zur Selbsthilfe hat die Landwirtschaft — in maßvollen Grenzen — etwas erhöhten Anspruch auf Schutz; in einer ausreifenden Zeit mit gewaltigem Ansteigen von Industrie und Handel, wie die unsrige, ist sie am meisten in Gefahr der Rückbildung. Ein Volk, das nur noch Trümmer von ihr besitzt, ist unweigerlich zum Untergang verurteilt, wie ein Mensch, der seine natürliche Grundlage untergräbt. Durch den Bund der Landwirte sind zweifellos die Interessen des Großgrundbesitzers übertrieben durchgesetzt — das hat die Neichsfinanzreform von 1S09 bewiesen — und deshalb ist mit Recht der Hansabund gegründet worden. Bewahren wir uns aber vor der Unterschätzung der Landwirtschaft; wie eine Religion, so läßt eine Landwirtschaft in einer hohen Kulturzeit nicht neu sich erzeugen. Ein jeder Bauer auf eigner Scholle ist ein gewaltiger Wertfaktor; was gäbe England heute um einige Millionen davon!" Zum Schluß seines Werkes würdigt Kindermann das Wirken des Führers im Beruf, in der Familie und im geselligen Kreise. Wirkliche Freunde kann man als Führer nur sehr wenige haben. In der Jugend erwirbt man als werdender Führer noch leicht Freunde. „Wir wollen uns also in der Jugend einen so köstlichen Schatz zu sichern suchen und ihn treu durch unser Leben behüten. Wer keinen Freund besitzt oder besessen hat, dem fehlt das Letzte zur Vollkommenheit. Wahre Freunde geben sich die passendsten Gegengewichte; sie befreien sich von Einseitigkeiten aller Art und kreisen wie ein Doppelgestirn um ein gemeinsames Zentrum." Von der Familie hängt die natürliche Kraft des sozialen Lebens ab. Sie leitet wesentlich die erste Erziehung der Jugend und formt in wichtiger Weise am

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341891_314996
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341891_314996/54
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341891_314996/54>, abgerufen am 24.07.2024.